Kapitel 19

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Bis zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass es das schlimmste überhaupt war, einen Freund oder ein Familienmitglied zu verlieren. Doch dieser Tag belehrte mich eines besseren; es war noch viel schlimmer, wenn man diese Person hätte retten können. Ich hätte Fili retten können. Ich hätte meine Gabe nutzen können, um die Orks zu töten. Das schlechte Gewissen fraß sich durch mein Inneres, es zerstörte meinen Lebenswillen. Wie konnte ich das geschehen lassen? Wie konnte ich das alles hier passieren lassen? Wie angewurzelt stand ich da, als Kili die Treppe hinaufstürmte, um diesen einen Ork zu töten. Den, der ihm seinen Bruder genommen hat. Der Wind spielte mit ein paar Strähnen meiner Haare, die sich aus den Zöpfen gelöst haben. Der Schnee verfing sich in ihnen und mein Blick war starr auf die Leiche des blonden Zwergs gerichtet, der mit leeren Augen in den Himmel starrte. Es fühlte sich so an, als wäre bei seinem Tod ein Schrei in seiner Lunge gewachsen, der jedoch nie ins Freie finden würde. Erst als Thorin Kilis Namen schrie und Azog sich abwandte, kam ich wieder in Bewegung. Ich würde nicht aufgeben. Nicht heute. Entschlossen packte ich den Griff meines Schwertes fester. Das von meiner Haut augewärmte Leder schmiegte sich glatt an meine Hand. Es beruhigte mich, auch wenn nichts mein rasendes Herz beruhigen konnte, als ich hinter Kili die Treppe hinaufspurtete. Die Wut und die Trauer machten mich blind, ich konnte nicht klar denken. Es war meine Schuld. Meine, ganz allein meine. Ein Ork kam auf mich zu, und ich schlug mit dem Schwert nach ihm. Ich verfehlte ihn nur knapp und wich danach hektisch zurück, um seiner Klinge zu entgehen. Völlig unkontrolliert begann ich, auf ihn einzuschlagen, bis sich das dunkle Blut auf den vereisten Boden ergoss und der Ork nur noch ein Haufen blutiger Fetzen Fleisch und Metall war. Ich stand dort oben, außer Atem, und beobachtete die riesigen Fledermäuse, die mit ihren gigantischen Schwingen kreischend über dem Schlachtfeld kreisten. Ich musste inzwischen aussehen wie ein Wahnsinniger, denn meine Haare standen leicht wirr vom Kopf ab, mein Gesicht, meine Kleidung und meine Hände waren blutverschmiert und das Schwert in meiner Hand machte das ganze auch nicht besser.  Ein Nachteil an meinem Menschenanteil. Mit zitternden Händen strich ich mir die von Blut verklebten Haarsträhnen aus der Stirn, nur um nicht zu hyperventilieren. Das Schwert rutschte mir fast aus der Hand, aber ich umgriff es wieder fester und ging weiter. Ich musste Kili finden! Das Blut rauschte in meinem Kopf und ich hörte nur meinen Herzschlag. Ab und zu versuchte ich halbherzig, mich zu verwandeln, aber es klappte nicht, ich konnte die erforderliche Konzentration jetzt einfach nicht aufbringen. Ein Schrei ließ mich aufschauen; hier oben hörte man den Lärm des Schlachtfelds nicht und man musste schon sehr laut sein, um hier gehört zu werden (das klingt irgendwie pervers...). Schnell lief ich zu einer offenen Seite des Turms, auf dem ich mich gerade befand, und wagte einen Blick nach unten. Dort konnte ich den roten Haarschopf Tauriels erspähen, und... Kili. Eine große Hand umklammerte die Kehle des Zwergs und eine zweite hielt die Axt mit spitzem Stahlende, die tief in seiner Brust steckte. Ich habe versagt.

Das Buch neigt sich dem Ende zu^^ ich hoffe, euch gefällt dieses viel zu kurze Kapitel. Wie einige von euch vielleicht schon gesehen haben, habe ich eine neue FF veröffentlicht, diesmal eine über Harry Potter. Es würde mich freuen, wenn ihr mal reinschauen würdet :)
Jojo ;p


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⏰ Letzte Aktualisierung: May 07, 2017 ⏰

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