10. Kapitel

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Heute sind es drei Monate her. Der kühle Wind verwuschelt meine Haare. Ich weiß nicht wie lange ich euch noch diese Geschichte erzählen kann. Ich weiß nicht ob ich die Geschichte jemals fertig erzählen kann. Ich weiß es einfach nicht. Gott, ich bin so schwach. Warum bin ich nur so schwach?! Sie hat mich immer als stark bezeichnet und mich bewundert, aber ich bin schwach. Denn meine Stärke, meine Stärke ist mit ihr fort gegangen. Ich weiß nicht was ich noch dagegen machen soll oder kann. Manchmal, in solch Momenten, überlege ich mir das Leben zu nehmen. Es wäre der einfache Weg. Es wäre der leichte Weg. Es wäre der schmerzfreie Weg. Natürlich, würde ich kurz schmerzen haben, aber danach wäre ich mit ihr vereint. Ich wäre mit der Liebe meines Lebens vereint. Ich habe sie damals gerettet, jedoch weiß ich nicht wer mich retten wird. Sie meinte sie wäre für mich da. Sie meinte sie würde mich auffangen. Sie meinte sie wäre mein Schutzengel. "Wo bist du?", frag ich leise und wische mir die Tränen weg. Ich setze mich vor ihr Grab und lege den Strauß auf hin. "Tochter und Engel", steht unter ihrem Namen. "Autumn, mein Schatz. Du meintest du bist mein Schutzengel, jedoch musst du mich nicht von den anderen beschützen. Du musst mich nur von mir beschützen.", flüstere ich. "Ich weiß du wirst mich vielleicht nicht hören, aber ich bete für dich. Ich bete für uns. Ich hoffe für uns. Ich bin mir sicher dass wir im Himmel vereint sind. Im Himmel werden wir uns endlich wieder in den Arm nehmen können. Ich weiß nicht wie lange ich noch kämpfen kann, aber ich werde für dich durchhalten. Zumindest werde ich es versuchen. Ich liebe dich Autumn. Ich lege ein Bild vor das Grab, eins von uns beiden. Danach stehe ich auf, schaue nochmal runter und drehe mich um. "Du musst los lassen", murmele ich und wische mir die Tränen weg. Langsam laufe ich weg. Ich laufe weg vom Friedhof. Ich laufe einfach durch die Stadt, in meinem schwarzen Anzug. Ich weiß sie sieht es nicht, aber sie meinte immer dass sie Anzüge liebt. Sie liebte alles schwarze. Sie selbst trug nur schwarz. Ihre Beerdigung fand nur in schwarz statt. Ihr zu liebe trage ich heute Schatz. Stumm laufe ich nach Hause und verkrieche mich in mein Zimmer. "Willst du was essen?", fragt Devin und kommt in mein Zimmer. Ich schüttele den Kopf. Ich habe mir heute vorgenommen nichts zu essen oder zu trinken. Autumn hat einmal die Woche den ganzen Tag über gefastet. Ich habe den Grund nie verstanden, jedoch habe ich mir vorgenommen einen Tag auszuhalten. Es ist schwer für jemanden wie mich, aber das schaffe ich. Der Gedanke an Autumn gibt mir Kraft. Ich ziehe mich kurz um und nehme mir eines der vielen Bücher aus meinem Regal. Autumn hat in ihrem Tagebuch Listen gehabt. Listen von Büchern die Sie lesen möchte, von Filmen die sie sehen möchte, von Orten die sie bereisen möchte, von Leuten die sie mal kennen lernen möchte. Sie hatte für alles eine Liste. Es ist eines meiner Ziele die Bücher zu lesen, die Filme zu sehen, die Orte zu bereisen und die Leute kennen zu lernen. Es ist mein Ziel, damit sie von unten auf mich hinab blickt und stolz ist. Sie soll mir als mein Schutzengel folgen und mir die Kraft geben. Es war ein Buch von einem berühmten Autor. Ich lese mehrere Kapitel, bevor ich in einem tiefen Schlaf falle. Das Schicksal hat sich mal wieder gegen mich verschwört und ich träume von ihr.

Zusammen lagen wir auf einer Wiese. Ich hielt ihre Hand in meiner und drückte sie leicht, woraufhin sie lächelte. Wir starrten beide in den Himmel. "Ich frag mich ob da noch was ist", sagte ich und lachte. Sie lächelte. "Ich hoffe es gibt was", sagte sie. "Warum?" "Wenn es Aliens gibt und sie jemals auf die Erde landen, würden alle wegrennen. Zumindest die meisten. Ich würde mich freuen wenn sie mich mitnehmen", sagte sie und schaute weiter in den Himmel. "Aber du würdest mich alleine lassen?" "Ich würde zurück kommen", sagte sie und drehte ihren Kopf zu mir. Ich machte das selbe. "Du würdest mich niemals alleine lassen?" Sie schüttele lächelnd den Kopf. "Ich habe es dir versprochen", sagte sie. Autumn setze sich auf, lehnte sich zu mir runter und küsste mich. Ich erwiderte und lächelte in den Kuss hinein. Sie löste sich nach paar Sekunden und ließ sich wieder neben mich ins Gras fallen. "Sieh mal! Eine Sternschnuppe!", sagte sie und zeigte drauf. Sofort wünschte ich mir was. Ich wünschte mir dass wir noch lange zusammen glücklich bleiben.

Es ist immer mein Wunsch gewesen. Ich habe mir immer das selbe gewünscht wenn ich eine Wimper, Pusteblume oder Sternschnuppe sah. Es war immer der selbe Wunsch und selbst heute wünsche ich es mir immer noch. Ich wünsche mir so sehr mit ihr wieder zusammen zu sein, aber ich weiß nicht was ich machen soll. Langsam drehe ich die Klinge und ich bin mir unsicher. Ich habe es lange nicht mehr gemacht. Ich habe den Jungs versprochen ich höre auf. Ich habe mir selbst versprochen aufzuhören. Ich setze langsam die Klinge an und grade als ich durch ziehen möchte, kommt Jaden rein. "Felix!", schreit er und nimmt mir die Klinge weg. "Jaden, ich brauche sie!", sage ich mit purer Verzweiflung in meiner Stimme. Er spült die Klinge die Toilette runter. "Autumn hätte das nicht gewollt! Sie hätte nicht gewollt dass du dich wegen ihr ritzt!" "Was weißt du schon? Ihr wisst alle nichts über sie und tut so als würdet ihr alles wissen. Einfach alle!", schreie ich ihn an. "Ich habe das nie behauptet Felix", sagt er in einem normalen Ton zurück. "Mir scheiss egal! So Menschen wie du, so Menschen wie ihr", schreie ich durch mein Bad, in dem mittlerweile auf der Rest der Jungs steht,"so Menschen wie ihr habt sie umgebracht!" "Felix es war ihre eigene Entscheidung", sagt Devin und man hört die Besorgnis. "Es war vielleicht ihre Entscheidung, aber wäre ich früher da gewesen, hätte ich es verhindern können! Hätte ich sie früher gekannt! Mein Gott, wenn ich mich jetzt umbringen würde, wen würde es stören?!", schreie ich rum. "Felix, es würde uns kümmern. Deine Eltern würde es auch stören", sagt Dylan. "Es tut weh", sage ich und halte mir den Kopf. Verzweifelt ziehe ich etwas an meinen Haaren. "Es tut so weh sie zu vermissen!" Langsam laufen Tränen meine Wange runter, jedoch interessiert es mich nicht mehr. "Macht das es aufhört!", sage ich und knie mich hin. "Ich kann das nicht mehr!", sage ich und weine weiter. "Felix, du wirst das durchstehen", sagt Devin und kniet sich zu mir runter. "Alles wird gut", sagt er und will mich in den Arm nehmen. "Nichts wird gut, Devin! Nichts! Die Liebe meines Lebens ist tot und ihr alle denkt es wäre gut? Ihr alle denkt es wäre nur ein Mädchen, aber es war das Mädchen! Es war das Mädchen das ich liebte! Sie ist das Mädchen dass ich liebe!", sage ich unter all den Tränen. "Macht dass dieser Schmerz aufhört", schreie ich durch das Bad. "Ich kann das nicht mehr", sage ich leise. Ich lege den Kopf in den Nacken. "Bist du hier? Autumn? Wenn du gerade hier bist gib mir ein Zeichen! Bitte", schreie ich verheult. Nachdem ich bemerke dass kein Zeichen kommt, stehe ich auf und ramme meine Faust gegen den Spiegel. "Felix hör auf!", schreit Sean. Nochmal schlage ich in den Spiegel. Ich hole ein weiteres Mal aus, jedoch ziehen mich Dylan und Devin weg. "Macht dass dieser Schmerz aufhört", sage ich leise und wische mir mit der anderen Hand die Tränen weg. "Felix er wird nie aufhören", sagt Jaden. "Wie soll ich denn mit diesem Schmerz leben?! Das geht nicht!" "Du wirst dich gewöhnen müssen", sagt Devin leise. Während Devin mich mit Dylan zum Auto trägt, räumen Sean und Jaden bestimmt die Glasscherben weg. Im Krankenhaus haben sie mir verschiedene Tabletten gegeben, darunter auch Schlaftabletten. Devin passt auf sie auf, da sie Angst haben dass ich mich mit den Schlaftabletten umbringen könnte. Als ob ich das machen würde?! Devin passt auch auf dass ich jede Tablette rechtzeitig nehme. "Nimm die", sagt er und legt drei Tabletten in meine Handfläche. Ich werfe alle drei ein und Spüle sie mit Wasser runter. "Wie geht's dir?", fragt er mich und setzt sich neben mich, auf meine Bettkante. "Ich hatte gerade einen Nervenzusammenbruch und habe meine Hand blutig geschlagen", sage ich und starre auf den Verband. "Felix, jeder verliert jemanden den er liebt. Du musst nach vorne schauen, sonst wirst du immer in der Vergangenheit leben. Ich weiß nicht was Autumn sich wünschen würde, aber ich denke nicht dass sie je wollte dass du dich so benimmst. Oder würdest du wollen dass sie einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen hat, dass sie tagelang nichts isst und in ihrem Zimmer bleibt, nachdem du Suizid begangen hättest?", fragt er mich. Ich schüttele den Kopf. "Siehst du? Ich weiß es ist schwer, aber versuche nach vorne zu blicken." "Du hast recht Devin", sage ich leise. "Aber ich weiß nicht ich ich das kann", sage ich leise und wische mir die Tränen weg. "Felix du bist stark", sagt er. "Stark? Ich habe gerade einen Spiegel zertrümmert?", sage ich und lache leise. "Du hast drei Monate lang gekämpft. Gib es einfach nicht so auf", sagt er. "Und jetzt geh schlafen. Die Tabletten wirken bald", sagt er und steht auf. "Schlaf gut", sagt er, bevor er mein Zimmer verlässt und mich alleine lässt. Ich mache das Licht aus und lasse mich ins Bett fallen. Wenn ich leben will, muss ich kämpfen. Ich weiß nicht ob dieser Kampf sich lohnen wird, aber ich werde es versuchen.

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