6

36.4K 1.2K 254
                                    

Lavi

Ich war überrascht über mich selbst. So ein seltsames Geräusch hatte ich das letzte mal von mir gegeben, da war ich ein kleines Kind. Und selbst damals war es selten, dass ich so ein Gurren voller Zufriedenheit von mir gegeben hatte.
Minos Bewegungen rissen mich aus meinen Gedanken und ich blickte zu ihm hinab. Er drehte sich in meinen Armen um sich angenehmer an mich zu lehnen. Die Anderen Wölfe, die um uns herumstanden, ignorierte er vollkommend. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht, als sich Mino weiter an mich schmiegte, wurden aber prompt von einem Klicken gestört.
"Lu! Keine Fotos habe ich gesagt!"  knurrte ich sie an. Sie hielt ihr Handy vor sich und schwärmte mal wider vor sich hin. Sie tippte auf dem Bildschirm herum und murmelte etwas von Filter dies und Herzchen das und so weiter. Dann drehte sie sich freudestrahlend zu uns und zeigte uns das Bild auf dem wir in Schwarzweiß abgebildet waren, rundherum hatte sie noch kleine Herzchen eingefügt.
Ich schaute sie mit einem genervten Blick an, während mein kleiner Gefährte errötete.
"Wollen wir dann wider zum Unterricht zurückkehren?" fragte Jiro und versuchte uns aus dieser merkwürdigen Situation herauszuholen.
Ich nickte nur und löste widerwillig meinen Griff, was auch Mino mit einem brummen kommentierte.

Wir saßen in meinem Auto. Ich hatte mal wider darauf bestanden, dass Mino bei mir mitfährt. Ihm war es noch nicht ganz so recht, alleine mit mir zu sein, widersprach aber auch nicht.
Das einzige was mich aber grade nervte, und auch verantwortlich für meine nicht ganz korrekte Fahrweise, war, dass dieser Herr Winterberg mal wider versucht hatte, mit Mino zu 'reden'. Er hatte uns genau beobachtet und einen Moment genutzt, wo meine Aufmerksamkeit nicht komplett auf Mino lag. Er hatte nach seinem Arm gegriffen und wollte ihn in einen Klassenraum zerren. Immerhin hatte ich noch rechtzeitig bemerkt, wie er näher gekommen ist und konnte meinen kleinen Gefährten noch rechtzeitig von ihm wegzerren. Der Lehrer hatte dann zwar wider mit seinen Regeln von was ein Lehrer sagt, muss getan werden und so weiter angefangen, aber ich hatte nicht darauf gehört und Mino einfach hinter mir hergezerrt.
"Willst du nicht langsamer fahren?" fragte mein Beifahrer zögerlich und ich bemerkte, dass ich weit über die 50 fuhr, die eigentlich erlaubt sein. Mir fiel auch auf, das der Motor viel zu laut war und wechselte sofort den Gang um langsamer zu werden.
Mino entspannte sich sichtlich und löste seine verkrampften Finger um den Gurt.
"Sorry." murrte ich und legte meine Konzentration wider auf die Straße.
"K-kein Problem."
"Ich wäre nicht so schlecht gelaunt, hätte ich besser aufgepasst."
"Nein! Ich hätte auch besser aufpassen kön-"
"Ich will dich aber in Sicherheit wissen, und das geht nur, wenn du in meiner Nähe bist." fiel ich ihm ins Wort und löste eine meiner Hände vom Lenkrad um Mino kurz über die Wange zu streichen. Er wurde daraufhin rot, was ziemlich oft vorkam, und blickte aus dem Fenster.
Wir schwiegen auch weiterhin, nachdem ich ihn so angegangen bin, bis mir die Stille zu unerträglich wurde. Ich wurde langsamer und fuhr rechts ran, blieb stehen und zog die Handbremse an, bevor ich meinen und seinen Gurt löste und ihn zu mir zog. Er schaute mich nur verwirrt an, während ich ihn an mich zog und meinen Kopf an seiner Halsbeuge vergrub. Ich atmete seinen lieblichen Duft ein und kam nicht umhin an seinem Hals zu knabbern. Er versteifte einen Augenblick, bevor er sich wider entspannte. Dann spürte ich, wie Hände zögerlich über meinen Nacken fuhren und sich auf meinen Rücken legten. Zumindest soweit es ging. Dann lehnte er seinen Kopf ein wenig zur Seite, so das ich besser rankam. Trotzdem konnte ich noch seinen Atem an meinem Hals spüren, als er sich eine bequemere Position suchte und seine Hände nun doch auf meinen Schultern lagen.
Ich blies zufrieden Luft hinter sein Ohr, was kleine Schauer über seinen Rücken laufen ließ. Dann küsste ich seinen Nacken vorsichtig und knabberte wider daran. Er ließ es einfach geschehen. Als würde er wissen, dass ich das grade brauchte, obwohl wir erst noch warm miteinander werden mussten.
Nach einer Weile hatte ich mich wider soweit gefasst, dass ich mich von ihm lösen konnte. Ich wollte ihn wider auf seinen Sitz schieben, als ich das ruhige Atmen vernahm und feststellte, dass er eingeschlafen war. Ich lächelte bei seinem Anblick und schnallte ihn wider fest. Dann fuhr ich auch schon wider los und parkte vor meinem Haus. Jiro gab ich über den Link noch bescheid, dass ich Mino mit zu mir nehmen würde, da er schon schläft. Ich konnte förmlich sehen, wie er verschmitzt lächelte, denn er wünschte mir noch ein viel vergnügen, bevor ich den Link unterbrach.
Ich stieg aus und schnappte mir Mino, dann trug ich ihn ins Haus, rief ein Hallo zu meinen Eltern, die schon wider zu Hause waren und auf der Couch ihre seltene Zeit zu zweit genossen, bevor ich die Treppe hinauf in mein Zimmer schlich. Ich legte den Schlafenden vorsichtig auf dem Bett ab und beobachtete eine weile, wie er friedlich schlief und hin und wider leises grummeln von sich gab. Irgendwann beschloss ich, dass es nicht sehr bequem sein musste, in Jeans und Shirt zu schlafen, also befreite ich ihn zuerst zögernd von seiner Kleidung, bis er  nu noch in Boxershirt dalag. Ich holte ein T-Shirt aus meinem Schrank und schaffte es irgendwie,  es ihm überzuziehen. Dann deckte ich ihn zu und lief runter in die Küche.
"Warum hast du Mino nicht mit runtergebracht?" fragte meine Mutter "Ich hätte ihn so gerne mal wider gesehen. Es kommt mir vor als wäre es schon Wochen her."
Sie schwärmte regelrecht von ihm, was ich irgendwie verstehen konnte, schließlich hatte sie ihn aufgezogen. Oder zumindest versucht, denn Jiro hatte schon sehr früh seine Rolle als großer Bruder und Vater eingenommen.
"Er ist am schlafen..." antwortete ich ihr und konzentrierte mich wider darauf, warum ich überhaupt in die Küche wollte. Also durchwühlte ich unsere Schränke, holte Toastbrot, Salat, Wurst und andere Sachen heraus und machte uns Sandwiches, die ich auf einen Teller stapelte und dann nach oben trug.
"Hallo mein Sohn.." gähnte mein Vater und lehnte sich an den Türrahmen, der zum Wohnzimmer führte.
"Wann bist du mit Mino nach Hause gekommen?"
"Wir sind eben durch die Tür gekommen, ich habe auch gegrüßt, aber ihr ward mit euch beschäftigt." grinste ich.
"Oh.." er schwieg kurz. Er sah ziemlich Müde aus und muss in den letzten Tagen wohl viel zutun gehabt haben.
"Viel los momentan?"
Er zuckte bei meiner Frage zusammen und kratzte sich nervös am Kinn.
"Ja, aber nichts worüber du dir Sorgen machen müsstest."
Ich musterte ihn genauer und verengte meine Augen ein wenig, bei seiner Aussage. Er war viel zu müde und erschöpft, als das man sich nicht so viel Sorgen machen müsste. Außerdem hatte er neue Kratzer und Bisswunden, die noch am verheilen waren, auf seinen Armen.
"Wenn ich mir keine Sorgen machen muss, warum verheimlichst du mir dann was?"
Ertappt blickte er mich an.
"Also?"
"Das sollten wir wohl besprechen, wenn dein Gefährte wider wach ist und du Jiro zu uns gerufen hast."
"Warum-"
"Tus einfach. Ich will es ausführlich mit euch besprechen. Denn ich glaube, wir müssen unsere Sicherheitsmaßnahmen verstärken. Auch wenn ich versucht hatte, es noch so weit wie möglich von euch fern zuhalten, bis du deine Beziehungsprobleme geklärt hast." unterbrach er mich murrend.
"Was für Beziehungsprobleme?"
"Zwischen dir uns Mino. Ich merke, dass du es versuchen willst, aber du traust es dir noch nicht komplett zu. Und Mino weiß auch nicht so recht, wie er mit allem umgehen soll. Dein plötzlicher Wandel von ignorierend zu Liebevoll und Sorgen, verunsichert ihn."
"Was redest du da?"
"Jiro ist zwar dein Beta, aber auch auf gewisse Art und Weise mein Sohn, deshalb habe ich ihn darum gebeten, mir alles mögliche zwischen der Entwicklung zwischen euch beiden mitzuteilen.." erklärte er und ich war noch immer verwirrt über seine Aussage. Schließlich kam der Ärger über meinen Vater und meinen Beta. Vor allem über meinen Beta, denn den würde ich mir nochmal vorknöpfen. Aber das konnte jetzt warten.
"Schon verstanden, und jetzt lass mich endlich in mein Zimmer zurück."
"Geh ruhig."
Meine Mutter kam mit einem besorgten Ausdruck zurück und gab ihrem Gefährten einen zärtlichen Kuss. Damit ließ ich die beiden wider alleine und ging mit dem Teller in der Hand hoch in mein Zimmer. Mino schlief immer noch und hatte sich mittlerweile mein Kissen gegriffen und es an sich gepresst. Sein Mund war leicht geöffnet und er murmelte unverständliche Dinge vor sich hin. Ich musste bei seinem Anblick grinsen und setzte mich zu ihm ans Bett, stellte den Teller beiseite und schnappte mir ein Sandwich, während ich ihm bei seinem Schlaf zuschaute.

Grummelnd öffnete ich meine Augen nur um festzustellen, dass ich eingeschlafen war. Im Schlaf musste ich dann auch irgendwie neben Mino gelandet sein, den ich an mich gepresst habe. Er war noch am schlafen und leicht rot im Gesicht. Sein Körper strahlte auch eine unangenehme Wärme aus. Aber ich beließ es dabei und schob es auf die Wärme der Decken und dem generell viel zu warmen Zimmer. Also drehte ich die Heizung herunter und zog mir schnell eine gemütliche Jogginghose an. Dann drehte ich mich zu Mino um und schüttelte ihn ein wenig an der Schulter.
"Komm, aufwachen, du hast genug geschlafen." weckte ich ihn und er grummelte wider etwas. Diesmal konnte ich aber wider nichts verstehen, was er sagte und war ein wenig verwirrt. Also rüttelte ich ihn nochmal, aber es kam aufs gleiche hinaus. Ich seufzte nur und zog ihm schlussendlich die Decke runter. Er verzog das Gesicht und öffnete nun doch langsam seine Augen. Sie waren glasig und gerötet, auch seine Haut wirkte nun sehr Blass und Schweiß rann seine Stirn hinab.
Besorgt beugte ich mich zu ihm und zuckte ein wenig zurück, als er von selbst seine Hände nach mir ausstreckte und sich an mich klammerte. Ich ließ es grade außer Acht, dass er nur ein Shirt von mir und seine Boxershorts trägt, denn ich war viel mehr auf den kränklichen Geruch konzentriert, der eben noch nicht da war.
"Mir ist kalt.." murmelte er gedämpft an meiner Brust und ich zog ihn näher zu mir. Dann griff ich nach einer Jogginghose, die mir schon zu klein war und ich vor ein paar Tagen auf meinen Schreibtischstuhl gelegt hatte. Ich zog sie ihm an und er ließ mich nur widerwillig los, damit ich es überhaupt konnte. Dann zog ich ihn wider zu mir und trug ihn sofort zu meiner Mutter, die in der Küche war und grade Kartoffeln stampfte. Sie muss den kränklichen Geruch gemerkt haben, denn sie drehte sich sofort zu mir, ließ alles stehen und liegen und legte eine Hand auf Minos Stirn. Er drehte seinen Kopf winselnd zur Seite und vergrub ihn an meiner Schulter.
"Leg ihn auf die Couch. Ich werde kurz was holen, um ihn zu untersuchen. Gib bitte Jiro schon mal bescheid, er wird am besten wissen, was man bei ihm tun muss."
Ich nickte nur und schickte meinem Beta einen Link, dass er herkommen soll. Kurz darauf war meine Mutter auch schon wider da und hatte einen kleinen Kasten mit lauter Utensilien dabei. Sie prüfte zuerst sein Fieber, dann holte sie eine kleine Lampe hervor und schaute in seine Augen. Murrend drehte sich Mino so, das sie nicht mehr an sein Gesicht rankam. Sie warf mir einen hilfesuchenden Blick zu und ich nickte.
"Komm Mino, sie muss dich untersuchen, damit es dir bald besser geht."
Er grummelte etwas unverständliches und ließ zu, dass ich ihn aufrecht hinsetzten konnte, sein Rücken an mich gelehnt und die Augen wieder halb zufallend.
Meine Mutter fuhr mir ihrer Untersuchung fort, und überprüfte seine Ohren, seinen Rachen und seine Atmung. Kaum hatte sie den Kasten zugemacht, flog die Tür schon auf und Jiro kam herein. Er warf einen kurzen Blick auf seinen Bruder und brauchte nicht lange um zu wissen, was Sache war.
"Ich vermute es liegt an dem ganzen Stress, dass er jetzt Krank ist." erklärte er und strich vorsichtig über seinen Kopf.
"Das ist schon öfter vorgekommen, vor allem als er Siebzehn geworden ist und gemerkt hat, dass du sein Gefährte bist. Seitdem wurde er immer öfter hintereinander Krank."
"Und ich gehe davon aus, dass der Stress jetzt von der Momentanen Lage mit den ganzen Wölfen ist, die hinter ihm her sind?" fragte mein Vater.
Wir standen, oder saßen, alle in meinem Zimmer während Mino in meinem Bett lag, ein kühles Tuch auf der Stirn und in die warme Decke eingewickelt.
"Ja. Aber auch die ganze Sache mit dir, Lavi, verwirrt ihn noch zu sehr und sorgt ebenfalls für Stress." Mein Beta seufzte und rieb sich die Stirn.
"Am besten wäre es, wenn du versucht so schnell wie möglich mit ihm so weit zu kommen, dass er nicht ständig fast eine Panikattacke bekommt, sobald du auch nur auftauchst oder er in deine Nähe kommt. Das dürfte es um einiges Lindern." murmelte er und sah mich dann ernst an.
"Ich versuche es ja, aber ich weiß selber noch nicht, wo ich bei ihm bin. Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst." grummelte ich leise, um den Schlafenden nicht zu wecken.
"Sehr gut, aber jetzt zu wichtigerem. Wenn ihr bitte mit runter ins Wohnzimmer kommen könntet, damit wir ihn nicht stören. Ich muss mit euch über etwas wichtiges Reden. Und besser noch kein Wort zu ihm." sagte mein Vater, der sich schon umdrehte und mit uns im Schlepptau die Treppe hinabstieg. Wir nahmen auf der Couch platz, während er sich uns gegenüber auf den Sessel setzte. Meine Mutter war oben in  meinem Zimmer und wachte über meinen Gefährten.
"Als. Das was ich euch jetzt sagen werde, wird euch ganz und gar nicht gefallen. Vor allem dir nicht Lavi. Im Wald.."


Omega Of The Moon(Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt