III

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Endlich allein schließe ich meine Augen. Mein Körper zittert immer unkontrollierter, doch ich gestehe mir die Schwäche noch nicht ein. Wer weiß was für miese Tricks die Parasiten anwenden, nicht dass sie mich beobachten. Mühsam bringe ich also das Zittern unter Kontrolle und verliere diese beinahe schlagartig wieder, als sich der Wolf urplötzlich knurrend zurückmeldet. Sofort lasse ich ihn meinen Körper einnehmen.

Mehrmals atme ich tief durch, bis ich meine Augen öffne. Ich habe mich so gut wie irgens möglich wieder gefangen.

Eine Schale mit einer klaren, geruchlosen Flüssigkeit steht in der linken Ecke des Raumes, daneben ein Teller mit zwei Kartoffeln und einem - mittlerweile kalten - Steak. Misstrauisch gehe ich darauf zu, es riecht verdammt gut und meine trockene Kehle verlangt nach einem Schluck dieses feuchten Gottesgeschenks. Doch ich wende mich ignorant ab, ich lasse mich sicher nicht wie ein unerfahrener Welpe vergiften. Bestimmt ist genau das der Plan, sie foltern mich nun mit hervorragend duftenden Speisen und unglaublich gut aussehendem Wasser, wenn sie mich mit Schlägen nicht zum Reden bringen können.

Ich spüre, wie draußen die Sonne untergeht, verwandle mich zurück und trete schwankend auf meine zurückgebliebene Kleidung zu. Das Shirt ist nicht mehr zu gebrauchen, daher schnappe ich mir alternativ die Hose und presse sie vor meine Nase. Kurz wird mir schwarz vor Augen und ich setze mich lieber auf das schmale Bett, leise quitschen die Federn unter der Belastungsprobe. Wachsam atme ich langsam ein und aus, bald ist die Zeit erreicht, in der sie mich gestern unbemerkt eingeschläfert haben.

Und tatsächlich. Nach wenigen Minuten des Weinens und an mein Rudel Denkens, nehme ich wieder wahr, wie meine Sinne zu schwinden beginnen. Frustriert nehme ich meine Wolfsgestalt an, denn ich brauche die schnellere Heilung dringend.

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Am nächsten Morgen spüre ich als erstes, wie meine Sinne langsam wieder zurückkehren und richte mich daher angespannt auf. Immer noch ein wenig taumelnd gehe ich von meiner Hose herunter, denn ich lag halb auf ihr. Ich rieche ihn schon wieder...

Wieder einmal steht er in der Tür, wäre da nicht dieses Armband, wäre das meine Chance. Doch so würde sich ein Kampf nicht lohnen, ich bin noch an diesen Ort gebunden.
"Guten Morgen", werde ich sanft begrüßt und knurre genervt, um in der nächsten Sekunde in meinen menschlichen Zustand zu wechseln und ungeplant zu Boden zu gehen. Die Schmerzen sind schlimm, wirklich schlimm...
"Alles Schlechte zum Geburtstag! Ich wünsche dir grauenhafte Krankheiten und ein baldiges Ableben", begrüße ich ihn gehässig, hoffe mein uneleganter Abgang hat meinem Auftritt keinen Abbruch getan.
"Woher weißt du davon?", fragt er immer noch im gleichen freundlichen Ton. Kann man diesen verdammten Mistkerl denn gar nicht ärgern? Ich brauche doch jemandem, bei dem es Spaß macht meine schlechte Laune an ihm auszulassen. Jemanden, den ich so richtig schön auf die Palme bringen kann...

"Irgendein Idiot hat das 'nem anderen Pisser von euch erzählt." Ich schlüpfe umständlich in meine Jeans und versuche keine Miene zu verziehen. 'Du kennst das doch, stell dich nicht so an...'
"Und ich hab's gehört und dachte mir, da wir uns ja scheinbar öfter sehen, werde ich mal gratulieren und 'ne Basis zwischen uns aufbauen", zucke ich mit den Schultern und schaue ihn direkt an - in der Hoffnung, er sieht mir nicht an wie es mir geht. Sein Gesicht zeigt nichts, doch seine Augen glitzern belustigt.

"Dann komm mal her Hündchen", lockt er mich übertrieben zu sich und ich stelle mich langsam auf die Beine - diesmal auf den Schmerz vorbereitet, der mich durchzuckt, sobald ich meinen Oberkörper bewege. Als ich nun also vor ihm stehe, versuche ich noch nicht einmal meine Wunden zu verbergen. Ich muss meinen Körper nicht verstecken und die Verletzungen zeigen ihm nur noch deutlicher, dass aus mir nichts herauszubekommen ist.

Blood Feud (mxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt