»Wieso? Habe ich denn was Komisches gesagt?«
»Nein, ganz und gar nicht. Es ist nur so... na ja, ich... weiß eigentlich auch nicht, was ich machen will...«
»Wie?« Killua betrachtete mich ein wenig konfus. »Gon hat mir gesagt, dass du ganz viel reisen willst, oder so was in der Art... stimmt das nicht?«
»Doch, schon irgendwo... nur... ist es jetzt nicht unbedingt etwas, was ich unbedingt mal gemacht haben will. Die Welt ist so groß und jede Ecke der Welt zu erkunden, ist unmöglich. Ich... wollte einfach sehen, was ich verpasst hätte, wenn... ich nicht abgehauen wäre. Daraus ist dann halt dieses Vorhaben entstanden. Aber in Wirklichkeit habe ich keine Ahnung, was ich mit meiner Freiheit jetzt anfangen soll... verstehst du? Ich meine, es ist... als wenn du unbedingt einen Tag lang mal an einen Ort deiner Wahl verbringen möchtest, weil du interessiert daran bist, wie es dort so ist. Und dann klapperst du dort Sehenswürdigkeiten ab, die du noch nie gesehen hast oder tust Sachen, die du nirgendwo anders tun kannst. Du kennst deine Möglichkeiten und hast dazu noch einen begrenzten Ort. Und mein Ort ist alles außerhalb meines Dorfes, aber ich habe nichts zu tun, weil ich... meine Möglichkeiten nicht direkt kenne. Ich habe alles, was außerhalb meines Dorfes liegt, nur in Büchern gelesen. Ein... richtig es Ziel habe ich also nicht...«
»Ich... weiß, wie du dich fühlst.« Killua rappelte sich von dem weichen Kissen auf, um sich im Schneidersitz neben mich zu setzen. »Du hast eigentlich ganz gut beschrieben, wie es sich anfühlt, auf einmal auf eigene Faust alles tun und lassen können, was man will. Es überfordert einen, auf einmal nicht mehr von jemandem abhängig zu sein, obwohl man es so wollte.« Ich erinnerte mich daran, dass Killua mir bei der Himmelsarena erzählt hatte, dass auch er von zu Hause weggelaufen war, gleich wie ich- wenn man es zumindest zu Hause nennen konnte. Wir hatten wohl mehr gemeinsam, als wir zuvor dachten. »Ich bin mit Gon unterwegs, weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Und ich bin auch sehr gerne mit ihm zusammen. Es macht Spaß und er ist mein erster Freund. Ich wollte noch ein bisschen weiter in den Genuss seiner... Aufmerksamkeit kommen.«
»Das kann ich gut verstehen... es ist wirklich was anderes, nicht allein zu sein. Mir ergeht es nicht anders als dir, Killua...«
Erneute Stille herrschte für einen Moment, in der wir lediglich nur da saßen, wobei mir klar wurde, wie ähnlich wir uns doch waren. »Du... weißt also wirklich nicht, was du machen willst? Keine Idee?«, brach der Weißhaarige dann die Stille, was mich nur den Kopf schütteln ließ.
»Nein, wirklich nicht. Ich war schon froh, dass Gon wollte, dass ich euch nach York New begleite- ich hätte anders nicht gewusst, was ich ansonsten hätte mit mir anfangen sollen. Aber wie ich dir schon sagte: Zu wissen, was man nicht will, ist zumindest ein Anfang. Besser als gar nichts.«
»Scheint dann so, als hätten wir noch viel zu tun, was?« Ein leichtes Schmunzeln formte sich auf Killuas Lippen, welches ich ohne Zögern erwiderte, bevor ihm noch etwas einfiel: »Sag mal... du redest die ganze Zeit nur von deinem Dorf und nie wirklich von deiner Heimat...« Er musste die Frage nicht zu Ende führen, um zu wissen, auf was er hinaus wollte.
»Na ja, ich bin eben... nicht stolz drauf. Was meinst du, wieso ich weggelaufen bin? Ich habe nie ein richtiges Zuhause gehabt. Ich habe in einem Waisenhaus gelebt...« Überrascht musterte der Junge mich, sagte dazu aber nichts, in der Hoffnung, dass ich ihm noch mehr erzählen würde, nach seinem darauf folgenden Blick zu urteilen. »Ich... weiß nicht, was mit meinen Eltern passiert ist. Mir wurde immer gesagt, dass man mich vor der Türschwelle gefunden hätte. Es ist schon belastend genug gewesen zu wissen, dass man mich nicht haben wollte und deshalb weggegeben hat. Doch noch deprimierender ist es gewesen, dass man mich auch nicht aufnehmen wollte. In dem Dorf bleiben die meisten Waisenkinder elternlos. Bei so einer kleinen Bevölkerung ist es auch kein Wunder. Dennoch gibt es in der Gegend wirklich viele Waisen...« Ich ließ mich zurück auf die Matratze fallen und starrte bedrückt hinauf an die Decke. »Wahrscheinlich suchen sie nicht mal nach mir...«
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𝙃𝙪𝙣𝙩𝙚𝙧 𝙓 𝙃𝙪𝙣𝙩𝙚𝙧 || 𝙒𝙤𝙣𝙖𝙘𝙝 𝙨𝙞𝙚 𝙨𝙞𝙘𝙝 𝙨𝙚𝙝𝙣𝙩
FanfictionWarnung: Gewalt Killua x Oc Schon lange fasziniert Nia Imakuro das, was sich außerhalb ihres armen Dorfes befindet, von dem sie bislang nur in sämtlichen Büchern gelesen hat. Aber auch unzählige Geschichten über Freundschaft, Liebe und Vertrauen hab...