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Lavi

Ich hätte den Alpha töten können für das was er getan hatte.
Wäre irgendwas passiert, dass meinem Gefährten oder unserem Kind schaden zugefügt hätte, dann konnte er was erleben.
Immerhin waren die Blutergebnisse einigermaßen in Ordnung. Durch viel Ruhe sollte sich der Pegel an Stresshormonen wieder senken. Umd dafür würde ich auch sorgen.
Momentan nahm er ein entspannendes Bad.
"Und wie genau stellst du dir das vor?"
Jiro stand neben mir in dem leeren Zimmer und schaute mich skeptisch an.
"Ganz einfach. In den nächsten Tagen besorge ich die Sachen. Dann-"
"Findest du nicht, Mino hat da noch ein Wörtchen mitzureden? Außerdem kannst du nicht einfach verschwinden um Farben zu besorgen."
Er hatte recht. Mino würde wahnsinnig werden. Ich müsste jemanden losschicken die Sachen zu kaufen, da Mino sich weigert auch nur einen Schritt im die nächste Stadt zu setzen. Das Dorf war noch in Ordnung, aber alles was drüber hinaus ging, war zu viel.
Ich seufzte.
"Ich sollte das wirklich vorher mit ihm absprechen." grummelte ich vor mich hin. Meine Freude Mino eine Überraschung zu machen, indem ich das Zimmer fürs Kind einrichte, wurde von seinem Bruder zunichte gemacht.
"Jetzt hab dich nicht so. Du hättest es eh nicht vor ihm geheimhalten können. Er hätte es spätestens dann gemerkt, wenn du dich komisch verhältst."
Empört blickte ich ihn an.
"Du kannst Überraschungen nicht gut geheimhalten." sagte er gespielt mitleidig und ich schlug nach ihm.
Lachend sprang er auf Seite und floh aus dem Zimmer.
Ich schloss die Tür hinter mir und sammelte meinen Laptop aus dem Schlafzimmer auf.
Ich setzte mich in die Küche, platzierte das elektrische Gerät vor mir und klickte mich durch die Seiten.
Ich versuchte mich von den letzten Ereignissen abzulenken, zumal ich auch ungeduldig wurde.
Es gab noch keine Fortschritte was die Meetings anging. Auch der Verhöhr gestaltete sich als Schwierig, da der Abtrünnige nur mit Mino sprechen wollte und ich ihn bestimmt nicht in seine Nähe lassen werde. Erst recht nicht alleine. Hinzu kam noch, dass Sven sich weiterhin beschwerte, was das Thema Omega anging.
Ich war vor mehreren Monaten auch nicht begeistert gewesen aber mittlerweile hatte ich verstanden, dass ein Omega einfach mehr Schutz brauchte und sie doch nicht so abartig waren, wie ich anfangs immer gedacht hatte.
Jetzt musste ich eher nachdenken, wie ich Mino erklären sollte, dass Jiro und Nico sich dazu entschieden hatten, zurück in ihr Haus zu ziehen. Sie wollten mehr Zeit für sich alleine und das konnte ich nachvollziehen.
Nasse Haare berührten mein Gesicht und ich schreckte auf. Mino schlang seine Arme um meinen Hals und schaute über meine Schulter hinweg auf den Bildschirm, der schwarz geworden war.
"Was machst du?" gähnte er.
"Ich schaue mir ein paar Möbel an."
"Wofür?"
"Fürs Kinderzimmer." grinste ich, stand auf und entsperrte den PC.
Ich drückte Mino auf den Stuhl und er scrollte sich durch die Angebote.
"Was möchtest du essen?"
Er dachte einen Moment nach und drehte sich dann zu mir.
"Haben wir Nudeln?"
"Äh, ja"
"Und Spinat?"
Ich durchwühlte die Kühltruhe bis ich eine Packung fand.
"Haben wir."
"Dann will ich Nudeln mit Spinat. Bitte."
Ich grinste und holte Töpfe hervor. Während ich das Essen kochte schaute ich zwischendurch zu ihm. Er hing an einem Amgebot für ein Kinderbett, das ihm zu gefallen scheint.
"Markiere ruhig die Seiten mit den Sachen, die dir gefallen."
"Kay."
Mino war momentan gut gelaunt. Aber meine Mutter hatte mich schon vor den Stimmungsschwankungen gewarnt und dass ich mit viel Vorsicht an ihn rantreten sollte, wenn welche auftauchen. Sie hatte mal meinen Vater für drei Tage nicht mehr ins Haus gelassen, weil er sie hübsch fand mit ihrem rundem Bauch. Sie hatte damals gedacht, er würde sie generell schöner finden, wenn sie dick wäre und hat dann zuerst geschmollt, dann wurde sie wütend, warf ihn aus dem Haus und weinte nach dem dritten Tag bitterlich, weil sie geglaubt hatte, er hätte sie verlassen.
Es erschöpfte mich jetzt schon, wenn ich nur an Stimmungsschwankungen dachte. Mino war generell schon eine sensible Person.
Ich füllte den Spinat in eine Schüssel und schüttete die Nudeln ab. Dann füllte ich uns Teller auf und setzte mich neben Mino.
Er schob den Laptop beiseite, drückte mir schüchtern einen Kuss auf die Wange und fing an zu essen.
Ich tat es ihm gleich und räumte dann die Sachen weg.

Jiro kam die Treppe nach unten und in die Küche.
"Hast du es ihm eigentlich schon gesagt?"
"Was gesagt?"
"Das Nico und ich bald in unser Haus zurückkehren."
"Das darfst du ihm selber beibringen."
"Aber-"
"Kein Aber. Ich bin nicht Derjenige der auszieht."
Geschlagen seufzte er.
"Dann würde ich es jetzt tun."
"Aber mach es vorsichtig."
"Das brauchst du mir nicht zusagen."
"Ich habe Angst vor seinen Stimmungsschwankungen. Ich weiß nicht wann die losgehen könnten."
Ich hörte Jiro in meinem Kopf nervös Lachen und wünschte ihm viel Spaß.
"Hey Mino. Ich muss mit dir reden."
Er setzte sich dazu und ich zog den Laptop zu mir. Ich tippte ein paar Sachen in die Suchmaschine, während ich ihnen zuhörte.
"Alsoo. Du weißt, dass ich einen Gefährten habe."
Ich hätte mir ins Gesicht schlagen können. Noch offensichtlicher konnte man so ein Gespräch ja nicht anfangen.
"Und ich habe mir gedacht, dass wir mehr Zeit für uns brauchen. Ich denke, dass das auch für dich und Lavi gut wäre. Wír kommen euch natürlich besuchen oder andersherum.."
Ich spürte wie Mino neben mir leicht zitterte. Ich griff nach seiner Hand und drückte sie.
"I-ich v-verst-stehe." stotterte er leise und ich gab Jiro zu verstehen, dass er besser gehen sollte.
Kaum hatte er den Raum verlassen wichte er sich mit dem Handrücken über die Augen. Vermutlich überforderte es ihn grade. Aber es war nur eine Frage der Zeit bis beide sich in dieser Hinsicht trennen würden um eine eigene Familie aufzubauen. Es war nicht der Weltuntergang aber ihn nahm das sehr mit.
Mitfühlend drückte ich meine Lippen gegen seinen Kopf. Er riss sich grade zusammen nicht loszuweinen.
"Ist das meine Schuld?"
Ich hätte ihn fast nicht gehört, so leise wie er sprach. Ich drehte ihn zu mir um und hielt sein Gesicht.
"Es ist nicht deine Schuld. Er will nur mehr Privatsphäre mit seinem Gefährten. Er verlässt dich ja nicht für immer."
Ich wichte ihm die Tränen weg und lächelte ihn aufmunternd an. Er erwiederte es und dann beugte ich mich zu seinem Ohr.
"Außerdem finde ich es gar nicht so schlecht, wenn wir beide wieder alleine hier sind."
Eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus und die Röte stieg ihm ins Gesicht.

Die folgende Woche ignorierte Mino seinen Bruder, der das seufzend hinnahm. Sie wollten nicht zu lange warten mit dem Ausziehen aber trotzdem fragte ich mich, ob das nicht etwas zu schnell ging.
Zu Beginn der nächsten Woche hatten sie schon die Sachen, die sich über die letzten knappen drei Monate angesammelt hatten, in Katons gepackt.
Es war nur ein Weg von etwa zweihundert Metern bis zu Minos ehemaligem Zuhause, dennoch nahm ihn das mit.
Als die beiden dann mit ihren Taschen an der Tür standen nahm Mino seinen Bruder nur zögernd in den Arm.
Mein Beta fuhr mit seiner Hand durch seine Haare und drückte ihn feste an sich.
Ich verdrehte innerlich meine Augen. Es war ja nicht so, dass sie sich nie wieder begegnen würden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit verabschiedete sich Mino auch mit einer Umarmung bei Nico.
Sie verließen das Haus und Mino begann sich die Augen zu reiben.
Ich spürte seine innere Unruhe und brachte ihn ins Wohnzimmer.
Obwohl man die beiden in den letzten Tagen kaum wahrgenommen hatte, so fühlte sich das Haus nun doch leerer an.
Mino verkrümelte sich auf die Couch und zwang sich anscheinend dazu, nicht zu weinen.

Es dauerte einen Tag, da war er schon wieder der selbe.
Er saß vor dem Fernseher und schaute sich einen Animationsfilm über einen großen Marshmallow an.
"Wir sind endlich vorangekommen." linkte mein Vater mich.
"Wurde aber auch Zeit"
"Du hast Sven ja erlebt. Ich habe erfahren, dass der Abtrünnige Schuld am Tod einer noch jungen Mutter war, die er gut kannte."
"Das entschuldigt trotzdem nicht sein Verhalten gegenüber Mino"
"Ich weiß."
Ich konnte verstehen, dass es nicht einfach ist einen geliebten Menschen zu verlieren, aber dass musste er nicht an Mino rauslassen. Erst recht nicht, weil er ein Omega ist.
"Habt ihr inzwischen was aus IHM rausbekommen?"
"Nein. Aber er spricht ständig mit sich selbst. Immer so ein unsinniges Zeug. Er ist schon fast wahnsinniger als Alfred. Aber bei dem wissen wir, dass er niemanden umgebracht hat."
Ich schnaubte nur. Mir war es egal, ob die sxhon mal jemanden getötet hatten oder Wahnsinnig geworden sind. Solange die ihre Finger von meinem Rudel und meiner Familie lassen umd am besten gar nicht mehr an die Oberfläche gelassen wurden, war mit alles Egal.
"Momentan sprechen wir darüber, was mit ihm als nächstes passiert. Vermutlich läuft es darauf hinaus, dass er in eine Zelle gesperrt wird. Professionelle Hilfe ist vermutlich an ihm verschwendet."
"Konntet ihr genaueres über seine Beweggründe erfahren?"
Mein Vater seufzte in den Link.
"Das wird dich nicht unbedingt zufriedenstellen. Nachdem er endlich mit der Sprache herausgerückt ist, meinte er nur, dass ihm langweilig war und er ein wenig 'Abwechslung' in seinem Leben brauchte.
Anscheinend hat er spaß daran mit Menschen, oder eher gesagt mit ihrem Leben, zu spielen."
Knurrend ballte ich meine Hände zu Fäuste. Die Antwort gefiel mir tatsächlich nicht.
"Immerhin kehrt jetzt erstmal Ruhe ein."
Ich konnte meinem Vater nur zustimmen.

Omega Of The Moon(Boy x Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt