Nachdem ich für Dad und mich gekocht habe, haben wir zusammen den Abwasch erledigt und ich mich meinen Hausaufgaben gewidmet. Aber irgendwie konnte ich mich nicht konzentrieren. Das passiert mir sonst nie! Also beschloss ich eine Weile raus zu gehen, frische Luft zu schnappen und dann mit neuer Willenskraft meine Aufgaben zu erledigen.
"Dad ich gehe noch mal raus!" rufe ich aus dem Flur, damit er es auch mitbekommt, weil ich zu faul bin jeden Raum nach ihm abzusuchen.
"Ist okay, aber geh nicht in den Wald!" ruft er zurück und ich kann erkennen, dass er in seinem Arbeitszimmer 'Schrägstrich' Hobbyraum sitzt. Er nennt es Arbeitszimmer aber eigentlich ist es mehr ein Aufenthaltsraum für John oder einen der anderen Feuerwehrmänner.
Schnell schlüpfe ich in meine rostfarbene Strickjacke, die ich mir von der Garderobe nehme und steige in meine schwarzen Gummistiefel, damit meine Füße nicht nass werden. Durch den starken Regen ist immer noch alles matschig. Ein letzter Blick in den Spiegel und schon bin ich durch die Tür verschwunden.
Wie von selbst tragen mich meine Beine in Richtung des Stadtrandes. Unser Haus ist eines der letzten dieser Straße. Danach folgen nur noch vier weitere. Alle besitzen sie diese überdachten Verandas, die meist in einem weiß oder altgrün gestrichen wurden. Außerdem hat jeder einen Vorgarten und eine Auffahrt zur Garage. Also sieht hier so ziemlich alles gleich aus.
Vollkommen in Gedanken versunken finde ich mich im Wald auf einem kleinen matschigen Pfad wieder. Ich drehe mich erstaunt um und sehe, dass ich nur einige Meter von der Hauptstraße entfernt bin. Und eigentlich sollte ich umkehren, aber etwas magisches zieht mich weiter in den Wald hinein. Ich werde schon nicht von einem Wolf angegriffen, also was solls.
Mit einem Schulterzucken setze ich meinen Weg fort und sauge den herrlichen Duft des Waldes ein. Etwas besseres kann es gar nicht geben.
Allmählich wird mir die Umgebung vertrauter. Ich war schon einmal hier gewesen. Ja! Jetzt dämmert es mir. Das hier ist der Weg zum Reservat im Wald. Es ist aber schon eine Ewigkeit her, dass ich hier lang gegangen bin. Aber wenn ich mich noch recht erinnere, dann müsste ich gleich auf eine kleine Straße kommen. Diese führt einen dann direkt auf das Grundstück. Ich sollte besser umkehren. Wenn dort wirklich jemand neu eingezogen ist, dann kommt es sicherlich nicht gut, dass man herum schnüffelt.
Gerade als ich meinen Rückweg antreten möchte, knackt es hinter mir. Ruckartig drehe ich mich um und muss feststellen, dass nichts zu erkennen ist. Vielleicht war es doch keine so gute Idee in den Wald zu gehen.
Ich möchte mich wieder umdrehen, da bekomme ich den Schock meines Lebens. Ein großer Mann mit schwarzen Haaren, grünen Augen und markanten Gesichtszügen steht urplötzlich hinter mir. Wie konnte er nur so schnell dort hin gelangen?
Ein Angstschrei entweicht mir und ich mache einen Satz nach hinten, was ihn natürlich sehr amüsiert. Aber an seinem Lächeln erkenne ich ihn wieder. Ja, er trägt noch das gleiche graue Shirt und die gleiche Jeans wie vorhin. Es ist der Mann mit dem grauen Jeep, der vor der Blue Wood High geparkt hat.
"Sehr witzig." bringe ich entrüstet von mir und fasse mir immer noch geschockt an mein Herz. Doch er erwidert nichts und lächelt mich weiterhin einfach an, da sage ich: "Ich kenne dich. Du warst heute noch mit drei anderen vor der High School."
"Ja ich weiß." antwortet er mit rauer fester Stimme und verschränkt die Arme vor seiner Brust.
"Was hast du hier eigentlich zu suchen?" frage ich neugierig, da ich es immer noch nicht fassen kann, wie er so schnell hinter mir auftauchen konnte.
"Das gleiche könnte ich dich fragen. Du bist in unserem Territorium." entgegnet er mit seiner unfassbar beruhigenden Stimme.
Mit zusammen gekniffenen Augen mustere ich ihn kurz bevor ich antworte: "Ich weiß es nicht. Eigentlich wollte ich den Kopf frei kriegen und ein bisschen Luft schnappen. Komischerweise bin ich dann hier gelandet." Dabei schaue ich mich kurz im Wald um. Aber außer Bäumen kann ich nichts erkennen.
"Na dann. Ich hoffe du hast doch nichts dagegen wenn ich dich hier raus begleite. Wir wollen ja nicht, dass sich jemand verläuft." unterbricht der Fremde die Stille.
Aus irgendeinem Grund stimme ich ihm zu und wir setzen uns in Bewegung. Eigentlich bin ich nicht so naiv. Er ist ein fremder Mann, wir sind alleine im Wald, der perfekte Beginn eines Schlagzeilen reifen Mordes. Nur sieht er nicht wie ein Mörder aus. Irgendwas an ihm kommt mir vertraut vor.
"Ich bin übrigens Katharina, aber du kannst mich Kathy nennen." sage ich nach einer Weile und werfe ihm ein kleines Lächeln von der Seite zu.
"Kathy, ein schöner Name. Ich bin Liam." stellt er sich mit vor und reicht mir seine Hand. Als ich diese jedoch berühre überkommt mich eine Gänsehaut. So ein Kribbeln an ganzen Körper, dass ich noch nie gespürt habe. Schnell ziehe ich meine Hand wieder zurück und vergrabe sie in der Tasche meiner viel zu großen Strickjacke.
"Waren die drei anderen vorhin deine Geschwister?" frage ich neugierig, um peinliches Schweigen zu vermeiden.
"Nein, das waren nur meine beiden jüngeren Cousins und meine jüngere Cousine." antwortet er und schaut mich an. Ich nicke verstehend und überlege mir eine neue Frage. Irgendwas an ihm lässt ihn interessant wirken und veranlasst mich dazu mehr über ihn wissen zu wollen.
"Wie alt bist du eigentlich?" Er sieht älter aus als ich aber auch nicht zu alt, dass es schräg wäre, dass er sich mit einer Minderjährigen unterhält.
"20, und du?"
"16" antworte ich knapp. Aber ich bin erstaunt, dass er schon 20 ist, denn trotz seiner markanten Gesichtszüge sieht er irgendwie jünger aus.
"Echt? Du wirkst aber reifer." Dabei schaut er mich nachdenklich an und lässt seinen Blick einmal über meinen ganzen Körper schweifen.
"Manchmal fühle ich mich auch so. Ich denke immer, dass mich die anderen nicht verstehen." seufze ich und schaue auf den kleinen matschigen Pfad vor uns. Vielleicht wirke ich auch nur so, weil ich schon sehr früh angefangen habe den Haushalt zu schmeißen. Putzen, Einkaufen, Wäsche machen. Alles Dinge, die mich über das Leben nachdenken lassen.
"Können wir uns vielleicht wieder sehen?" fragt mich Liam. Und ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht mitbekommen habe, wie wir den Wald bereits verlassen haben. Es ist komisch zu erklären, aber ich finde es schade, dass der Weg nicht länger war.
"Ja..." antworte ich mit einem sanften Lächeln und drehe mich zu ihm um.
"Okay, also man sieht sich." entgegnet Liam und hebt leicht die Hand.
"Bis dann." sage auch ich noch mal und mache mich dann mit einem letzten Blick in seine magischen grünen Augen auf den Weg nach Hause.
DU LIEST GERADE
Luna - menschliche Gefährtin
Werewolf"Ich liebe dich, Liam. So sehr, dass es schon manchmal weh tut. Du bist für mich mein Leben. Und ein Leben ohne dich, würde in meinen Augen keinen Sinn mehr ergeben." ∞ Klar ihr denkt jetzt dies ist diese typische Werwolf Geschichte, in der der Alph...