Two

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Hinter den Gläsern meiner Sonnenbrille verdrehte ich zum gefühlt hundertsten mal meine Augen.
Wir waren endlich an der Tür angekommen und Cole öffnete sie auch sofort.
Selbst die Schüler die am Eingang standen und scheinbar gerade raus kamen, blieben stehen um uns mit offenen Mund zu begaffen.
Wütend folgte ich Cole ins innere der Schule, wo normales Treiben herrschte und uns nur ab und zu Blicke oder Getuschel folgte.
„Haben die noch nie einen Menschen gesehen?", fragte ich wütend und schob die Brille hoch in meine Haare.
Ethan lachte rau auf und zog mich noch ein Stück enger an sich.
„Noch nie so heiße", flüsterte er und zwinkerte.
Jetzt war ich es, die lachte und den Kopfschüttelte.

Cole meldete uns alle im Sekretariat an und drückte dann jedem Unterlagen in die Hand. „Spindnummer, Stundenplan und irgendwelche Regeln."
Ethan schnappte sich gleich die Blätter mit den Regeln, auch meine, und warf sie in den nächstbesten Mülleimer.
„Wird Zeit, dass die Schule uns kennenlernt."

Suchend irrten wir also durch die Gänge, um unsere Spinde zu finden.
„Hier ist meiner", sagte ich, als ich ihn in einem der hintersten Teile der Schule entdeckte.
„Komm wenn du alles hast zur Pausenhalle. Wir suchen unsere und kommen dann dahin", meinte Ethan und ich nickte zustimmend.
Die Bücher, die wir auf dem Weg noch abgeholt hatten, landeten als erstes in dem Metallschrank, danach alles andere unwichtige.
Da ich nicht wusste was wir jetzt brauchten, stand ich schließlich ohne Tasche da und machte mich auf den Weg zur Pausenhalle.
Es hatte vor knapp 5min geklingelt, was die Stille erklärte und die Tatsache, dass mir niemand begegnete.
Diese Chance nutzte ich um auf mein Handy zu gucken.
Mein Finger scrollte gerade über den Bildschirm, als plötzlich neben mir eine Scheibe zersprang und zwei Personen samt Rollo, was den Einblick in den Raum verhindert hatte, auf mich fielen.

Mein ganzer Körper war taub, als ich vorsichtig die Augen aufmachte.
Scheinbar war ich nur wenige Sekunden weggetreten, denn noch immer lagen die zwei Körper auf mir und raubten mir somit den Atem. Die Kerle, die ich als solche identifizierte, hatten scheinbar genauso Schmerzen wie ich, denn sie stöhnten und kniffen die Augen zusammen.
„Du scheiß Wichser", knurrte der rechte mit den schwarzen Haaren und rollte sich Gott sei dank von mir runter.
Auch der lockenkopf robbte von meinen Beinen runter, sodass die ganzen Scherben knackten.
Noch immer befand ich mich unter Schock, sodass ich mich kaum bewegen konnte und starr vor Schreck auf die kaputte Scheibe starrte.
Immerhin schaffte ich es mich auf zu setzen und die Scherben weitestgehende von meinem Körper zu klopfen. Dabei bemerkte ich die Scherben die sich in meine Haut gebohrt hatten und ein starkes Pochen, was sich quer über meine linke Wange zog.
Scheiße, was war passiert?!
Trotz dieser Feststellungen verspürte ich keinen erdrückenden Schmerz.
Ein Pochen im Gesicht und Brennen an den Schnitten, doch kein wirklicher Schmerz, was ich auf den Schock schob.

Endlich konnte ich meinen Blick von der nicht mehr vorhandenen Scheibe abwenden und sah auf den Boden, auf dem tausenden Scherben lagen, ein kaputtes Rollo und etwas Blut.
War ja auch eine große Scheibe durch die, die Idioten gesprungen sind.
„Jones, Maunier!", vernahm ich die wütende Stimme eines Mannes.
Innerhalb weniger Sekunde wurde eine Tür aufgerissen und ein älterer Lehrer, sowie dutzende Schüler kamen in den Flur gerannt.
„Um Gotteswillen. Geht es ihnen gut?"
„Auf einmal interessiert sie das?", lachte der schwarzhaarige spöttisch.
„Ich meine nicht sie Maunier!", erwiderte der Lehrer scharf und kam zu mir.
Ein paar Jungs halfen diesem Maunier und dem Lockenkopf auf, während ich noch immer auf dem Boden saß.
„Scheiße, sind wir auf der gelandet? Und ich dachte ich hätte dich getroffen", meinte Locki, der von einem Jungen gestützt wurde.
„Fuck! Gehts Kleine?", fragte jetzt der schwarzhaarige und kam zu mir gehumpelt um mir auf zu helfen.
„Sie haben schon genug getan, Maunier. Sie und Jones werden jetzt sofort zur Schulleitung gehen, das gibt einen Verweis!", schrie der Lehrer mit langsam rot werdenden Kopf und ließ somit die meisten ringsherum zusammen zucken.
„Es reicht wenn Mister Donovan mitgeht. Und sie bringen das Mädchen sofort zur Krankenschwester, Sharman und Morgan."
Die angesprochenen Jungs entfernten sich von den Übeltätern und halfen mir vorsichtig auf.
Da ich aber kaum gehen konnte, da jetzt langsam der Schmerz kam, nahm mich dieser Sharman, der sich mir als Eric vorstellte, im Brautstyle hoch.
Luc Morgan ging einfach neben her und hielt nach einer Weile die Tür zum Krankenzimmer auf.
Sanft wurde ich auf eine Liege gesetzt und sofort von einer älteren Frau mitleidig angesehen.
„Kindchen, was ist passiert?", fragte sie und begann sofort mein Gesicht zu untersuchen. „Sie ist unter Tristan und Dash gelandet", murmelte Luc. „Unter?", fragte sie, während sie anfing mein Gesicht zu verarzten.
Richtig weh tat es dann, als sie mit einer Pinzette Scherben aus meiner Haut fischte und die Wunden desinfizierte.
Luc und Eric erklärten währenddessen was passiert war und sahen mich schuldbewusst an.
„Also werden die beiden hier auch noch aufkreuzen", schlussfolgerte die nette Dame, was die Jungs mit einem Nicken quittierten.
„So jetzt müsst ihr bitte raus, denn ich muss auch die restlichen Schnitte verarzten."
Ohne Widerworte verließen die Jungs den Raum und schlossen die Tür hinter sich.
„Du müsstest dich bitte entkleiden, da sind noch einige Scherben in deinem Körper." Ich verstand, dass sie mir nur helfen wollte, außerdem fand ich es nicht so schlimm.
Was war an Unterwäsche so anders als an Bikinis.

Als sie fertig mit dem letzten Schnitt an meinem Bauch war und auch diesen desinfiziert hatte, gab sie mir die Erlaubnis mich wieder anzuziehen.
Gerade als ich bei meinem Oberteil war, wurde die Tür aufgestoßen und zwei grimmige Jungs spazierten herein.
Dash und Tristan, wobei ich nicht wusste wer wer war.
Sie blieben abrupt stehen, als sie mich sahen und begannen beide zu Grinsen.
Dieses verwandelte sich jedoch in ein Schuldbewusstes, zurückhaltendes Lächeln, als sie den Verband an meinem Handgelenk und die ganzen anderen Pflaster und Verbände sahen.
Ja, mich hatte es ordentlich erwischt, von den kommenden Blauenflecken mal ganz abgesehen. „Raus hier, aber dalli!", schrie die Krankenschwester und stellte sich schützend vor mich.
„Tut mir Leid ", meinte sie, doch ich wank ab.

Fertig angezogen meinte sie, dass ich lieber zur Schulleitung gehen sollte, da diese mich sicherlich Krankschreiben könnten.
Für den ersten Tag war das, ihrer Meinung nach, genug Aufregung.
Ich bedankte mich noch, bevor ich raus ging und den beiden Idioten gegenüber stand.
„Hey, es tut mir-", begann der Lockenkopf, doch ich unterbrach ihn.
„Seid einfach leise und vor allem, haltet euch von mir fern!", fauchte ich, sah sie nochmal wütend an und ging dann weg.
Zum Glück fand ich sehr schnell die Pausenhalle. Mit schmerzverzerrtem Gesicht ließ ich mich dort auf eine Bank nieder und hielt mir mit einer Hand den Bauch, der wohl am meisten abbekommen hat. Der schwarzhaarige war auch voll drauf gelandet, aber auch meine Beine blieben dank Locki nicht unversehrt. Doch am meisten regten mich gerade diese Kopfschmerzen auf.
Die Krankenschwester meinte ich hätte Glück, dass ich keine Gehirnerschütterung oder Brüche erhalten habe.
Dafür einige Prellungen, Blaueflecke und Schnitte von den Scherben.

Das Klingeln der Schulglocke erinnerte mich daran, dass ich noch in der Schule war.
Ich hatte beschlossen nach Hause zu gehen, eine oder auch zwei Schmerztabletten zu nehmen und zu schlafen. Das war wohl das beste.
Mühsam stand ich auf und ging Richtung Sekretariat, wo ich auch schon den Lehrer von eben sah.
Er entdeckte mich ebenfalls und brachte mich zur Schulleitung.
Dieser erklärte ich was passiert war.
Natürlich entschuldigten sie sich und gaben mir den restlichen Tag frei.
„Ich bin übrigens ihr neuer Mathelehrer, also sie sind in der Klasse, aus dessen Scheibe die Jungs gefallen sind."
Ich seufzte frustriert und verabschiedete mich dann höflich.
Was gab es schlimmeres als montags erste und zweite Stunde Mathe?
Zwei Idioten die mitsamt Rollo und Scherben auf dich fallen!
Ja oke, dass war wirklich schlimmer, sagte zumindest mein zerstörter Körper.

Über mich selbst lachend verließ ich, natürlich mit meiner Tasche, das Gebäude und schlurfte nach Hause.

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Überarbeitet 26.08.20

Badboy's girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt