In den nächsten zwei Tagen hat sich sein freundliches Wesen zurückgezogen. Er wirkt nachdenklich und verschlossen, teilweise selbst ein wenig unsicher über sich selbst, wenn ich ihn richtig deute, doch da bin ich mir nicht so sicher. Er scheint mir mal wieder eine Pause zu gönnen, doch das alles wird nicht aufhören. Je größer die Pause, desto härter wird der Schmerz danach.
Heute ist schon der dritte Tag, an dem nichts geschieht. Wieder bringt er mir morgens etwas Nahrung und bleibt stumm. Seine selbstbewusste Art davor hat mir aus unbekannten Gründen besser gefallen. Und so kommt es dazu, dass ich in Gedanken versunken meine Klappe nicht mehr halten kann.
"Ich heiße Leif", offenbare ich ihm, bevor ich mir darüber im Klaren bin, wem ich das gerade anvertraue.Doch er reagiert nicht darauf und setzt seine Schritte unbeirrt fort. Daher lasse ich mich seufzend auf mein Bett fallen, es ist grauenhaft wie ein gemästetes Tier auf seine Schlachtung zu warten. Um ehrlich zu sein, habe ich ein wenig Bammel vor der nächsten Attacke auf mich. Nun gut, das ist maßlos untertrieben... Wenn er mich genau beobachtet hat, könnte er seine Taktik grundlegend an mich angepasst haben...
Langsam sind meine Wunden wieder verschorft und mein körperlicher Zustand bessert sich erneut, mental komme ich jedoch nicht zur Ruhe. Ich denke an mein Rudel, habe Albträume oder versuche den Stress - der in mir aufkeimt, sobald ich an meine nächste Bestrafung denke - irgendwie zu vertreiben.
Doch in meinen Kopf hat sich eine kleine Idee gebildet - eine Chance.
Und als wolle man mir einen Anstoß geben, kommt ein einzelner Vampir in meine Nähe. Um ihn auf mich aufmerksam zu machen, winsle ich verängstigt und scharre mit meinen Krallen über den Boden. Alarmiert kommt er näher, öffnet die Tür einen Spalt breit und ich dränge mich ungeduldig hindurch. Er holt aus und erwischt mich mit einem Messer oder soetwas in der Art an der Seite, bevor ich ihn umwerfen kann. Das Schicksal scheint es heute jedoch gut mit mir zu meinen, denn er schlägt hart mit seinem Kopf gegen die Wand und wird sofort ohnmächtig - auch gut. Ich schleife ihn in mein Zimmer und lehne die Tür an, auch wenn ich mir dabei erneut die in Mitleidenschaft gezogenen Finger verbrenne. Sicher ist sicher.
Also kämpfe ich mich humpelnd weiter, in der Hoffnung das Blut verrät mich nicht allzu schnell. Ich komme mir vor, als stämme ich mich gegen einen Sturm, solch einen Druck übt der Bannring auf mich aus. Doch ich könnte ihn bald los sein, mache ich mir selbst Mut. Leise versuche ich entgegenkommenden Vampiren auszuweichen, indem ich in einen anderen Gang abtauche. Alles, was ich suche, ist etwas wie ein Hammer, oder eine Axt, oder soetwas in der Art. Doch in allen Räumen scheinen sich Vampire aufzuhalten, außerdem muss ich von meinem Kurs abdrehen, da ich durch den Bannring nicht mehr weiter komme.
Ich gelange in einen ruhigeren Teil, luke in mehrere Zimmer - ich bin im Schlaftrakt gelandet - und finde letztendlich einen Haushaltsraum. Eine Leiter, Waschmaschine, Körbe, kleineres Zeugs und eine Handwerkskiste! Ich schnappe mir den größten Schraubenzieher den ich finde und einen möglichst schweren, vorne geschlossenen Sechskantschlüssel.
Schnell wieder zurück, das Werkzeug zwischen die Zähne geklemmt, denn als Wolf bin ich leiser, finde mich besser zurecht und bemerke Vampire vorzeitig. Unbemerkt gelange ich daher wieder in mein Zimmer und schließe nun die Tür hinter mir. Das Werkzeug fahrig auf das Bett geschmissen, presse ich mich gegen die Wand. Mit meinem linken Arm fahre ich auf und ab, um herauszufinden, auf welcher Höhe das Armband eingemauert wurde.
Endlich bin ich mir recht sicher und setze den Schraubenzieher an. Mit all meiner vorhandenen Kraft dresche ich mit dem Sechskant auf das Ende ein und er versenkt sich Stück für Stück in der Wand. Ich habe selbst das Glück, dass das Ende des Schraubenziehers mit Gummi überzogen ist und daher die Geräusche ein wenig gedämpft sind. Nach und nach bröckelt etwas aus der Wand heraus und ich dringe immer tiefer vor, doch das Ganze ist höllisch anstrengend... Keuchend bearbeite ich die Wand, doch ich höre jemanden kommen. Abrupt halte ich inne und gebe keinen Ton von mir.
Doch dass er plötzlich lossprintet, verrät alles und ich gehe noch heftiger zu Werke. Ich bin bestimmt schon zehn Zentimeter vorgedrungen und sehe endlich ein kleines, blaues Funkeln, als ich nach hinten gerissen werde.
"WAS ZUM TEUFEL TUST DU DA, LEIF?", werde ich angebrüllt, ich bin mir sicher das halbe Haus hört es. Wütend fahre ich herum und verwandle mich, als er auf mich zustürmt. Als er das sieht, zögert er kurz und ich flüchte aus dem Raum - er hat in der Hektik die Tür offen gelassen.Jedenfalls versuche ich es, denn von beiden Seiten kommen drei Vampire auf mich zu. Ich wende mich nach rechts, falle einen von ihnen an, doch ich habe keine Chance. Zu fünft haben sie mich schnell von ihm herunter gezerrt und in meinen Raum gestoßen. Ich strauchle erschöpft gegen die Wand, direkt neben einen kochenden Shay.
"Woher wusste er wo es ist?", fragt der Befehlshaber vom letzten Mal bedrohlich langsam und Shay dreht seinen Kopf.
"Ich weiß es nicht, Sir. Ich habe kein Wort darüber verloren." - "Das ist doch hoffentlich eine Selbstverständlichkeit?!", fährt das Narbengesicht - alias sein Boss - ihn aggressiv an.
"Natürlich, Sir. Er war im Raum gegenüber, jemand hat mir berichtet, dass er aktiv in genau diesen Raum wollte. Er wird danach gesucht haben", mutmaßt der Angesprochene. Die fünf Handlanger beobachten stumm das Spektakel."Warum hast du mir seinen Namen vorenthalten?" Ich spüre förmlich, wie sein Kopf krampfhaft eine Ausrede sucht und entschließe mich, ihm ein wenig unter die Arme zu greifen. Ich mache ihm so schon genügend Probleme.
"Hi, ich bin Leif", hauche ich ganz leise. Ich trete gespielt deprimiert einen Schritt vor und stehe damit nicht mehr halb hinter ihm.
"Er hat ihn gerade erst gehört", murmle ich beschämt, wähle meinen Tonfall so, dass jeder glauben wird, dass es einer Unachtsamkeit meinerseits geschuldet ist. Misstrauisch mustert er mich, doch meine Worte sind nunmal nicht gelogen."Nehmt ihn mit, ich kümmere mich um ihn." Abgeneigt zeigt er auf mich und die anderen setzen sich in Bewegung. Angst lähmt meinen Körper und mein Herz stolpert einige Augenblicke.
"Lasst mich das machen, Sir. Ich habe noch eine Rechnung mit ihm offen." Unheil verkündend hallen seine Worte durch den Raum und sein Boss dreht sich in unsere Richtung.
"Nun gut."~>~>~>~>
"Er ist mehr als nervtötend. Sobald wir alle Informationen haben, darfst du ihn beseitigen." Eine Mischung aus Überraschung und Schock zeigt sich in seinen Augen.
Meist nutze ich die Verbrauchten noch als Lösegeldforderung, doch er geht mir viel zu sehr gegen den Strich.
"Mit Vergnügen, Sir."
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Blood Feud (mxb)
WerewolfEin junger Wolf findet sich nach einem Überfall auf sein Rudel in einem unbekannten Raum wieder. Schnell wird ihm bewusst gemacht, was der Grund seines Aufenthaltes ist - er soll Informationen über sein Rudel preisgeben, sonst wird er gefoltert. Doc...