Twenty-eight

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Es war Montag, mein liebster Tag der Woche.
Nicht.

Aber zumindest musste ich die letzte Schulwoche nicht allein antreten, sondern mit meinem heißen Freund und den Zwillingen.
Mittwoch war der Abschlussball und am Donnerstag dann die Verabschiedung.
Endlich hatten wir es geschafft.
„Wie hast du es eigentlich geschafft ne Klasse zu überspringen?", fragte Dash, als wir uns die Schuhe anzogen.
„Dadurch, dass ich als Kind nicht zur Schule gehen konnte war ich sehr viel schlechter als die anderen in meinem Alter. Ich konnte ihre Blicke nicht mehr ertragen, auch wenn die Zwillinge jedem drohten, der was blödes sagte. Der einzige Ausweg schien für mich zu pauken und ihnen keinen Grund mehr zu geben mich als anders anzusehen", erklärte ich und lächelte leicht.
Das war echt eine harte Zeit, denn Teenager in der Pubertät konnten fieser sein als jeder erwachsene Psychopath.
„Sie ist einfach ein Brain", kommentierte Ethan das ganze, während er versuchte einen Muffin zu essen und sich die Schuhe zu binden.
Das konnte man sich ja nicht mit ansehen!
Daher nahm ich ihn, so nett wie ich war, den Muffin ab und aß ihn selbst.
„Ey!", protestierte der braunhaarige, doch ich ignorierte es.
Die SMS auf meinem Handy war viel interessanter.

Verschwindet! Sie haben schon Ruven! ~Jen

Ich konnte gar nicht wirklich verstehen was sie meinte, da über das Wochenende unsere Angst irgendwie vergessen war.
Mit einem Mal pumpte jedoch Adrenalin durch meine Adern und ich sprang vor die Tür.
„Freya-?"
Cole wurde unterbrochen von der Klingel und mir wich das Blut aus dem Gesicht.
„Lauft", flüsterte ich, als ein starkes Klopfen die Tür neben ließ.
„Polizei, öffnen sie bitte die Tür!"
„Was ist denn los?", fragte meine Mum, die ausgerechnet heute Morgen länger da war.
„Lauft!", stieß ich nun lauter aus und sofort setzten sich die Jungs in Bewegung.
Devil, der neben mir verharrt hatte, bellte nun laut die Tür an und ich ballte die Hände zu Fäusten, um das Zittern zu unterdrücken.
„Freya?", sagte sie nun und sah den Jungs nach.
„Mum, du darfst ihnen nicht sagen, dass die Jungs hier waren! Sie haben heute Nacht nicht hier geschlafen, auch Dash nicht!"
„Ich verstehe nicht? Wo sind sie denn-"
„Das ist wichtig! Bitte vertrau mir, sie dürfen sie nicht mitnehmen!"
Ich sprach eindringlich, aber nicht so laut, als dass uns die Cops hätten hören können.
Erneut betete die Tür und meine Mum schluckte schwer, ehe sie nickte.
Ich packte Devil am Halsband und ließ ihn weiterhin bellen, während ich die Tür öffnete.
Es schadete nicht den Offiziers zu zeigen, dass sie hier unerwünscht waren und ich sie nur über meine und Devils Leiche passieren lassen würde.
„Guten Morgen Ma'am, Miss", sagte der ältere der beiden und nickte freundlich, wobei der andere versuchte etwas im Haus zu erkennen.
Devils Knurren ließ ihn jedoch erstarren.
Mein Hund war halt nicht ohne und mit seinem Training als Protectiondog, würde er meinen Befehl ohne zu zucken folgen.
Aber ich wollte ja nicht unnötig Ärger machen.
„Dürfen wir rein kommen?"
„Nein!", sagte ich sofort und lächelte gefaket.
„Wir müssen zur Schule und an die Arbeit", sagte nun auch Mum gefasst und legte eine Hand auf meine Schulter.
Gott sei Dank spielte sie mit.
„Wir müssen uns versichern, dass die gesuchten Personen nicht hier sind Ma'am", beharrte der ältere.
„Und wen suchen sie?"
„Cole und Ethan Parker, sowie Dash Maunier. Es besteht eine Anklage gegen sie und bis zur Verhandlung müssen sie in Polizeigewahrsam.
Ich spürte wie nervös meine quasi Mutter wurde und versuchte deshalb schnell die Männer abzuwimmeln.
„Wir haben die Zwillinge schon seit gestern nicht gesehen und ein Dash Maunier kennen ich nicht. Vielleicht hab ich ihn ein Mal gesehen, aber er war noch nie hier falls sie das denken."
Hoffentlich nahmen sie mir die Lüge ab.
„Natürlich Miss. Schönen Tag noch."
Der ältere tippte sich zur Verabschiedung an die Mütze, während der andere einfach ging.

Kaum fiel die Tür zu, kamen die Jungs aus dem Garten, was vielleicht nicht wirklich das beste Versteck war.
„Was zur Hölle ist hier los?!"
Die Zwillinge sahen einander an, ehe sie seufzten und versuchten ihre Mum zu beruhigen.
Doch sie wollte sich nicht beruhigen.
„Vermutlich hat uns jemand verpfiffen. Wir haben vielleicht ein oder zwei mal an einem Straßenrennen teilgenommen", sagte Cole und seiner Mum fielen dabei fast die Augen aus dem Kopf.
„Es war immer außerhalb der Stadt, sodass niemand in Gefahr war", schob Ethan hinten an und lächelte entschuldigend.
„Ich glaube euch nicht, dass das alles war und ich weiß auch nicht, was ich davon halten soll. Wie soll es denn jetzt weitergehen? Ich versteckt euch hier, bis sie uns die Tür eintreten?"
Tatsächlich hatte ich auch keine Ahnung, was wir jetzt machen sollten.
„Sie haben schon Ruven", sagte ich nun, was Jenna mir geschrieben hatte.
„Wen?"
Die Jungs schüttelten nur die Köpfe.
„Verdammte scheiße!", brüllte Cole nun.
„Achte auf deine Worte junger Mann!"
Sofort entschuldigte er sich bei seiner Mum, wobei er immer noch angepisst war.
„Ich muss zur Schule, nicht dass die uns beobachten und Verdacht schöpfen", sagte ich und sah auf die Uhr.
Ich würde definitiv zu spät kommen.
„Mir gefällt der Gedanke gar nicht", sagte Dash und schüttelte den Kopf.
„Hast du auch was angestellt?", fragte Mum, da sie ja nichts von Aris wusste.
„Nein", beruhigte ich sie und lächelte knapp.

„Ich hab mein Handy bei mir und wenn was ist rufe ich an, okay? Ich muss eh mit Jenna reden."
Die Jungs hatten sich schließlich geschlagen gegeben, sodass ich mich von meiner verwirrten Adoptivmutter zur Schule fahren ließ.
Dort bekam ich erst mal extra Aufgaben von meinem Mathelehrer, weil ich zu spät war.
Aber das tangierte mich nicht so sehr wie Tristans wissender Blick, als er auf Dashs leeren Platz sah.
Was wusste das Arschloch?!

Nach der Stunde fing ich ihn ab und krallte fest meine Finger in seinen Arm, damit er verstand wie sauer ich war.
„Wieso grinst du so hässlich?", fragte ich direkt.
Kurz flackerte Reue in seinen Augen auf, doch das konnte mich nicht täuschen.
„Wir spielen alle nur eine verdammte Rolle und würde meine nicht darin bestehen nach der Pfeife deines Vaters zu tanzen, dann wären wir immer noch zusammen und Dash nie so nah bei dir. Deshalb grinse ich!", zischte er.
„Nein, selbst ohne Aris wären wir kein Paar mehr! Du hast dich für Allegra entschieden und ich wusste eigentlich von Anfang an, dass ich dich niemals lieben könnte!"
Es jetzt auszusprechen führte es mir noch mal vor Augen, wie dumm ich damals war das Kribbeln, das ich bei Dash verspürte, zu ignorieren und mir stattdessen einzureden, ich könnte irgendwann mehr für Tristan empfinden.
Ein Schnauben von ihm lenkte mich wieder ins Hier und Jetzt.
„Du hast gespielt, mit mir. Wow..."
Er schüttelte den Kopf und riss sich aus meinem Griff.
„Dann hast du nichts anderes verdient, als was er mit dir tun wird!"
Mit diesen Worten zog er ab und ließ mich zitternd zurück.
Am liebsten würde ich irgendwas kurz und klein schlagen.
Da die Gefahr aber nicht nicht gebannt war, suchte ich Jenna.
Sie saß wie paralysiert in der Mensa und starrte auf ihr Tablett.
Neben ihr Jason und Eric, die in einer Kurzfassung von Dash erklärt bekommen hatten, weshalb wir die letzten Wochen so vorsichtig waren und sie nicht „arbeiteten".
„Freya, hey, was ist passiert?", fragte Jason leise und nickte zu Jenna.
Ich sah ihn kurz unsicher an, ehe ich mich vor sie setzte und ihre Hände ergriff.
„Jenna, was hat die Polizei gesagt?", fragte ich leise.
Starr fixierte sie mich, noch immer nichts sagend.
„Die Bullen?", fragte Eric jetzt.
„Ja, sie wollten heute morgen die Jung hochnehmen und haben scheinbar schon Ruven."
„Aber wegen was? Eigentlich kann uns nur jemand verpfiffen haben, aber wer? Nicht mal Tristan hätte genug gegen uns in der Hand."
Mir wollte es auch nicht klar werden, weshalb die Polizei auf einmal ein Auge auf die Jungs warf, aber ich hatte dennoch das Gefühl, das Tristan und Aris damit zu tun hatten.
„Drogen, Straßenrennen, Waffen. Das volle Brett Freya", sagte Jen plötzlich und blinzelte die Tränen weg.
„Haben sie die Jungs?"
Ich schüttelte den Kopf.
Zumindest hoffte ich, dass es nicht so war.
„Das ist meine Schuld", seufzte Jenna.
Verwirrt sah ich sie an.
Kurz huschte ihr Blick zu mir, ehe sie auf die Tischplatte sah.
„Ich hab den Cops die Tür geöffnet", sagte sie und während Jason ihr sagte, dass sie deshalb keine Schuld traf, wurde ich das Gefühl nicht los, dass sie log.
Aber ich konnte nicht weiter darüber nachdenken was für einen Grund sie hätte zu lügen, denn mein Handy klingelte.
„Die Polizei hat gerade angerufen. Sie haben sie. Ich bin auf dem Weg zum Revier, am besten treffen wir uns dort."
Meine Mum war sauer und ängstlich, das hörte ich an ihrer Stimme und sie legte auf, noch bevor ich was sagen konnte.
„Das wars oder?", fragte Jason leise, während Eric vor Wut auf den Tisch schlug.
„Ich muss zum Revier", sagte ich.
Die Jungs wollten mich fahren, aber ich erinnerte sie, dass sie selbst Dreck am Stecken hatten und es somit eher kontraproduktiv war.
Widerwillig ließen sie mich gehen und auch Jenna sah zerknirscht aus.
„Red noch mit Alisha", bat ich sie, ehe ich schließlich ging.
Doch ich hatte das Schulgelände kaum verlassen, als eine schwarze Limousine neben mir hielt und ich wusste, dass das mein persönliches Ende war.

Badboy's girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt