Gestern waren wir dann etwa um 11:00 Zuhause gewesen. Taylor und ich waren ziemlich müde und wir hatten uns auch recht bald auf unsere Zimmer verzogen. Ich hatte beschlossen wieder bei Mrs. Black zu schlafen. Seit dem Gespräch mit Taylor war sie wieder etwas angenehmer zu mir und ich fühlte mich in ihrer Gegenwart beinahe schon wohl. Wenn man den Fakt ausliess, das sie eine Killermaschiene war.
Ehe ich mich versah war es wieder Zeit für die Nachhilfe. Mich schaudert es ein wenig davor doch ich gab mir Mühe optimistisch zu bleiben und mich darauf zu freuen. Oder so. Es war das selbe Szenario wie damals: der Stuhl am Pult in der Mitte des Zimmers, vorne die Tafel mit einer Gleichung, Mrs. Black, knapp bestückt und ich mit verzweifelter Miene, weil ich mich nicht auf die Mathematik konzentrieren konnte. War das ihr Ernst? Doch wie sie auch angezogen sein mochte, sie benahm sich heute nicht so aufreizend wie letztes Mal. Zu meinem Glück. Ich glaube sie war sich der Wirkung die sie auf mich hatte bewusst. Jedenfalls in solchen Kleidern. Und heute schien sie es nicht wirklich darauf abgesehen zu haben diese zu nutzten. Jedenfalls nicht bewusst. Trotzdem hatte ich Mühe mich zu konzentrieren. Als die Stunde endlich vorbei war, sie nicht versucht hatte mich zu verschleppen und ich noch an etwas anderes denken konnte als an den Moment, wenn sie sich vorbeugte, war ich unglaublich froh. Trotzdem musste ich meinen Kopf jetzt irgendwie durchlüften. Also machte ich mich auf den Weg Taylor zu suchen. In seinem Zimmer war er nicht, auch im Wohnzimmer konnte ich ihn nicht finden. Ich schaute in der Küche nach, doch nicht einmal da hielt er sich auf. Ich begann mir Sorgen zu machen. Auf dem Weg in mein Zimmer begegnete ich wieder Mrs. Black. "Haben Sie Taylor gesehen?" fragte ich sie etwas verlegen. Das unbehagliche Gefühl in der Nachhilfe war immer noch nicht verschwunden. Sie zuckte mit den Schultern und verschwand Richtung Speisesaal. Also beschloss ich spontan in den Wald zu gehen. Vielleicht nicht gerade die beste Idee, nach allem was in letzter Zeit geschehen war. Und trotzdem, es war sicher eine gute Gelegenheit, dann würde ich mich nicht mehr wegen Mrs. Blacks Anwesenheit so unwohl fühlen müssen und könnte auf andere Gedanken kommen. Ausserdem hatte uns Mrs. Black das letzte Mal ja auch rechtzeitig gefunden.
Also nahm ich meine Jacke, zog meine Stiefel an. Das Wetter war heute eher kühl und nass. Ich hoffte, dass diese Wesen von gestern nicht so auf Regen standen. Nachdenklich liess ich die grosse Türe hinter mir ins Schloss fallen und schlenderten Richtung Pfad. Der Pfad führte mich immer tiefer in den Wald und ehe ich mich versah stand ich vor unserem Baumstamm. Und auf diesem sass Taylor. "Tay?" fragte ich etwas verwirrt, gar ungläubig. Er sah auf und wirkte ebenso erstaunt. "Jane, was machst du denn hier?" „Ich habe dich gesucht und dachte wenn ich dich schon nicht finde das kann ich doch etwas in den Wald spazieren gehen." "Nach dem was gestern vorgefallen ist?" ich hörte einen ärgerlichen Unterton in seiner Stimme. Ich zuckte mit den Schultern. „Was...waren das eigentlich für Wesen...?" fragte ich zögerlich. Er zuckte mit den Schultern und wir sassen beide eine Weile schweigend auf dem Baumstamm. „Wie war's bei Mrs. Black?" durchbrach er die Stille, und ich fand das er keine unangenehmere Frage hätte stellen können. Ich schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern. Momentan war ich echt nicht in der Stimmung über Mrs. Blacks Verhalten oder meine Vorstellungen zu diskutieren. Daran lag mir wenig. Ich wollte nur endlich wieder einen klaren Kopf haben und diese Bilder aus meinem Kopf verbannen. Es wäre echt gut, wenn ich hier weg könnte... "Wenn du schon hier bist, komm mit, ich will dir etwas zeigen..." wechselte er das Thema. Ich folgte ihm schweigend. Er führte mich tiefer in den Wald, und mir wurde immer unheimlicher zumute. "Keine Sorge, wir sind noch nicht in ihrem Revier. Das hier ist noch unseres." das beruhigte mich zwar nur minim, aber ich hatte keine andere Wahl als seinen Worten Vertrauen zu schenken. Wir gingen noch etwa eine halbe Stunde, von Schweigen umhüllt, uns immer tiefer in den Wald begebend. Auf einmal blieb er stehen. Er witterte. Jedenfalls vermutete ich, dass er das tat. Neugierig sah ich ihn an. Er schnupperte noch etwas in der Luft bis er plötzlich zusammenzuckte. „Was ist?" fragte ich ihn beunruhigt, doch er bedeutete mir nur ruhig zu sein und sah sich misstrauisch um. Plötzlich packte er meine Hand und riss mich nach hinten. Gerade noch rechtzeitig bevor die grosse Pranke mich erwischte. Ich schrie auf und rannte, sobald ich mich gefasst hatte, so schnell ich konnte davon. Ich wusste nicht wohin, ich rannte einfach. Weg von dieser Bestie. Ich hörte noch wie mir Taylor etwas hinterherrief, doch die Panik hatte die Oberhand gewonnen und ich war nicht fähig nach hinten zu sehen, geschweig denn stehen zu bleiben. Ich spürte wie in meinem Körper langsam weniger Adrenalin ausgeschüttet wurde, doch mein Herzschlag verlangsamte sich nicht. Mein Herz raste und meine Beine rannten von selbst. Mein Hirn hatte ausgesetzt seit ich realisiert hatte, was mich da um ein Haar zu Muss geschlagen hätte. Ich atmete unregelmässig und merkte, dass meine Kraft langsam nachliessen. Ich rannte jetzt etwas schon fünf Minuten in meinem schnellsten Tempo und versuchte dabei auch noch Wurzeln, Büschen und anderen Waldbewohnern auszuweichen. Plötzlich stolperte ich, überschlug mich ein paar Mal und blieb dann benommen liegen. Als ich mich von meinem Schrecken erholt hatte, riss ich panisch die Augen auf. Und was ich sah liess mir das Blut in den Adern gefrieren. Elegant, majestätisch und ohne Eile. Der grosse Puma war mir dicht auf den Fersen. Und zwar ganz nah. Jetzt konnte ich nicht mehr davonrennen, konnte nicht mehr entkommen. Ich kroch rückwärts von ihm weg, bis ich auf einen Baum stiess. Mist. War es jetzt definitiv aus? Mein Leben hatte doch erst gerade begonnen spannend zu werden. Auch wenn es in den letzten Monaten immer düsterer geworden war. Doch zu meinem Erstaunen blieb der Puma einige Meter vor mir stehen und verwandelte sich in eine Frau. Sie trug ein violettes Kleid und eine Kette, sie war barfuss. Ungläubig starrte ich sie an während sie mit einem seltsamen Grinsen auf mich zukam. „W-was wollen Sie...?" fragte ich und versuchte meine Angst nicht zu zeigen. Doch sie gab mir keine Antwort. Stattdessen machte sie einen weiteren Schritt auf mich zu. Mein Herzschlag hatte sich nicht verlangsamt und ich spürte wie sich die Panik begann sich in mir auszubreiten. Ich drücke mich noch fester an den Baumstamm, doch sie machte nur noch einen weiteren Schritt auf mich zu. Dann ging sie vor mir in die Hocke und musterte mich. „Wie heisst du?" ihre warme Stimme machte mich sprachlos. Ich schluckte, räusperte mich. „Jane..." flüsterte ich gleichzeitig fasziniert und ängstlich. Sie nickte. „Komm, Jane." sagte sie nach einer Weile und reichte mir die Hand. Misstrauisch betrachtete ich ihre Hand. Sie nickte mir aufmunternd zu. Ich war kurz davor ihre Hand zu nehmen als ich ein Heulen hörte. Sie drehte ihren Kopf ruckartig in die Richtung, aus der das Heulen kam und ehe ich mich versah hatte sie sich verwandelt und aus dem Staub gemacht. Verwirrt sass ich unter dem Baum. „Alles okay?" Tay hatte mich endlich gefunden und half mir wieder auf die Beine. „Gehen wir nach Hause..."
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Das Flugblatt
RandomNeues Schuljahr, neue Lehrerin. Ab da änderte sich alles. Die neue Lehrerin scheint Jane ziemlich zu gefallen, für Jane sind solche Gefühle jedoch neu. Und würde es nicht reichen, dass Jane für ihre Lehrerin schwärmt, wird die Schule immer anstreng...