Ein wenig nervös trat ich an den Tisch heran, als auch die Jungs ein wenig zur Seite rückten und hob meine Hände an das Glas, ohne es zu berühren. Mein Hände zitterten ein wenig vor Aufregung, doch ich versuchte es einfach zu ignorieren und es schnell hinter mich zu bringen. Welche Art ich wohl besitzen würde? Vielleicht Verstärkung, wie Gon? Oder Transmutation, wie Hisoka? Oder eine ganz andere, die noch viel mehr Möglichkeiten der Entwicklung bieten würde? Je länger ich aber darüber nachdachte, desto mehr zweifelte ich an mir selbst. Was wäre, wenn ich meine Aura nicht weiterentwickeln konnte? Jede Aura war individuell, ich bestimmte, was aus ihr werden würde. Was wäre aber, wenn ich nicht wissen würde, was ich damit anstellen sollte? Es war ja beinahe schon so, als wenn man jemanden fragen würde, was er später denn mal werden wollte. Der Moment, indem er sich aber entscheiden musste, immer näher rückte. Die Angst, es bis dahin nicht zu wissen und dann deswegen zu verzweifeln, war wohl etwas ziemlich Gängiges.
Ich atmete tief ein, ehe ich nach kurzem Zögern schließlich ohne große Mühe mein Ren benutzte. Ich starrte auf das Blatt auf der Wasseroberfläche und erwartete, dass das Wasser überlief. Oder dass sich irgendwas bewegte. Aber es passierte rein gar nichts, was mich etwas skeptisch werden ließ. »W-Warum passiert denn nichts?« Mein leicht panischer Blick traf auf den des Meisters, der gerade etwas entgegen wollte, doch da kam ihm schnell jemand zuvor.
Killua, der das Ganze ziemlich amüsiert betrachtete, fing leise an zu lachen. Ich plusterte ein wenig beleidigt meine Wangen auf, als er mich auslachte, während er dann auf das Gals vor mir deutete. »Probier mal«, forderte er mich auf.
Meister Wing huschte ebenfalls ein leichtes Lächeln über die Lippen und deutete mir dann an, seinen Worten zu folgen. Ich runzelte die Stirn und zögerte etwas, tat dann aber, was er sagte. »Bäh!«, meinte ich daraufhin nur angewidert und mit verzogenem Gesicht, als ich das vermeintliche Wasser kostete. Die Frage, die ich mir nur stellte, war, woher Killua wusste, was zu tun war. »Es ist bitter. Wie ekelhaft!«
»Das heißt, du gehörst wie Killua und Hisoka zur Transmutationsart«, erläuterte Wing und nickte zufrieden, was auch meine Frage beantwortete. Er musste wahrscheinlich genauso verdutzt gewesen sein, als bei ihm trotz Neneinwirkung absolut nichts geschah. Der Meister wandte sich dann an Gon, Killua und Zushi, die nun ihre Fortschritte demonstrieren sollten, weshalb ich dann diejenige war, die zur Seite trat, um die Jungs machen zu lassen. Killua war zuerst an der Reihe. Als er dann sein Ren auf das Gefäß ausführte, passierte rein gar nichts, wie es bei mir der Fall gewesen war. Gespannt starrten alle auf das Wasser, in der Hoffnung, die kleinste Veränderung mit dem bloßen Auge irgendwie erblicken zu können, doch dies war schier unmöglich.
»Fertig«, kam es dann von Killua, ehe er sich ein wenig vom Tisch entfernte und uns andeutete, sein Werk zu kosten.
Jeder von uns tauchte also seinen Finger in das Wasser und probierte es. Was ich schmeckte, war wirklich erstaunlich. »Ganz schön süß«, merkte Zushi an, der äußerst beeindruckt aus der Wäsche schaute.
»Wahnsinn, fast wie Honig«, entgegnete auch Gon, der ziemlich stolz auf seinen besten Freund zu sein schien. Ich hingegen war sprachlos. Und schmollen tat ich auch. Denn er brachte süßen Geschmack hervor, der dazu noch sehr lecker war und ich hatte nur so eine Grütze zustande bringen können.
»Sehr gut. Nun du, Zushi«, sagte Meister Wing mit einem zufriedenen Lächeln, was Killua ziemlich selbstsicher erwiderte, als wenn das Ganze ein Klacks gewesen wäre. Wahrscheinlich war es für ihn auch so. Ich hatte das Gefühl, dass es damit zu tun hatte, dass Killua aus einer Attentäterfamilie stammte, aber ich wollte mich jetzt auch nicht wieder über seine Herkunft nachdenken, die mich deutlich beunruhigte.
Der kleine Junge mit den kurz geschorenen Haaren, trat nach Wings Aufforderung dann ein wenig nervös vor und demonstrierte auch seinen Trainingsstand. Auch bei ihm fragte ich mich, welcher Art er wohl angehörte und starrte gebannt auf das Blatt in der Mitte des Glases. Als Zushi dann sein Ren ausübte, konnte man erkennen, dass das Blatt langsam aber sicher anfing, sich zu bewegen. Aus den Worten, die Wing zuvor sagte, schloss ich, dass er der Manipulationsart angehören musste und somit Gegenstände oder auch Lebewesen kontrollieren konnte. Das Blatt drehte sich ganz langsam um sich selbst, was den Jungen offensichtlich ziemlich schwer fiel. Schweiß übermannte schon sein Gesicht und die Anstrengung konnte man regelrecht aus seinen Augen lesen. Ab da an wurde mir klar, wie talentiert Gon und Killua doch waren.
»Mehr schaff ich nicht...«, kam es schließlich keuchend von Zushi, der seinen Kopf und seine Hände erschöpft sinken ließ und tief durchatmete.
»Schon gut«, versuchte Meister Wing ihn aufzumuntern. »Aber das reicht noch nicht. Du wirst weiter üben müssen.« Der kleine Junge nickte daraufhin und ließ nun Gon an das Wasserorakel treten. Zushi sah zwar ein wenig niedergeschlagen aus, aber dennoch glaubte ich, dass er es mit viel Übung genauso toll meistern würde. Als Gon zum Schluss seine Fähigkeiten präsentierte, zuckte ich vor Schreck kaum merklich zusammen. Der Grund dafür war das Glas, welches nach der Einwirkung von Gons Ren augenblicklich zersprungen war. Das ganze Wasser lief über den Rand hinaus, sofern es nicht aus dem Sprung sickerte. Der ganze Tisch war mittlerweile bedeckt, bis Meister Wing schnell nach einem Tuch griff. »Stopp Gon! Es reicht.« Er versuchte zu verhindern, dass die Flüssigkeit auf den Boden tropfte und wischte alles so schnell wie möglich trocken, während Gon mit seiner Vorführung stoppte und sich ein wenig verlegen entschuldigte. »Das hast du sehr gut gemacht.« Meister Wing, der das zersprungene Glas mittlerweile in den Händen hielt und mit einem Tuch abdichtete, sodass nicht noch mehr Wasser verloren ging, schien sehr stolz auf das Resultat.
»Ich war auch guten Mutes«, lachte Gon leise.
Auch ich war wirklich von seiner Leistung beeindruckt. Vor ein paar Tagen war das Wasser gerade mal übergesickert und jetzt war einfach das Glas deswegen zersprungen. Ich war aber nicht nur von seiner Leistung beeindruckt. Auch von Killuas und Zushis Leistung. Ich wollte eines Tages auch so was können. Auch so stark werden.
»Gon, Killua... ihr habt beide bestanden.«
»Echt?« Killua schien ziemlich überrascht über die Worte des Meisters, obwohl er doch so eine Selbstsicherheit ausgestrahlt hatte, als wenn ihm das Ergebnis von Anfang an schon klar gewesen war.
»Wir haben es gepackt Killua!« Gon freute sich über beide Ohren und gab seinem besten Freund ein High-Five. Der Anblick ließ mich tatsächlich ein wenig schmunzeln. Sie schienen wirklich sehr verbunden.
»Meister, was ist mit mir?«, fragte dann Zushi, was die beiden Glücklichen neben ihm verstummen ließ. Es war nicht zu übersehen, wie neidisch der Junge auf Gon und Killua war, dass sie ihm beim Lernprozess sogar noch so enorm überholt hatten. Dennoch war die Frage, die er gestellt hatte, überflüssig. Er hatte vielleicht schon sehr viel leisten können, doch wie Meister Wing es schon gesagt hatte, reichte dies nicht aus. Er musste noch viel besser werden, um den beiden das Wasser reichen zu können. Genauso wie ich. Ich hatte noch so viel vor mir. Um das Niveau der beiden zu erreichen, würde ich wohl eine sehr lange Zeit brauchen. Vielleicht würde ich auch nie so stark, wie sie werden. Sie würden mir immer einen Schritt voraus sein. Es war etwas, was man nicht zuvor wissen konnte. Die Übung und der Glauben daran war das, was zählte. Mehr wandten wir uns aber alle an Meister Wing, der noch einiges mitzuteilen hatte.
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𝙃𝙪𝙣𝙩𝙚𝙧 𝙓 𝙃𝙪𝙣𝙩𝙚𝙧 || 𝙒𝙤𝙣𝙖𝙘𝙝 𝙨𝙞𝙚 𝙨𝙞𝙘𝙝 𝙨𝙚𝙝𝙣𝙩
FanfictionWarnung: Gewalt Killua x Oc Schon lange fasziniert Nia Imakuro das, was sich außerhalb ihres armen Dorfes befindet, von dem sie bislang nur in sämtlichen Büchern gelesen hat. Aber auch unzählige Geschichten über Freundschaft, Liebe und Vertrauen hab...