Nachdem ich meinen beiden Freundinnen beinahe jedes Zimmer dieses riesigen Hauses – bis auf das Schlafzimmer von Ian (das wäre nun wirklich zu weit gegangen) gezeigt habe, haben wir uns kurzerhand dazu entschlossen die eingebaute Großraumsauna im Keller auszuprobieren. Nur mit einem Handtuch bekleidet, schlüpfen wir hinein und drehen die Temperatur auf 70 Grad.
Seufzend lässt sich Lola auf die obere Holzbank fallen: „Ich beneide dich so, Larissa."
Katja setzt sich neben sie, während ich mich an die gegenüberliegende Wand lehne und die Beine ausstrecke. Die Sauna heizt sich langsam auf.
„Ich weiß nicht. Irgendwie freue ich mich auch wieder auf Zuhause."
Lola macht ein entsetztes Gesicht: „Bist du wahnsinnig? Wie kannst du deine schäbige Wohnung in Hamburg diesem Traumpalast vorziehen?"
„Das meine ich nicht." Ich seufze: „Ich vermisse Tobi. Wir haben uns richtig gestritten und ich habe nicht mal die Gelegenheit aus dieser Entfernung das Missverständnis aus der Welt zu schaffen."
Ich habe ihnen noch nichts von meinem Streit mit meinem Freund erzählt, obwohl diese beiden Mädchen immer die Ersten sind, denen ich solche Neuigkeiten anvertrauen würde.
Katja schaut mich entsetzt an: „Missverständnis? Was ist denn vorgefallen?"
Ich erzähle ihnen die ganze Geschichte und beginne dabei nicht bei dem „Date" mit Adrian, sondern hole noch über die ganzen schrecklichen Peinlichkeiten aus, die mir inzwischen auf diesem Kontinent passiert sind.
Lola lacht bei dem Abschnitt mit dem Paparazzi-Foto, das ich von Ian und Nina gemacht habe schrill auf und schlägt sich die Hand vor dem Mund: „Das Foto habe ich auch gesehen. In der InStyle."
Meine Augen werden größer: „Dieses Bild hat es bis nach Deutschland geschafft?"
Auch Katja muss grinsen: „Larissa, unser Paparazzi. Da haben sich wenigstens die Gedanken über deine zukünftige Berufswahl erledigt."
Lola lacht und irgendwie muss ich bei den ganzen lachenden Gesichtern in diesem stickigen aufgeheizten Raum auch grinsen: „Ihr wisst überhaupt nicht, wie peinlich das gewesen ist."
„Doch das kann ich mir sehr gut vorstellen." Sie beruhigt sich etwas: „Larissa, wie schaffst du es eigentlich immer, dich in solche Situationen zu bringen? Du bist wirklich unsere Chaos-Queen."
Dabei bin ich nicht mal am Ende der Geschichte... Ich spinne die Erzählungen weiter, die uns zu diesem heutigen Tag führen und dem Streit, der sich gestern Abend zwischen Tobi und mir daraufhin angeschlossen hat.
Allerdings lasse ich gezielt den Vertrag von Ian und Nina aus meinen Erzählungen. Ich höre Ninas Stimme von heute Morgen beim Frühstück: „Pass mal gut auf: Nur weil du inzwischen von diesem Vertrag weißt, heißt das nicht dass dieser aufgelöst ist. Ian und ich sind vor der Gesellschaft immer noch ein Paar. Geht das in dein kleines Gehirn?" Ich möchte ihr nicht noch einen Grund liefern mich vor Ian bloß zu stellen. Ich habe schon mehr als genug Ärger angerichtet.
Und auch wenn ich es den beiden einfach zu gerne erzählen wollen würde, weiß ich dass in die "Gesellschaft" wohl auch die besten Freundinnen mit reinfallen.
„Wieso bist du mit Adrian überhaupt ausgegangen?", fragt mich Katja, nachdem ich verstummt bin.
Ich zucke mit den Schultern: „Keine Ahnung. Ich habe hier keine Freunde und er ist wirklich sehr nett gewesen. Ich wusste doch nicht, dass er Ian bestehlen will und auch nicht dass die Presse mich dabei gleich verfolgt und es in den Zeitschriften in Deutschland landet."
Lola nickt: „Wie soll man mit so was auch rechnen? Aber das mit der Alarmanlage ist schon echt blöd gelaufen..." Sie sieht auf ihre Hände: "Wie du weißt, brauchst du dir von mir keine Tipps holen, wie du dich wieder mit ihm vertragen kannst."
Leider können sich Tobi und Lola überhaupt nicht ausstehen, weil sie sich an ihrem Geburtstag ziemlich in die Haare gekriegt haben, als mich Tobi schon früher von ihrer Party schleifen wollte, da er keine Lust mehr auf das laute Dröhnen der Boxen im Club hatte. Seitdem wechseln die beiden kaum mehr als eine Begrüßung miteinander und ich muss darauf achten, dass sie sich so selten wie möglich über den Weg laufen.
„Du solltest ihn anrufen." Katja sieht mir tief in die Augen und das ist bei der Hitze gar nicht mal so einfach.
„Ich glaube nicht, dass er rangehen würde." Ich lege meinen Kopf in meine Hand und stütze sie auf meinem Knie ab. Die Wärme steigt mir langsam zu Kopf.
„Probiere es doch einfach mal." Sie lächelt.
„Sagt mal...", unterbricht Lola uns: „...ist euch auch so warm?"
Ich muss lachen: „Das ist eine Sauna."
„Aber ich glaube, ich kriege gleich einen Sonnenstich."
„Hier ist überhaupt keine Sonne." Katja streckt ihr die Zunge raus.
Auch Lola lacht – mit hochrotem Kopf: „Ihr wisst was ich meine."
„Wie wäre es mit einem Filmabend?", schlage ich vor und die Beiden stimmen mir nickend zu, während wir aus der Saune, in die Kälte des Kellers flüchten.
Wir haben alles innerhalb von Minuten zusammengesucht: der teure Gin und Whisky thront gemeinsam mit drei kleinen flachen Gläsern auf dem Couchtisch. Daneben haben wir jeweils eine Schale gefüllt mit Chips, Popcorn und M&Ms positioniert. Wir lassen uns nacheinander auf die riesige Couch-Landschaft fallen und ich verteile ein paar kuschlige Decken in die Runde.
„Was schauen wir überhaupt?", frage ich, nachdem ich es mir selbst gemütlich gemacht habe.
Lola zuckt die Achseln: „The Vampire Diaries?"
Kichernd stimmt Katja zu: „Aber zuerst rufst du Tobi an." Sie deutet auf das Handy das ebenfalls auf dem Couchtisch liegt – mit dem Display nach oben, für den Fall, dass er sich doch noch bei mir meldet.
Ich greife danach und umrande die Ecken mit meinen Fingern: „Bist du sicher?"
Katja nickt.
„Was ist wenn er nicht drangeht?"
„Mach schon. Die Gedanken kannst du dir im Nachhinein immer noch machen."
Ich beiße meine Zähne zusammen und suche seinen Namen aus dem Anruf-Protokoll heraus, dass von gestern Abend noch angezeigt wird. Mit klopfendem Herzen drücke ich auf den grünen Hörer und halte mir das Handy gespannt an mein Ohr. Hoffentlich kann er durch das Telefon nicht meinen lauten Herzschlag hören.
Es klingelt wenige Male, während mir mein Herz immer tiefer in die Hose rutscht und ich den ohrenbetäubenden Tut-Geräuschen lausche.
„Hallo?"
Ich halte den Atem an.
„Hey, Tobi. Ich bin es. Ich wollte nochmal kurz mit dir..."
Doch ich werde mitten im Satz von einer quietschenden Stimme unterbrochen: „Hier ist nicht Tobi. Sondern Vicki."
„Wer?", frage ich verwundert und wahrscheinlich etwas zu schroff.
Ich höre im Hintergrund eine weitere Stimme, dann meldet sie sich wieder: „Er ist gerade im Bad. Ich sag ihm, dass du angerufen hast." Sie kichert und wirkt leicht überdreht. Ist sie etwa betrunken?
Ich mache riesige Augen: „Okay?"
Doch sie hat bereits aufgelegt. Wer war dieses Mädchen und wieso geht sie an das Handy von meinem Freund? Oder ist er das inzwischen gar nicht mehr?
Wutentbrannt schalte ich mein Handy aus und schenke uns den ersten Gin ein - der erste von vielen, die noch folgen werden.
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Lebensduft (Ian Somerhalder FF)
FanfictionLarissa (17) reist von Deutschland auf unbegrenzte Zeit zu ihrem Halbbruder Ian Somerhalder in die USA, um nicht nicht nur ihr Englisch aufzubessern, sondern auch die Beziehung zwischen ihr und ihrem neu aufgefundenen Bruder zu verstärken. Dabei erl...