Abendessen

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Ehrlich gesagt, gestern Abend war es gar nicht so schlimm. Naja, ausser dem Streit. Ach, ich erzähle es dir einfach gleich. Ich hatte meine Hausaufgaben fertig und wollte gerade die Treppe runtergehen, als ich meinen Vater sagen hörte:" ...ja sie schwärmt förmlich von dir." und alle lachten. Ich versuchte, die Treppe wieder hoch zu schleichen, stolperte aber rückwärts und landete zu meiner Überraschung in den Armen meiner Lehrerin! War doch klar, dass es so kommen musste. Ich blickte sie beschämt an und murmelte eine Entschuldigung. "Kein Problem!" sagte sie mit einem Lächeln. "Ach ja, du sollst zum Essen runterkommen." Ich nickte und humpelte die Treppe runter. "Riecht gut, was gibt es denn?" fragte Mrs. Black, die mir die Treppe runter gefolgt war. "Kartoffelstock mit Braten und Gemüse." antwortete meine Mutter. Diesmal musste ich den Tisch nicht decken, meine Mutter hatte es gemacht. Ich setzte mich und dummer Weise setzte sich Mrs. Black neben mich. Dann servierte meine Mutter das Essen. Mein Vater erzählte lebhaft Geschichten als er noch mit Mrs. Black studiert hatte. Da kam Mrs. Black plötzlich auf mich zu sprechen. "Wenn wir schon beim Thema Schule sind, deine Tochter wird immer besser! Sie gibt sich wirklich Mühe und ihre Noten bessern sich, zwar nur langsam, aber sie macht Fortschritte." Ich verschluckte mich fast an meiner Portion Kartoffelstock, die ich mir in den Mund geschoben hatte. "Na toll jetzt krieg ich sicher einen Monat Hausarrest!" dachte ich. "Was? Ist sie denn schlecht in der Schule??", fragte mein Vater schockiert. "Naja, um ehrlich zu sein, sie ist nicht gerade eine der Besten..." "Was hat das zu bedeuten?!" fragte mein Vater jetzt mich, sein Gelsicht wurde langsam rot. Zögernd und kleinlaut erzählte ich ihm alles: das mit den verschwiegenen Noten, dass Mum alle schlechten Tests unterschrieben hatte, das ich gar nicht so gut war in der Schule, wie ich behauptet hatte und dass ich manchmal Nachsitzen musste. "Was fällt dir ein mich so zu hintergehen!" schrie mein jetzt Vater und stand mit wutverzerrtem Gesicht auf. "I-i-ich...aber der...d-d-der Musikunterricht..." stottertet ich und war den Tränen nahe. "Beruhige dich, Rolf!" sagte meine Mutter doch er hörte nicht auf sie. Bedrohlich kam er auf mich zu. Doch da ergriff Mrs Black das Wort: "Hör mal Rolf, ich finde du bist zu streng! Ich mein, nur weil du ins Gymnasium gegangen bist muss sie ja nicht auch dort hin...klar sie ist nicht wirklich gut in der Schule, aber sie gibt sich wirklich Mühe! Und Sie wird immer besser, also lass ihr Zeit! Sie soll doch ihren Weg gehen, schliesslich hast du sie meiner Meinung nach nie wirklich unterstützt!... "

Ihre Worte wirkten, er setzte sich wieder und sagte mir noch warnend: "Wir sprechen noch darüber!" Den Rest des Abends liess er mich jedoch in Ruhe. Alle assen 2 Portionen. Dann tischte meine Mutter eine grosse Torte auf. Keine Ahnung warum, aber Mum kochte immer so viel. Vielleicht fand sie, dass ich so schneller zunehmen würde denn nach ihrem Geschmack war ich ja "zu mager". Das fand ich aber überhaupt nicht. Ja jedenfalls, sie servierte jedem ein Stück Torte. Jetzt finge die Gespräche zögerlich wieder an. Nach einiger Zeit waren sie dann wieder voll im Gange. Ich sagte aber nichts. "Möchten sie noch ein zweites Stück Torte?" fragte meine Mutter Mrs. Black. "Oh, nein danke!" sagte sie, seufzte zufrieden und lehnte sich nach hinten. "Kochen sie immer so viel?" fragte sie dann nach einiger Zeit meine Mutter. Dad antwortete für Mum:" Sie kocht immer für 6!" sagte er mit einem Grinsen. "Und das esst ihr alles?" fragte sie erstaun in die Runde. "Na toll! Was für ein spannendes Thema! Und das ausgerechnet mit meiner Lehrerin." dachte ich. "Naja," antwortete jetzt meine Mum "meistens schon. Manchmal bleibt aber auch etwas übrig." "Jane nimm mich bitte nicht als Vorbild, man sollte sich den Bauch nicht so vollschlagen! "sagte Mrs. Black plötzlich zu mir mit einem Grinsen im Gesicht. "Ja richtig, deshalb wollten wir dich mal verwöhnen." antwortete mein Vater Mrs. Black auch mit einem Grinsen. "Weisst du was? Wie wärs wenn du doch jeden Mittwoch zum Abendessen kommen würdest?" schlug mein Vater vor. "Naja, keine schlechte Idee... Ich kann einfach sehr wahrscheinlich nicht jeden Mittwoch kommen." entgegnete Mrs. Black. Dieses Mal verschluckte ich mich wirklich und kriegte einen Hustenanfall. "Was jeden Mittwoch? Ich glaube das ist die Strafe für den Scheiss den ich gebaut hab!" dachte ich. „Alles okay?" fragte mich Mrs. Black. Ich nickte nur und die widmete sich wieder dem Gespräch mit meinem Vater.
Es war schon einige Zeit vergangen, jetzt war es 19.20 Uhr und meine Eltern diskutierten über irgendein politisches Thema, welches ich (noch) nicht verstand. "Das verstehst du alles noch nicht, nicht wahr?" Aus meinen Gedanken gerissen sagte ich zerstreut:" Ähm...nein..." doch mein Vater unterbrach mich:"...Jane geh doch deine Hausaufgaben fertigmachen. Brauchst du noch Hilfe?" Ich stand auf und antwortete ehrlich:" Naja, ja noch bei der Mathe." "Dann kann ich ihr doch helfen." erbot sich Mrs. Black. "Was?! Hat sie sich etwa gegen mich verschworen?!" dachte ich panisch und wollte ablehnen doch sie bestand darauf. "Dann kann ich ihr gleich helfen besser zu werden." sagte sie in einem seltsamen Ton zu meinem Vater und ging mit mir die Treppe hoch. Doch vor meinem Zimmer hielt ich an. "Kann ich vorher kurz noch aufräumen?" fragte ich und senkte schnell den Blick. "Ach komm, so schlimm kann es doch nicht sein!" sagte sie mit einem leicht spöttischen Lächeln. Zögernd öffnete ich die Türe und trat in mein Zimmer, dicht gefolgt von meiner Lehrerin. Ich sah sie an und bemerkte in ihrem Gesicht einen amüsierten Ausdruck. In meinem Zimmer herrschte ein schreckliches Chaos. Überall auf dem Boden verstreut lagen Kleidungsstücke und Magazine umher. Schnell las ich einige Ding auf und legte sie auf mein Bett. Danach setzte ich mich an mein Pult und Mrs. Black folgte mir durch das Chaos, wobei sie den noch herumliegenden Kleidungsstücken und Magazinen geschickt auswich. Ich hoffte ganz innig das nirgendwo ein BH oder eine Unterhose herumlag. Ich arbeitete eine Zeit lang dann fragte sie mich: "Wissen deine Eltern eigentlich wie dein Zimmer aussieht?" Ich merkte wie mir heiss wurde und schluckte. "Naja, dass es so aussieht nicht, nein, denn sie kommen nie rein. Aber ich muss es jede Woche staubsaugen." antwortete ich während Mrs. Black sich in meinem Zimmer umsah. Plötzlich sah ich aus dem Augenwinkel wie sie auf mein Bett zuging und etwas hochhob. Mein Tagebuch! Mist, wieso hatte ich es auch offengelassen?! Ich schnellte hoch, warf dabei meinen Stuhl um und sagte bittend und mit Tränen in den Augen: "Nein bitte gebe sie es mir. Da...da stehen auch sehr private Sachen drin!" Und das stimmte, denn ich hatte schon einiges über sie hineingeschrieben oder auch über meine Gefühlsverwirrungen und wenn sie das lesen würde, oh jeh, dann wäre ich lieber tot als lebendig! "Okay, okay!" beruhigte sie mich "Ich habe ja kaum was gelesen! Aber ich wusste gar nicht das du so an mir hängst!" sagte sie mit neckendem Blick und einem hübschen Lachen. Ich wurde knallrot, nahm ihr das Buch aus der Hand und legte es auf mein Pult. "Jane was ist da oben los?!" polterte mein Vater von unten. "Nichts, es sind nur ein paar Bücher umgefallen!" antwortete ich. Ich stellte den Stuhl auf, setzte mich und schaute sie fragend an. "Können Sie mir hier helfen?" fragte ich und zeigte auf Aufgabe 6." Ich hatte es sehr schnell begriffen und sagte: "Ich glaube ich komme draus. Wollen Sie jetzt nicht runtergehen?" "Wieso? Störe ich?" fragte sie mit einem spöttischen Lächeln. "Nein, nein ich dachte nur, dass Sie vielleicht lieber wieder runter gehen würden..." "Nagut wenn ich dich so störe..." sagte sie mit einem gespielt beleidigten Blick "...gehe ich" und wandte sich zur Tür. "Okey nein bitte bleiben Sie! Ich...schauen sie sich doch noch ein bisschen in meinem Zimmer um..." sagte ich und schaute sie bittend an. Sie verdrehte genervt die Augen und fragte mich: "Soll ich jetzt bleiben oder gehen?!" "Machen sie was Sie wollen..." antwortete ich etwas resigniert. "Gut, dann bleib' ich." sagte sie mit einem leicht spöttischen Lächeln. Sie schaute sich noch etwas um, zog ein Buch aus einem meiner Regale und kam zu mir. "Na stehst du immer noch so auf Vampire?" fragte sie und lachte ihr hübsches Lachen. Ich murmelte etwas von "Früher als ich klein war..." und versuchte mich wieder auf meinen Deutschaufsatz zu konzentrieren, den ich noch fertigmachen musste. Doch anstatt das Buch wieder zu versorgen und sich weiter umzuschauen blieb sie bei mir und schaute mir zu. Ich fand es ziemlich unangenehm, denn sie rückte immer näher zu mir. Endlich hatte ich meine Hausaufgaben fertig und wandte mich ihr zu. "Ähm, ich bin fertig...gehen wir jetzt runter?" "Soll ich mir die Aufgabe noch anschauen?" fragte sie. "Ich glaube sie sollten stimmen." antwortete ich leichthin. "Gut dann gehen wir runter." sagte sie und ging zur Türe. Ich folgte ihr. Dann gingen wir die Treppe runter. "Kommst du noch kurz eine rauchen?" fragte mein Vater Mrs. Black als sie unten angelangt war. Ich starrte ihn erschrocken an aber er ignorierte mich. "Hmmm aber nur eine..." sagte sie und folgte ihm auf die Terrasse. Ich und Mum blieben drinnen. "Seit wann raucht Dad denn?!" fragte ich Mum, bekam jedoch keine Antwort da sie sehr in ihre Gedanken vertieft war. Sie zuckte mit den Schultern und stand auf. "Geh noch alles für Morgen einpacken." sagte sie und ich stieg wieder die Treppe hoch. Während ich meine Schultasche packte sah ich immer wieder verstohlen nach draussen. Von meinem Fenster aus hätte ich den perfekten Blick auf die Terrasse. Als ich alles eingepackt hatte öffnete ich leise das Fenster einen Spalt breit und lauschte. "...das...das hatte ich ganz vergessen!" hörte ich die ängstliche Stimme meines Vaters. Mrs. Black antwortete nicht. Plötzlich sagte sie": Wenn du sie mir nicht geben willst, werde ich sie mir wohl selber holen müssen...". Mir lief ein Schauer über den Rücken. Was meinte sie damit? "A-aber das kannst du doch nicht machen!" hörte ich meinen Vater verzweifelt sagen. "Dann musst du dein Versprechen halten!" sagte sie kalt. "Worüber diskutieren sie bloss?!" dachte ich verzweifelt. "Komm wir gehen lieber rein, sonst schöpft deine kluge Tochter noch Verdacht!" sagte sie spöttisch und ich hörte wie sie reingingen. Schnell schloss ich das Fenster und setzte mich verwirrt auf mein Bett. "Jane, komm noch runter um dich zu verabschieden!" rief mein Vater von unten. "Komme!" antwortete ich und ging runter. Mein Vater ging kurz in die Küche und ich war mit Mrs. Black alleine. "Abschiedsküsschen?" fragte sie mich. "Ähm...nein danke" wollte ich sagen doch da küsste sie mich schon zwei mal kurz auf die Wangen. Ich würde rot und senkte meinen Blick schnell. Als wir uns verabschiedetet hatten verdrückte ich mich dann auf mein Zimmer.

Ich war verwirrt. Was hatten sie bloss besprochen??...

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