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Lavi

Also gut. Mein Mate ist ein Junge und dazu auch noch ein schwacher Omega. Das war ja mal ein toller Geburtstag. Zuerst wartet man voller Vorfreude darauf, seinen Mate kennenzulernen und erhofft sich eine weibliche Schönheit mit einem guten Status. Aber nein. Stattdessen erfährt man, dass es ein Omega ist der dazu auch noch kein normaler ist.
"Du weißt dass wir nicht in dieses Rudel hineingeboren wurden." fing Jiro, mein Beta an.
Ich nickte nur.
"Bevor wir gefunden wurden, sind wir vor einem Rudel davongelaufen. Mussten mehrere Tage ums überleben kämpfen."
"Das weiß ich doch schon. Warum erzählst du mir das?"
"Das Rudel, vor dem wir geflohen sind hat unser altes komplett ausgerottet."
Ich sah ihn entsetzt an. Wie konnte man ein ganzes Rudel ausrotten? Das war doch unmöglich.
"Sie haben uns aus dem Hinterhalt angegriffen. Unser Rudel war schon sehr klein, aber sie ließen keine Gnade walten. Ich und mein Bruder wurden von unserer Mutter in einem Bau versteckt, der uns gut schützte und auch unseren Geruch überdecken konnte."
Er machte eine Pause und ich hörte den Schmerz aus seiner Stimme als er weitersprach.
"Wir haben zugesehen, wie sie unsere Eltern, Geschwister und Freunde getötet haben. Sie wortwörtlich zerrissen."
Mir viel bei seiner Erzählung ein, dass ich mal gehört habe, wie die verstümmelten Leichen eines Rudels nahe Ostens gefunden wurden. Das war ungefähr die selbe Zeit, als die beiden zu uns kamen.
"Dieses Rudel bestand hauptsächlich nur aus weißen oder grauen Wölfen."
"Das heißt?"
Ich wusste nicht genau worauf er hinaus wollte.
"Dieses Rudel ist näher mit unsere Mondgöttin Luna verbunden."
So langsam verstand ich. Es war der Luna-Stamm. Der Luna-Stamm hatte eine enge Verbindung mit unserer Mondgöttin Luna. Näher als wir normalen Rudel.
"Bei diesem Rudel gibt es aber noch einen Unterschied zu anderen. Dabei geht es um die Omegas. Die sind so stark mit Luna verbunden, dass sogar die Männlichen Omegas Kinder gebären können. Sie wollten meinen Bruder genau deswegen, weil sie keine weiblichen Wölfe bei sich haben, weshalb auch immer."
"Warum denn ihn? Gab es nicht noch andere Omegas?"
"Nein. Er war der erste, der seit einiger Zeit wieder existierte. Außerdem denke ich, dass sie sich dadurch auch mehrere seiner Art erhoffen.
Seine Stimme klang wütend und verbittert zugleich. Seinen Blick hatte er, während seiner Erzählung, auf den Boden gerichtet. Doch nun schaute er auf und blickte mich an.
"Versprich mir, dass du ihn beschützt. Lass nicht zu, dass sie ihn in die Finger kriegen." flehte er mich schon fast an.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war zu überrascht und zu überfordert mit allem. Vor allem aber war ich enttäuscht, dass ich nicht schon viel früher etwas davon erfahren habe.
"Ich muss erstmal eine Nacht darüber schlafen. Das ist mir grad zu viel." erklärte ich und lief in mein Zimmer. Ich denke, dass Jiro es verstehen wird. Für ihn muss es bestimmt auch schwierig gewesen sein, dieses Geheimnis so lange vor mir geheim zu halten.
Ich ließ mich auf mein Bett fallen und schloss sofort meine Augen. Erst jetzt merkte ich, wie müde ich eigentlich war und war schneller in einen Schlaf gefallen, als das ich auch nur einen Gedanken an die Geschehnisse verschwenden konnte.

Ich wurde von einem lauten Rufen in meinem Kopf wach. Verärgert setzte ich mich auf und hielt mir den brummenden Schädel.
"WAS ZUM GEIER SOLL DAS?!" schrie ich den Störenfried über den Link an.
"Er ist weg. Ich kann ihn nirgends finden!"
"Wer ist weg? Ist dein Kanarienvogel mal wieder weggeflogen? Ich hab dir doch gesagt, dass du aufhören sollst, dir immer wider einen anzuschaffen, wenn du ständig vergisst, den Käfig zu schließen." knurrte ich genervt.
"Nein, das ist es nicht. Mino ist weg. Als ich heute Morgen nach ihm sehen wollte, war sein Zimmer leer und ich kann ihn nirgends finden!"
Mein Ärger war sofort verschwunden und in Windeseile hatte ich mich fertig gemacht und stand vor dem kleinen Haus meines Betas. Bevor ich überhaupt klopfen konnte, wurde schon die Türe geöffnet und ein gestresster, panischer Jiro stand vor mir.
"Beruhige dich erstmal. Wir finden ihn schon. Sag mir erstmal, was eventuell der Grund für sein Verschwinden gewesen sein könnte." forderte ich ihn auf. Dabei merkte ich, dass sich auch in mir etwas vor Besorgnis regte und am liebsten sofort losstürmen wollte, um den Vermissten zu suchen.
"Als ich gestern wieder zurückgegangen bin habe ich mit Mino über unser Gespräch geredet. Da habe ich ihm natürlich auch erzählt, dass du erst mal nachdenken musst und er uns irgendwann seine Entscheidung sagen wird. Danach war er still und bat mich, ihn alleine zu lassen. Da war er schon etwas merkwürdig, aber ich hab es auf seine noch vorhandene Angst geschoben, wegen diesem Wolf der aufgetaucht ist. Er hatte sich noch nicht wieder ganz unter Kontrolle.
Jedenfalls, als ich dann heute Morgen aufgewacht bin, hatte ich sofort dieses komische Gefühl und bin dann nachschauen gegangen, ob mit ihm alles in Ordnung ist. Und dann.."
"hast du ein leeres Zimmer vorgefunden."
Er nickte. Ich hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen. Normalerweise verhielt er sich ganz anders und war ruhig um die Situation im Auge zu behalten. Aber ich hatte mich wohl geirrt. Seine Angst war deutlich zu spüren, dass er sich große Sorgen machte, was seinem Bruder passieren könnte.
"Kennst du einen Ort, wo du mit ihm vielleicht oft warst? Irgendeine Wiese, eine Höhle oder sonst was?" fragte ich ihn und zwang ihn mit meiner Alphastimme sich zu beruhigen und nachzudenken.
Nach ein paar Minuten hatte er sich soweit unter Kontrolle, dass er mir antworten konnte.
"Ich habe ihn oft, als er kleiner war, mit zu einer Lichtung genommen. Dort war es größtenteils immer sicher, weil dein Vater dann auch dabei war. Aber wir waren seit mehreren Jahren nicht mehr dort, weil die Anzahl an wilden Wölfen zugenommen hat und es zu gefährlich wurde."
"Wo ist diese Lichtung?"
"Wenn ich genauer nachdenke, dann müsste es im südlichen Teil unseres Gebiets liegen. Die Lichtung ist nicht sehr groß, aber es fließt ein kleiner Bach mittendurch und außenherum sind viele vereinzelte Brombeersträucher und andere Büsche."
"Dann gehen wir dahin. Ich kenne die Lichtung, ich war schon oft dort, wenn ich meine Ruhe brauchte. " erklärte ich.
Wir gingen hinter das Haus und zogen uns aus. Dann knackte es und unsere Körper dehnten sich und änderten ihre Form. Mit einem kurzen Blick nickte ich ihm zu und wir liefen los.

Wir brauchten ungefähr zehn Minuten bis wir dort ankamen. Kurz vor der Lichtung wurden wir langsamer und schlichen uns an. Hinter einem Busch, der hoch genug war um uns zu verdecken aber genug Sicht bot, blieben wir stehen. Wir konnten deutlich den Geruch nach Angst riechen, der von Mino ausging. Aber da war noch mehr, was ich nicht genau deuten konnte. Also lugte ich in meiner Wolfsform durch den Busch und versteifte mich bei dem Anblick. Auch Jiro war alles andere als begeistert, als er sah, was sich vor uns abspielte.
Mino lag mit dem Rücken auf dem Boden. Seine Kleidung war teilweise so stark zerrissen, dass es einen Großteil seines Bauches und der Brust freigab. In seinem Nacken klaffte eine Bisswunde, die von einem Wolf abstammte. 
Auf ihm lag ein Mann Mitte dreißig. Er war Nackt und hielt mit einer Hand die Arme des Omegas über dessen Kopf. Seine Augen waren dunkel und das dunkelblonde Haar verstrubelt und leicht verschwitzt. Dann konnte ich nun auch das benennen, was die ganze Zeit unter dem Angstgeruch versteckt war. Es war Erregung. Der Man war erregt und seine Augen voller Lust auf etwas, was Mino anscheinend überhaupt nicht wollte. Denn er wand sich unter dem viel größeren und stärkeren. Ein Knebel aus seiner Kleidung verhinderte, dass er nach Hilfe rufen konnte. Ich erkannte erst jetzt, dass der Mann seinen Körper an Mino rieb, mit einer Hand über dessen Brust fuhr und ihn streichelte.
Die Augen des Omegas waren panisch geweitet und er zog ganz plötzlich eines seiner Knie an. Es landete im Schritt des Mannes, der scharf die Luft einzog und Mino dann eine Ohrfeige verpasste bevor er sich zischend runterbeugte, etwas flüsterte und dann über den Hals des unter ihm liegenden leckte. Mino hatte sich bei seinem flüstern verkrampft und zitterte nun sehr stark. Dann drehte er sich auf die Seite, kniff die Augen zusammen und versuchte seine Hände freizubekommen, als die Hand des Mannes beachtlich tiefer ging. Das war der Moment in dem ich mich aus meiner Starre löste und aus dem Gebüsch stürmte. Der Mann war zu überrumpelt, als dass er sich so schnell hätte verwandeln können und wurde dann auch schon von mir auf den Boden genagelt. Meine Krallen bohrten sich in seinen Oberkörper, während meine Lefzen zu einem tiefen wütendem Knurren verzerrt wurden und der Speichel auf den Mann tropfte. Er blickte mich verängstigt an und schien verstanden zu haben, wen oder was er vor sich hatte. Denn er begann sich zu entschuldigen und flehte um erbarmen.
Hinter mir hörte ich lautes schluchzen und wimmern. Ich biss dem nackten Mann in die Schulter und er schrie auf, dann ließ ich ihn los und er verwandelte sich in einen grauen Wolf. Humpelnd eilte er davon und ich blickte ihm noch eine Weile nach, bis ich mich umdrehte und zu Mino zurücklief. Der klammerte sich an meinen Beta und versteckte seinen Kopf in dessen Fell. Sein Körper zitterte und noch immer lösten sich kleine Schluchzer aus seinem Mund. Ich trat näher und schnüffelte kurz an ihm bevor ich mit der Zunge über die Verletzung leckte um sie so weit es geht zu säubern, damit ich den genaueren Schaden begutachten konnte.
Danach sah ich in die Augen meines Betas der mich abwartend ansah.
"Wir bringen ihn jetzt besser zurück. Ich werde ein paar Wölfe kontaktieren, die Grenze abzusuchen, ob sich noch weitere Wölfe in der Nähe befinden."
Er nickte und stupste dann seinen Bruder an. Eine stumme Aufforderung sich auf seinen Rücken zusetzen.
Ein kleines Knurren entfuhr mir und Jiro drehte sich zu mir. Er grinste Wölfisch und lief dann mit Mino auf dem Rücken los. Ich seufzte im inneren und folgte ihm dann. Das Knurren war mir nur rausgerutscht, weil es mir irgendwie missfallen hat, dass Mino auf seinem Rücken saß anstatt auf meinem.

Wir kamen bei Jiros Haus an und hielten dahinter. Unterwegs hatten wir eine Patrouille meines Vaters getroffen und ihnen den Eindringling gemeldet. Daraufhin waren sie sofort los, die genannte Richtung zu kontrollieren. Dabei haben sie noch einen kurzen besorgten Blick zu Mino geworfen.
Ich verwandelte mich zurück und zog mir schnell die Kleidung über. Dann trat ich an Mino heran und erfasste seine Arme. Er zuckte mit weit aufgerissenen Augen zurück und wollte meine Hände wegschlagen, ließ es aber dann mitten in der Bewegung bleiben.
Unter wimmern ließ er es dann zu, dass ich ihn herunterhob, eine Hand unter seine Kniekehlen legte und die andere auf seinem Rücken platzierte. Ich trat ein paar Schritte zurück und murmelte beruhigende Worte. In der Hoffnung, dass er sich entspannen würde. Denn irgendwas in mir brach, als ich ihn so sah und wollte, dass er lächelte.
Seufzend drückte ich ihn näher an mich. Irgendwoher wusste ich, dass die Probleme grade erst anfangen würden.

Omega Of The Moon(Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt