Kapitel 13

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In Gedanken über den folgenden Tag versunken stand ich immer noch am Geländer und starrte zu den Toren des Erebors hinüber. Ich fragte mich, wie es wäre, wenn einer meiner Freunde nicht überleben würde. Wenn Fili oder Kili nicht überleben würde. Wenn Gandalf nicht überleben würde. Wenn Tauriel nicht überleben würde. Oder Legolas. Der Gedanke an Legolas versetzte mir einen Stich. Er war irgendwo dort draußen, jagte Orks mit Tauriel und amüsierte sich bestimmt prächtig. Ich kannte dieses Gefühl nicht, welches in mir aufkam wenn ich ihn sah oder auch nur an ihn dachte. Es machte mir sogar ein wenig Angst. Eine ziemlich bekannte Stimme ließ mich aufschrecken. "Ich bin gekommen, um euch das hier zu geben." Wie von der Tarantel gestochen rannte ich zurück ins Zelt und musste mich gegen das Verlangen wehren, den ziemlich verdutzten Bilbo einmal zu knuddeln. Er räusperte sich nur und zog dann die Tücher beiseite, die den Gegenstand verdeckt hatten, den der Halbling auf den Tisch gelegt hatte. Meine Kinnlade fiel herunter; dort, direkt vor mir auf dem Tisch, lag etwas, das mit seiner erstaunlichen Schönheit nur als Arkenstein identifiziert werden konnte. Das Innere glitzerte wie ein gefallener Stern und durch das Licht der Fackeln wurde der Stein in einen warmen, rötlichen Farbton getaucht. Thranduil war aufgestanden und atmete hörbar die vor Spannung angehaltene Luft aus. "Das Herz des Berges", sagte er ungläubig. "Das Königsjuwel..."-"Und königliche Auslöse wert", fügte Bard hinzu. "Wie kommt Ihr in seinen Besitz?"-"Das ist mein Vierzehntel Anteil an dem Schatz sagte er entschlossen. "Warum tut ihr das? Ihr schuldet uns keine Treue." Ich war noch nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen, meine Augen klebten immer noch am Arkenstein. "Ich tue das nicht für Euch", sagte Bilbo und schüttelte den Kopf. "Ich weiß, Zwerge können starrsinnig sein, und dickköpfig und... schwierig. Und misstrauisch und heimlichtuerisch und haben die schlimmsten Manieren, die man sich vorstellen kann." Bei den letzten Worten blickte er kurz in Richtung Gandalf, welcher bestätigend lächelte. "Aber sie sind auch tapfer und gütig und unheimlich treu", sagte er und senkte den Kopf. "Ich habe sie ins Herz geschlossen und möchte sie retten, wenn ich kann. Thorin ist dieser Stein mehr wert als alles andere. Um ihn zurückzubekommen wird er euch sicherlich geben, was er euch schuldet. Es gibt für Krieg also keinen Grund!", beendete er seine kleine Rede mit fester Stimme. Thranduil und Bard wechselten ein paar Blicke und bedeuteten dann Gandalf, Bilbo und mir das Zelt zu verlassen. "Ruht euch heute Nacht aus. Nauralass, du kämpfst morgen ja bestimmt, und Bilbo, du musst aufbrechen. Geh soweit wie möglich fort von hier!" Bibo sah ihn ungläubig an, dann sagte er: "Ich werde nicht gehen! Du hast mich zum vierzehnten Mann gemacht, ich verlasse die Unternehmung jetzt nicht!" Gandalf und Bilbo diskutierten noch ein wenig hin- und her, dann rief Gandalf nach dem hässlichen Mann, der mir schon am Seeufer aufgefallen ist und trug ihm auf, Bilbo ein Bett und eine warme Mahlzeit zu besorgen. Ich wusste, dass ich eigentlich auch etwas schlafen sollte, doch ich folgte Bilbo und dem komischen Typen. In einem kleinen Raum mit einem noch kleineren Bett drückte er dem Hobbit eine Schüssel Suppe in die Hand und verschwand dann. Ich schlüpfte schnell in den Raum, sodass der Typ mich nicht entdeckte und fragte Bilbo leise: "Wie geht es den Zwergen? Sind sie... sind sie alle noch am Leben?" Bilbo hatte gründlich den Inhalt der Suppe gemustert und sah mich nun direkt an. "Es geht ihnen gut, mach dir keine Sorgen, Nauralass. Allerdings... sie haben Kili, Fili, Bofur und Gloin ausgefragt, ob sie dich gesehen hätten."-"Und?", drängte ich. Ich hatte mich neben Bilbos auf das Bett gesetzt, meine Hände ineindander gekrallt und meine Beine miteinander verknotet. "Nichts. Sie haben gesagt, dass du in der Seestadt an ihrer Seite gekämpft hast. Sonst nur, dass du beim Angriff des Drachen verschwunden bist." Mit einem unguten Gefühl im Magen nickte ich und stand auf. "Okay, dann gute Nacht, Bilbo, bis morgen." Ich hörte noch ein leises "Gute Nacht" von Bilbo zurück, dann verließ ich das kleine Zimmer.

Filis PoV.


Nachdenklich starrte ich aus dem Fenster in die strahlenden Sterne. Seit wir aus der Seestadt geflüchtet sind, habe ich nichts mehr von Nauralass gehört. Sie war wie eine Schwester für mich und ich wusste, dass es Kili genauso ging. Seit ich sie nicht mehr gesehen habe, hatte ein Gefühl von Leere mich erfüllt. "Kannst du auch nicht schlafen, Fili?", fragte die raue Stimme meines Bruders und trat neben mich ans Fenster. Ich seufzte nur und schüttelte den Kopf. "Fragst du dich auch, wie es Nauralass geht?", hörte ich mich fragen. Kili sah mich verständisvoll an und sagte dann: "Natürlich, aber das ist Nauralass, sie würde sich niemals von einem Drachen besiegen lassen."-"Aber wo ist sie denn? Hier ist sie nicht, ich traue ihr nicht zu, uns zu verraten und bei den Elben all unsere Geheimnisse auszuplaudern, aber vielleicht ist sie trotzdem dort, vielleicht wird sie gefangen gehalten, vielleicht wurde sie von dem Waldlandkobold getötet!", sprudelte es aus mir heraus. Ich wusste, dass ich überreagierte, doch immerhin war Nauralass nicht da! Kili sah mich verwirrt an, bis ihm anscheinend ein Licht aufging und er fragte: "Sag mal, in welchem Verhältnis stehst du eigentlich zu Nauralass?" Jetzt war ich verwirrt. "Wir sind Freunde", sagte ich, doch ich wunderte mich darüber, wie unsicher meine Stimme war, sodass es eher wie "Wir sind wahrscheinlich Freunde...?" klang. Kilis bohrender Blick versenkte sich in meinen Augen und er fragte: "Bist du sicher? Ihr seid Freunde?" Nachdenklich senkte ich meinen Blick und betrachtete meine Hände, mit denen ich mich auf der Fensterbank abstütze. Ich dachte daran, wie Nauralass mich in Esgaroth umarmt hatte. Automatisch begann ich wieder zu lächeln und ein Kribbeln fuhr durch meinen Körper. "Nein", hauchte ich und erinnerte mich an ihre langen roten Locken, die mir bei der Umarmung die Sicht raubten, an ihre klaren grünen Augen, die mich glücklich anfunkelten, an ihren Duft nach Vanille und Wald und Freiheit. "Ich glaube, ich liebe sie."


Hi und ein verspätetes frohe Weihnachten :D

Habt ihr so etwas erwartet? Findet ihr das Ganze gut beschrieben? Ich habe noch nie so eine Stelle geschrieben und bin unschlüssig, ob sie jetzt gut gelungen ist oder nicht ^^ vielleicht kommt heute Abend noch ein Kapitel ich bin gerade irgendwie total inspiriert. Ich habe heute einfach alle Hobbit-Teile gesehen, gerade gucke ich parallel zum Schreiben nochmal den dritten und... ja xD

Euch allen noch schöne Ferien und einen guten Rutsch, eure Jojo

Der Hobbit - Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt