𝟮𝟬 || 𝘼𝙪𝙛𝙚𝙣𝙩𝙝𝙖𝙡𝙩 𝙭 𝙖𝙪𝙛 𝙭 𝙙𝙚𝙧 𝙒𝙖𝙡𝙞𝙣𝙨𝙚𝙡

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»Seid ihr beiden auch mal fertig? Wir sind gleich da!«

Ich war froh darüber, als Killua und Gon nach einer guten Stunde endlich eingesehen hatten, dass ihre Diskussion zu nichts führen würde, doch vor ein paar Minuten hat das gleiche Theater wieder von vorne begonnen. Nur ging es aber auf einmal darum, wie viele Shrimps auf einmal eigentlich in ihre Münder passen würden und ob es nur bei geschlossenem oder offenem Mund zählen würde. Also mal wieder total unnötig, auch wenn das Gesamtbild verdammt amüsant war. Und auch wenn ich gefragt wurde, ob ich nicht auch bei diesem kleinen Wettkampf mitmachen wollen würde, lehnte ich lieber dankend ab. Zusehen war viel lustiger. Haben Killua und Gon sich also endlich einbekommen, saßen wir noch ein bisschen quatschend auf dem Deck, bis wir endlich am Hafen der Walinsel ankamen. Und hier war schon recht viel los, dafür, dass die Insel vom Weiten mehr nach Natur aussah, als alles andere. Viele Fischer und generell kleinere Märkte hatten hier ihre Plätze. Wahrscheinlich, weil es so einfacher war, die Ware von einem Schiff oder einem Boot zu transportiert.

Und ich wusste nun auch, wieso sich die Insel »Walinsel« nannte. Der Grundriss glich nämlich dem eines richtigen Wals. Hoher Buckel und länglicher Körper. Und zu unserem Pech wohnte Gon ausgerechnet weiter oben auf dem riesigen Hügel, weshalb wir den restlichen Weg damit verbrachten, uns den Walbuckel hinauf zu quälen. Zumindest erging es mir so, die beiden Jungs waren fit wie eh und je. Manchmal hätte ich auch gerne ihren Elan und ihre Ausdauer gewollt. Gon rannte irgendwann sogar vor, aber Killua, als auch ich ließen und dann doch etwas mehr Zeit. Wahrscheinlich war der Weg nicht mehr allzu weit, was sich bestätigte, als wir endlich oben auf dem Hügel angekommen waren. Denn dort befand sich endlich mal mehr oder weniger Zivilisation. Ein großes Haus hatte hier seinen Platz, mit dem wohl größten Garten, den man sich vorstellen konnte, da drum herum ausnahmslos alles grün war. Hatte schon seine Vorteile, wenn man so weit außerhalb hausierte.

»Und du musst Killua sein?« Etwas irritiert sahen der Angesprochene, als auch ich zu der Frau rüber, die Gon scheinbar schon empfangen hatte und mit ihm draußen stand, um noch auf uns zu warten. Und aus irgendeinem Grund hatte sie ihn schon von weitem erkannt. Dabei war er doch selbst noch nie hier. »Oh, du hast auch ein Mädchen mitgebracht?« Da sie mich nicht kannte, lag es nah, dass er ihr irgendwann von Killua erzählt haben musste, bevor ich aufgetaucht war. Deshalb stellte ich mich natürlich auch gleich höflich vor, als wir bei den beiden zum Stehen kamen.

»Ich habe Nia vor ein paar Wochen kennengelernt. Sie hat sich uns angeschlossen«, teilte Gon seiner Tante strahlend mit, was sie freundlich abnickte, bevor er sich an mich wandte. »Und das ist meine Tante Mito.« Das habe ich mir natürlich schon denken können, auch wenn sie irgendwie viel zu jung für eine Tante aussah. Darüber dachte ich aber auch nicht weiter nach, da sie uns alle herein bat und uns Tee anbot. Killua und ich nahmen dieses Angebot selbstverständlich an und setzten uns ins Esszimmer, während Gon so frei war, uns unsere Sachen abzunehmen und schon mal beiseite zu stellen, bevor er sich wieder zu uns gesellte.

»Hättest du mal gesagt, dass ihr vorbeikommt, dann hätte ich was vorbereitet.« Etwas hektisch eilte Tante Mito durch das Esszimmer, in Richtung des Geschirrregals, bevor Gon etwas irritiert meinte, dass sie das doch gar nicht bräuchte, was sie nur ihre Hände in die Seite stemmen ließ. »Was soll das denn heißen? Deine Freunde sind extra den ganzen weiten Weg hergekommen.«

»Schon gut, keine Umstände«, erwiderte Killua darauf, bevor er an seinem Tee nippte und auch ich schloss mich seiner Aussage an. Dennoch schien sie dies nicht zufrieden zu stellen.

»Meine Güte, du hättest einfach vorab bescheid geben können.« Während sie nach ein paar Tellern kramte, grinsten wir uns drei ein wenig ertappt an, denn unrecht hatte sie ja eigentlich nicht. »Hörst du mir zu?!« Ermahnend sah zu zu Gon rüber, der etwas beschämt drein blickte und ihre Frage lediglich bejahte, was mich nur etwas amüsiert meinen Tee trinken ließ. »Ah, genau, nehmt ein Bad, solange ich mich ums Essen kümmere. Und kommt aus den schmutzigen Sachen raus. Ich werde sie waschen.« Das war auf jeden Fall kein schlechtes Angebot, dennoch meinte Gon, dass wir dies gleich tun würden. Dagegen hatte ich eigentlich auch nichts, da ich noch meinen Tee austrinken musste, doch Tante Mito sah das wohl ein bisschen anders. »Sofort! Ich zähle bis zehn!«

Mit der Taktik des Zählens war auch ich sehr gut vertraut, weshalb ich es im Gegensatz zu Killua nicht verwunderlich fand, dass Gon auf einmal seine Beine in die Hand nahm und kreuz und quer durch die Küche sprintete, während seine Tante laut immer weiter rauf zählte. Dabei zwängte er sich aus seinem Oberteil und warf dieses in einem Wäschekorb, bevor er auch noch mal bei Killua hielt und dem irritierten Jungen ebenfalls sein Oberteil einfach über den Kopf zog, sodass beide nur noch in ihren Unterhemden dastanden. Ich tat es ihnen hinterher gleich, damit Gon die Sachen wegbringen konnte, wobei Killua leise fragte, ob seine Tante eigentlich immer so drauf wäre.

»Jap. Wir sollten uns also beeilen.«

Gesagt, getan. Nachdem Killua und ich unseren Tee so schnell wie nur möglich ausgetrunken hatten, ging es für uns erst mal baden, wobei mir netterweise der Vortritt gelassen wurde. Ich wäre ungerne mit den Jungs baden gegangen, bedenkt man die Tatsache, dass ich ein Mädchen war. Das Frischmachen war jedenfalls schnell getan, wonach auch schon das Essen aufgetischt wurde. Und zwar reichlich davon. Es war nicht gelogen, wenn ich behauptete, dass es das beste Essen gewesen ist, was ich jemals gegessen hatte. Eine gute Köchin war Mito definitiv.

»Bevor ich es vergesse, Tante Mito. Schau mal, meine Hunter Lizenz!« Nachdem wir alle ordentlich reingehauen hatten und der Tisch wieder abgeräumt wurde, blieben wir noch für einen Moment sitzen, wobei Gon einfiel, dass er seiner Tante das Wichtigste noch vorenthalten hatte. Er streckte ihr also nur strahlend seine Lizenz entgegen, die sie an sich nahm, um diese einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

»Hmm, sieht gar nicht so besonders aus.« Dies verleitete seine Tante auch dazu, die Karte zu biegen, als wenn sie diese durchbrechen wollen würde, was Gon nur erschrocken aufspringen ließ.

»Was machst du da?!« Schnell riss er ihr seine Lizenz wieder aus der Hand, um diese wieder in Sicherheit zu bringen.

»War doch nur Spaß. Das würde ich doch niemals tun.«

»Und wenn sie jetzt nicht mehr funktioniert?«

Während die beiden sich über die Hunter Lizenz unterhielten, teilte sich meine Aufmerksamkeit irgendwann, wobei mein Blick rüber zu Killua schweifte, der seinen Kumpel nur neugierig mit großen Augen beobachtete, wie herzlich sie miteinander umgingen. Vermutlich hat er nie eine solche Bindung zu seinen Eltern erfahren dürfen, weshalb er es wohl umso mehr genoss, Gon bei ihrem Getue zu beobachten. Und dies gab auch mir etwas zu denken.

Wir verweilten aber nicht ewig hier am Tisch und ließen uns nach wenigen Minuten von Gon ein wenig durch das riesige Haus führen, wonach er uns anschließend auch noch um die Insel herumführen wollte, weshalb wir nach seiner Tante suchten, um ihr bescheid zu geben, dass wir außer Haus sein würden. Draußen fanden wir sie letztendlich auch, während sie unsere Wäsche aufhing. Nachdem Gon ihr also bescheid gegeben hatte, dass wir weg sein würden, liefen wir auch schon los, um die Gegend ein wenig zu erkunden.

Wir liefen förmlich über Stock und Stein und Gon zeigte uns sehr viele schöne Orte auf dieser Insel, dessen Aussichten einfach atemberaubend schön waren. Ich hätte nie gedacht, dass eine verhältnismäßig kleine Insel so viel zu bieten hätte. Durch die wenigen Einwohner hat sich die Natur aber auch ganz schön breit gemacht. Es gab Gegenden, wo keine Menschenseele hauste, wenn man in die Ferne blickte. All das war einfach nur Natur. Sümpfe, Seen und vor allem etliche Wälder waren hier Standard. Am meisten interessierte mich aber dieser verdammt große Baum, der über all die anderen Bäume hinaus ragte, was man vor allem gut sehen konnte, wenn man auf einer hohen Position mal die ganze Insel betrachtete. Als Gon auffiel, dass ich ziemlich fokussiert auf diesen Baum war, teilte er uns mit, dass dort sein liebster Angelplatz wäre, zu dem wir uns nun aufmachen würden. Der Baum war nämlich umringt von einem riesigen See, wo er einst den Meister des Sumpfes gefangen haben soll, was er uns auf dem Weg dorthin erzählte. Dies war nämlich die Voraussetzung seiner Tante, dass er Hunter werden durfte. Die Äste dieses Baumes waren verdammt breit und dick, man konnte problemlos auf diesen laufen und sich dort niederlassen, was wir nach Ankunft auch taten, nachdem Gon sich aus einer Rute und einem Faden eine eigene Angelrute gebastelt hatte, um uns zu zeigen, wie man Fische aus dem See fing. Ich für meinen Teil war dafür etwas zu ungeduldig, Killua war es aber nach einigen Versuchen möglich, einen dicken Fisch aus dem Sumpf zu ziehen, ihn uns freudig präsentierend. Dafür, dass er noch nie in seinem Leben geangelt hatte, hatte er ganz schön viel Glück. Danach kletterten wir wieder von Gons Angelplatz hinab und ließen uns auf einen Vorsprung direkt am Sumpf nieder, um den Fang hinterher in der Abenddämmerung über einem Lagerfeuer zu grillen. Dort lagen wir gemütlich zusammen, den Blick in den Himmel gerichtet und uns etwas vom Ausflug erholend, der mir sehr viel Spaß bereitet hatte.

»Sag mal Gon, was hast du jetzt vor?«, fragte Killua nach einer Weile Stille, die zwischen uns herrschte.

𝙃𝙪𝙣𝙩𝙚𝙧 𝙓 𝙃𝙪𝙣𝙩𝙚𝙧 || 𝙒𝙤𝙣𝙖𝙘𝙝 𝙨𝙞𝙚 𝙨𝙞𝙘𝙝 𝙨𝙚𝙝𝙣𝙩Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt