Als ich vor ungefähr sieben Jahren von der Grundschule auf die Realschule gewechselt habe, war mir nur das Gesicht eines Junges bekannt, welchen ich schon seit dem Kindergarten nicht ausstehen konnte. Demnach kam ich in eine komplette fremde Klasse, mit Kindern die ich noch nie zuvor gesehen habe, da die meisten aus meiner Grundschulklasse auf das Gymnasium gingen und die Kinder, die auf die Realschule wechselten, auf eine andere Schule kamen.
Ich habe damals ziemlich ängstlich das Klassenzimmer betreten, als mir ein Mädchen mit einem roten Lockenkopf ins Auge fiel. Der Sitzplatz neben ihr war noch nicht besetzt und somit nahm ich meinen kompletten zehnjährigen Mut zusammen und fragte sie ob ich mich neben sie setzen könne. Sie hatte nichts dagegen. In diesem Moment lernte ich meine beste Freundin Lola kennen. Wir verbrachten fast jede freie Minute miteinander und kannten jedes noch so kleine Geheimnis des anderen. Als sich dann in der siebten Klasse aufgrund der gewählten Zweige der komplette Jahrgang neu mischte, haben wir uns mit Absicht für dieselbe Richtung entscheiden, damit wir weiter in eine Klasse gehen konnten. In dieser neugemischten Klasse lernten wir Katja kennen. Sie war schon damals eine wirklich überdrehte aufgeweckte Persönlichkeit, doch sie passte einfach hervorragend in unser Gespann.
Leider hat unsere Freundschaft einen kleinen Tiefpunkt erlebt, als ich dann von zuhause ausgezogen bin – in ein anderes Viertel und zudem nach der zehnten Klasse der Realschule auf das Gymnasium wechselte, um mein Abitur zu machen. Doch wir haben dennoch versucht uns weiterhin regelmäßig zu sehen. Dass diese Beiden nun für mich nach Los Angeles fliegen, meinen Bruder kennenlernen und mit mir gemeinsam diesen Abend in dem unglaublich schönen Haus verbringen – sturmfrei, macht mich ganz hibbelig und aufgeregt. Zudem verspüre ich auch eine leichte Angst, was den Aufprall von Lola auf Ian und Nina angeht, da meine beste Freundin ein unglaublicher Fan von The Vampire Diaries ist. Ich hoffe wir werden die ersten zwei Minuten alle überleben.
Ich liege in meinem Bett und starre an die Decke. Einfach unglaublich. Mein Magen macht einen Satz.
„Wie hast du davon erfahren?", höre ich meine Stimme, als ich mich an das Ende des Frühstücks zurückerinnere.
„Von deiner Mutter. Wem sonst?"
Ich muss grinsen. Ian macht sich so eine Mühe, während ich ihm fast nur Kummer bereite. Ich schiebe den Gedanken beiseite, ich habe mir schon genug Selbstzweifel eingeredet. Schließlich kann ich die Lage nun auch nicht mehr ändern, sondern nur das Beste daraus machen.
Mein Blick fällt auf mein Handy, das neben mir auf dem Bett liegt. Ich greife danach und wähle Tobis Nummer. Er geht nicht ran. Schon wieder, dabei war er erst vor wenigen Minuten online. Ich seufze. Ich muss auf andere Gedanken kommen.
Ian und Nina sind vor einer halben Stunde nochmal zum Dreh gefahren, bevor sie am frühen Abend zurückkehren, um meine Freudinnen zu empfangen und sich selbst für den Abend fertig zu machen.
Ich kann es einfach nicht erwarten. Während die Minuten nur so dahinschleichen, versuche ich mich abzulenken um nicht an meine Vorfreude oder an Tobi denken zu müssen. Das Lesen meines Buches fällt mir unglaublich schwer, auf den Fernseher kann ich mich nicht konzentrieren und selbst die Spiele auf meinem Handy stimmen mich nicht zufrieden. Es ist zwecklos. Demnach habe ich eigentlich nur rumgelegen und die Minuten gezählt, als ich den Schlüssel im Schloss höre. Ich springe aus dem Bett und stürme die Treppe hinunter. Ian und Nina stehen in der Tür, leicht verwundert über meine überschwängliche Freude.
„George holt deine Freunde in einer halben Stunde vom Flughafen ab.", ruft Ian mir anstatt einer Begrüßung zu.
Ich nicke: „Okay. Dankeschön, nochmal für alles."
Er lächelt: „Ich mache dir immer sehr gerne eine Freude." Schon wieder der Gewissensbiss. Doch ich versuche ihn zu ignorieren. Beim nächsten Mal muss ich Ian eine Freude machen. Unbedingt.
Nina und Ian ziehen sich zurück, um sich für die Gala umzukleiden und ich sitze wieder vor der Uhr und beobachte den Minutenzeiger, der sich kaum bewegt.
Doch dann ist es endlich soweit. Ich höre den Schlüssel ein weiteres Mal im Schloss und habe diesmal keine Zweifel mehr. Voller Freude renne ich zur Treppe und sehe meine Freundinnen zur Tür hereinkommen.
„Lola! Katja!", schreie ich, während ich die Treppe in Dreistufenschritten hinunterspringe.
„Lara!" Wir nehmen uns in die Arme und ich bin in diesem Moment einfach nur unglaublich glücklich sie hierzuhaben.
„Danke, dass Sie sie abgeholt haben, George.", lächele ich ihm nach den langen Umarmungen entgegen.
Er nickt mir lächelnd zurück.
„Wo ist er?", fragt Lola und grinst über beide Ohren.
Ich grinse zurück: „Oben. Sie machen sich für den Abend fertig."
„Ich bin so aufgeregt."
Ich muss lachen: „Mach dir keinen Kopf. Er ist doch auch nur ein Mensch."
„Ein unglaublich gutaussehender Mensch."
Ich verziehe das Gesicht: „Lola, Ian ist mein Bruder."
Sie lacht verlegen: „Daran muss ich mich erst noch gewöhnen."
Ich mich auch, Lola. Ich mich auch.
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Lebensduft (Ian Somerhalder FF)
FanfictionLarissa (17) reist von Deutschland auf unbegrenzte Zeit zu ihrem Halbbruder Ian Somerhalder in die USA, um nicht nicht nur ihr Englisch aufzubessern, sondern auch die Beziehung zwischen ihr und ihrem neu aufgefundenen Bruder zu verstärken. Dabei erl...