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Aufgelöst stürze ich mich aus dem Auto und renne sofort in das Haus rein. Im Flur hänge ich meine Weste auf und ziehe meine matschigen Schuhe aus.

"Hey Kleine." ertönt eine Stimme hinter mir, zu der ich mich umdrehe. John begrüße ich mit einem schwachen "Hey" und als ich gerade wieder gehen möchte erklingt die Stimme meines Dads. "Alles okay mit dir Katharina?" fragt dieser und schaut mich besorgt an. Also setze ich ein schlichtes Lächeln auf und antworte: "Ja klar, bin nur etwas müde. Du weißt schon, erster Schultag nach den Ferien und so." Damit scheint sich Dad zufrieden zu geben und so kann ich schnell an den beiden Männern vorbei die Treppe hoch und in mein Zimmer. Auf dem Weg dorthin tauchen blitzschnell noch einmal Bilder von eben auf. Ist das wirklich alles passiert? Ich meine, ich habe es mit eigenen Augen gesehen und dennoch fühlt es sich so unreal an.

Stürmisch öffne ich meine Zimmertür, nur um sie gleich danach wieder zu schließen und auch zu verschließen. Das mache ich sonst nie, aber ich möchte im Moment niemanden sehen. Ich bin nämlich viel zu überfordert mit dieser Situation.

Das mit dem niemanden sehen wollen, hat eigentlich für die gesamte Menschheit gegolten, aber wie aus dem nichts steht Liam wieder vor mir und als ich gerade zum reden ansetzte möchte, hält er mir seine große Hand über den Mund.

"Sag jetzt nichts. Ich weiß, dass du mich nicht sehen willst, aber ich muss dir noch so viel erklären und sicherlich hast du auch einige Fragen." sagt er und wartet dabei meine Reaktion ab.

Ich schlage seine Hand von meinem Mund und antworte dann: "Okay, dann lass uns reden. Aber du setzt dich dort auf das Bett und ich bleibe hier auf der anderen Seite das Zimmers."

"Wenn du das willst. Ich denke nur es wäre besser, wenn du dich auch setzt. Wir haben nämlich einiges zu besprechen und das könnte eine Weile dauern." sagt Liam mit etwas Hoffnung in seiner Stimme, dass ich mich doch neben ihm auf das Bett setze.

"Ich finde meinen Platz hier drüben ganz angenehm." antworte ich mit verschränkten Armen und beobachte Liam etwas ängstlich.

"Also schön. Wie wäre es wenn du mir erst ein paar Fragen stellst. Ich sehe dir an, dass du so einige hast." sagt Liam und schaut mich abwartend an.

Fragen habe ich tatsächlich. Eine ganze Menge sogar. "Was bist du?" platzt es schließlich aus mir raus und entlockt Liam ein kleines Schmunzeln.

"Ein Wolf. Naja, nicht ganz. Wir sind die mutierte Version eines Wolfs. Ihr Menschen habt uns den Namen Werwolf gegeben. Daran gab es nichts einzuwenden, also haben wir ihn so behalten." antwortet er schlicht.

"Du sagtest wir. Soll das heißen, dass die anderen im Reservat auch Werwölfe sind?" frage ich weiter neugierig nach.

Mit einem leichten Nicken beantwortet er mir meine Frage, fügt allerdings noch hinzu: "Die meisten zumindest. Im Augenblick befinden sich auch andere Wesen bei uns, die unsertwegen gekommen sind. Lucifer zum Beispiel gehört zum Beispiel zu der Gilde und Mandy ist eine Art Hexe."

"Du weißt schon, dass das alles ziemlich verwirrend für mich ist. Wir bekommen Jahre lang gesagt das solche Wesen nur in Geschichten und Märchen existieren und heute hast du mir gezeigt, dass es sie wohl gibt."

"Ich kann dich verstehen. Vor etwa viertausend Jahren war das alles anders. Wir haben zusammen in Frieden mit den Menschen gelebt, doch dann sind die Schattenwesen immer negativer aufgefallen und es musste sich etwas ändern. Bevor alles ausartet wurden sie verband und mit ihnen wir irgendwie auch. Zum Schutz aller übernatürlichen Wesen gab es uns nur noch in Legenden und Märchen." erklärt mir Liam, so als wäre es das normalste auf der Welt. dabei vergisst er, dass es für mich neu ist.

"Liam? Ich habe Angst." gestehe ich ihm mit leiser brüchiger Stimme. Sofort erhebt er sich von meinem Bett und kommt auf mich zu gelaufen. Erst weiche ich ein paar Schritte zurück, doch dann bleibe ich stehen, als Liam zu mir sagt: "Du brauchst keine Angst haben. Ich könnte dir nie etwas tun. Du bist doch meine Mate und die Luna unseres Rudels. Ach was sage ich da, du bist noch so viel mehr. Du bist nämlich mein Leben."

Erschöpft lasse ich mich in Liams Armen fallen und sauge seinen Geruch tief in mir auf. Plötzlich schlägt mir mein Herz nicht mehr bis zum Hals. Es ist als würde mich Liams Geruch beruhigen. Wahrscheinlich weiß mein Körper, dass mir von Liam keine Gefahr droht. Nur in meinem Kopf ist das alles noch nicht angekommen.

Als wir uns wieder lösen zieht mich Liam hinter sich her und steuert auf das Bett zu. Dort lassen wir uns nieder und ich blicke auf unsere umschlungenen Hände. Es fühlt sich so gut an in seiner Nähe zu sein.

"Was bedeutet Mate und Luna eigentlich und warum gibt es eine Prophezeiung über uns?" frage ich erneut neugierig nach.

"Mate ist die Abkürzung für Soulmate. Jeder Werwolf hat ein Mate von Geburt an. Es ist ein anderer Werwolf, der einen selbst perfekt ergänzt und stärkt. Naja, normalerweise handelt es sich um einen anderen Werwolf." berichtet mir Liam schmunzelnd und streicht dabei mit seiner anderen Hand über unsere verschlungenen. "Und eine Luna ist die Mutter des Rudels. Sie ist der Mate des Alphas. Nur durch sie ist das Rudel stark."

"Also heißt das, dass du der Alpha bist?"

"Ja, der bin ich." sagt Liam stolz und lächelt mich aufmunternd an.

"Und ich bin dann also die Luna, weil ich deine Mate bin." frage ich mit gerunzelter Stirn nach.

"Ja, das bist du. Du bist meine Mate." antwortet er und zieht mich näher zu sich. "Hast du denn nie diese Verbindung zwischen uns gespürt? Oder dass es dir schlecht ging, wenn ich nicht bei dir war. Als du diese Albträume hattest, da habe ich gespürt, dass mit dir etwas nicht stimmt. Ich bin zu deinem Haus und habe dich beruhigt. Ein menschlicher Körper scheint mit diese Verbindung offensichtlich anders umzugehen."

Klar habe ich es gespürt, aber für mich waren es einfach nur Albträume. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, das Übernatürliches was damit zu tun hat.

"In dieser Prophezeiung hieß es, dass du mich bis zum Blutmond markieren musst. Was genau bedeutet das?" Ich war vielleicht ein wenig durcheinander die letzte halbe Stunde, aber ich habe dennoch alles mitbekommen.

"Das ist so eine Sache." sagt Liam und kratzt sich verlegen am Hinterkopf.

"Wie schlimm kann es denn jetzt noch werden?" frage ich genervt nach. "Ich weiß, dass es Werwölfe und Götter gibt. Ich glaube nicht, dass mich jetzt noch etwas überrascht."

"Nein, das nicht. Es könnte aber unangenehm werden." beichtet er mir und ich schaue überrascht auf. "Das Markieren eines Mates, so nennt man es, wenn der männliche Werwolf seine Mate offiziell zu seinem Partner macht. Beiden ist es möglich auch über größere Distanzen zu kommunizieren. Im Grunde wird alles verstärkt. Die Lust, die Liebe, einfach alles."

"Und was ist daran jetzt unangenehm?" frage ich verwirrt nach.

"Markieren heißt, dass man den anderen in den Nacken beißt und das während..." sagt Liam, lässt aber den Satz offen.

"Während was?" frage ich ungeduldig nach.

"Während des..." sagt er erneut in einem offenen Satz, doch diesmal schaut er mich mit so einem Blick an und dann wird mir alles klar.

"Also heißt das, dass ich mit dir schlafen muss?" Überrascht lasse ich Liams Hand los und springe von dem Bett auf. Es ist wie die Frage von Sophia, wie wir unsere Kinder nennen wollen. Einfach noch zu früh, um über solche Sachen zu sprechen.

"Beruhig dich. Es klingt schlimmer als es sich jetzt vielleicht anhört. Außerdem müssen wir darüber nicht jetzt sprechen." spricht mir Liam gut zu und nimmt wieder meine Hand, um mich auf seinen Schoß zu ziehen. Dann drückt er mir einen leichten Kuss auf die Stirn und wir verharren in dieser Position für eine ganze Weile

Luna - menschliche Gefährtin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt