Willkommen ihr zwei (13)

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Es war ein unglaublich heißer Tag Mitte Juli, als ich mit zwei großen Eisbechern in der Hand zu Harry auf die Terrasse kam. "Genau heute vor einem Monat musste ich dich ins Krankenhaus bringen", sagte er, als ich mich neben ihn setzte. Ich nickte. "Stell dir mal vor, die hätten die Babys auf die Welt holen müssen. Dann wären die beiden jetzt schon einen Monat alt. Ehrlich gesagt bin ich mittlerweile schon neugierig, welches Geschlecht die Babys haben." - "Ich auch ein bisschen, aber die restlichen 6 Wochen halten wir jetzt auch noch aus. Gibt's eigentlich Neuigkeiten?" Stimmt, ich hatte vollkommen vergessen ihm zu erzählen, was die Frauenärztin heute morgen zu mir gesagt hatte. "Ja, die gibt's", antwortete ich. "Sie meinte, dass die Kinder wahrscheinlich eher nach dem errechneten Termin kommen wollen. Eigentlich ist das bei Zwillingen eher ungewöhnlich, aber sie meinte, dass jedes Kind auf dieser Welt ganz individuell ist und das spätere Geburten auch total normal sind. Ich bin ja mal gespannt, ob es August- oder Septemberbabys werden. Hoffentlich kommen sie vor dem 1. September, denn da fahren wir doch nach Holmes Chapel zum Grab meiner Schwester. Richtig krass, dass es schon 10 Jahre her ist. Ich hatte überlegt, ob du zu Hause bleiben würdest und auf die Kinder aufpasst, während ich halt dort hingehe."

Zeitsprung: 1. September

Natürlich kam alles anders als geplant und ich war an Emilias 10. Todestag immer noch schwanger. "Dann komme ich lieber mit, bevor dein Bruder noch mit dir ins Krankenhaus fahren muss"; sagte Harry, als wir morgens zu Hause losfuhren.
Als wir aus dem Auto ausstiegen, hob ich mahnend den Finger und fing an mit meinem riesigen Bauch zu reden: "Ihr habt drei Tage länger ausgehalten als man dachte. Ihr schafft auch noch einen vierten Tag. Hört ihr? Oder nur noch vier Stunden. Bitte."
Unsere gesamte Familie hatte sich vor dem Grabstein versammelt, auf dem die Lebensdaten von meiner allerkleinsten Schwester Emilia Maria Wells standen, die leider nur zwei Wochen auseinander lagen. Alle waren still und sahen auf das kleine Grab. Ich sah, wie Mum selbst nach dieser langen Zeit noch eine Träne über die Wange lief. Noah sah ziemlich emotionslos aus, aber ehrlich gesagt konnte man verstehen, dass er jetzt lieber mit seinen Freunden Fußball spielen würde, als hier rumzustehen. Er war schließlich gerade mal zwei Jahre alt gewesen, als Emilia geboren wurde. Er hatte keine einzige Erinnerung an sie. Während ich darüber nachdachte, wie meine einzelnen Geschwister diese ganze Geschichte in Erinnerung hatten (oder auch nicht), durchzog mich auf einmal ein starker Schmerz, sodass ich mich krümmte und irgendeinen undefinierbares Geräusch von mir gab. Jeder drehte sich zu mir um. "Alles in Ordnung" fragten Harry, Mum und Dad gleichzeitig. Ich nickte. "Alles wieder okay. Ihr könnt weiterbeten." Ich tat aber alles andere als zu beten. Ich bekam ein Kribbeln im Bauch. Es wäre die Nervosität. Ich wusste genau, dass das gerade eine Wehe gewesen war und dass weitere folgen würden. Bereits kurz darauf verspürte ich ein weiteres Mal dieses diesen Schmerz. "Du hast Wehen", stellte meine Mutter fest. "Ich schätze, ihr solltet euch auf den Weg machen." - "Aber Mum", protestierte ich. "Kann das nicht noch etwas warten? Es ist gerade eher unpassend, oder?" - "Babys kennen den Terminplan ihrer Eltern nicht. Und jetzt fahrt lieber, bevor eure Zwillinge auf einem Friedhof geboren werden."

Auch auf dem Weg ins nächste Krankenhaus hatte ich weiterhin Schmerzen, die immer stärker wurden. Harry parkte das Auto irgendwo und trug mich bis in die Notaufnahme, weil ich kaum noch selbständig auf meinen Beinen stehen konnte. Ich bekam generell nur noch wenig von meiner Umwelt mit. Er setzte mich in einen Rollstuhl und brachte mich zusammen mit einer Krankenschwester in den Kreissaal. Jetzt merkte ich, wovor meine Mutter mich schon vor ein paar Monaten aufmerksam gemacht hatte: Ich war zu zierlich für diese Schmerzen. Ich bekam kaum noch irgendwas von meinem Umfeld mit und war komplett auf diese unheimlich starken Schmerzen fokussiert. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war und wie oft ich von gefühlt 1000 Leuten gefragt wurde, wie stark meine Schmerzen waren, als mir irgendwann schwarz vor den Augen wurde.

Als ich wieder aufwachte, spürte ich, dass ich nicht mehr meine ursprünglichen Klamotten trug und dass ich eine Infusion in der Hand hatte. Harry saß neben mir und fing an zu reden, sobald er merkte, dass ich wieder wach war: "Chloe, endlich." - "Was ist passiert", fragte ich noch etwas verschlafen. Ich konnte mich noch an sehr starke Schmerzen erinnern, aber dann brach alles ab. "Du bist ohnmächtig geworden", antwortete er. "Ich bin fast gestorben vor Sorge, als auf einmal von überall diese Piep-Geräusche kamen. Die haben mich sofort rausgeschickt und dich in den OP gebracht. Chloe, wir sind Eltern." Er strahlte über sein ganzes Gesicht und ich fing erstmal an zu realisieren, was in den letzten Stunden passiert war. In diesem Moment ging die Tür auf und eine Krankenschwester schob zwei kleine Babybetten herein. Ich war total aufgeregt, weil ich gleich zum ersten Mal meine Kinder sehen würde. "Möchten Sie das Geschlecht selber nachsehen, oder soll ich es Ihnen verraten", fragte sie freundlich und wir wählten die zweite Möglichkeit. "Also, ich gratuliere Ihnen zu einem Jungen und einem Mädchen. Beide..." Sie sprach ihren Satz nicht bis zum Ende, denn Harry sprang auf und lief zu Fenster. Von meinem Bett aus konnte ich sehen, dass ungefähr eine Etage tiefer sehr viele Reporter standen, die wahrscheinlich alle nur auf Harry warteten. "Ich bin Vater eines Sohnes und einer Tochter", brüllte Harry aus dem Fenster, nachdem er es geöffnet hatte und unten ging das Gejubel und das Blitzlichtgewitter los. Harry schloss das Fenster und kam zurück zu uns. "Also ich arbeite ja schon einige Jahre auf dieser Station, aber sowas habe ich noch nie erlebt", sagte die Krankenschwester lächelnd. "War auch eher eine spontane Aktion", gab Harry zurück. "Also", fuhr die Schwester fort. "Beide Kinder sind kerngesund. Außerdem ist Ihr Sohn zwei Minuten älter als Ihre Tochter. Könnten Sie mir vielleicht die Namen verraten, damit ich die auf die Geburtsurkunde schreiben kann?" - "James Alexander Styles und Marie Charlotte Styles", antwortete Harry stolz. "Dürfen wir die Kinder mal halten", fragte ich, die Krankenschwester nickte und gab mir meine Tochter, während Harry unseren Sohn auf den Arm nahm. Dieses Gefühl, dass mich durchströmte, als ich zum ersten Mal mein Kind berührte, war unbeschreiblich. Ich spürte Tränen in meine Augen fließen, aber es waren Freudentränen. "Harry, schreib Simon, er soll das Lied veröffentlichen", sagte ich, denn ich wusste ganz genau, dass er es sonst vergessen hätte. "Noch eine Sache", meldete sich die Krankenschwester nochmal zu Wort. "Seit ein paar Stunden, sitzen draußen ein paar Leute, ich glaube, es sind Ihre Eltern. Darf ich sie reinlassen?" - "Natürlich", antwortete Harry.
Kurz darauf standen meine Eltern und Harrys Mutter im Zimmer. Nachdem meine Mutter Harry den kleinen James abgenommen und ihn dann an Dad weitergeleitet hatte, kam sie zu mir und sagte: "Chloe, du siehst schlecht aus. Geht es dir gut? Wir haben stundenlang draußen gesessen, aber keiner wollte uns etwas sagen. Die meinten alle nur "Ärztliche Schweigepflicht" und so. Wir haben uns unglaubliche Sorgen gemacht. Was ist denn passiert?" - "Ich weiß es nicht so genau", antwortete ich. "Frag mal Harry, der war wach." Harry erzählte die ganze Geschichte nochmal, während ich Marie an Anne weitergab, die ihre erste Enkelin ganz verträumt beobachtete.

Kennt ihr das, wenn die Musik in einem Film erst ganz ruhig und hell ist und dann auf einmal ganz düster und tief wird, weil irgendwas böses auftaucht? Genauso war das an diesem Tag bei uns. Harry hatte sein eigenes Bett bekommen und durfte deshalb mit den Babys und mir in einem Zimmer schlafen. Zuerst war alles okay, aber dann so ungefähr gegen Mitternacht fing Marie an zu schreien. James wachte davon auf und brüllte ebenfalls. Harry und ich waren auch sofort auf den Beinen und jeder nahm ein Kind hoch. Okay, Harry stand auf, denn mit war es wegen der OP strengstens untersagt worden. "Können die nicht normales Englisch sprechen", beschwerte Harry sich scherzhaft. "Ich verstehe nicht was die haben wollen." - "Sie hat wahrscheinlich Hunger. Und James will mit Sicherheit seinen Schnuller zurück." Gut dass ich so viele kleine Geschwister hatte und somit bereits ein paar Erfahrung sammeln konnte.

Pregnant with Harry Styles' Baby  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt