Wieder findet er mich in Wolfsgestalt unter dem Bett, als ich am nächsten Morgen erwache. Doch diesmal wagt er nicht den Versuch mich von dort zu entfernen.
"Hier", sagt er leise und schiebt zwei Schüsseln über den Boden."Vergiss es. Du zuerst." Ich klinge grauenhaft, meine Stimme heiser und kratzig. Seufzend zieht er die Schüsseln wieder zurück und begibt sich auf den Bauch. Er nimmt einen Schluck vom Wasser und schiebt sich danach genüsslich ein Stück Käse zwischen die Lippen.
"Komm raus, bitte. Ich muss mit dir reden", bittet er mich leise.Seine Schauspielerei von wegen 'vertrau mir, ich bin dein Freund' scheint langsam unbewusst anzuschlagen, denn ich komme dem wirklich langsam nach.
"Du siehst grauenhaft aus...", begrüßt er mich nun also, als ich mich unter meinem Bett hervorquäle und meine Lefzen hochziehe.
"Jaja, ist in Ordnung", winkt er ab, als er meine Reaktion bemerkt.
"Ich habe ein Problem. Ich muss wissen wie dein Rudel heißt, aber..." Ich habe angefangen bedrohlich zu knurren, habe meine Ohren angelegt und er hebt nun seine Hand, um mir zu bedeuten ihm zuzuhören.
"Aber ich weiß, dass du mir das niemals freiwillig sagen wirst. Daher würde ich den Kompromiss eingehen wollen, dass du mir etwas anderes erzählst."Eine Weile überlege ich, bevor ich mich entscheide. Was er tun wird, wenn ich nicht zustimme, ist recht naheliegend. Doch ihm freiwillig Informationen zu geben, ist nicht meine Art.
Doch schlussendlich muss ich zugeben, dass ich vollkommen am Ende bin. Mein Körper hat sich noch nie schlimmer angefühlt, als nach der gestrigen Bestrafung und wenn er mich noch einmal zum Sex zwingen würde, würde er mir wahrscheinlich das letzte Stückchen bröckelnden Boden unter den Pfoten wegreißen.Also lasse ich mich als Wolf vor ihm nieder und lege meinen Kopf ergeben auf dem Boden ab.
"Ich deute das mal als ein okay", teilt er mir mit und lehnt sich mit ausgestreckten Beinen gegen die Wand. Er ist gar nicht so eingebildet wie ich dachte...
"Okay... Also, wie viele seid ihr?" Sein Blick trifft auf meinen und meine Augen verengen sich. Unbewusst knurre ich ihn erneut an. Das ist fast das Schlimmste, was ich ihm sagen könnte.
"Ich habe nur noch zwei Alternativen!", warnt er mich vor.
"Erzähl mir etwas zu dir. Mögen dich deine Rudelmitglieder? Wie ist dein Verhältnis zu deinen Eltern? Zu deinem Alpha?"Langsam verwandle ich mich zurück, spüre dabei seinen neugierigen Blick auf meinem dunklen Fell und setze mich auf.
"Du weißt, dass ich nicht der Beliebteste bin. Das sagt dir schon mein Körper." Er nickt und hält meinem Blick stand.
"Ich war eigentlich schon immer der Querschläger unseres Rudels, der Außenseiter, der Abnormale. Einige akzeptieren mich, aber die meisten können mich nicht ausstehen. Mein Alpha scheint mich so zu nehmen wie ich bin, er würdigt mich immerhin nicht herab." - wie Kristen, hätte ich beinahe angefügt.
"Von wem stammen die Narben auf deinem Rücken?"Ich schlucke kurz und befeuchte mir mit der Zungenspitze die trockenen Lippen.
"Von einer Peitsche." Er kommt langsam auf mich zu und lässt sich vor mir nieder.
"Das habe ich gesehen. Wer hat es getan?", fragt er nochmals und greift vorsichtig nach meinem Kinn.
"Fass mich nicht an!", brause ich auf und funkle ihn an, rutsche ein Stück zurück und kneife vor Schmerz die Augen zusammen."Kristen...", bringe ich nach einer Weile leise hervor und er atmet tief durch.
"Euer Bet... - Deine Mutter?!", schlussfolgert er schockiert und ich nicke, schaue in seine geschockten, tiefschwarzen Augen auf.
"Warum?" - "Sie hasst mich, vielleicht hat es etwas mit meinem Vater zu tun, von dem mir niemand etwas erzählen möchte. Jedenfalls bestraft sie mich so, wenn ich nicht ihren Anweisungen folge." Fast kann ich in seinen Augen seine Gedanken ablesen, doch er wendet seinen Blick im letzten Moment ab.
"Wann tust du das nicht?", hinterfragt er nun leise.
"Wenn ich meine Meinung äußere und diese nicht ihrer entspricht. Oder wenn ihr mal wieder jemand, der mich nicht ab kann, ein Floh ins Ohr setzt und mir irgendetwas unterschiebt, was ich gar nicht getan habe.""Mit wem bist du befreundet?" Er kommt mir noch ein Stück näher und ich weiche diesmal bedächtiger zurück, bis mein Rücken gegen das Bett stößt.
"Selbst wenn mich jemand sympatisch finden würde, wer stellt sich schon freiwillig mitten ins Schussfeld? Das käme fast einer Selbstmordaktion gleich, innerhalb weniger Tage wäre er genauso unten durch wie ich", erkläre ich ihm verbittert.
"Verstehe..." - "Nein, ich denke nicht", widerspreche ich ihm trocken. Wenn man es nicht erlebt hat, kann man es nicht verstehen. Daraufhin schweigt er."Was ist mit dem Photo?", frage ich vorsichtig und mustere ihn. Seine Augen schießen plötzlich hoch und Anspannung nimmt seinen Körper ein.
"Das hat dich nicht zu interessieren. Du verlierst ein Wort darüber und ich mache meine Drohung wahr!", weißt er mich rüde ab. Schmerz zeichnet sich in seinen Augen ab und er verlässt das Zimmer.
"Sorry", rutscht über meine Lippen, bevor ich nachdenken kann und er erstarrt kurz mit der Hand an der Tür, bevor er sie leise hinter sich schließt.Kurz spiele ich mit dem Gedanken meinen Körper zu säubern, doch der Gestank der Seife reizt die Nase meines Wolfes, dessen bessere Heilung brauche ich jedoch um meinen körperlichen Zustand möglichst schnell zu verbessern. Daher vergehe ich mich lieber am Wasser und plündere den Teller, dabei denke ich über unser Gespräch nach. Warum habe ich das gemacht, mich entschuldigt. Für was überhaupt? Dafür, dass ich jemanden umgebracht habe? Dass er dadurch Probleme bekommen könnte? Wegen des Photos?
Ich weiß es nicht.
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"Wie sieht er aus?"
"Eigentlich recht normal. Braune, kurze Haare, schlanker Körper, einige Muskeln, eisblaue Augen."
"Alter, du hörst dich fast so an, als würdest du auf ihn stehen..."
"Er sieht gut aus, mehr nicht. Er ist völlig gestört, psychisch verstümmelt! Was denkt du also von mir? Niemals", lacht der junge Vampir amüsiert.
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Blood Feud (mxb)
WerewolfEin junger Wolf findet sich nach einem Überfall auf sein Rudel in einem unbekannten Raum wieder. Schnell wird ihm bewusst gemacht, was der Grund seines Aufenthaltes ist - er soll Informationen über sein Rudel preisgeben, sonst wird er gefoltert. Doc...