Klavier (8)

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Als ich das nächste Mal zur Frauenärztin ging, erklärte sie mir, dass das Gehör meiner Kinder jetzt vollständig ausgereift sei. Außerdem meinte sie, dass es, wenn wir Pech haben, jeden Tag losgehen könnte, aber dann wären die Kinder zu früh geboren und das wollte ich auf jeden Fall vermeiden, ich hatte sowas nämlich selbst schonmal miterleben müssen.

Der Juni fing an und somit auch der Sommer. "Seit einem halben Jahr warten wir jetzt schon auf die Kinder", sagte Harry eines morgen beim Frühstück. Ich sah mittlerweile aus wie eine Frau die mit einem Kind im 9. Monat schwanger war und nicht wie jemand, der eigentlich noch mindestens zwei Monate vor sich hatte. "Schon krass", antwortete ich. "Bist du eigentlich neugierig wegen dem Geschlecht?" - "Mir ist es egal. Hauptsache gesund." - "Finde ich auch. Aber weißt du, was mir heute Nacht eingefallen ist? Wir müssen uns langsam mal Gedanken über die Hochzeit machen. Schließlich müssen wir auch rechtzeitig die Einladungen verschicken."

Zuerst machten wir eine Liste, wen wir alles einladen wollten:

-meine Eltern und Geschwister
-Harrys Eltern und Schwester
-andere Verwandte, wie zum Beispiel Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins
-die Jungs von One Direction
-ihre Familien, weil es auch so gut wie Harrys Familien waren
-Mona (und andere Freunde)
-Simon Cowell

"Harry?" - "Ja?" - "Ich würde gerne noch jemanden einladen." - "Wen denn? Auf eine Person wird es wohl nicht ankommen." - "Zayn." - "Zayn?" - "Zayn Malik, jetzt sag mir nicht, dass du vergessen hast wie er heißt." - "Joah." - "Ich weiß, dass du nicht sonderlich begeistert bist, aber er war schließlich bei euch in der Band. Fünf Jahre wart ihr super gut befreundet und habt zusammen gesungen, seid berühmt geworden, ihr wart of Touren und so weiter. Außerdem habe ich mich auch immer gut mit ihm verstanden und ich heirate schließlich auch. Ich fände..." - "Chloe, es ist okay. Wir können Zayn gerne einladen. Ich habe nichts dagegen."

Zwei Stunden später hatten wir auch beim einer Location in Holmes Chapel angerufen und jemanden vom Standesamt gebucht. Wir wollten von Anfang an dort heiraten, weil wir beide dort herkamen und es für uns beide unser zu Hause, obwohl meine Eltern und Geschwister seit einem Jahr nicht mehr dort lebten.

Abends konnte ich mal wieder ziemlich schlecht schlafen, während Harry schon längst durch den ganzen Raum schnarchte. Ich hatte keine Lust mich die ganze Zeit hin und her zu wälzen, deshalb stand ich auf und ging ins Arbeitszimmer, in dem wir uns nie wirklich aufhielten, sondern es eigentlich nur für solche Sachen, wie zum Beispiel Steuererklärungen, nutzten. Ich setzte mich an den Schreibtisch und zog ein Blatt aus der Schublade. Eigentlich wollte ich den Text für die Einladungskarten verfassen, aber ich hatte schon den ganzen Abend so eine Musik im Kopf, die ich nicht mehr los wurde. Mit einem Lineal malte ich mir Notenlinien auf das Blatt und begann die verschiedenen Töne einzuzeichnen. Ich spielte seit ich sechs Jahre alt war Klavier, also kannte ich mich mit den Noten gut aus. Leider hatten Harry und ich uns bis jetzt keins gekauft. Warum eigentlich? Schließlich hatten wir ziemlich viel Geld und Platz.

Gleich am nächsten Morgen sprach ich Harry auf mein Vorhaben an: "Harry, ich habe mir etwas überlegt. Wir gehen gleich in die Stadt und kaufen ein Klavier." - "Können wir machen, aber wieso kommst du jetzt darauf." - "Heute Nacht hast du geschnarcht und ich konnte nicht schlafen. Dann bin ich aufgestanden und wollte eigentlich die Texte für die Einladungen schreiben, aber mir ging so eine Melodie nicht mehr aus dem Kopf. Ich hab dann die Noten dazu aufgeschrieben und ich glaube, dass es sich richtig gut anhört. Dann wäre es natürlich einfacher, wenn wir ein Klavier hätten und ich daran spielen könnte. Außerdem können die Kinder es auch lernen. Ein Instrument zu spielen soll angeblich schlau machen."

Eine Woche später wurde es doch tatsächlich geliefert. Ich war in den Musikladen reingestürmt in und hatte mir das allerschönste ausgesucht. "Du hast dich gefreut wie ein kleines Kind, das man in ein riesiges Spielparadies bringt", war Harrys Kommentar zu meinem Verhalten gewesen.
Das Klavier war edel und weiß mit ein paar goldenen Ausschmückungen. Es passte insgesamt wunderbar zu unserer Einrichtung, die generell sehr hell war. Sobald es aufgebaut worden war, kramte ich den Zettel von letztens raus und spielte Harry die Melodie vor. Er war begeistert davon und schlug etwas vor, womit ich nicht gerechnet hätte: "Lass uns dazu einen Text schreiben, es gemeinsam aufnehmen und an dem Tag veröffentlichen, an dem die Kinder geboren werden." Ich war begeistert von seiner Idee. "Wir können in dem Text vielleicht unsere Gefühle verarbeiten", schlug ich vor und er stimmte mir zu. "Aber glaubst du, dass ich wirklich so gut singen kann, dass man es veröffentlichen sollte", zweifelte ich ein wenig. "Du kannst wunderbar singen", versuchte er mich zu überzeugen. "Und selbst wenn dir mal ein kleiner Fehler passiert. Bei der Aufnahme wird es rausgeschnitten und du singst die Stelle nochmal. Und falls wir es irgendwann mal live singen, ist es nicht schlimm, wenn du den einen oder anderen Ton nicht triffst. Das ist mir auch schon mehrmals passiert und ich habe trotzdem unendlich viele Fans." Die Sache war nun also beschlossen.

Da ich mich sowieso nicht mehr wirklich gut bewegen konnte, klemmte ich mich die meiste Zeit des Tages hinter das neue Klavier. Immer wieder probierte ich neue Melodien aus und schrieb sie auf. Ich störte niemanden damit, denn Harry war für eine Woche nach Los Angeles geflogen. Die vier Jungs wollten sich dort mit dem Management treffen und über das neue Album für 2017 sprechen. Harry wollte ihnen dann auch unsere Idee mit dem Song erklären.

"Hi", begrüßte ich meine Mutter, als ich auf unserem Telefon den Schriftzug "zu Hause - Chloe" sah. "Was gibt's?" - "Guten Morgen, Chloe. Ich wollte mal fragen, wie es dir geht, so alleine ohne Harry." - "Ganz gut, es ist nur etwas schwerer die Hausarbeit zu erledigen." - "Ich hab Daniel schon befohlen dich abzuholen, sobald irgendwas los ist." - "Mum, alles okay. Mir geht es super. Hab ich dir eigentlich schon das neueste erzählt?" - "Harry ist in LA, ihr habt schon Namen ausgesucht, du weißt nicht, was du deinem Bruder zum Geburtstag schenken sollst..." - "Nein, Mum. Das allerneueste." - "Du bist kugelrund?" - "Das auch, aber das allerallerneuste." - "Erzähl." - "Harry hat mir ein Klavier gekauft." - "Hey, herzlichen Glückwunsch. Dann kannst du ja wieder den ganzen Tag darauf klimpern und deine eigenen Melodien schreiben."
Ich telefoniere noch eine Weile mit meiner Mutter und spielte währenddessen mit dem Verlobungsring an meinem Finger. "Glaubst du nicht, dass du etwas jung bist, um Mutter zu werden", fragte sie mich irgendwann. "Mum, ich werde dieses Jahr noch 22. Amy war nicht viel älter und du auch nicht." - "Aber du bist doch so zierlich und dünn." - "Mum, ich sehe aus, als hätte ich einen Wasserball gegessen." - "Ja jetzt, aber sonst nicht. Ich mache mir Sorgen, dass du zwei Geburten direkt hintereinander nicht schaffst. Du warst doch schon immer so zierlich."
Manchmal machte sie sich viel zu viele Sorgen um mich und andere Leute. Aber ehrlich gesagt, hatte ich mir darüber auch schon Gedanken gemacht. Ich war wirklich ziemlich klein und zierlich. Aber irgendwie würde ich das schon schaffen. Außerdem war mein Beruf Kindergärtnerin, also kannte ich mich mit Kindern doch aus...

Pregnant with Harry Styles' Baby  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt