Kapitel 2

641 40 4
                                    

Etwas Nasses und Raues fuhr  immer wieder über mein Gesicht. Als ich realisierte, dass dieses merkwürdige  Etwas die Zunge meines Wolfswelpen Alagos (Sturm) war, richtete ich  mich quietschend auf. "Ihhh, Alagos, lass das!" Ein Blick aus dem  Fenster sagte mir, dass die Sonne bald aufgehen würde. Gähnend schlurfte  ich ins Badezimmer und ließ heißes Wasser in die Wanne ein. Zwischendurch fütterte ich  Alagos, der leider noch nicht zum Vegetarier geworden ist, obwohl ich  ihn mit allen Mitteln dazu erzogen hatte. Danach stieg ich ins angenehm  warme Wasser und wusch mich ordentlich, da dies wahrscheinlich die  letzte Badegelegenheit war, die ich in den nächsten Monaten kriegen  werde, da Zwerge ja immer total dreckig waren. Nachdem ich mir auch die  Haare gründlich gewaschen hatte, stieg ich aus der Wanne und trocknete  mich ordentlich ab. Dann zog ich eine dunkelgrüne Bluse, ein weiches  Ledermieder und eine enge braune Hose an. Ich schlüpfte in meine engen, dunklen Lederstiefel, schnallte mir die Waffen um, nahm den Rucksack und  verließ das Zimmer mit Alagos, nachdem ich mich vergewissert hatte,  dass das Zimmer die nächste Zeit so bleiben konnte. Mit Alagos dicht auf  den Fersen sprintete ich in den Stall, sattelte Aduial und gab ihm ein  wenig Hafer. Danach trenste ich ihn und führte ihn aus dem Stall.  Plötzlich kamen mir Arwen, Elladan und Elrohir entgegen. "Hey, wolltest  du etwa einfach so abhauen, ohne dich zu verabschieden?", fragte  Elladan empört. "Hey ich hab mich gestern so... halb verabschiedet", gab  ich zu. Dann zog ich die drei in eine Umarmung. "Hier", sagte Arwen nur  und drückte mir einen Ring in die Hand. Er war silbern und eine winzige  Kopie des Abendsterns, den sie immer um den Hals trug. Ich steckte ihn  mir an den Finger; er passte perfekt! Ich lächelte Arwen an. "Danke!",  rief ich stürmisch und schloss sie in eine mörderische Umarmung. Arwen  ächzte nur leicht und ihre Brüder lachten leise. "Also... vergiss uns  nicht da draußen, Flämmchen, bei den ganzen anderen Elben, die du  möglicherweise treffen wirst, klar?", sagte Elladan leise und drückte  mich an ihn. Ich lachte nur und erwiderte die Umarmung. "Ich komme ja  wieder!" Elrohir sah mich ernst an und sagte:"Kannst du uns versprechen, dass du zurückkehrst?"-"Das kann ich nicht, aber  wenn ich nicht zurückkehre, bleibt so wie ihr seid, ja?" Arwen seufzte  nur und ich lächelte leicht.

Am Haupttor wartete schon Gandalf und schien etwas ungeduldig. Aber nur ein bischen. Wirklich nur ganz dezent.  "Guten Morgen", trällerte ich einigermaßen gut gelaunt und wartete  darauf, dass Gandalf seine stämmige Fuchsstute holte, aufstieg und  losritt. Er musterte mich jedoch nur scharf und sagte: "Aduial kannst du  hier lassen." Ich starrte ihn einen Moment an und sagte dann: "Ähm...  Mithrandir, bis zum Erebor sind es etwa 450 Meilen und das sollen wir laufen?!" fragte ich skeptisch. "Wir werden den Gebirgspass nehmen, der ist  noch sicher. Aber die Pferde können wir nicht mitnehmen.", erwiderte  Gandalf. Ich seufzte nur und schnallte Aduial den Sattel vom Rücken und  die Trense vom Kopf. Er sah mich verständnislos an und schien dann zu  verstehen. Lauf vor, Aduial. Du bist nicht umsonst eines der  schnellsten Mearas in ganz Mittelerde. Bleibe an einem guten Ort  ostwärts des Nebelgebirges, sagte ich ihm gedanklich. Seine dunklen Augen blickten tief in meine. Halte Ausschau. Ich werde da sein,  hörte ich seine sanfte Stimme in meinem Kopf. Dann stieg er auf die  Hinterbeine und preschte durch das Haupttor. "Noro lim, Aduial, noro  lim!", rief ich ihm noch kurz hinterher, dann wandte ich mich wieder an  Gandalf. "Geht's los?", fragte ich leicht gelangweilt und nahm Alagos  auf den Arm. "Den Wolf musst du auch hier lassen", sagte Gandalf mit  funkelnden Augen. "Der Wolf hat auch einen Namen!", giftete ich. Gandalf  hob nur abwehrend die Hände. "Dann musst du eben Alagos hier lassen!"  Ich blickte ihn nur genervt an und setzte Alagos auf den Boden. "Geh zu  Arwen, mein Kleiner", sagte ich, strich ihm über den Kopf und ließ ihn  laufen. Dann drehte ich mich zu Gandalf um. "Muss ich noch irgendwas  hier lassen? Zum Beispiel das Brot, weil du Null-Diät machen willst?",  fragte ich ziemlich gereizt. Gandalf lachte nur. "Nein, meinetwegen  können wir gehen." Er drehte mir den Rücken zu und fing an, ohne einen  weiteren Kommentar zügig loszulaufen. Ich lief etwas langsamer hinter  ihm her. Nach ein paar Versuchen, ein Gespräch anzufangen, gab ich  schließlich auf und holte mein Frühstück mit einer winzigen Ecke Lembas  nach. Plötzlich blieb Gandalf stehen, sodass ich direkt in ihn hinein lief.  Ich rollte mit den Augen. Das konnte ja heiter werden!

Der Hobbit - Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt