Scheiß Presse

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Während der Autofahrt durch die sternenlose Nacht – allerdings sorgen die umliegenden Autofahrer und beleuchteten Gebäude für ausreichend Nachtlicht – bin ich ausversehen eingeschlafen. Eigentlich finde ich es für den Fahrer ungerecht, als Beifahrer während einer Autofahrt einzuschlafen, doch ich konnte meine Augen einfach nicht offen halten – trotz erheblicher Anstrengung. Die Erschütterung und Aufregung des Abends schlagen während dieser schaukelnden Fahrt unbarmherzig auf mich ein.

„Larissa." George ruhige Stimme zieht mich aus meinem traumlosen Schlaf: „Wir sind da."

Ich sehe aus dem Fenster und erblicke den prachtvollen Eingang zu Ians Villa.

Zufrieden lächle ich und steige aus dem Wagen, wobei mir George die Wagentür aufhält.

„Gute Nacht.", murmele ich ihm noch entgegen.

Er öffnet mir die Haustür und ich schiebe mich in den Eingang. Ich warte darauf dass mir George in den Eingangsbereich folgen wird, doch er hat die Tür bereits hinter mir verschlossen. Ich kann ihn verstehen. Schließlich möchte er auch irgendwann nach Hause.

Ich schlürfe in mein Zimmer und lege mich auf mein Bett. Eigentlich bin ich viel zu erschöpft um meine Nachrichten abzurufen, allerdings bekomme ich ein leichtes schlechtes Gewissen, da es nun schon einige Zeit zurückliegt. Als ich die Whatsapp-App öffne, werden meine Augen allerdings überrascht größer. Ich hatte mit höchstens zwei oder drei Nachrichten von Freunden und womöglich auch von Tobi gerechnet. Doch dieser hat mich mehrere Male versucht anzurufen und mir vier Nachrichten geschickt in unterschiedlichen Zeitabständen.

Bitte ruf mich augenblicklich zurück. Ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen. (15:45)

Larissa?(18:57)

Ich bin wirklich wütend. Ruf mich bitte zurück. (20:36)

Larissa? Ich meins wirklich ernst. Schau bitte auf dein Handy. (22:58)

Ich bin erschrocken über diese vielen Nachrichten. Normalerweise ist Tobi keine Person, die einem unnötig viele Nachrichten schickt und es selbst belästigend findet, mehr als eine Nachricht hintereinander zu bekommen.

Ich rufe ihn noch in diesem Moment an. Die Anspannung in meinem Magen erdrückt mich. Was kann er nur wollen? Vor allem unter einem solchen Zeitdruck? Ist irgendwas passiert? Aber es macht eher den Eindruck als wäre er mir wegen irgendetwas wütend, oder?

„Larissa." Seine Stimme versteckt Zorn und Beherrschung.

„Tobi, was ist los? Du hast mir mehrere Nachrichten geschickt. Ich hatte noch keine Gelegenheit auf mein Handy zu schauen." Ich atme unregelmäßig.

Er schnaubt: „Was los ist? Kannst du dir das denn nicht schon selbst denken?"

Ich denke ernsthaft über seine Aussage nach. Doch ich weiß nicht weshalb er mir sauer sein könnte. Alles was ich inzwischen verbockt habe, musste mein Halbbruder ausbügeln und einstecken – nicht Tobi.

„Nein. Was ist los?"

Er macht ein seltsames Geräusch. Ich kann es nicht deuten, doch es klingt wütend: „Du bist in der Zeitung."

„Wirklich?" Ich weiß nicht, wie ich darauf reagieren soll. Die Frage ist wohl eher was über mich darin steht? Hoffentlich nichts Negatives. Die Presse muss in dieser Welt schon so einige Streite verursacht haben.

„Ja." Es entstammt nur dem Hauch einer Stimme.

„Was steht dort über mich?"

„Was denkst du denn?"

„Tobi, ich habe keine Ahnung."

Er seufzt ungehalten: „Und ich dachte du möchtest mir die Einzelheiten die die Presse nicht erfasst hat noch selbst berichten – von deinem Date."

„Welches Date?" Ich stocke einen Moment. Meint er das Treffen mit Adrian?

„Romantisches Date. Die Schwester von Ian Somerhalder lässt sich von Adrian Bright – ebenfalls The Vampire Diaries Darsteller köstlich einladen." Er macht dabei diese dramatisch aufwendige Stimme, auch wenn ich aus dieser vernehmen kann, dass es ihm viel Anstrengung kostet nicht auszurasten: „Soll ich noch mehr vorlesen? Noch mehr Details zu eurem aufregenden Date. Wie er dich abgeholt hat oder ihr gemeinsam zu einem mexikanischen Restaurant gefahren seit?"

Ich bleibe stumm. Scheiß Presse.

„Hier sieht man sogar Bilder von euch. Während dem Essen. Im Auto." Seine Stimme versagt vor Erschöpfung.

„Tobi, das ist nicht so wie es aussieht. Das war nur ein Treffen zwischen Freunden."

„Zwischen Freunden? Willst du mich veräppeln?" Sein Tonfall wird eine Spur zu laut.

Diesmal seufze ich: „Wirklich, Tobi. Das ist eine lange Geschichte. Aber ich würde dich doch niemals hintergehen. Was denkst du von mir?"

„Das weiß ich nicht mehr. Ich muss ein paar Tage darüber nachdenken."

„Tobi..." Meine Stimme versagt. Nicht weinen. Nicht in diesem Moment, das würde schwach erscheinen.

„Bis bald."

Ich schlucke: „Bis bald." Es kostet mich unglaublich viel Anstrengung, nicht weiter auf ihn einzureden. Doch was bringt es mir? Entweder glaubt er mir oder nicht. Ich habe keine andere Möglichkeit als ihm seinen Freiraum zu geben. Wenn er mich wirklich gut kennen würde, würde er wissen, dass ich sowas niemals machen könnte.

Er legt auf und ich sacke in die Kissen. Von wegen der Tag kann nicht noch schlimmer werden.


Lebensduft (Ian Somerhalder FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt