Unbekannt

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Der Abend mit Mrs. Black und den anderen war echt toll. Vor den Marshmallows haben wir noch Würste gebraten, anschliessend die Marshmallows. Die schmeckten echt gut. Und dann kam das Beste: Taylor packte seine Gitarre nochmals aus und wir sassen alle gemeinsam um das Feuer und sangen. Ich fühlte mich ein bisschen wie in den Filmen. Zwischen den grossen Baumkronen funkelten die Sterne und der Mond und das Feuer warfen einen magischen Schein auf alles. Mein Blick wanderte immer wieder zu Mrs. Black. In ihren Augen reflektieren sich die Flammen und liessen sie funkeln. Ich hätte mir in diesem Moment nichts Schöneres vorstellen können als sie einfach zu küssen. Mich einfach nach vorne zu lehnen und sie zu küssen. Es wäre so einfach. Verwirrt schüttelte ich den Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden. Dabei erntete ich einen verwirrten Blick von Taylor und einen amüsierten Blick von Mrs. Black. Hatte sie mich etwa schon wieder beobachtet? Ich versuchte mich nicht weiter mit solchen Gedanken auseinanderzusetzen und richtete meinen Blick wieder auf mein Marshmallow. Blitzartig wurde mir bewusst weshalb mich die beiden so angesehen hatten. Und nicht nur die Beiden. Mittlerweilen hatten sich alle Augenpaare auf mich gerichtet. Der Grund: mein Marshmallow brannte. Panisch riss ich den Stock aus dem Feuer und fuchtelte mit ihm in der Luft herum, um mein Marshmallow abzukühlen. Dabei stolperte ich vom Feuer weg, Richtung Wald. Es wurde immer dunkler um mich herum. Die Anderen sassen immer noch um das Feuer als ob nichts geschehen wäre und redeten heiter miteinander. Hatten sie nicht bemerkt das ich weg war? Hatten sie nicht gemerkt wie mein Marshmallow gebrannt hatte? Hatte Mrs. Black nicht amüsiert gelächelt? Panisch versuchte ich zu ihnen zurückzustolpern, doch meine Beine wollten mir nicht gehorchen und führten mich immer näher an den dunklen Wald. Kurz bevor ich den Wald erreichte warf ich einen hilfesuchenden Blick zu ihnen zurück, doch sie waren aus meinem Sichtfeld verschwunden. Ängstlich drehte ich meinen Kopf Richtung Wald und was ich sah liess mir das Blut in den Adern gefrieren: eine angsteinflössende Fratze grinse mich an. Ich schrie auf.

Ich rappelte mich auf. Wo war ich? Verwirrt schaute ich mich um. Ich lag auf meinem Bett in unserem Zimmer. Vermutlich hatte ich geträumt. Aber etwas hatte mich aus meinem Alptraum gerissen. Etwas reales. Suchen blickte ich mich im Zimmer um. Doch da war nichts. Misstrauisch richtete ich meinen Blick zum Fenster Richtung Wald. Da draussen war etwas, da war ich mir sicher. In diesem Moment öffnete sich die Türe. Erschrocken warf ich den Kopf herum und erblickte im Türrahmen Mrs. Blacks anmutige Gestalt. "Oh, du bist wach?" fragte sie erstaunt. Offenbar hatte sie nicht damit gerechnet. "Erst gerade aufgewacht..." erwiderte ich etwas verschlafen. "Wie viel Uhr ist es?" "Es ist vier Uhr." beantwortete sie meine Frage während sie auf ihr Bett zuging und sich setzte. "Alles in Ordnung?" die Frage, weshalb sie um diese Uhrzeit wach war schwirrt mir ungeduldig im Kopf herum. Sie nickte nur. Somit war diese Konversation beendet. Ich legte mich wieder hin, flüsterte "Gute Nacht" und versuchte wieder einzuschlafen. Der Traum kreiste noch eine Weile in meinen Gedanken. Nach einer gefühlten Stunde schlief ich ein.

Die Sonnenstrahlen kitzelten meine Nase. Ich setze mich auf und warf einen Blick auf den Wecker auf meinen Nachtisch. Es war 9 Uhr morgens. Ich warf einen Blick auf Mrs. Blacks Bett. Es war leer. Wie erwartet. Ich zog mich an und machte mich auf den Weg in den Esssaal. Die anderen sassen schon am Tisch und schauten mich etwas ungeduldig an. Wortlos setzte ich mich gegenüber Mrs. Black hin. Auf einmal kam mir der Traum von letzter Nacht wieder in den Sinn. Er war so real gewesen. Ich versuchte den Gedanken daran zu verdrängen und war froh, als die anderen endlich fertig waren. Gedankenverloren half ich Taylor das Geschirr in die Küche zu räumen. "Alles okay?" fragte er und warf mir einen fragenden Blick zu. Ich nickte nur und verträumte das letzte Geschirr. Danach ging ich in unser Zimmer. Ich musste meine Gedanken ordnen, ich wollte irgendwie wissen, was es mit dem Traum auf sich hatte. Also Stelle ich mich vors Fenster und schaute hinaus, in den Wald, also ob dieser mir Antworten hätte geben können.
"Was macht du da?" Taylors amüsierte Stimme liess mich zusammenzucken. Hatte ich die Türe nicht geschlossen?
Ich drehte mich um, doch da war niemand. Ich schüttelte leicht den Kopf, das war wohl mein schlechtes Gewissen, wieso auch immer.
Aber dass ich Stimmen hörte war jetzt neu. Besonders Taylors. Verwirrt drehte ich mich langsam wieder zum Fenster. Ich richtete meinen Blick dieses Mal nicht auf den Wald, sondern in die Weite und stellte mir die rhetorische Frage, was meine Eltern und James jetzt wohl machten. Rhetorisch, weil ich die Antwort wohl nirgends finden würde, solange ich hier festsass. "Alles okay?" Mrs. Blacks Stimme holte mich zurück in die Gegenwart. Ich nickte, "Ja, alles in Ordnung." Sie nickte, ging auf den Kleiderschrank zu und begann nach etwas zu suchen. "Wir gehen einen Spaziergang machen, kommst du mit?" Ich musste an den Traum von letzter Nacht denken. "Wie lange denn etwa?" frage ich und gab mir Mühe meine Unruhe zu verbergen. "Ich denke so, dass wir bis zu Abendessen zurück sind." Ich nickte. Klang als würde ich das überleben. Sie schien gefunden zu haben was sie suchte, denn sie schloss die Türe und drückte mir einen Pullover in die Hand. "Zieh den an. Sollte warm genug sein." Etwas verwirrt sah ich sie an und nickte dann. Hatte ich etwas verpasst? Sie verliess das Zimmer und ich stand immer noch etwas verloren da. Mein Blick wanderte zum Wald und da stellte ich fest, dass es stark windete. Ach so...
Ich warf einen prüfenden Blick zur Tür und roch dann vorsichtig daran. Er roch nach ihr. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Der Duft benebelte für eine kurze Weile meine Sinne. "Kommst du?" Taylor grinst mich vielsagend an. "Mhm..." ich folgte ihm, immer noch einen Hauch von Mrs. Blacks Geruch in der Nase. Als ich das Gebäude verliess wehte ein kühler Wind. Ich kniff die Augen leicht zusammen, um besser sehen zu können und folgte Taylor, welcher wiederum Mrs. Black folgte. Wir kreuzten die Lichtung. Nach einer Weile fiel mir auf, dass wir immer tiefer in den Wald hineingingen. Zu meiner Erleichterung blieben wir aber auf dem Pfad. Den ganzen Weg über hatten Mrs. Black und Taylor geschwiegen. "Wo gehen wir eigentlich hin?" "Wir gehen nirgendwo bestimmtes hin" beantwortete Mrs. Black meine Frage. Aus dieser Information wurde ich jedoch nicht schlau. Der Schreck von gestern Nacht steckte mir immer noch in den Knochen. Ich sah mich immer wieder beunruhigt um. "Alles in Ordnung?" Mrs. Blacks Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ich stolperte beinahe. Ich nickte schnell. Trotzdem lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Instinktiv drehte ich mich nach hinten um. Nichts. Langsam bekam ich es mit der Angst zu tun. Bildete ich mir dieses Kribbeln auf meiner Haut nur ein? Ich rechnete schon fast wieder mit einem "Runter!" von Mrs. Black. Doch Taylor und Mrs. Black warfen zuerst Mir und dann sich gegenseitig einen verwirrten Blick zu. Mrs. Black zuckte leicht mit den Schultern. Zu meiner Erleichterung merkte ich nach einiger Zeit, dass wir nicht tiefer in den Wald, sondern langsam wieder in die entgegengesetzte Richtung gingen. Das reichte aus, damit sich meine Gedanken auf einmal beruhigten. Seltsam. Ich konnte normalerweise nicht aufhören zu denken. Ich hinterfragte diese Tatsache nicht länger und genoss es einfach nur draussen zu sein. Nach etwas weitern 30 Minuten errichten wir die Wärme des grossen Wohnraumes. Draussen war mir gar nicht aufgefallen wie kalt es war, doch als wir das Gebäude betraten wurde mir bewusst, weshalb Mrs. Black mir einen Pullover gegeben hatte. Ich war ihr echt dankbar dafür.

Nach dem Abendessen sassen wir wieder alle gemeinsam im Wohnraum, tranken Tee und redeten. Die Jungs erzählten von einem ihrer neuen Streichen und stellten und ständig Fragen zu unserem Spaziergang was ich etwas seltsam fand. Nach einer Weile schlug Taylor vor, noch eine Spielrunde zu machen. Wir stimmten alle zu. Wir spielten eine Zeit lang UNO und als das langweilig wurde, weil Mrs. Black fast alle Runden gewann spielten wir noch einige Runden Monopoly. Nach einer Weile verabschiedete ich mich von den anderen und zog mich auf unser Zimmer zurück. Ich fühlte mich gut. Ich fühlte mich entspannt und hatte den Traum von letzter Nacht schon fast vergessen. Ich zog mich um, warf noch einen prüfenden Blick aus dem Fenster. Doch ich fühlte mich albern. Was genau sollte dort draussen schon sein? Gerade als ich mich in das Bett legen wollte vibrierte mein Handy. Ich dachte hier kamen keine Nachrichten rein? Ich sollte es eh noch zum Aufladen einstecken also weshalb nicht gleich schauen wer das sein könnte? Ich ging zum Pult, steckte das Handy ein und entsperrte den Bildschirm. Eine ungelesene Nachricht. Von wem die wohl ist? Ich öffnete sie. Unbekannte Nummer: "Hast du diese Burg nicht satt? Hast du dir noch nie überlegt einfach zu gehen? Ich könnte dir da weitehelfen...Lg Rachel".

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 13, 2021 ⏰

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