3. Kapitel

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Felix

Nach einer Woche betrete ich wieder die Hölle. Es ist für mich keine Hölle, weil hier gelernt wird oder es so viele Regeln gibt. Es ist für mich die Hölle, weil mich alles an sie erinnert. Alles erinnert mich an Autumn. Und wenn mal nicht, dann schauen mich alle mitleidig an. Alle wissen das ich mit ihr zusammen war, weshalb sie das Gefühl haben sie müssten es bei mir gutmachen. Sie sind zu mir nett und versuchen Verständnis zu zeigen, weil sie zu ihr scheisse und ungerecht waren. Wie gewöhnlich setzte ich mich in den Chemieunterricht und setze mich auf meinen üblichen Platz. Mein Blick streift automatisch nach links. Dort würde jetzt Autumn sitzen.

Sie schlurfte in den Raum. Sie sah traurig aus. Trauriger als sonst. "Alles okay?", fragte ich sie. Sie setzte sich und sprach leise: "Ich werde nicht versetzt." Ihr Blick lag traurig auf ihre Unterlagen, welche sie grade ausgepackt hatte. "Wie? Du wolltest versetzt werden?", fragte ich sie. Sie nickte. "Was soll ich hier noch machen? Ich habe nur zwei Freunde und selbst sie sind heute nicht da", sagte sie und schaute auf ihre Hände. "Das tut mir leid", sagte ich und wollte ihr eine Hand mitleidig auf die Schulter legen, jedoch zog sie sich zurück. "Dankeschön, aber fass mich nicht an!", sagte sie und die letzten Worte spuckte sie förmlich. "Ich wollte dich doch nur...", sie unterbrach mich. "Lass es einfach! Okay?!"  Ich nickte verwirrt. Ich schaute nach rechts, zu Jaden, welcher die Szene mitbekommen hatte. Er sah selbst verwirt aus. "Mädchen sind wie unlösbare Rätsel", sagte er leise und lachte. Ich nickte. Sie war ein unlösbares Rätsel, jedoch verfiel ich dem Gedanken es zu lösen. Ich wollte dass sie sich mir öffnete, jedoch war mir auch bewusst, dass das schwer werden würde. Sehr schwer. "Das wird schon", sagte Jaden, worauf ich erneut nickte. Ich sah zu Autumn. Sie schrieb wieder in diesem kleinen Buch. Sie tat dies öfters. Je öfter ich sie sah desto neugieriger wurde ich. Ich hatte den Gedanken, dass es ihr Tagebuch sei, worin ich auch recht behielt.

In der Mittagspause setze ich mich zu den Jungs. Sie unterhalten sich über irgendeinen Mist und versuchen mich mit einzubinden. Ich stochere in meinem Essen rum. "Möchtest du nach Hause? Du siehst blass aus", fragt mich Devin. Ich schüttele mit einem kühlen Lächeln den Kopf. In solch Momenten wünsche ich mir dass ich Deutschland geblieben wäre. Ich hätte sie nie kennengelernt und müsste somit nicht durch die Hölle. Täglich sprechen Mitschüler mich an und zeigen ihr Mitleid. Ich rede kaum noch mit jemanden, außer den Jungs. Sie versuchen nicht zu zeigen, dass sie Mitleid haben, scheitern aber unbewusst dabei. Ich blicke auf und sehe wie Emily sich gegenüber mich setzt. Misstrauisch mustere ich sie. Mit ihr habe ich nur paar Worte gwechselt, seit Autumns Tod. Sie hat immer alles gegeben, um mich von ihr Fern zuhalten. Autumn hat sich immer schlecht gefühlt.

"Jungs", sagte ich. "Was ist los, Bro?", fragte Sean. "Ich frag sie, ob sie mit mir ausgehen möchte", sagte ich und schaute zu ihr rüber. Sie saß mit ihren Freundinnen, an ihrem üblichen Tisch. "S-sicher dass du das riskieren möchtest?", stotterte Emily. Es war nicht die Angst, die aus ihr Sprach. Eher die Nervösität und die Panik. "Sie wird ihn schon nicht beißen", sagte Devin lachend. Ich nickte und stand auf. Mit jedem Schritt wurde ich selbstsicherer. Ich setzte mich einfach zu den dreien. "Hey", sagte ich und musterte kurz Autumn. "Ich bin Felix." Ich sah wie Autumn genervt ihre Augen rollte. "Was willst du?", fragte sie schroff. "Autumn! Lass ihn doch ausreden", sagte das Mädchen neben ihr und grinste dabei. "Ich wollte fragen ob du mit mir ausgehen möchtest", fragte ich unsicher und kratzte mich nervös an meinen Hinterkopf. Sie sah mich verwirrt an. "Warum sollte ich mit dir ausgehen wollen?", fragte sie ernst. Ihre andere Freundin sah sie entsetzt an. "Autumn! Sei nicht so gemein!" Sie rollte genervt die Augen, mal wieder. Sie stand einfach auf, nahm ihre Sachen und ging. Die Beiden sahen ihr verzweifelt hinterher. "Warum ist sie so?", fragte ich. "Sie war nie so. Sie wurde zu dem gemacht", sagte Tyler und man erkannte den traurigen Blick. "Felix, lass dich nicht verschrecken. Sie braucht Zeit", sagte die andere, wessen Name mir entfallen war, und versuchte mich aufzumuntern. Ich nickte und sah beide dankend an, bevor ich mich erhob und zurück zu meinem Platz ging. "Und wie liefs?", fragte Dylan. Ich schüttelte den Kopf. "Ich hab es dir doch gesagt!" Sie sah mich grinsend an. Worauf ich nur meine Augen rollte. "Du rollst genau so wie sie deine Augen!", warf sie mir vor. Ich blickte sie fragend an. "Wäre das etwa schlimm?" Sie schüttelte nur den Kopf worauf ich nickte.

Natürlich gab ich nicht auf, sie zu fragen. Ich fragte sie während des Unterrichts, während der Pausen, während des Mittagessens und während den Besprechungen. Natürlich ließ ich mir die schulischen Veranstaltung nicht entgehen und fragte sie selbst dort. Ich machte mir in der Schule, unbewusst, einen Namen damit. Viele bewunderten es dass ich mich getraut habe ihr so auf die Nerven zu gehen.

Wieder einmal lief ich ihr hinterher. "Wann wirst du mich endlich in Ruhe lassen?!", fragte sie und lief weiter. "Wenn du ja sagst", antwortete ich ihr grinsend und war in Hoffnung sie würde endlich einwilligen. "Ich habe kein Interesse daran mit dir auszugehen!", sagte sie mit einem genervten Unterton und lief weiter. "Warum nicht?" "Warum sollte ich?! Ich kenne dich doch kaum!" "Genau das ist der Punkt. Du kennst mich kaum und sagst nein. Ich kenne dich kaum und will dich kennen lernen, also sag doch einfach ja", sagte ich grinsend. Sie seufzte. Gewonnen! "Ich habe kein Interesse dich näher kennen zu lernen. Es wäre besser du hörst auf mich zu nerven, Felix", sagte sie und ging ins Gebäude. Verdutzt stand ich vor der Tür. "Zum wie vielten mal hat sie dich abgewiesen?", fragte Sean. "Zum achten mal", sagte ich leise. Es war peinlich. "Du solltest aufhören ihr hinterher zu rennen!", sagte Devin. "Ich weiß, aber ich möchte nur ein Date. Mehr nicht", sagte ich und ging. Ich überlegte mir die ganze Zeit, ob dies eine gute Idee sei, jedoch zog ich es trotzdem durch.

Am nächsten Tag stellte ich mich während der Mittagspause auf den Tisch. "Felix? Was machst du da?!", fragte Dylan. "Felix, komm runter!", befahl mir Devin. Jaden grinste nur. Er wusste was ich geplant hatte. "Leute!", schrie ich, durch die Cafeteria, so laut es ging. Sofort hatte ich von allen die Aufmerksamkeit. Ich fand meine Strategie unfair, jedoch wollte ich gewinnen. "Also, ihr alle seid meine Zeugen!", sagte ich und ging vom Tisch runter. Alle Blicke folgten mir, als ich mich vor Autumn stellte. "Was willst du jetzt schon wieder?", fragte sie. "Ich gebe dir eine Möglichkeit", sagte ich grinsend. Sie sah mich genervt und verwirrt an. "Was meinst du?" "Entweder du willigst ein mit mir auf ein Date zu gehen oder du ohrfeigst mich, jetzt und vor allen anderen hier im Raum." Ich ignorierte die Blicke aller nun und sah nur zu ihr. Sie sah verzweifelt aus. Ich fühlte mich schlecht. Jemandens Schwäche Ausnutzen? Gott, was hatte ich mir nur dabei gedacht? Seufzend stand sie auf. Ich wurde nervös und ich merkte ich war nicht der einzige im Raum. "Wenn ich ja sage, hörst du mich auf zu nerven?" Ich nickte nur, worauf sie erneut schwer seufzte. "Na gut." Ich sah sie mit großen Augen an, so wie alle im Raum. Sie schreib etwas auf ein Blatt, riss es aus dem Block und überreichte es mir. "Schreib mir einfach wann und wo", sagte sie. Im selben Moment nahm sie ihre Sachen und ging. Grinsend schaute ich zurück zu den Jungs, welche glücklich zurück sahen.

Es war unfair. Sie hätte mich nie vor allem geohrfeigt, jedoch sah ich keine andere Möglichkeit. Später war sie mir sogar dankbar deshalb.

Really bad? | #Wattys2016 #JustWriteItWo Geschichten leben. Entdecke jetzt