One

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Durch den Aufschlag meiner Stirn auf die Fensterscheibe wurde ich wieder wach und setzte mich ruckartig auf.
Schmerzhaft hielt ich mir die Stelle an der Stirn und blinzelte um mich an die Helligkeit zu gewöhnen.
„Na Prinzessin, hast dir den Kopf gestoßen?" Wütend blickte ich zu meinem älteren Bruder, der lachte und es seinem Zwilling erzählte.
Gott wie oft hatte ich sie in der kurzen Zeit schon beneidet, dass sie Zwillinge waren.
Ich war ganz allein.
Meine Brüder sind zwar für mich da und beschützen mich.
Aber manchmal wünschte ich mir eine Schwester oder noch einen Bruder mit dem ich dieses vertraute Band hatte, wie die beiden.
Doch dazu würde es nie kommen.

Seufzend lehnte ich mich wieder zurück und sah aus dem Fenster.
Schöne Häuser mit gepflegten Vorgärten zogen langsam an uns vorbei.
Auf den Straßen vor ihnen standen die neusten Autos die es auf dem Markt gab.
Neidisch betrachtete ich diese und die Leute, die sie fuhren.
Ich war erst 17, durfte somit nicht alleine fahren. Aber ich hatte ja zwei tolle ältere Brüder, die mich gerne immer mitnahmen.

Nach einer weile hielten wir vor einem süßen, geräumigen Reihenhaus.
Es war nicht riesig, aber für uns reichte es vollkommen.
Lächelnd stieg ich aus und betrachtete es genauer. Meine Mutter, die genauer gesehen nicht meine Mutter war, schloss die Tür auf und wank uns rein. Natürlich folgte ich ihr sofort und betrachtete es von innen weiter.
Der Boden war mit Parket ausgelegt und die Wände weiß gestrichen.
Helle Möbel standen verteilt in der unteren Etage, die aus dem Wohn- und Esszimmer bestand, der Küche, einem Bad und dem Schlafzimmer meiner nicht Eltern.
Meine Besichtigung setzte ich oben fort, wo ich ein weiteres Bad, drei Zimmer und eine Abstellkammer ausmachte.
„Das ist deins", meinte meine Mum und deutete auf eins der Zimmer.
„Danke", sagte ich überschwänglich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
Breit grinsend ließ ich mich auf die weiche Matratze fallen und schloss die Augen.
Ich hatte lange keine Matratze zum schlafen, desto besser fühlte sich diese an.
„Meins!", hörte ich die Zwillinge aus dem Flur schreien.
„Ich war vor dir da!", sagten sie erneut gleichzeitig, was mich schmunzeln ließ.
Anfangs fiel es mir schwer damit klar zu kommen, dass so viele Menschen zu einer Familie gehörten. Dass sie zusammenhielten und das Bilderbuch leben führten.
Doch jetzt hatte ich mich daran gewöhnt.
Ein Kratzen an der Tür lenkte mich von den streitenden Brüdern ab, sodass ich sie öffnete und braunen Augen entgegenblickte.
„Na dann komm mal rein, Devil", sagte ich und ließ den breiten Rottweiler passieren.
Schnaufend schmiss er sich auf meine Bett und legte sich auf den Rücken, damit ich ihn am Bauch kraulen konnte.

Erschöpft von der langen Fahrt und dem Kisten auspacken, ließ ich mich nach dem Abendessen aufs Bett fallen und schlief eigentlich sofort ein.
-
Das allgeliebte klingeln des Weckers riss mich am Montag morgen unsanft aus dem Schlaf.
Frustriert über die Tatsache, dass es schon Montag war, stöhnte ich und ließ mich einfach wieder zurück in die Kissen fallen.
Konnte ich mein Bett nicht einfach mitnehmen? Alles andere wäre unfair.
Doch so war die Welt, unfair.
Deshalb musste ich Wohl oder Übel ohne Bett zur Schule.

Beinahe stolpernd schaffte ich den Weg zum Bad und begann mich dort fertig zu machen.
Nach einer erholenden Dusche war ich schon etwas wacher.
Das Make-up, was lediglich aus etwas Concealer bestand, ließ mich lebendiger erscheinen, sodass ich mich an den Esstisch traute, ohne allen einen Schreck zu verpassen.
„Beeil dich Freya, wir kommen sonst noch am ersten Tag zu spät!", rief Cole.
Ich nickte einfach nur und aß in ruhe weiter.
„Ich meins ernst!"
„Ja, chill deine Eier boy", fauchte ich und erhob mich.
Er lachte einfach über meine Ausdrucksweise und ging sich die Schuhe anziehen.
„Wir müssen nach der Arbeit noch mal aufs Amt ein paar Sachen klären, könnte spät werden, also kocht euch bitte etwas selber."
Ich nickte meiner Mum zu, da die Jungs gar nicht zugehört hatten, und verabschiedete mich dann von den beiden.
„Ich sitz vorne!"
„Ach komm schon, Freya", bettelte Ethan und fischte aus seiner Lederjacke ein Kaugummi.
„Du kriegst auch ein Kaugummi", versuchte er zu verhandeln und sah mich aus großen Augen an.
Und so einer nennt sich Badboy, dass ich nicht lache.
„Das Kaugummi nehme ich gerne und jetzt zisch ab auf die Rückbank!"
Er verdrehte die Augen und kletterte nach hinten. Da ich nicht fahren durfte, hatte ich schnell klar gemacht, dass ich auf dem Beifahrersitz saß und einer der beiden nach hinten musste.
Heute war dies Ethan.
„Du bist scheiße", murrte er.
„Wie bitte?", fragte ich und zog eine Augenbraue hoch.
„Ähm...", er lachte nervös und fuhr sich durch die Haare.
„Du bist die beste Schwester, hab dich lieb."
Ach, wie schön ich sie doch im Griff hatte.
Soll mir noch einmal jemand sagen, ich könne mich nicht durchsetzen.
Lachend startete Cole den Wagen und parkte aus, während Ethan ihm auf den Hinterkopf schlug. Typisch Jungs.

Um etwas gute Laune zu bekommen schaltete ich das Radio ein und sang sofort mit, als Follow Me von Uncle Kracker erklang.
Plötzlich stellte Cole das Radio leiser, weshalb ich ihn verwirrt ansah.
„Du bleibst in der Schule schön bei uns, klar?", begann er zu sprechen.
„Es gibt dort einige Jungs die Dreck am stecken haben und mit denen sollst du nicht in Kontakt geraten", führte Ethan weiter und lehnte sich zwischen den Sitzen nach vorne.
So wie ihr?, hätte ich beinahe gefragt, ließ es dann aber.
Sie mussten nicht wissen, dass ich wusste was sie so trieben.
Angefangen bei Straßenrennen und Schuleschwänzen.
Ich fand es jedenfalls süß, dass sie sich um mich sorgten, dass hatten sie an der alten Schule schon getan.
Das führte jedoch dazu, dass ziemlich viele Bitches versuchten meine Freundinnen zu werden, um an meine nicht Brüder ran zu kommen.
„Wir sind wieder in einer Klasse, da du Genius ja zu schlau für deines gleichen bist", lachte Cole und pikste mir in die Seite.
Ich warf Bitchlike meine Haare über die Schulter und sah die beiden Hochnäsig an.
Kurz darauf brachen wie jedoch in Gelächter aus.

„Wir werden uns einen gewissen Ruf erarbeiten und du wirst immer bei uns sein. Glaub nicht wir wüssten nicht was du früher getan hast. Zusammen werden wir die berüchtigten Parker Geschwister", sagte Ethan verschwörerisch und machte dabei irgendwelche Handbewegungen und versuchte das Geräusch von Actionfilmmusik nach zu machen.
Leicht verwirrt von seinem rumgefuchtel verdrehte ich die Augen und gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, wie er Cole vorhin.

„Wir sind da", meinte Cole, während Ethan sich grummelnd den Schädel hielt.
„Heul nicht rum, so fest war das nicht", lachte ich.
Er schnaubte und sprach mir mit verstellter Stimme nach, was mich noch mehr lachen ließ.
Cole ignorierte uns und reichte mir nur meine Sonnenbrille.
Auch er und Ethan hatten eine in der Hand, die sie aufzogen, bevor sie aus dem Wagen stiegen.
Klar, sie mussten einen perfekten Auftritt hinlegen. Es sah ja auch jeder, wirklich jeder zu uns. Klischee!!!, schrie eine kleine giftige Stimme in meine Kopf und ließ mich mal wieder die Augenverdrehen.
Argh, ich krieg noch Kopfschmerzen davon.

Ethan öffnete grinsend meine Autotür und hielt mir Gentlemanlike die Hand hin.
Bevor ich diese allerdings ergriff, setzte ich meine Sonnenbrille auf, fuhr mir durch die Haare und ließ mein Lächeln verschwinden, sodass ich einen kalten Gesichtsausdruck hatte, der hoffentlich jeden von mir fern hielt.
Denn was ich definitiv nicht wollte, waren irgendwelche Freunde.
So komisch es auch klang, doch es war besser so, denn ich konnte mich schlecht auf Leute einlassen, wieso also die Mühe machen.
Elegant ließ ich mir von Ethan aus dem BMW helfen, bevor Cole diesen Abschloss und an meine linke Seite trat.

Gemeinsam, Ethan mit einem Arm um meine Schulter, gingen wir auf das Gebäude zu, und ich log nicht, wenn ich sagte, dass es mucksmäuschenstill war und keiner sich bewegte.
Die Aufmerksamkeit lag vollkommen bei uns und innerlich lachte ich diese hirnlosen Schüler, die kein anderes Leben hatten, aus.

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Freya(Bild)
Überarbeitet am 26.08.20

Badboy's girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt