16. Kapitel

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Der Tag an dem ich den Anruf bekam, hat sich in meinen Kopf eingebrannt. Manchmal hört das Szenario nicht auf, sich in meinem Kopf abzuspielen. Es hört nicht auf, Gefühle in mir auszulösen. Es hört einfach nicht auf.

Ich wachte mit einem Lächeln auf. Ich weiß nicht warum, aber es ging mir toll. Autumn und ich hatten uns verabredet und ich hoffte dass wir über die letzten Tage sprechen konnten. Sie ging mir immer noch konstant aus dem Weg, obwohl ich nur reden wollte. Ich machte mich fertig und zog mich um. Während ich frühstückte, war ich am Handy. Die Jungs und ich redeten über die nächsten Proben und Interviews. Es war ein toller morgen. Ich bekam einen Anruf von Tori. "Bin gleich zurück", sagte ich und verschwand in mein Zimmer. Ich ging ran und sofort machte ich mir sorgen, als ich ihr schluchzen hörte. "Felix", sagte sie und ich hörte dass sie weinte. "Was ist los?", fragte ich und war besorgt. "Es tut mir leid", sagte sie. "Es tut mir so leid, verrammt!", schrie sie ins Telefon. Sie weinte bitterlich und ich verstand nichts. "Tori? Was ist los?!", fragte ich besorgt und ängstlich. Ich hatte Angst. Angst vor dem was mich erwartete. "Felix, es tut mir so leid", sagte sie und weinte weiter. "Was tut dir leid, Tori? Was ist los?!", fragte ich verzweifelt und fuhr mir durch die Haare. Für einen kurzen Moment verstummte sie. Sie atmete tief durch und ich murmelte sich selbst etwas zu.  "Sie hat sich umgebracht", sagte sie und sofort weinte sie wieder. Ich stand still in meinem Zimmer und brachte kein Wort hervor. Ich brachte nichts hervor. Die Welt hörte auf sich zu drehen. Ihr weinen hörte ich nur noch gedämpft und irgendwann garnicht mehr. Mein Blick war starr auf dass Bild auf meinem Schreibtisch gerichtet. Es war ein Bild mit ihr. Ich verstand es nicht und hoffte sie mache nur einen Scherz. Einige Minuten vergingen und plötzlich überkam mich alles. Mich überkam die Trauer und Wut. Mir wurde klar was gerade gesagt wurde. Ich holte aus und warf mein Handy gegen die Wand. Ich raufte mir die Haare und verzweifelt fiel ich auf den Boden. Ich schrie und heulte. Ich stand auf und machte Sachen kaputt. Ich warf Bilderrahmen rum und haute gegen meine Wände. Alles in mir platzte und mir wurde klar dass ich jemanden verloren hatte. "Felix!", schrie Dylan als er rein kam, dicht gefolgt von den anderen Jungs. Ich blickte mich um und sah mein Zimmer verstört. Es interessierte mich nicht. Mich interessierte nichts. Ich fiel wieder zu Boden, raufte mir die Haare und schrie vor schmerzen. Ich weinte und betete dass die Schmerzen aufhörten. "Macht dass es aufhört!", schrie ich. "Macht dass es verschwindet!", schrie ich lauter und weinte bitterlich. "Was ist los?!", fragte Devin und kniete sich zu mir runter. "Sie ist tot!", schrie ich. "Sie hat sich das Leben genommen!", schrie ich wieder und merkte wie mein Herz mit jedem Satz mehr zerbrach. Mit jeder Sekunde tat es mehr weh. Ich hoffte dass der Schmerz gehen würde und betete dass ich ihn nicht mehr fühlen würde. Doch es hörte nicht auf. Es hörte nicht auf zu schmerzen. Die Jungs standen überfordert in meinem Zimmer, bis sie sich entschlossen mich zu umarmen. Es beruhigte mich nicht. Kein Stück. Jedoch gaben sie ihr bestes. Ich sah runter zu meinen Händen, welche noch zu Fäusten geballt waren. Sie bluteten stark. Jaden verband sie mir und verzog keine Miene als er mir all das Blut wegwischte. Ich zuckte nicht zusammen, als er meine Fäuste desinfizierte. Es tat mir einfach nicht so weh, wie der Anruf. Nichts tat mehr weh, als mein Herz. Nichts war mehr kaputt, als mein Herz. Als ich aufhörte zu weinen, übernahm mich die Kälte. Starr griff ich nach dem Bilderrahmen, mit dem Bild von mir und Autumn. Das Glas war kaputt. Genauso wie sie. Genauso wie ich. Genauso wie unsere Beziehung. Es war zerschmettert und man könnte es nicht mehr zusammensetzen. Es war einfach kaputt. Ich schaute mir das Bild an. Es war ihr Lieblingsbild von uns beiden gewesen. Wir waren auf irgendeiner After Show Party gewesen und saßen zusammen mit den Jungs. Ich hatte sie auf meinen Schoß gezogen und meine Arme um sie geschlungen. Sie lächelte und in ihren Augen war ein kleines Funkeln. Es war immer da, als wir zusammen waren. Ich hatte damals das Bild von uns gemacht und gepostet. 'Süßestes Lächeln überhaupt', schrieb ich dazu. Sie wurde rot als sie das sah. Ich fuhr mit meinen Fingern über das Bild. Kleine Glassplitter durchbohrten meine Finger, jedoch ignorierte ich den Schmerz. Mein Herz schmerzte so sehr, dass ich jeden Schmerz ignorierte. Es schmerzte so sehr. Nicht nur weil ich meine Freundin verloren hatte. Es schmerzte weil ich einen wichtigen Teil von mir verloren hatte. Es schmerzte unbeschreiblich stark und ich konnte nichts machen.

Der Schmerz verging nicht. Er ist immer noch da. Doch nun lebe ich mit ihm. Die Zeit heilte keine Wunden von mir. Jeden Tag wache ich auf und spüre den Schmerz. Ich spüre das Stechen in meiner Brust und mir wird klar, wie miserabel mein Tag doch sein wird. Sie war nicht da, weshalb der Tag nicht gut werden konnte. Sie hat überall gefehlt. In diesen vier Monaten hatte sie viel verpasst. Den Schullball, die Shows von den Jungs und mir, meine Prüfungen, das Aufnahmespiel für die Fußball Mannschaft. Sie hatte einfach alles verpasst. Jeden Abend nehme ich mir Zeit und erzähle ihr alles. Ich erzähle ihr wie schlecht der Tag war. Manchmal erzähle ich ihr auch die guten Sachen. Ich erzähle ihr alles und fühle mich gut dabei. Ich warte manchmal den ganzen Tag, nur um abends ihr davon zu erzählen. Ich versuche gute Entscheidungen zu machen, um ihr davon zu erzählen. Sie hat mir versprochen dass sie auf mich wachen würde. Ich hoffe sie macht es. Falls nicht, sind die Jungs noch da. Sie stehen mir schon seit vier Monaten bei und geben ihr bestes. Sie sind einer der wenigen Menschen, die mich nichts aufgegeben haben.

Really bad? | #Wattys2016 #JustWriteItWo Geschichten leben. Entdecke jetzt