Ich sehe in die schokoladenbraunen Augen von meiner zukünftigen Schwägerin. Sie ist wunderschön und makellos. Doch trotz meines neugierigen Blickes, erkenne ich dennoch Verunsicherung in ihrem Gesicht – in beiden Gesichtern.
Mein Blick schweift über Nikkis Gesicht zu den starren Augen meines Bruders. Warum hast du mich angelogen? Ich denke diesen einen Satz immer und immer wieder – wie bei einem Tonband. Doch ich bleibe stumm. Innerlich hoffe ich, dass Ian diese Situation von alleine aufklären wird - das er mir irgendetwas erklärt, das mich vorerst zu Frieden stellt. Mich beruhigt.
Doch ebenso wie ich, bleibt Ian stumm. Wir starren uns einige Minuten lang schweigend an. Der Schmerz zieht sich durch meinen Magen – Warum?
Nach einem Moment, der mir wie eine Ewigkeit erscheint, erhebt er sich. Leicht ungeschickt greift er nach seinem Telefon. Ich verstehe die zu schnellgesprochenen Worte nicht, die er in den Hörer murmelt, doch nur fünfzehn Minuten später steht eine Reinigungsfirma vor der Tür, die das Chaos im Wohnzimmer beseitigen möchte.
Ich ziehe mich in mein Zimmer zurück, lege mich auf das Bett und sehe an die Decke. Warum? Um mich abzulenken, greife ich nach meinem Handy und rufe meine Whatsapp-Nachrichten ab.
Eine Nachricht von meiner Mutter: Ich vermisse dich mein Schatz. Ich hoffe du verbringst eine schöne Zeit in Los Angeles. Grüß deinen Bruder von mir. Ich antworte ihr in einem Satz.
Von Tobi finde ich eine Sprachnachricht vor. Seine Worte lenken mich tatsächlich einen Moment des Kummers ab und mein Magen macht bei seinen Worte: Ich vermisse dich einen Satz. Ich schicke ihm eine Sprachnachricht zurück und wünsche ihm viel Glück bei seinen Ausarbeitungen.
Im Anschluss beantworte ich noch ein paar Nachrichten von meinen Freunden, die sich nach meinem Wohlergehen erkundigen und scrolle kurz die unzähligen Nachrichten aus meinen Gruppenchats durch. Nichts besonders. Nur ziemlich bescheuerte Bilder und dumme Kommentare.
Mein Finger bleibt über dem Kontakt von Adrian hängen. Schon seltsam, dass er sich noch nicht einmal gemeldet hat - seit gestern Abend. Ich tippe eine kurze unverbindliche Nachricht: Der Abend gestern war wirklich unterhaltsam. Ich hoffe du bist gut nach Hause gekommen. Vielleicht hat er heute einen Drehtag.
Nachdem die Reinigungsfirma wieder abgefahren ist, schlendere ich die Treppe nach unten in Richtung Küche um nach etwas Essbarem zu suchen. Schließlich habe ich heute noch keine feste Nahrung zu mir genommen. Auf dem Weg treffe ich auf Nikki, die es sich auf dem Sofa bequem gemacht hat und ein bisschen auf ihrem Handy herumtippt.
„Wo ist Ian?", frage ich, als ich sie mutterseelenalleine bemerke.
„Oh. Der Einbruch hat ihm ein bisschen zu schaffen gemacht. Er ist eine Runde joggen gegangen und besorgt auf dem Weg Frühstück." Sie lächelt und legt ihr Handy zur Seite. Wie aufmerksam.
„Achso." Dann habe ich überhaupt keinen Grund mich alleine auf die Suche nach etwas Essbarem zu machen, sondern kann ich ebenso gut auf Ian warten, um dann gemeinsam mit den beiden zu frühstücken.
Ich sehe sie etwas verunsichert an. Sie erwidert meinen Blick und beginnt als Erste das Gespräch leicht von Scham berührt: „Das muss sicherlich seltsam für dich sein, mich hier heute auf diese Weise kennenzulernen."
Ich nicke: „Ein bisschen vielleicht."
„Du darfst, dass Ian wirklich nicht böse nehmen, dass er dir nichts von mir erzählt hat. Er wollte dich nur schützen. Die Öffentlichkeit spielt in seinem Beruf eine wirklich bedeutsame Rolle."
Ich nicke: „Das stimmt. Aber ich bin doch seine Schwester."
Ihre Lippen bilden einen Ansatz eines Lächelns: „Aber ihr kennt euch noch nicht sehr lange. Du kommst aus einer anderen Welt. Er wusste nicht wie du mit dieser Situation umgehen wirst."
Ich schlucke. Irgendwie hat mein Bruder vermutlich sogar Recht gehabt, wenn ich überlege wie ich das letzte Mal mit einer ungünstigen Situation umgegangen bin – Ich habe ein Foto von Nina und Ian geschossen, um mir dort wieder herauszuhelfen. Manchmal denke ich wohl einfach zu wenig nach. Ein solches Geheimnis wäre vermutlich bei mir nicht unbedingt in den besten Händen gewesen.
„Aber warum wissen es dann so viele andere?"
„Welche anderen?" Sie sieht mich verwirrt an.
„Adrian... Er hat mir davon erzählt, dass die Beziehung von Nina und Ian nicht echt ist."
„Wer ist Adrian?" Ihr Blick wird noch verwunderter.
„Jemand von Ians Dreh. Ich habe ihn am Set von The Vampire Diaries kennengelernt." Meine Stimme schien womöglich schon fast verzweifelt. Vielleicht versteht sie mich aufgrund meiner englischen Aussprache auch einfach falsch?
„Larissa. Niemand weiß von diesem Vertrag bis auf sehr wenige Personen. Das ist ein Thema, dass unbedingt vertraulich behandelt werden muss."
Ich schaue sie ziemlich perplex an: „Aber woher soll Adrian dann davon erfahren haben?"
„Ich weiß es nicht. Aber du solltest das umgehend Ian weitergeben, wenn er nach Hause kommt."
Ich schlucke. Vielleicht hat es ihm jemand vertraulich erzählt. Wie kann er sonst an diese Information gekommen sein?
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Es tut mir unglaublich leid, dass das Kapital so lange auf sich warten musste. Ich werde in den nächsten Wochen wieder mehr schreiben und auch häufiger wieder Kapitel hochstellen :)
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Lebensduft (Ian Somerhalder FF)
FanfictionLarissa (17) reist von Deutschland auf unbegrenzte Zeit zu ihrem Halbbruder Ian Somerhalder in die USA, um nicht nicht nur ihr Englisch aufzubessern, sondern auch die Beziehung zwischen ihr und ihrem neu aufgefundenen Bruder zu verstärken. Dabei erl...