Die Zwerge starrten mich geschockt an und das beruhte auf Gegenseitigkeit. Thorin zog sein Schwert und hielt es mir an die Kehle. "Was bist du?", knurrte er wütend. "Erstens: nimm dein Schwert runter oder ich werde es selber herunternehmen", fauche ich. "Zweitens: schon mal was von Privatsphäre gehört?" Thorin sah mich uneingeschüchtert an und so zog ich notgedrungen meine beiden Kampfmesser und schlug ihm, dank seiner Unaufmerksamkeit, sein Schwert aus der Hand. Es landete klirrend auf dem Boden, doch bevor Thorin reagieren konnte, stand ich schon hinter ihm und hielt ihm die Messer an die Kehle. Der Zwergenkönig konnte seine Überraschung nicht verstecken und sah mich leicht beeindruckt an. "Legt euch nicht mit Nauralass an!", hörte ich hinter mir eine vertraute Stimme. Ich drehte mich um und sah Gandalf, der neben Beorn stand und uns belustigt ansah. Thorin warf mir einen vernichtenden Blick zu, den ich sofort erwiderte. "Was ist mit der da?", knurrte Thorin wieder. "Sie... hat nunmal eine Gabe", sagte Gandalf. "Das tut jetzt aber nichts zur Sache, wir essen jetzt erstmal." Die Zwerge gingen nun hinter Gandalf her ins Haus, jedoch nicht, ohne mir argwöhnische Blicke zuzuwerfen. Wenn Gandalf nicht gekommen wäre, hätten sie mich bestimmt schon hundertmal angegriffen.
"Also... du bist der, den sie Eichenschild nennen", sagte Beorn während er den Zwergen Bier aus einem riesigen Krug eingoss, "Sag mir, warum macht Azog der Schänder Jagd auf dich?"-"Du weißt von Azog?", stellte Thorin sofort abwehrend die Gegenfrage. "Woher?" Ist ja nicht so, dass ganz Mittelerde weiß, dass Azog deinen Kopf will, hmm?, dachte ich nur. Beorn antwortete jedoch trotzdem, mit ein wenig trauriger Stimme: "Mein Volk war das erste, das in den Bergen lebte, bevor die Orks aus dem Norden kamen. Der Schänder hat fast meine gesamte Familie umgebracht. Doch einige hielt er sich als Sklaven, nicht zum Arbeiten, zum Zeitvertreib. Hautwechsler einzusperren und sie zu foltern schien ihn zu belustigen." Mein Blick fiel zum ersten Mal auf Beorns Handschellen aus massivem Stahl. "Gibt es noch mehr wie dich?", fragte Bilbo. "Einst gab es viele", sagte Beorn."Und jetzt?", fragte Bilbo wieder. "Jetzt gibt es nur noch einen." Er seufzte kurz und kaum hörbar, dann sagte er: "Ihr müsst den Berg vor den letzten Herbsttagen erreichen."-"Ehe der Durinstag zu Ende geht, ja", antwortete Gandalf ernst. "Ihr habt nicht mehr viel Zeit.", meinte Beorn. "Darum müssen wir durch den Düsterwald.", erwiderte Gandalf. Mein Kopf, der die ganze Zeit unbeteiligt auf der Tischplatte geruht hatte, schoss in die Höhe. "Was?!", rief ich mit schriller Stimme. "Ich gehe nicht in den Düsterwald, niemals!" Gandalf seufzte nur murmelte mir nur ein "es wird schon nichts passieren" und wandte sich wieder Beorn zu. "Eine Dunkelheit liegt über diesem Wald", sagte dieser. "Grausame Wesen kriechen im Dickicht umher. Nur in größter Not würde ich mich dort hineinwagen."-"Wir werden den Elbenweg nehmen, der ist noch sicher", entgegnete Gandalf. "Sicher? Die Waldelben des Düsterwaldes sind anders", stellte Beorn Gandalfs Aussage in Frage. "Sie sind weniger klug, dafür gefährlicher. Aber was macht das schon?"_"Wie meinst du das?" Anscheinend hatte Thorin vor, sich auch mal in dieses Gespräch zu integrieren. "In dieser Gegend wimmelt es von Orks. Es werden stetig mehr und ihr seid zu Fuß unterwegs. Ihr erreicht diesen Wald niemals lebend." Dann stand Beorn auf. "Ich mag keine Zwerge. Sie sind gierig und blind, blind für das Leben derer, die sie für geringer halten als sich selbst", sagte er. Tja meine Rede. Dann nahm vorsichtig eine weiße Maus auf die Hand. "Doch Orks hasse ich mehr" ergänzte er dann mit einem Lächeln. "Was braucht ihr?"
So sehen wir uns wieder, dachte ich und strich sanft über Aduial's Nüstern. Er schnaubte nur und zeigte mit seinem Kopf auf die Zwerge, die entweder schon auf den Ponys saßen und auf mich und Gandalf warteten oder gerade aufstiegen. Ich seufzte nur und sprang auf Aduial's Rücken. Als die Zwerge mich ohne Sattel und Trense auf dem Hengst sitzen sahen, fingen sie an zu lachen. "Kannt du überhaupt richtig reiten?", rief Dwalin spöttisch. "Immerhin bist du eine Frau!" Sofort spannte ich mich an und Aduial legte agressiv die Ohren an, da er alles, was der Zwerg gesagt hat, meiner Körperspannung entnahm. Doch ich lächelte nur zuckersüß, klimperte Dwalin mit meinen langen Wimpern an und fragte nur: "Wettrennen gefällig?" In dem Moment kam Gandalf hinzu, der sein Gespräch mit Beorn anscheinend beendet hatte. Er sah mich strafend an und sagte nur: "Wir müssen weiter." Also ritten wir los und ich landete irgendwie zwischen den Zwergenprinzen, die dann auch noch ein Gespräch anfangen wollten. "Wie hast du eigentlich dein Pferd bekommen und wie hat Gandalf dich genau aufgenommen?", fragte Fili. "Ich fand sie in einer Wiege aus reinem Gold im Wald", sagte Gandalf, der wie aus dem Nichts neben uns auftauchte. "Sie war vielleicht ein paar Tage alt. Ein Hegstfohlen, genauso alt wie sie, lag neben der Wiege. In einem Korb lagen die Waffen, die sie heute noch hat. Ich nahm sie auf und- ja", erzählte Gandalf. "Und wann hat das mit den Verwandlungen angefangen?", fragte Kili neugierig. "Nauralass war noch ziemlich, als es begann, doch sie hatte es fast sofort unter Kontrolle. Aber während sie schlief, hat sie sich manchmal in die Tiere in ihren Träumen verwandelt", sagte Gandalf belustigt und zwinkerte mir zu. "Ich weiß noch ganz genau, als du eines Nachts von Drachen geträumt hast. Danach lag das ganze Haus in Trümmern." Ich musste grinsen, da ich mich noch genau an die Nacht erinnerte: ein unbedeutender, sinnloser Traum und... ein Haufen, teilweise brennender, Trümmer auf dem Boden. Gandalf hat das Haus wieder aufgebaut und ich hatte keine für das Haus gefährlichen Träume mehr. "So, ihr drei, ich muss wieder an die Spitze", sagte der Istar und ritt schneller. Ich unterhielt mich weiter mit Fili und Kili, die mir erzählten, wie sie in ihrer Kindheit Thorin in den Wahnsinn getrieben haben. Wir haben sehr viel gelacht und als wir am Düsterwald ankamen, waren wir ziemlich gute Freunde. Die Sonne neigte sich gerade ihrem Untergang (wie das klingt^^) zu und die Zwerge stiegen von den Ponys, sattelten diese ab, Gandalf ging gerade ein Stück in den Wald hinein und Kili und Fili fragten mich darüber aus, wieso ich so heftig reagiert habe, als Gandalf den Weg durch den Düsterwald verkündet hat. "Sagen wir mal so: dort gibt es Spinnen, es ist dunkel und stickig und die Elben sind nicht gerade freundlich", erklärte ich abwesend, während ich mit einem Ohr zuhörte, wie Gandalf seine Anweisungen gab und mit dem anderen lauschte ich Fili und Kili, die jetzt darüber stritten, ob Thorin psychische Probleme hatte. Die beiden waren echt kindisch! Plötzlich kam Gandalf auf mich zu. "Ich werde zu den Felshöhlen von Rhudaur gehen", sagte er kurz angebunden. "Was?", frage ich alarmiert. Die Zwerge würden mich umbringen! Ich hatte keine Angst vor ihnen, ich konnte mich verteidigen. Dreizehn schwer bewaffnete Zwerge gegen mich, na toll. Wenigstens die Kraft der Elemente wollte ich für mich behalten. Gandalf lächelte nur und beugte sich zu mir herunter. "Manchmal ist es ziemlich nützlich, ein Zauberer zu sein", flüsterte er mir ins Ohr. Ich sehe ihn nur überrascht an, dann lasse ich meinen Blick zu den Zwergen schweifen. Sie kümmern sich um ihre eigenen Sachen und werfen mir keine verachtenden Blicke zu, wie sie das auf dem Hinweg getan haben. "Hannon le", flüsterte ich nur und winkte ihm grinsend hinterher, als er auf sein Pferd aufstieg und davonritt. Ich strich noch ein Mal über Aduial's Hals murmelte ein "geh, mellon nîn" und ging hinter den Zwergen her in den Wald. Ein letztes Mal drehte ich mich um und sah den weißen Hengst, der unruhig am Waldrand auf und ab trabte, dann lief ich in den dunklen Wald.
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Hey Leute,
sorry für dieses wirklich verspätete Kapitel (im wahrsten Sinne des Wortes). Es ist jetzt zwei Uhr und ich entschuldige mich für Rechtschreib- und Grammatikfehler, da mein Hirn gerade nicht richtig funktioniert, aber das tut es ja eigentlich nie ;)
Eure Aduial
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Der Hobbit - Reise zum Erebor
FanfictionSie wurde im Wald gefunden. Allein. In einer goldenen Wiege. Sie besaß eine große Macht, doch dann wird sie nach Imladris geschickt. Allein. Nauralass wurde als Säugling von Gandalf dem Grauen im Wald gefunden...