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Mino

Müde gähnte ich und rieb meine Augen. Mein Körper fühlte sich an wie Blei, als hätte ich ihn seit Tagen nicht genutzt.
Ich rollte mich auf die Seite und blickte in das schlafende Gesicht von Lavi. Seine Arme hingen lose um meine Hüfte und sein Atem blies in mein Gesicht.
Ich musterte ihn weiter. Mir kam es vor als hätte ich ihn lange nicht mehr  gesehen. Er sah auch ziemlich erschöpft aus. Ich konnte Augenringe erkennen und seine Haare standen in alle Richtungen ab.
Ich streckte, noch immer verwirrt, eine Hand nach ihm aus und berührte leicht seine Wange mit den Fingerspitzen. Er verzog ein bisschen seinen Mund zu einem kleinen Lächeln.
Ich gähnte noch mal und erhob mich schließlich aus dem Bett. Lavis Arme schob ich dabei vorsichtig von mir runter, damit ich ihn nicht weckte.
Noch etwas wackelig auf den Beinen zupfte ich etwas an dem Pulli den ich trug und versteckte einen großteil der Boxershorts. Mit leicht geröteten Wangen tapste ich dann auf die Tür zu und stand wenig später in einem unbekanntem Flur. Dann fiel mir ein, dass auch das Schlafzimmer mir nicht bekannt gewesen war.
Noch viel verwirrter lief ich durch das Haus. Lavi und ich schienen die einzigen hier zu sein, denn es hing nur unserer Geruch in der Luft.
Ich ging die Treppe hinab und öffnete eine weitere Tür, die in die recht moderne Küche führte. Zögernd schnappte ich mir einen der Äpfel aus der Schüssel vom Tisch. Mein Magen rumorte und ich biss hinein. Ich wollte mich nicht an den Inhalten der Schränke, ohne Erlaubnis, bedienen. Ein Apfel weniger würde da hoffentlich nicht auffallen.
Das Kerngehäuse warf ich in den Müll und lief in den nächsten Raum, das sich als Wohnzimmer entpuppte. Ein Kamin schmückte eine Wand, das Sofa stand mit genügend Platz und einem Tisch dazwischen, davor. Die Regale waren mit alten Büchern und Filmen gefüllt. Ich streckte eine Hand nach einem Buch aus und Blätterte darin herum bevor ich es wegstellte.
Ich lief weiter durch das Haus und entdeckte noch ein Badezimmer, ein Gästebad, ein leeres Zimmer und eine Treppe, die vermutlich in den Keller führte.
Ich machte mich wieder auf den Weg zur Küche, da mein Magen sich komisch anfühlte und ich es auf den Hunger schob. Aber als ich auch nur einen Blick auf den gefüllten Kühlschrank warf, drehte sich mir der Magen um. Ich eilte aus der Küche und in das Badezimmer. Ich erreichte noch sograde die Toilette da entleerte ich schon meinen ganzen Mageninhalt.
Hustend stützte ich mich an der Wand ab und kam erstmal zu atem. Ich drückte die Spülung und bei dem Geruch nach Erbrochenem musste ich mich stark zusammenreißen.
Ich hörte eilige Schritte die Treppe runterpoltern und dann stand Lavi auch schon in der Tür. Er trat auf mich zu, füllte ein Glas mit Wasser und befeuchtete einen Lappen.
Besorgt wichte er mir das Gesicht ab und ich spülte meinen Mund aus. Er half mir auf die Beine und führte mich ins Wohnzimmer. Wir setzten uns auf das Sofa und er musterte mich prüfend.
Plötzlich zog er mich in seine Arme und vergrub sein Gesicht an meinem Nacken. Er atmete zitternd ein und aus.
"Du bist wieder da." flüsterte er leise vor sich hin.
Ich verstand gar nichts mehr und ließ ihn einfach machen. Ich verkrampfte mich nur ein wenig, als seine Arme meine Magengegend zu stark umfassten und mich wieder die Übelkeit überkam. Sofort lockerte er seinen Griff und umschloss mit seinen Händen mein Gesicht.
"Lavi? Ist... Ist etwas passiert?" fragte ich zögernd.
Er rührte sich einen Moment lang nicht, dann legte sich ein Besorgter Ausdruck auf sein Gesicht.
"Du erinnerst dich nicht?"
"Woran?"
Ich verstand nicht, was er von mir wollte.
"Du warst in dem Unterbewusstsein deines Wolfes. Nachdem der Plan, das fremde Rudel in einen Hinterhalt zu locken, schiefgegangen ist, wurde ich entführt. Durch die Trennung hast du deinem Wolf die Oberhand gegeben und hast dich zurückgezogen." schilderte er mir die Ereignisse.
An den Plan konnte ich mich noch Bruchstückhaft erinnern aber alles danach war weg.
"Meine Eltern haben uns in das Haus meiner Großeltern verfrachtet bis du wieder zu dir kommst."
"Und wie lange..?" Mit einem Unwohlen Gefühl brachte ich die Frage nicht ganz zu Ende.
"Mehr als eine Woche. Fast zwei."
Geschockt starrte ich ihn an. Ich wollte schon fragen, was in der ganzen Zeit passiert ist, da unterbrach uns ein Klopfen an der Tür. Ich zuckte zusammen und drängte mich an Lavi. Er gab mir einen beruhigenden Kuss auf die Stirn und stand auf.
Ich hörte Stimmen an der Tür und Lavi kam zurück. Hinter ihm war mein Bruder und sein Gefährte.
Lavi setzte sich wieder zu mir und ich hatte das Bedürfnis, ihm ganz Nah zu sein.
Jiro und der Andere waren stehen geblieben. Mein Bruder beobachtete mich prüfend und ein leises Knurren drang aus meiner Kehle. Mit aufgerissenen Augen schlug ich mir eine Hand vor den Mund.
"Hey. Das legt sich wieder." versuchte Lavi auf mich einzureden.
Jiro entschied sich näher zu kommen und ich klammerte meine Hände in das Shirt meines Gefährten. Meine Atmung verschnellerte sich und auch mein Magen meinte wieder rebellieren zu müssen.
"Ich glaube es ist noch zu früh." fing mein Bruder dann an zu sprechen. Er war vorsichtig zurückgetreten.
"Ich glaub auch." meinte dann Lavi und rieb über meinen Rücken.

Omega Of The Moon(Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt