Kapitel 11

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Durch lautes Geschrei wurde ich geweckt. Was zur Hölle... dachte ich nur. Ich saß immer noch in Turmfalkengestalt auf dem Baum und schaute müde dem Trubel unter mir zu. Die Menschen reichten Körbe mit Decken und Mänteln herum, einige Frauen bargen weinend die Leichen ihrer toten Männer, Söhne oder Brüder. Inmitten der Menge erblickte ich plötzlich Tauriels roten Haarschopf, die mit den beiden Töchtern Bards nach ihrem Vater suchte, und ein komischer, zugegeben nicht sehr gut aussehender Mann, der die ganze Zeit jammerte und alles und jeden verfluchte. Letzen Endes waren da noch die Zwerge, die gerade ein Boot ins Wasser schoben. Tauriel war auch bei ihnen, die Mädchen konnte ich nicht mehr sehen. Kili sah Tauriel tief in die Augen. "Tauriel", sagte Kili und blickte die besagte Elbin hoffnungsvoll an, aber da Fili nicht sehr romantisch war, zerstörte er mit einem mauligen "Kili! Komm jetzt! Wir brechen auf!" den herzergreifenden Moment. Hust. Ich war mal wieder herzergreifend emotional, wahrscheinlich war das Wasser in den Kanälen mit irgendwelchen herzergreifend giftigen Dämpfen versetzt, die ich eingeatmet habe, als ich als Katzenhai herzergreifend durch das Wasser gehetzt bin. Meh. Tauriel blickte kurz zu Boden und sagte mit leicht belegter Stimme:"Das sind Eure Leute. Ihr müsst weiter." Kili sah ziemlich verzweifelt aus und konnte es anscheinend nicht glauben, dass er gerade einen Korb bekommen hatte. "Kommt mit mir!", sagte er, und es hörte sich schon fast flehend an. Tauriel hatte sich schon zum Gehen gewandt und blieb stehen. Sie drehte sich um und sah Kili mit unergründlicher Miene an. "Ich weiß, was ich empfinde, Tauriel, und ich habe keine Angst. Ihr gebt mir das Gefühl, lebendig zu sein." Dies verstärkte seine Bitte noch und ich würde womöglich sogar mitgehen, wenn ich Tauriel wäre und Kili wirklich lieben würde. Doch natürlich konnte es keine romantische Liebesszene mit einem "Ja, ich will!", seiten Tauriels geben, wie in den Büchern, die in Elronds Bilbliothek zu finden sind und die ich immer gehasst habe. "Ich kann nicht", sagte Tauriel und wandte betroffen den Blick ab. Kili jedoch gab sich nicht so schnell befriedigt und nahm sie sanft am Arm und flüsterte etwas und Kili flüsterte etwas zurück und so ging das dann ein paar Sekunden lang, bis ich sah, dass Legolas fast direkt hinter Tauriel stand. Tauriel sagte irgendwas, doch damit konnte ich mich im Moment nicht eingehend beschäftigen, da eine Katze den Baum heraufgeklettert kam und mir ans Leder wollte. Die Katze schlug mit einer mit Krallen bewehrten Pfote nach mir, und ich wurde fast von meinem Ast gefegt. Kreischend suchte ich mit schlagenden Flügeln mein Gleichgewicht und wischte dabei der Katze eine. Die maunzte empört auf und fiel vom Baum. Nachdem ich mich von meinem Ast aus überzeugt hatte, dass es der Katze gut ging, flatterte ich hinter ein paar Felsen, um mich vor den neugierigen Augen der Menschen zu verstecken. Als ich sicher gelandet war, verwandelte ich mich wieder zurück. Ich tappte direkt in eine Pfütze, in die ich jetzt interessiert hineinblickte und mein Spiegelbild betrachtete. Um es kurz zu halten: wenn mich mit einer Skala von eins bis zehn beurteilen würde und zehn in etwa "du siehst aus, als wärst du von Orks angegriffen, gefressen und wieder ausgekotzt worden sein", war ich eine fette zwölf. Meine Haare standen in alle Richtungen vom Kopf ab, meine Kleidung war noch an manchen Stellen zerissen, ich war blass wie ein Gespenst und ich sah, gelinde gesagt aus wie ein Zombie. Fehlt nurnoch, dass ich durchsichtig werde. Seufzend glättete ich meine Haare mit den Fingern, was nicht ansatzweise half und griff auf meinen Rücken, um den Rucksack nach trockener und unbeschädigter Kleidung zu durchsuchen, als mir auffiel, dass ich mein Zeug um Aduials Hals gehängt habe, damit ich nicht so viel zu schleppen hatte. Hoffentlich hatte Aduial auf meine Sachen aufgepasst und sich nicht ausversehen auf sie draufgelegt oder so. Nach einem letzten Versuch, meine Haare zu retten, trat ich hinter dem Felsen hervor und sah nurnoch, wie Tauriel und Legolas sich in den Sattel seines Pferdes schwangen und weggaloppierten. Es versetzte mir einen Stich, als ich sah, wie vertraut Legolas und Tauriel miteinander umgangen. Plötzlich spürte ich warmen Atem in meinem Nacken. Erfreut drehte ich mich um und blickte direkt in Aduials große, weise Augen. Ich griff nach meinem Rucksack und zog mich blitzschnell hinter einem zertrümmerten Holzgestell um, meine kaputten Klamotten ließ ich einfach liegen. Vielleicht fand sie ja jemand. Dann sprang ich auf Aduials Rücken und ohne irgendeine Hilfe preschte er hinter Legolas und Tauriel her. Als sie das Hufgeklapper hörte, drehte Tauriel sich überrascht um und sagte irgendetwas zu Legolas, wahrscheinlich, dass er auf mich warten solle, denn im nächsten Moment drosselte er das Tempo und drehte sich zu mir um. "Nauralass!", rief Legolas überrascht, aber ein wenig unbehaglich. "Du kannst nich mitkommen", sagte Tauriel kurz angebunden. Wenn sie jetzt auf einem eigenen Pferd säße, dann würde sie es jetzt im Imponiertrab davonschweben lassen und ihre Haare arrogant über die Schulter werfen, doch jetzt saß sie dicht hinter Legolas und konnte sich leider nur mit dem Haarschwung begnügen, von dem Legolas auch nicht wirklich begeistert war, da er die gesamte rote Mähne von Tauriel ins Gesicht geschleudert bekam. Er verzog nur sein Gesicht und sagte leise, aber bestimmt: "Es tut mir leid, Nauralass, aber du hast noch nicht genug Erfahrung. Geh jetzt." Das war wie ein Schlag ins Gesicht und ich wollte gerade wütend aufbrausen, als Legolas mir einen eiskalten Blick zuwarf. Boom. Das war wie ein Messer, das mein Herz durchbohrte. Ich wollte aber keine Schwäche zeigen und nickte den beiden Elben vor mir kurz herablassend zu, dann ließ ich Aduial herumwirbeln und wieder Richtung Seestadt stürmen. Als ich am Ufer ankam, an dem die Menschen gerastet haben, war zwar immernoch verwüstet, aber niemand war da, es war schon fast gruselig zu sehen, wie sich die Stofffetzten leicht im Wind bewegten, die Wellen sanft ans Ufer schlugen, die Kieselsteine unter Aduials Hufen knirschten und trotzem niemand außer uns da war. Ich wusste zwar, dass ein Krieg bevorstand, aber trotzdem stieg ich ab und zog einen Laib Brot und ein paar Äpfel aus meinem Rucksack, die ich noch eigepackt hatte, als wir vor Smaug geflohen sind. Einen der Äpfel warf ich Aduial zu, der ihn mit einem zufriedenem Schmatzen zerkaute. Ich selber aß schnell ein wenig Brot und die Äpfel, den Rest packte ich wieder in den Rucksack und versteckte ihn am Waldrand. Nach ein paar Minuten weiteren Suchens nach irgendetwas, das vielleicht noch nützlich sein könnte, fand ich überraschenderweise einen Sattel und eine Trense, die fein säuberlich über einen dicken Holzbalken gehängt wurden. Ich grinste und legte Aduial das Lederzeug an. Ich dankte kurz den Göttern für dieses Geschenk und schwang mich dann in den Sattel. Aduial schnaubte unwillig und schüttelte den Kopf, da ihm das Lederzeug um seinen Körper vermutlich beengent vorkam, doch ich brauchte es, damit ich, im Falle eines Kampfes etwas mehr Halt hatte als auf blankem Pferderücken. Ich drückte ihm sanft meine Fersen ihn die Flanken und er galoppierte unwillig los. Am Anfang hüpfte er noch unwillig, dann setzte seine gleichmäßig sanfte Galoppade ein. Ich musste nach Thal und mich mit diesem Bard unterhalten. Wenn man den Erzählungen glauben durfte, dann wurde Thror mit der Drachenkrankheit infiziert und ich war mir ziemlich sicher, dass Thorin sie auch bekommen würde, wenn er sich auch nur zehn Minuten lang in dem mit Drachengestank besudelten Raum aufhalten würde. Ich musste zugeben, dass ich mir Sorgen um Thorin machte. Diese Krankheit hatte seinen Großvater in den Wahnsinn getrieben, und obwohl Thorin mir nie vertraut hatte und ich für ihn immer nur ein Monster war, hat er mich jedoch nie gezwungen, die Gruppe zu verlassen. Den ganzen Ritt über hing ich diesen Gedanken nach, bis ich mich fragte, ob Gandalf wohl schon bei den Zwergen war, obwohl er mir dann bestimmt eine Nachricht geschickt hätte, aber egal, er war ja, unter uns gesagt, ein alter Mann. Die ganze Zeit hing ich meinen mehr oder weniger sinnlosen Gedanken nach, bis wir am Stadttor von Thal ankamen. Ich war ziemlich schockiert, dass ich die Elbenarmee nicht schon früher wahrgenommen habe, denn klein war sie wirklich nicht. Dann würde ich jetzt nicht nur mit einem möglicherweise größenwahnsinnigen Mensch verhandeln müssen, sondern auch mit dem König des Düsterwaldes.


Hallihallo :)

ja, ich melde mich seit Ewigkeiten mal wieder ;) das ist jetzt nun das elfte Kapitel von "Reise zum Erebor", ich hoffe es hat euch gefallen. Wahrscheinlich werde ich jetzt öfter wieder bei dieser Geschichte aktiv werden, einfach, da ich jetzt wieder richtig viel Motivation habe. Ich kann es gar nicht richtig fassen, dass ich jetzt einfach mal fast eine ganze Trilogie in so wenig Kapitel gequetscht habe. Ich werde die Pausierung jetzt aufheben :) Bitte schreibt mir in die Kommentare, ob ich etwas besser machen kann, also beim Schreiben. Gebt mir Kritik, wir sind hier in einem freien Land ;)

Eure Jojo

Der Hobbit - Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt