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Ich komme gerade von der Schule, die bereits seit drei Monaten wieder läuft. Meine beste Freundin Sophia hat mich nach Hause gefahren, wie jeden Tag. Eigentlich dürfte ich schon Auto fahren, aber bisher war das gar nicht nötig, denn entweder holte mich mein Dad ab oder ich durfte mit Sophia fahren. Sie ist wirklich die Beste! Eigentlich sind wir so unterschiedlich wie Tag und Nacht, aber ich denke, dass wir es genau deswegen so lange miteinander Aushalten können.

Sophia hat strahlend blondes Haar, das sich perfekt mit ihren blauen Augen ergänzt. Zudem ist sie einige Zentimeter größer als ich, was sie nicht wie ein Zwerg aussehen lässt. So wie mich. Aber das stört mich wenig, denn ich bin stolz darauf eine so schöne beste Freundin zu haben.

Im Gegensatz zu ihr trage ich kein rosa und lila. In meinem Kleiderschrank findet man nur Naturfarben. Das passt irgendwie zu meinen braunen Haaren, den braunen Augen und meinem leicht gebräunten Teint. Deswegen nennt mich mein Dad auch immer kleiner Luchs.

Mein Dad arbeitet in der öffentlichen Feuerwehr von Blue Wood. Eigentlich ist das ein viel zu gut bezahlter Job, da es hier so viele Waldbrände, wie Eisbären in der Wüste, gibt. Lediglich bei Überschwemmungen oder umgestürzten Bäumen werden sie zum Einsatz gerufen. Nicht einmal umliegende Städte können sie helfen, da wir mitten im Nirgendwo wohnen. Ich bin erstaunt, dass wir trotzdem ein Krankenhaus besitzen.

Meine Mom ist bei meiner Geburt gestorben. Ich kenne sie demnach gar nicht aber trotzdem vermisse ich sie manchmal. Ich vermisse eine weibliche Bezugsperson in meinem Leben. Nichtmal eine Tante besitze ich, nur meine Großeltern. Aber die wohnen in New York und kommen nur einmal im Jahr zu Besuch. Deswegen sitze ich jeden Tag eifrig an meinen Schularbeiten und hoffe, dass ich später mal auf ein gutes College gehen kann. Dort lerne ich einen netten jungen Mann kennen, den ich heiraten werde und mit ihm bekomme ich dann viele Kinder, die wiederum auch viele Kinder bekommen und so erfülle ich mir meinen Traum von einer großen Familie.

Aber zur Zeit hänge ich in der Blue Wood High fest und das spannendste was hier passiert, ist das jährlich Blue Lake Sommerfest. Dort versammelt sich jedes Jahr die gesamte Stadt und feiert bis in den Morgengrauen eine alte Legende. Keine Ahnung worum es da geht. Es muss aber wichtig genug sein, dass unsere Schulband extra neue Songs einstudiert. Selbst unser Bürgermeister traut sich aus seinem kleinen Rathaus und hält eine Ansprache. Ich verziehe mich in der Zeit mit Sophia in den Wald und dort erzählen wir uns den neusten Klatsch. Sie hat nämlich einen Cousin in Miami und erfährt am schnellsten etwas über die Stars der Welt. Blue Wood erreichen solche Nachrichten nämlich erst nach zwei Wochen, dann wenn der Rest der Erde schon wieder ein neues Klatsch Thema gefunden hat. Mit den Jahren hat sich das zu unserem Ritual entwickelt.

„Katharina?" ruft mein Dad aus der unteren Etage unseres kleinen Hauses. „Kathy?" ruft er erneut.

„Ja Dad ich komme." antworte ich und rolle mich aus dem Bett und gehe runter zu meinem Dad ins Wohnzimmer. Dieser sitzt gemütlich auf der Couch und schaut in den Fernseher.

„Ich habe uns Pizza mitgebracht." sagt er und deutet auf zwei Kartons, die auf dem kleinen Tisch vor ihm liegen. Ich setze mich neben ihn und schaue ebenfalls auf den Fernseher. Wir haben uns für eine lokale Nachrichtensendung entschieden.

„Und gab es was neues auf der Wache?" frage ich interessiert und stecke mir das letzte Stückchen Pizza in den Mund.

„Nein nicht wirklich. Mrs. Cooper ihre Katze ist mal wieder auf einen Baum geklettert und einige Meldungen von Wolf Sichtungen sind eingegangen. Also ein Tag wie jeder andere." antwortet er und nimmt einen Schluck von seinem Dosenbier.

„Das mit den Wölfen wird aber immer häufiger." bemerke ich und schaue meinen Dad mit zusammengezogenen Augenbrauen an.

„Ja aber das sollte nicht weiter gefährlich sein. Du darfst nur Nachts nicht in den Wald und dann passiert schon nichts." antwortet er und klopft mir beruhigend auf den Oberschenkel.

„Na dann." seufze ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich mache mich mal an meine Hausaufgaben." sage ich und räume die leeren Pizzakartons vom Tisch. Aber bevor ich wieder in mein Zimmer gehe, bringe ich noch den Müll raus. Ich hasse Unordnung und da es sonst keiner in diesem Haushalt tut bin ich auch für das sauber machen zuständig. Dafür erhalte ich ein schönes Taschengeld.

Unsere Mülltonnen befinden sich hinter dem Haus unter einem kleinen Dach. Dazu muss man erst durch unseren kleinen Garten, der aus einer Rasenfläche, einem Baum mit Schaukel und einem kleinen Gemüsebeet besteht.

Unser Haus ist etwas Außerhalb. Wir gehören zu den letzten Häusern bevor der dichte Wald beginnt und irgendwann wieder das alte Reservat auftaucht. Vor vielleicht 50 Jahren haben dort noch Menschen gelebt, aber jetzt ist es einfach nur verlassen.
Wenn man ganz leise ist, dann kann man das Rauschen eines kleinen Baches hören, der als unsere Stadtgrenze dient. Außerdem knackt es unheimlich, wenn sich die Bäume im Wind wiegen. Allgemein hat dieser Wald etwas unheimliches und zu gleich faszinierendes. Mich zieht er manchmal magisch an und wenn es nicht gerade regnet, dann mache ich sogar kleinere Spaziergänge. Aber durch die Sichtung der Wölfe wird mir das für eine lange Zeit untersagt bleiben. Schade eigentlich, denn letzte Woche hatten wir mal wieder eine von diesen Starkregen Attacken. Der Grund warum bei uns ständig alles nass und feucht ist. Aber wie dem auch sei, nach solchen Regen Attacken blüht der Wald immer richtig auf. Die Pflanzen sprießen aus dem Boden und alles erscheint in den wunderschönsten Grüntönen. Ich liebe diese Natur einfach.

Luna - menschliche Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt