7. Kapitel

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Liebes Tagebuch,

in der Mensa gab es gestern ein dummes Missverständnis, wie immer. Sie dachte dass ich sie schlagen würde, jedoch wollte ich das nicht. Bin ich so ein schlechter Mensch dass man sowas von mir denkt? Ja, ich habe Ryder geschlagen, zum zweiten mal. Er provoziert mich aber! Ich kann doch nichts dafür dass ich mich verteidigt habe! Okay, ich hätte auch zurück beleidigen können, jedoch habe ich nicht nach gedacht. Dass mir jeder unterstellt ich sei ein "Bad Girl" ist doch traurig? Was habe ich falsch gemacht?

Nichts!

Irgendein Typ, namens Felix, geht mir auf die Nerven. Er nervt seit er in den Raum gekommen ist. Beim  Grab von Mister Wiggles, meinem toten Hamster, ich schlag ihn mit einer Bratpfanne.

Ouch?!

Er ist zwar ganz süß, aber er nervt höllisch. Die ganze Zeit fragt er nach einem Date. Ich hau ihn lieber mit der Bratpfanne, als ihn mit einer Zange zu berühren! In Chemie hat er sich neben mich gesetzt und wollte mit mir reden, jedoch habe ich mit Robbie getauscht. Ich will die ganze Zeit dass jemand mit mir spricht und wenn jemand mit mir redet, schotte ich mich ab? Warum bin ich so kompliziert?!

Frag ich mich heute noch.

Als Zitat des Tages habe ich mich für einen Satz entschieden den Dad immer zu mir sagt. Er hat mich mit diesem Satz aufgeheitert, als die ganze Schule gegen mich war. "Freunde verlassen dich nicht. Freunde kannst du nicht verlieren. Du verlierst nur Menschen, die vorgaben deine Freunde zu sein." Jedoch ist die Frage, habe ich wirklich so vielen Menschen geglaubt? Haben mir so viele etwas vorgespielt? Es ist traurig zu wissen dass ich nur noch Tyler und Jane habe. Sie wissen nicht wie ich mich fühle. Sie werden es nie wissen können. Es ist traurig. Es gibt niemanden der mich versteht oder es ansatzweise könnte. Ich hoffe die andere Schule nimmt mich an. Dann kann ich neu anfangen. Dann muss ich mich nicht mehr sorgen. Dann bin ich endlich frei.

Deine Autumn

Mit meinen Fingern fahre ich die Schrift nach. Es fühlt sich schön an, denn ich habe das Gefühl nicht nur das Tagebuch zu lesen, sondern einen Teil von ihr offenbart zu bekommen. Den Teil von ihr, den sie mir verschwiegen hat. Nicht nur mir, sondern auch allen anderen. Sofort widme ich mich dem nächsten Eintrag. Er ist drei Tage später geschrieben worden.

Liebes Tagebuch,

kann diese Woche noch schlimmer werden? Ich habe nur Absagen bekommen und dazu kommt noch dass dieser Felix mich weiterhin nervt! Er ist wie eine Kakerlacke! Ich gebe ihm einen Korb, er kommt hartnäckiger zurück!

Wie süß.

Gestern habe ich ihn abgwiesen, zum achten Mal! Es ist ihm egal, so wie es aussieht. Nun hat der Idiot meine Nummer, nur weil er mich vor der ganzen Schule gefragt hat. Und weil ich keine Bratpfanne mit hatte.

Wie bitte?! Sie hätte eine Bratpfanne nach mir geworfen?!

Ja, ich habe schon mal eine Bratpfanne geworfen, nach meinem Cousin. Er hat mich genervt und ich hatte einen schlechten Tag! So wie es aussieht habe ich jetzt mit Mister "Ich nerve sie bis sie mit mir auf ein Date geht" ein Date. Ich hoffe es wird nicht all zu komisch. Wer weiß wie er wirklich ist.

Dankeschön?!

Dad geht es nicht besser und ich denke auch dass es nicht besser wird. Er kämpft, jedoch denke ich nicht dass es was bringt. Er ist jedoch der Meinung dass sich jeder Kampf lohnt. Warum kämpfen wenn man weiß man verliert? Ich weiß es ist falsch sowas zu sagen, jedoch ist es schwer mit anzusehen. Er leidet, lächelt jedoch nur für mich. Er weiß wenn er geht, habe ich keinen mehr. Meine "Mum" ist abgehauen und ich weiß nicht viel von ihr. Ich kenne ihre Geschwister, jedoch will ich nichts mit Ihnen zu tun haben. Dad hat nur einen Bruder, zu welchem ich ziehen werde. Jake hat sogar ein Zimmer für mich eingerichtet. Er lebt mit seiner Frau in einem Apartment, welches nicht groß ist, jedoch schätze ich es sehr. Er hat angeboten mich aufzunehmen, damit ich nicht ins Heim muss. Dadurch dass Dad im Krankenhaus liegt, wohne ich jetzt schon bei ihm. Ich hoffe Dad besiegt den Krebs. Ich hoffe er gewinnt den Kampf, selbst wenn die Chancen niedirg sind. Er ist grade im Bad, währenddessen habe ich meine Hausaufgaben erledigt und den Eintrag geschrieben. Er kommt gleich aus dem Bad, weshalb ich jetzt aufhöre.

Deine Autumn

Ihrem Vater ging es nicht besser. Er starb zwei Monate genau nach dem Eintrag. Sie hat mich angerufen. Ich war grade auf dem Weg ins Krankenhaus, mit Rosen und Schokolade. Manchmal, wenn ich zurück denke, höre ich das schluchzen. Ich höre die Wörter die sie murmelte. Ich höre wie sie weint. Jedesmal wenn ich zurück denke, bricht mein Herz. Es bricht und ich kann nichts machen.

Ich lief zur Bahn. Sie war zu spät, mal wieder. Während ich wartete, rief mich Autumn plötzlich an. "Hey", sagte ich und formte meine Lippen zu einem Lächeln. Jedoch starb das Lächeln, als ich sie weinen hörte. "Autumn?! Schatz?! Was ist los?" "E-er ist", sie brach ab und sofort verstand ich es. "Bleib dran!", sagte ich und fing an zu rennen. Während ich rannte, versuchte ich zu beruhigen. Ich betrat, verschwitzt und außer Atem, das Krankenhaus und lief schnell ins Zimmer. Ich sah das leere Bett. Autumn saß daneben. Sie weinte stark, weshalb ich sie sofort in dem Arm nahm. Sie zog mich näher zu sich und ich verstärkte meine Arme um sie. Als ich noch an der Bahn stand, war meine einzige Sorge wann die Bahn kommt. Dass sich sowas innerhalb Sekunden ändern kann war mir bewusst, jedoch so stark?! Ich wusste nicht was ich sagen sollte, weshalb ich sie still in meinen Armen hielt. Mir ging der Verlust selbst nah. Er war ein wundervoller Mensch. "Er hat den Kampf verloren", sprach sie leise. Sie wischte sich die Tränen weg. "Er wollte nicht  verlieren", sprach sie und schluchzte. Sie sah mit ihren braune Augen direkt in meine. "Hat er nicht", sagte ich leise und lächelte sie schwach an. "Hat er nicht?" "Er hat den Kampf verloren, jedoch ist er auch als Sieger rausgegangen. Verstehst du? Er hat länger als andere durch gehalten und oben geht es ihm besser. Sicher dass er verloren hat wenn es ihm besser geht?", sagte ich leise. Sie lächelte mich schwach an. "Du hast recht", sagte sie, "er ist ein Kämpfer. Er hat den Kampf gegen den Krebs verloren, jedoch den Kampf gegen das Leben gewonnen."

Ich wünschte ich könnte das selbe über sie sagen.

Really bad? | #Wattys2016 #JustWriteItWo Geschichten leben. Entdecke jetzt