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Mino

Ich stopfte mir grade eine weitere saure Gurke in den Mund als ich Lavi knurren hörte. Ich drehte mich zu ihm um und musterte ihn. Die Panik begann in mir hochzukommen. Lavis Augen fokussierten irgendwas außerhalb des Hauses und leuchteten ein wenig. Dann kam auch schon Jiro in die Küche, mein Gefährte ließ die Rollade runterkrachen und drehte sich zu uns um.
Er packte mich an den Armen und zog mich zur Treppe. Nico folgte uns schnell und dann standen wir schon im Badezimmer.
"Ihr bleibt hier. Schließt die Türe ab und lässt keinen rein, außer ich oder Jiro sagt es euch."
Er wollte wieder gehen aber ich packte seinen Arm.
"W-was ist l-los?" fragte ich ihn stotternd und voller Angst.
Er ringte kurz mit sich selbst bevor er mir antwortete.
"Ich habe draußen den Abtrünnigen gesehen. Mein Vater ist schon verständigt und mit ein paar anderen auf dem Weg hier her. Also mach dir keine Sorgen. Ihr bist hier sicher."
Er küsste kurz meine Stirn und war dann weg.
Wir verschlossen nach ein paar Sekunden des Perplex sein die Tür. Den Schlüssel ließen wir stecken, knipsten das Licht aus und setzten uns an die Badewanne.
Das Licht hatten wir ausgemacht, damit man uns nicht so schnell fand. Zwar würde uns spätestens die abgeschlossene Tür verraten aber soweit würde es hoffentlich nicht kommen.
Ich drückte mich gegen Nico, der genauso am zittern war wie ich. Er fasste meine Hand und ich drückte sie. Es half mir mich zu konzentrieren und lenkte mich von der Panikattacke ab. Meinen inneren Wolf hatte ich noch unter kontrolle, der mittlerweile schon leicht drängte. Ich wusste, dass er die Kontrolle wollte und meine Augen auch schon leicht leuchteten.
Wir konnten Stimmen hören, die gedämpft durch die Wände zu uns durchdrangen.
Mittlerweile krallte sich Nico schon an mich und auch ich drückte seine Hand fester als nötig.
Er hatte mir mal von seinem bisherigem Leben erzählt und konnte mir vorstellen, welche traumatischen Auswirkungen das auf ihn gehabt haben muss.
Ich löste einen Arm aus seiner Klammer und legte ihn um seinen Körper. Ich hörte ihn leise wimmern und musste mich zusammenreißen nicht gleich zuzustimmen.
Die Stimmen hörten auf und es wurde leise. Es war viel zu still und ich linkte Lavi.
"Seid ihr noch im Haus? Was ist los?"
Es kam keine Rückmeldung, was mich noch mehr in Panik versetzt.
Es löste sich nun doch ein Wimmern und mein Griff um den Jungen verstärkte sich.
Ich machte mir schon Sorgen genug um Lavi, da half es nicht, dass er nicht antwortete.
"Es ist alles gut. Keiner ist verletzt. Wir sind vor dem Haus. Mein Vater hat welche losgeschickt, sie zu jagen."
Ich atmete erleichtert aus. Er war nicht verletzt und schien in Ordnung zu sein.
"Wir kommen auch bald wieder rein. Es dauert nicht mehr lange."
"Wir warten solange."
Ich konnte ihn durch den Link schmunzeln hören.
"Hab auch nichts anderes erwartet."
Meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Ich legte mein Kinn auf Nicos Kopf ab und kraulte ihn.
Wenn das früher Jiro bei mir gemacht hat, hat mich das langsam beruhigt. Auch Lavi macht das manchmal, wenn ich am dösen bin und er irgendwelche Dokumente las, die ihm sein Vater gegeben hatte.
Es klopfte an der Tür und riss mich aus meinen Gedanken. Wir versteiften uns während Nico wieder wimmerte und ich ein zögerliches leises Knurren rausbrachte.
"Mino, Nico! Ich bins, Lavi. Ihr könnt die Tür wieder aufmachen."
Bei seiner Stimme hörte ich sofort auf zu knurren und schob die Arme von Nico von mir. Langsam trat ich zur Tür und tastete nach dem Lichtschalter. Nachdem ich dann das Lich angemacht hatte, drehte ich den Schlüssel und öffnete die Tür.
Mein Gefährte zog mich direkt in seine Arme und ich drückte ihn fest.
Jemand rauschte an mir vorbei und ich hörte ein Schluchzen hinter mir gefolgt von Jiros Stimme, die besänftigende Worte und Laute von sich gab.
Wir ließen ihnen ihren Freiraum und gingen ins Schlafzimmer. Dort wischte mir Lavi über die Wangen und ich merkte erst jetzt die Tränen, die meine Wangen hinabliefen.
"Es ist alles gut. Ich hoffe ich habe dir nicht zu sehr Angst gemacht." flüsterte er in mein Ohr um die angenehme Ruhe nicht zu durchbrechen.
Ich schüttelte nur den Kopf und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Er schlang die Arme enger um mich und gab mir die Zeit, die ich brauchte, um mich zu beruhigen.
Dann drückte ich ihn von mir weg und tastete seinen Körper ab. Zuerst schaute er verwirrt aber ich suchte unbeirrt weiter.
"Ich bin nicht verletzt."
Er hielt meine Hände fest.
"Es ist noch nicht mal zu einem Kampf gekommen. Er ist abgehauen bevor mein Vater gekommen ist. Aber das heißt leider auch, dass er uns entwischt ist."
Lavi ließ sich aufs Bett fallen und zog mich an seine Seite. Er legte eine Hand auf meinen schon dickeren Bauch und küsste meine Stirn.
"Und wie geht es euch?" fragte er besorgt und malte mit dem Daumen Kreise.
"Ganz gut. Mein Wolf hat sich nur gemeldet."
Lavi antwortete nicht und küsste mich stattdessen.
Wir blieben noch so liegen bis wir nach unten gingen.
"Hast du noch Lust auf deine sauren Gurken?' fragte er.
"Nein. Ich will Pommes mit Marshmallows."

Lavi

"Ich stelle ein paar Wölfe auf, die Wache halten" meldete sich mein Vater über den Link.
"Verstanden. Aber ich gehe davon aus, dass ihr ihn nicht gefunden habt?"
"Nein. Er ist über die Grenze zu einem anderen Revier.
Wie geht es euch?"
"So weit ganz gut. Jiro ist bei Nico und Mino ist Pommes mit Marshmallows am essen."
Ich konnte schon fast sehen wie meine Vater bei der Vorstellung das Gesicht verzieht. Er mochte generell weder Pommes noch Marshmallows."
"Na dann guten appetit. Ich halte dich auf dem laufenden."
Wir schlossen den Link und ich beobachtete Mino weitere dabei, wie er Pommes mit erwärmten Marshmallows aß.
Ich wäre gerne auch auf die Jagd nach dem Abtrünnigen gegangen. Aber die Gefahr, dass Minos Wolf erneut die Oberhand übernahm, wäre zu groß. Außerdem konnte ich so sicher gehen, dass ihm niemand was Tut.
Mein Blick schweifte zur Tür als Jiro mit seinem Gefährten hereinkam. Nicos Augen waren gerötet und geschwollen während Jiro seine Hand hielt.
"Wir haben die Pommes gerochen und dachten uns wir essen auch welche"
"Da müsst ihr Mino fragen. Er hat fast die Krise bekommen, dass wir die Tüte zuerst nicht gefunden haben. Außerdem ist das letzte. Einer von uns muss Morgen also neue holen."
Mino hatte dem Jungen schon die Schüssel hingeschoben, wo sich noch Pommes drin befanden.
Nico fing zögernd an zu essen und suchte immer wieder den Kontakt zu meinem Beta.
"Welche denn?"
"Die gemimpfelten." sprach Mino mit vollem Mund und schlug Jiros Hand weg, die nach einer Pommes griff. Stattdessen gab Nico ihm eine, die er sich dann in den Mund schob.
"Alles klar. Die Geriffelten." wiederholte Jiro und rieb sich seine Hand.
Man könnte fast meinen das grade eben sei nicht passiert. Aber die noch recht angespannte Stimmung und der wilde Blick von Nico sagten was anderes.
Trotzdem lenkte es uns ab und ich wusste, dass die beiden das grade brauchten.
Nachdem alle Pommes weg waren und noch drei Marshmallows in der Tüte lagen, gingen wir ins Bett.
Vermutlich wird es dauern, bis alle eingeschlafen sind und ich werde bestimmt kein Auge zutun. Dafür hat mich das Ereignis zu sehr wachgerüttelt.
Wir lagen im Bett und Minos Kopf auf meiner Brust. Er hatte eine Hand auf seinen Bauch gelegt. Er schlief schon fast und gähnte zwischendurch.
Dann ist er endlich eingeschlafen aber ich merkte schnell, dass es ein unruhiger Schlaf war. Seine Beine zuckten und sein Atem ging mal schnell mal normal.
Ich drückte ihn näher an mich und streichelte beruhigend über seinen Kopf. Es half nur wenig, da er in der Nacht mehrmals aufwachte und kurz vorm weinen war. Manchmal wollte er nicht mehr weiterschlafen aber dann sind seine Augen doch zugefallen nur um ein paar Minuten später wieder aufzuschlagen.

Am nächsten Morgen schliefen wir fast alle beim Frühstück ein. Ich hatte kein Auge zugetan und Jiro mit seinem Gefährten sah nicht besser aus. Letzenendes fiel Mino fast mit dem Gesicht in die Müslischüssel und Nico ist beim Reinbeißen in sein Brot eingeschlafen. Jiro verabschiedete sich mit einem Gähnen und trug seinen Gefährten in ihr Zimmer.
Ich brauchte drei Anläufe um Mino aus dem Stuhl zu heben und schaffte es nur bis zum Sofa.
Mit Mino auf mir sank ich dann in einen traumlosen Schlaf.

Grummelnd drehte ich mich auf die Seite und erwartete Minos warmen Körper neben mir. Aber ich fiel nur auf den Boden und rieb mir den schmerzenden Kopf.
Ich stemmte mich am Sofa hoch und blickte mich um. Ich konnte Würgegeräusche aus dem Gästebad ausmachen was vermutlich der Grund war, weshalb ich aufgewacht bin. Bevor ich jedoch zu Mino gehen konnte wurde schon die Spülung betätigt und ein schwankender Mino kam zurück ins Wohnzimmer. Ich schaute ihn mitfühlend an und er taumelte in meine Arme. Vermutlich war er noch müde, denn lange hatten wir nicht geschlafen. Die Uhr zeigte mir, dass vielleicht mehr als eine Stunde vergangen ist.
Ich drückte Mino zurück aufs Sofa und machte den Kamin an. Langsam breitete sich Wärme im Zimmer aus und Mino wickelte sich in eine Deck.
Er lehnte sich an mich und wir beobachteten eine Weile das Flackern des Feuers.
Irgendwann merkte ich, dass jemand mich über den Link erreichen wollte.
Ich öffnete ihn und sofort ertönte die Stimme meines Vaters.
"Wir haben eine Spur aufnehmen können. Vermutlich handelt es sich hierbei um den Abtrünnigen"
"Wann glaubt ihr, kriegt ihr ihn?"
"Wir versuchen ihm ein Falle zu stellen. Ich melde mich, wenn es Neuigkeiten gibt."
Es dauerte lange bis mein Vater sich erneut meldete.
Sie hatten ihn fangen können und waren auf dem Weg zurück zu unserem Dorf.

Omega Of The Moon(Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt