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Lavi

Müde zog ich mir die Shorts an und kraulte dann die Ohren von Mino. Seitdem wir aufgewacht sind ist er mir kein einziges Mal von der Seite gewichen.
Mittlerweile hatten sich mehrere aus meinem Rudel hier eingefunden, während die ältere Generation meines Vaters zum Großteil bei der Notunterkunft geblieben ist. Jiro hat mich darüber informiert, dass sie das Höhlensystem erkundet haben und weitere Wölfe gefunden hatten. Diese hatten sich in den hintersten Ecken versteckt und würden in der nächsten Zeit verhöhrt werden.
Mein Beta stand in einem akzeptablem Abstand von uns entdernt. Es war nicht nur Mino recht, dass er sich uns nicht weiter näherte, sondern auch mir. Die Trennung von vier Tagen, wie ich erfahren hatte vergangen waren, waren auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Nur nicht so schlimm wie bei Mino.
Er weigerte sich wieder zum Menschen werden. Auch sein Wolf teilte sich momentan das Bewusstsein mit ihm und knurrte alles und jeden an, der uns zu Nahe kam. Sogar der eigene Bruder blieb da nicht verschont.
"Wie sieht es eigentlich mit Verletzungen aus?" fragte mich Jiro und beäugte den Wolf neben mir vorsichtig.
"Meine Glieder schmerzen ein wenig. Aber das war schon alles. Bei Mino habe ich ein paar Kratzer an der Flanke entdeckt. Aber die scheinen nicht Tief zu sein."
Jiros Blicke wurde auf einmal ganz Bleich.
"Was verheimlichst du mir?" fragte ich misstrauisch. Ich kannte diesen Blick nur zu gut.
"Sei mir jetzt nicht böse.." fing er an "Aber uns blieb keine andere Wahl. Dein Vater ist ihm einmal zu Nahe gekommen. Du kennst das ja, diese Alphagene, die einem nicht erlauben, vor einem Wolf niederen Ranges zurückzuweichen.
Nun ja, er ist auf deinen Vater losgegangen und hat ihm eine verpasst. Er wollte ihn nicht loslassen und sein Beta ist dazwischengegangen. Dabei hat er Mino an der Schulter erwischt."
Ich knurrte einmal auf und beruhigte mich aber sofort wieder. Zum einen regte es Mino nur noch mehr auf und zum anderen, konnte ich sowieso nichts daran ändern.
"Also Gut. Dieses eine Mal lasse ich es durchgehen." murrte ich und fuhr damit fort durch das Fell meines Gefährten zu streicheln, der sich  unruhig an meinen Körper presste.
Wenige Sekunden später wusste ich auch warum.
Meine Mutter stürzte auf uns zu und wollte mich in den Arm nehmen. Sie blieb aber stehen als sie Minos angespannte Haltung entdeckt. Ihr Blick konzentrierte sich sofort auf ihn.
"Er ist viel zu stark gestresst." stellte sie fest "Vorerst sollte weiterhin keiner zu Nah an euch rantreten. Deinem Vater habe ich schon meine Meinung gegeigt.
Trotzdem solltet ihr schleunigst nach Hause. Dein Vater hat unser Dorf wieder freigegeben. Für euch zwei steht dort auch ein kleines Häuschen bereit, was mal deinen Großeltern gehört hat. Ein paar unseres Rudels wurden vorgeschickt einige deiner Sachen dort einzuräumen. Das wird helfen Minos Wolf zu beruhigen." sprach die Luna und Ärztin in ihr. Sie warf mir einen Schlüssel zu, den ich geschickt auffing.
"Euch wird keiner Stören. Sag mir aber bescheid, wenn seine Augen wieder Normal sind oder er wieder ein Mensch ist. Dann probieren wir, ob Jiro in seine Nähe kommt."
Sie drehte sich um und ging ohne weitere Worte weg. Uns ließ sie perplex sitzen.
Ich rappelte mich nach diesem Moment auf und Mino war sofort an meiner Seite. Er ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Was aber verständlich nach diesen Ereignissen war. Zumal sich dies auch auf unsere Zukunft auswirken wird.
Ich streichelte über seinen Kopf und ließ die Hand dann auf seinem Rücken liegen. Wir machten uns auf den Weg und Jiro folgte mit sicherem Abstand. Schließlich wollte auch er zu seinem Gefährten zurück.

Als wir an der Tür ankamen, war es schon Stockdunkel. Jiro hatte uns kurz zuvor verlassen um seinen Gefährten aufzugabeln.
Ich schloss die Tür auf und war nicht sonderlich überrascht, dass es relativ warm war und der Kamin im Wohnzimmer brannte. Im groben und ganzen war das Haus ein Gemisch aus Altmodisch  und Modern. Hauptsächlich die Möbel waren schon älter, die Wände waren in hellen Tönen und Pastellfarben. Nicht ganz so mein Geschmack aber, das konnten wir irgendwann ändern. Schließlich habe ich das Haus damals geerbt.
Mino ließ sich vor dem Kamin nieder und schien nun viel entspannter, jetzt wo wir nicht mehr so angreifbar im Wald herumliefen. Ich schnappte mir die Decke, die auf dem Sofa lag und breitete sie auf dem Laminatboden aus bevor ich mich neben Mino setzte.
"Willst du dich nicht zurückverwandeln?" fragte ich ihn und schaute ihn flehend an. Er jedoch legte die Ohren an und winselte leise.
Mit einem seufzen nahm ich seinen Kopf zwischen die Hände und zwang ihn mich anzuschauen.
"Bitte. Ich will meinen Mino zurück. Ich werde auch nicht wieder gehen. Ich bleibe hier, ok. Niemand wird uns jetzt stören."
Er schaute mich unsicher an. Dann zog er seinen Kopf zurück, stand auf und ging ein paar Schritte rückwärts. Ich wollte ihm hinterher aber er knurrte nur. Also blieb ich sitzen und beobachtete nur. Er schloss die Augen, wich meinem Blick aus und ein zittern ging durch seinen Körper. Sein Körper bebte regelrecht und das Knacken von Knochen erfüllte den Raum.
Es dauerte lange. Zwischendurch stoppte die Verwandlung und sein Winseln schmerzte in den Ohren. Er war zu lange Wolf gewesen, weshalb es schmerzhafter als üblich ist. Irgendwann saß er dann wieder als Mensch vor mir. Auf seiner Haut schimmerte der Schweiß und er atmete schwer. Langsam hob er dann Kopf und zwischen dem zerzausten Haar blickten mich leuchtende blaue Augen an.
Also war er noch immer nicht ganz wieder da. Er ist nur meinem Wunsch nachgekommen.
Schnell linkte ich meiner Mutter, die mir Anweisungen gab. Zuerst sollte ich seinen Körper auf Schäden untersuchen, wie verstellte Knochen, Schwellungen oder Knochenbrüche. Nach so langer Zeit als Wolf konnte es möglich sein, dass die Knochen bei der Verwandlung nicht heilen. Deshalb wollte sie mich auch untersucht haben, aber wegen Mino war das nicht Möglich gewesen.
Ich ging langsam auf Mino zu und kniete mich vor ihn. Dann legte ich die Decke um seinen zitternden Körper und wichte ihm vereinzelte Tränen von den Wangen. Dann tastete ich unter sanften Worten seinen Arme und Beine ab, gefolgt von Rippen, Rücken und Nacken. Ich merkte nur leichte Schwellungen an seinen Gelenken und teilte meiner Mutter dies mit.
"Das ist völlig normal. Behalte die Schwellungen einfach im Auge und kühle sie ein wenig. Ein warmes Bad hilft auch. Ich glaube das würde euch beiden gut tun."
Ich bedankte mich bei ihr, linkte Jiro, dass er sich mittlerweile zurückverwandelt hat und trug Mino dann die Treppe hinauf.
Ich ging ins Bad und setzte ihn samt Decke auf den Klodeckel. Ich ließ warmes Wasser in die recht große Wanne und entledigte mich dann meiner Kleidung. Ich half meinem Gefährten in die Wanne, der ohne weiteres alles über sich ergehen ließ. Er lehnte sich an meine Brust, meine Arme schlang ich um seinen Bauch und massierte seine Hände.
Er grummelte leise vor sich hin und ich fing an ihn zu waschen.
Ich hoffte, dass diese gemeinsame Zeit ihm helfen wird, wieder zu sich zu kommen. Es müsste eigentlich helfen unseren Bund weiter zu verstärken und wieder zu stabilisieren.
Wir blieben noch in dem angenehmen Wasser sitzen bis ich michcdazu entschloss vielleicht auch mal mich selbst zu waschen. Aber eine schnelle Dusche würde es auch tun.

Fertig geduscht stand ich mit Mino dann im Schlafzimmer. Schnell stülpte ich ihm einen Pulli von mir über und half ihm in die Boxershorts. Auch ich war relativ schnell umgezogen und saß dann mit Mino auf dem Bett. Seine leuchtenden Augen musterten mich, die Beine im Schneidersitz.
"Wirst du Mino wieder die Kontrolle geben?" fragte ich leise.
Er schaute mich nur verwirrt an und legte den Kopf schräg, wie man es auch bei Hunden manchmal beobachtete. Er bemahm sich zum großteil noch wie ein Wolf und besaß nur den Körper eines Menschen.
"Wie lange wird es dauern, bis er wieder er selbst ist?" fragte ich meine Mutter über den Link.
"Er braucht Zeit. Da du nicht nur ein Alpha bist sondern auch noch keine schlimmen Trennungserfahrungen gemacht hast, wirkt sich das alles bei dir nicht so stark aus. Mino hingegen hat sämtliche Schutzmaßnahmen ergriffen und flüchtet in das Unterbewusstsein seines Wolfes. Dadurch verliert er die Kontrolle, der Wolf übernimmt den Körper und schützt ihn vor allem, was gefährlich sein könnte.
Er muss erst begreifen, dass keine Gefahr mehr besteht. Vor allem wenn du in der Nähe bist. Das sollte ihm eigentlich helfen, den 'Heilungsprozess' zu beschleunigen."
Ihre Stimme klang sanft und trotzdem bestimmend. Wir verabschiedeten uns und ich widmete Mino meine Aufmerksamkeit.
Ich breitete meine Arme aus und brauchte nicht lange warten, da lag er schon mittendrin. Sein Kopf schob sich in meine Halsbeuge zu meiner Markierung. Sein Atem blies gegen meine Haut und ein angenehmer Schauer lief meinen Körper herab.
Ich drückte ihm einen Kuss auf die Schläfe und sog dann tief seinen Geruch ein. Meine Nase vergrub ich in seinem Haar.
Ich ließ mich in die weiche Matratze fallen und zog ihn gleich mit. Dann griff ich zur Decke und legte sie über unsere Körper. Wir schliefen aber nicht, genossen einfach nur die Nähe des anderen und seine Wärme.
Minos Hände strichen leicht über meine Seiten und krallten sich dann in meinem Shirt fest. Murrend zog er daran, bis ich etwas reißen hörte.
Ich zog mir schnell das Shirt aus, welches nun eher als Lappen zu gebrauchen war und legte mich wieder hin. Diesmal seufzte er wohlig auf und vergub seinen Kopf noch mehr an meinem Hals.
Ich streichelte ihm einfach nur über den Kopf und küsste manchmal seine Schläfe, Wange oder Haar.
So blieben wir fast die ganze Nacht liegen, bis wir doch von unserer Müdigkeit eingeholt wurden.

Omega Of The Moon(Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt