- 7 -

11.1K 519 32
                                    

Langsam öffne ich die Augen und blicke in den Himmel hinauf, der von saftigen grünen Blättern bedeckt wird. Hindurch schimmert die Dämmerung in einem leicht orangenen Ton. Es sieht wunderschön aus und es fühlt sich so angenehm an. Wenn da nicht Liams Arm um meinen Bauch wäre. Sofort setze ich mich auf und realisiere jetzt erst, dass wir eingeschlafen sind. Und dem Himmel zu urteilen muss es schon Abend sein.

„Mist!" fluche ich und neben mir richtet sich ein verschlafener Liam auf. Ich muss wohl so müde und erschöpft durch die letzten zwei Nächte gewesen sein, dass ich einfach eingeschlafen bin. „Liam, ich glaube es wäre besser wenn wir zurück gehen." sage ich und richte mich auf, während ich den Schmutz von meiner Hose klopfe.

„Okay komm mit." antwortet Liam und deutet mir mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Zum Glück, denn ich würde mich hier nicht zurück finden und so langsam wurde es auch immer dunkler.

„Wie lange brauchen wir noch?" frage ich nach Minuten der Stille in der ich über das vorherige nachgedacht habe. Warum konnte ich auf einmal in Ruhe schlafen? Und warum fühlte es sich so vertraut an, dass Liams Arm um meinen Bauch lag? Das ganze macht mich noch verrückt.

„Nicht mehr lange. Du solltest aber vielleicht etwas näher zu mir kommen." antwortet er mit Besorgnis in seiner rauen Stimme, die durch den Wald hallt. So fasziniert davon, wie seine Worte klingen nähere ich mich ihm bis sein Arm meinen berührt und ich überall am Körper eine Gänsehaut bekomme.

Unglaublich wie schnell es doch dunkel werden kann und das dichte Laub der hohen Bäume eine noch düstere Finsternis über uns legt. Mittlerweile ist es so finster geworden, dass ich nur noch ungefähr fünf Meter weit gucken kann. Aber dann lichten sich die hohen Gewächse wieder und es scheint etwas heller zu werden. Als ich dann auch endlich das Reservat erkenne, atme ich erleichtert aus. Wir haben es heil aus dem dunklen Wald geschafft ohne von Wölfen angegriffen zu werden. Vorausgesetzt sie greifen Menschen überhaupt an.

„Ich sollte wohl besser nach Hause." Stumm schaut mir Liam in die Augen und ich in seine. Durch die leichte Dunkelheit strahlen sie nicht mehr so magisch grün. Es sieht so aus, als hätte sich ein Schleier über seine Augen gelegt. Was sie nur noch ansprechender erscheinen lässt.

"Okay ich hole nur noch schnell die Autoschlüssel." sagt Liam und zeigt dabei auf das hell erleuchtete Haus hinter sich.

"Aber..."

"Kein aber!" unterbricht er mich. "Ein Mädchen sollte um diese Uhrzeit nicht alleine durch den Wald spazieren." fügt er mit fester Stimme hinzu und läuft schon in das Haus hinein. Währenddessen gehe ich zu dem grauen Jeep und mache mir Gedanken über heute. Als wäre es normal gewesen nebeneinander im Gras zu schlafen. Als wäre es normal mit ihm Zeit zu verbringen. Und als wäre es normal, dass er mich nach Hause bringt. Mit welch einem befehlerischen und doch so sanften Ton er darauf bestand. Im Nachhinein bin ich sogar froh darüber. Wenn ich daran denke wie viel Angst ich eben schon im Wald hatte. Und insgeheim gefiel es mir sogar noch einige Minuten mehr mit Liam zu verbringen.

"Es kann los gehen." ruft mir Liam entgegen und entriegelt den Jeep per Knopfdruck.

Als ich dann in diesen hinein geklettert bin und wir bereits den matschigen Waldweg entlang fuhren, sagte ich: "Danke"

Daraufhin schaut mich Liam kurz an und antwortet: "Bei mir brauchst du dich nicht bedanken. Nie wieder.''

"Wie meinst du das?" frage ich mit zusammen gekniffenen Augenbrauen.

"Das wirst du schon noch herausfinden." ist das einzige was ich von ihm zu hören bekomme. Aber warum? Warum brauch ich mich nie wieder bei ihm bedanken? Was werfe ich herausfinden? So viele Fragen heute, die meinen Kopf zum brummen bringen.

Als wir dann endlich wieder auf normaler Straße angelangt sind, dauert es keine zwei Minuten eh wir vor meinem Haus zum halten kommen. Aber Moment mal! Woher weiß er wo ich wohne? Dieser Junge steckt wirklich voller Überraschungen.

"Falls Maddy es ansprechen sollte, waren wir im Wald spazieren." sagt Liam als ich aus dem Jeep aussteige und er ebenfalls.

Verstehend nicke ich und gehe einige Schritte um das Auto, damit ich zu Liam gelangen kann.

Wie er mich ansieht, so als wüsste er mit nur einem Blick was ich denke - etwas unheimlich.

"Gute Nacht Kathy." flüstert mir Liam zu als er überraschend seine Arme um mich legt. Ich brauche nicht lange und erwiedere die Umarmung, die sich so vertraut anfühlt. Bei seinen Berührungen reagiert mein Körper wieder. Meine Härchen stellen sich am gesamten Körper auf und plötzlich schlägt mein Herz schneller. Das alles wird mir zu viel. Deswegen flüstere ich ein: "Gute Nacht." zurück, schiebe Liam von mir und verschwinde schwer atmend im Haus.

Luna - menschliche Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt