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Mino

Wie konnte das passieren? Wie konnte das alles so schief gehen? Ich hätte mich nicht auf diesen Plan einlassen sollen. Wir hätten uns was anderes überlegen können. Dann wäre Lavi auch nicht weg, wäre nicht entführt worden...

Jemand legte eine Decke um meine Schultern und wischte über mein Gesicht. Aber ich achtete nicht darauf.
Ich saß nun seit ungefähr einer Stunde in der selben Ecke in dem Zimmer, in dem Lavi und ich vor mehreren Stunden aufgewacht sind. Bevor wir aufgebrochen sind um den idiotischen Plan umzusetzen.
"Rede mit mir. Bitte!"
Ich drehte meinen Kopf leicht zu der verschwommenen Gestalt, die sich als mein Bruder entpuppte. Sein Gefährte stand etwas abseits und hielt eine Schüssel mit Handtuch.
Mein Bruder sah verzweifelt aus. Sein Gesicht zierten noch immer die wenigen Blutspritzer, wie auch die verklebten Haare. Nur sein Shirt war sauber.
"Mino, ich bitte dich. Wir finden ihn. Wir holen ihn zurück. Aber du musst auch zu dir kommen." seine Stimme drang gedämpft von weitem an meine Ohren. Dabei bin ich mir aber sicher, dass er mittlerweile fast am schreien ist.
Hinter ihm geht die Tür auf und eine Frau kommt ins Zimmer, gefolgt von einem Mann. Beide kommen mir bekannt vor. Sie haben Ähnlichkeiten mit meinem Gefährten, mit Lavi. Der entführt worden ist. Von denen, die hinter mir her sind.
"..meine Schuld." kam es leise aus meinem Mund.
Jiro vor mir hielt inne und schaute mich aus großen besorgten Augen an.
Aber mein Blick glitt an ihm vorbei und die kürzlichen Ereignisse spielten sich vor meinen Augen erneut ab.
Immer und immer wieder sah ich, wie ich durch den Wald lief. Von vier Wölfen flankiert, die mich im Notfall verteidigen und zur Flucht verhelfen sollen.
Dann ging alles ganz schnell. Es waren mehr als wir angenommen hatten. Sie strömten als Wölfe aus allen Richtungen auf uns zu. Unser Rudel eilte sofort aus ihren Verstecken und ich wurde zurückgerissen. Irgendwas riss meinen Arm auf und dann stand Alfred vor mir. Sein Blick bohrte sich tief in meinen und er streckte schon die Hand aus. Dann wurde er umgeworfen und Lavi stand mit dem Rücken zu mir. Er sagte irgendwas, dann fielen sie übereinander her. Überall war Blut und ich verlor sie aus den Augen. Dann verwischte alles und jemand zerrte mich Richtung Lager. Ich wurde die Treppe runtergestoßen bevor etwas gegen das Holz knallte und lautes Knurren meine Ohren erfüllte. Zwei ältere Damen aus unserem Rudel hatten mich schließlich zu dem neuen Jungen gebracht, der sich in einem Zimmer verschanzt hatte. Dort hatten wir dann gewartet. Es hat lange gedauert bis die Ersten wiederkamen.
Irgendwann waren fast alle zurück. Viele weinten, fielen sich gegenseitig in die Arme. Dann kam Jiro und ich blickte mich erwartungsvoll und voller Sorge um. Aber ich konnte ihn unter all dem Trubel nicht finden. Bis Jiro mir erzählte, dass sie nur seinem Geruch folgen konnten, bis sich die Spur verlor. Er hatte mit dem Alpha gekämpft bis er ihn aus den Augen verloren hat. Und dann wurde alles Schwarz.

"Es ist nicht deine Schuld. Du kannst da nichts für." flüsterte eine Stimme in mein Ohr und ich dachte einen Augenblick es wäre Lavi, der mich hielt. Aber es war Jiro, der seine Arme schützend um meinen zitternden Körper geschlungen hat und diese Wörter stetig wiederholte.
Aber ich wollte nicht ihn. Ich wollte meinen Gefährten. Ich wollte, dass Lavi mich in den Arm nimmt, mir Dinge ins Ohr flüstert und mich tröstet.
Ein Schluchzen drang aus meinem Mund und ich begann um mich zu schlagen. Ich drückte gegen den Körper meines Bruders, schob seine Arme von mir und stieß ihn weg.
"Mino-"
Ich unterbrach seinen Versuch mit mir zu reden sofort. Meine Finger zogen drei lange Kratzer über seine Wange. Er hielt meine Hände schließlich fest während ich in einem Heulkrampf aus Weinen und Schreien zusammebbrach. Und zwischendurch mischte sich ein Knurren darunter, wenn Jiro versucht mit mir zu sprechen.
Immer wieder rief ich seinen Namen bis ich leiser wurde und nur noch vor mich hin schluchzte. Das mittlerweile mehr Personen im Raum standen als vorher ignorierte ich. Ich ließ mich in Jiros Arme ziehen und ließ es wehrlos geschehen. Alle Kraft war aus meinem Körper gewichen und die Müdigkeit machte sich bemerkbar.
Jemand piekste mir in den Arm und leises Flüstern erfüllte den Raum. Dann sank ich endlich in die willkommende Dunkelheit.

Als ich aufwachte war alles gedämmt und leise. Ich lag in einem Bett und eine Nadel, verbunden mit dem Tropf, steckte in meinem rechten Arm.
Erschöpft schaute ich mich um. Aber das Zimmer war soweit leer. Es war auch nicht dasvselbe Zimmer, indem Lavi und ich geschlafen hatten. Dafür roch aber die Bettdecke und das Kopfkissen nach ihm. Bei dem wohltuendem aber mittlerweile schwachen Geruch fing ich an zu winseln. Meine Augen brannten und schon liefen die ersten Tränen. Ich setzte mich auf und zog die Nadel aus meinem Arm. Ich stand mit wackeligen Beinen auf und wollte die Tür öffnen. Leider ließ sie sich nicht öffnen und ein panisches Knurren verlies meinen Mund. Ich trat von der Tür weg und glitt an der gegenüberliegenden Wand hinunter. Mein innerer Wolf kämpfte um Kontrolle die ich ihm nach wenigen Sekunden auch überließ. Meine Knochen brachen und verformten sich. Meine Finger und Zehen verformten sich zu Krallen und ich viel auf alle Viere. Die Verwandlung dauerte länger als sonst und war auch um einiges schmerzhafter. Ich fing an zu Winseln und bekam schon keinen menschlichen Ton mehr raus. Ich kratzte über den metallenen Boden und hinterließ kleine Kratzer.
Dann brach mein Rückrat und ich sackte zusammen. Während ich mich nicht rührte verformte sich wieder alles. Ich wusste nicht wie lange es dauerte aber irgendwann lag ich dann als Wolf auf dem Boden. Mein Atem ging schwer und etwas schwach und unbeholfen wie ein grade frisch verwandelter Werwolf hob ich mich auf die Pfoten. Ich taumelte zum Bett und rutschte mehrmals auf dem Boden aus bis ich mich in die sichere Dunkelheit zog. Mit den Zähnen schnappte ich nach der Decke und zog sie unter das Bett. Dort machte ich es mir dann, so gut wie es ging, zurecht.
Dabei bemerkte ich nicht wie sich die Tür öffnete und jemand eintrat. Erst als die Füße genau vor meiner Nase auftauchten schreckte ich zurück.
Die Person kniete sich hin und schaute mir in die Augen.
Ich kannte die Person, sie hatte die selbe Haarfarbe wie ich, auch seine Gesichtsform war der meinen ähnlich, nur kantiger.
"Mino.."
Ich knurrte animalisch als er seine Hand nach mir ausstreckte. Sofort zog er sie zurück und seine Augen weiteten sich geschockt. Ich fletschte die Zähne und kroch langsam auf ihn zu. Er sollte mir nicht zu nahe kommen. Er war zu Nah.
Der Junge trat zurück und ging langsam Richtung Tür. In dem Moment indem er sie erreichte und hinaustrat schoss ich unter dem Bett hervor. Aber die Tür schloss sich schnell wieder und ich knallte mit dem ganzen Schwung dagegen. Mein Kopf begann zu schmerzen und ich taumelte zurück unter das Bett.

Lavi

Knurrend lief ich an der Wand auf und ab. Um meinen Hals hing eine Kette die an der Felswand festgemacht war. Meine Krallen schabten über den Boden und mein Blick huschte hin und her. Seitdem ich aufgewacht bin war nun schon einige Zeit vergangen, zumindest fühlte es sich so an. Und es war noch keiner dieser lausigen Wölfe gekommen denen ich den Kopf abreißen konnte.
Sie hatten mich vom Kampfgeschehen weggelockt und mir dann irgendwie eine Spritze verabreicht, die mich Schwarz sehen ließ. Dann war ich hier aufgewacht.
Und jetzt bin ich mehr als nur am überkochen. Mein Wolf lüstete nur noch nach dem Tod dieses Alpha. Zumal ich mir hunderprozentig sicher war, dass diese Trennung nicht gut für frischgebundene Wölfe war. Es machte mich wahnsinnig nicht zu wissen wie es Mino ging. Und wenn ich schon fast die Kontrolle verlor wie war das dann bei ihm?
"Ah. Du bist wach."
Ich knurrte den Alpha an, der mit sicheren Abstand näher kam. Ein verschmitztes Grinsen im Gesicht.
"Du bist zwar nich der Wolf den ich wollte aber Pläne muss man dann wohl eben doch ändern."
Er legte eine Hand auf seine Hüfte und lächelte mich an.
" Aber wenn ich meinen kleinen Cousin nicht auf die eine Art bekomme dann eben so. Zumal ihr nun auch schon gebunden seid."
Er kam auf mich zu und mit einem lauten Knurren sprang ich ihn an. Nur leider hinderte mich die Kette und spannte sich an. Wenige Zentimeter vor seinem Gesicht schnappte ich zu.
"Das ist aber nicht sehr nett." Er wedelte mit seinen Zeigefinger mahnend vor meiner Schnauze herum wie es auch eine Mutter bei ihrem Kind tat.
"Aber kommen wir zurück zur eigentlich Sache. Ich will hoffen, dass du deinen kleinen Omega bei eurem Schäferstündchen geschwängert hast. Wir machen es dann so ähnlich wie bei Rumpelstielzchen:
Ich lass euch in Ruhe. Du bekommst deinen Omega. Dafür bekomme ich zwei eurer Kinder."
Ich knurrte wütend. Das konnte er vergessen. Ich werde ihm doch nicht meine Kinder überlassen!
"Du hast recht. Es ist nicht wie bei Rumpelstilzchen. Ihr müsst nicht meinen Namen erraten und es sind sogar zwei Kinder die ich an mich nehmen will." Er lachte kurz auf und kam mir näher.
"Also? Haben wir einen Deal?"
Ich fletschte meine Zähne und schnappte nur nach ihm.
"Schade. Ich gebe dir noch eine Woche Zeit. Wenn du deine Meinung bis dahin nicht geändert hast, wird es knapp mit dem Leben deines Omegas. Ich bin mir sicher, dass er genau in diesem Moment schon seinen Verstand am verlieren ist. Schließlich bringt es einen Wolf fast um, wenn er so kurz nach dem Bündnis von seinem Gefährten getrennt wird."
Lachend entfernte sich Alfred wieder.
Und ich stand nur geschockt da, bis ich vor lauter Wut an der Kette zerrte.
Ich musste zu meinem Gefährten. Ich musste zu Mino.

Omega Of The Moon(Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt