Kapitel 18

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Es gab in meinem Leben schon oft Momente, in denen ich unglaublich hoffnungslos war. Die meisten davon waren kleine, unwichtige Dinge, die mir zu diesem Zeitpunkt ziemlich wichtig waren. Zum Beispiel, wenn es darum ging, mit Elrohir und Elladan in die Küche Bruchtals einzubrechen und Kuchen zu stehlen. Elrond hatte uns dabei erwischt. Unsere Köpfe waren gesenkt, als wir vor ihm gestanden haben und unsere Mundwinkel mit Schokokrümeln verziert. Oder, als ich mal ausversehen ein Bücherregal in Brand gesetzt habe. Elrond hat mich bei fast jedem Streich erwischt, aber immer hat mich irgendjemand aus solchen Situationen gerettet. Immer hatte sich ein Hoffnungsschimmer hinter dem Ärger wie die Sonne hinter den Wolken gezeigt. Doch noch nie war ich dem Tod so nahe wie jetzt . Die Hoffnung kehrte wieder zurück, knisternd wie Flammen breitete sich die Zuversicht über uns aus. Mit Thorin an der Spitze stürmten die Kurzgewachsenen wieder los, mit erhobenen Speeren und frischem Mut. Wie eine Flutwelle stürmten die Zwerge vor und überrannten alles, was ihnen im Weg stand. Adrenalin schoss durch meinen Körper und auch Aduials Lebensgeister kehrten zurück. Er wollte wieder an die Front, doch ich gab ihm zu Verstehen, dass wir nach Thal mussten. Die Menschen brauchten meine Hilfe dringender als die Zwerge, auch wenn ich jetzt vielleicht mit Fili oder Kili reden konnte. Erst würde ich den Menschen helfen, nach der Schlacht hatten wir alle Zeit der Welt. Falls wir überlebten.

Thal war gespenstig ruhig, als Aduial mit mir das Stadttor passierte. Nur von fern drangen Kampfgeräusche zu uns herüber. Die Straßen waren eng und die Pflastersteine vom ganzen Blut rutschig. In zügigem Trab näherten wir uns dem Ort des Geschehens; überall herrschte Chaos und Zerstörung. Die Menschen waren schon ausgelaugt und müde, viele bluteten aus ihren zahlreichen Wunden. Die Klinge meines Schwertes hieb dem einem Ork den Kopf ab, zertrümmerte dem anderen das Rückgrat und durchbohrte noch einem anderen die Brust. Aduials schneeweißes Fell war bald mit dunkelroten Sprenkeln verziert, die vom Blut unserer Gegner stammten. Vertraute Stimmen ließen mich herumfahren. War das nicht Gandalf? Gandalf, Bilbo und... und Legolas? Plötzlich begann der Sattel, in dem ich saß, zu rutschen. Anscheinend wurde der Gurt von einem Schwert gestreift und dabei halb durchtrennt. Ein wenig Rumgehüpfe zwischen den feindlichen Linien und der Gurt franste immer weiter aus. Aduial selber hatte an seinem Bauch nur einen Kratzer. Ich trieb den Schimmel wieder an, um schnell zu Gandalf und Legolas zu gelangen. Den Sattel ließ ich einfach hinunter rutschen. "Ein zweites Heer ist im Anmarsch! Bolg führt Orks aus Gundabad an. Sie werden schon bald hier eintreffen", vernahm ich Legolas' Stimme durch den Lärm. Ich sog scharf Luft ein. Wenn das stimmte, und ich vertraute Legolas jetzt einfach mal, waren wir echt am Arsch. Das Prickeln, das sich in meiner Magengegend breitmachte, ignorierte ich einfach mal. Anscheinend hab ich heute echt zu wenig gegessen. "Gundabad... das war ihr Plan, von Anfang an.Azog greift uns an und dann stößt Bolg mit seinen Scharen aus dem Norden dazu", sagte Gandalf finster. "Dem Norden?", erwiderte Bilbo nervös. "Wo ist der Norden?"-"Am Rabenberg." Oh Scheiße. Schließlich ließ ich Aduial einfach auf die Vier zugaloppieren, natürlich nicht ohne einen Ork, der uns umbringen wollte. Dieser Ork war eine Sekunde später einen Kopf kürzer und wieder spritzte Blut auf das weiße Fell des Hengstes. "Nauralass?! Wo ist dein Sattel?", donnerte Gandalf, als er mich sah. "Ähm... nicht zuständig." Er grummelte nur, warf mir einen vielsagenden Wir-sprechen-uns-noch-Blick zu, dann wandte er sich wieder Bilbo zu, der jetzt aufgebracht rief: "Aber Thorin ist da oben. Und Fili und Kili, sie sind alle da oben!" Auf diese Worte hin versuchte Tauriel ihre Angst um Kili zu verstecken, aber natürlich bekam es trotzdem jeder mit. Während Bilbo und Gandalf noch darüber stritten, wer zum Rabenberg gehen durfte um Thorin zu warnen, hatte ich mich still davongemacht und war nach etwa zehn Minuten auf der Plattform. Bilbo war schon da, doch ich war mit Aduial gekommen, sodass wir nicht über die steilen Berghänge klettern konnten. Aber wo zu Hölle waren Fili und Kili? Bei dem Halbling waren zurzeit nur Dwalin und Thorin."Nauralass!", rief Bilbo, als er mich sehen konnte. "Solltest du nicht bei Gandalf bleiben?"-"Ähm... Vielleicht?", fragte ich nur, dann fügte ich hinzu: "Hast du ihnen schon die frohe Botschaft übermittelt?" Er nickte nur überfordert, während Dwalin und Thorin mich anstarrten, als wäre ich ein Geist. "Such Fili und Kili. Rufe sie zurück!"-"Thorin, bist du sicher?" Seine Stimme klang unsicher, doch Thorins voller Entschlossenheit, als er hinzufügte: "Tu es. Wir kämpfen an einem anderen Tag." Dann drehten sie sich um und wollten gehen, doch ich blieb stehen und kniff die Augen zusammen. Irgendetwas stimmte nicht. Plötzlich flackerten Lichter im Turm vor uns auf und ich spannte zur Sicherheit meinen Bogen, denn ich dann rasch sinken ließ, als ich dort... Fili erkannte. Er lief gebeugt neben Azog, der ihn am Genick festhielt wie eine junge Katze. Nur war da der Unterschied, dass Azog Fili jetzt nicht auf den Arm nehmen und streicheln würde, sondern... ich traute mich gar nicht, weiterzudenken. Er starrte uns alle an. Und ich fragte mich was mit Kili geschehen ist oder ob er auch noch lebte. Und während Azogs Klinge seinen Rücken durchstieß, ihn fallen ließ und der tote Körper meines besten Freundes mit einem dumpfen Geräusch auf dem schneebedeckten Boden landete, fragte ich mich, ob ich das hätte verhindern können.


Guten Morgen :D

Puh. Es ist jetzt 03:45 Uhr und ich habe keine anderen Hobbies, außer nachts Filme zu gucken, um Charaktere zu heulen und darüber Geschichten zu schreiben. Und natürlich tausend Mal in den Kühlschrank zu gucken und trotzdem nichts zu essen, es leben die Mitternachtsesser! Wusstet ihr, dass "Bolg" rückwärts "glob" ist, was in der Schwarzen Sprache "Dummkopf" bedeutet? ^^ Ich finde das einfach total witzig!

Jojo

Der Hobbit - Reise zum EreborWo Geschichten leben. Entdecke jetzt