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Ich wachte auf. Schweissgebadet. Ich hatte gerade von Herrn Meyer geträumt. Aber im Traum hatte er mich angeschrien und heftig durchgeschüttelt. Ich schüttelte den Kopf. "War nur n Traum..." versuchte ich mich zu beruhigen. Ich schaute auf die Uhr. Was, ich hatte beinahe mehr als eine Stunde verschlafen! Schnell stieg ich aus dem Bett und rannte, gegen meine Gewohnheiten, in die Küche. Dort lag ein Zettel auf dem Tisch:

Darling

Nach dem gestrigen Abend haben wir zusammen mit Mrs. Black beschlossen, dass du Heute und Morgen nicht in die Schule gehst. Du bist abgemeldet. Mrs. Black wird noch vorbeikommen. Geh wieder ins Bett und schlaf genug.

Küsschen

Mum & Dad

PS: Im Kühlschrank hat es Pfannkuchen. Bediene dich! ;-)

Was?! Aber dann würde ich Mrs. Black kaum noch sehen, in zwei Wochen haben wir Sommerferien und nach den Sommerferien würde ich sie vielleicht nie wiedersehen! Ich rieb mir den Kopf. Autsch! Zu viel war in letzter Zeit passiert. Etwas betrübt ging ich hoch in mein Zimmer. Dort angekommen nahm ich mein Handy, Kopfhörer und kuschelte mich in mein Bett. Dann hörte ich immer und immer wieder dieses eine Lied: Photograph von Ed Sheeran. Plötzlich lief mir eine Träne über die Wange. Dann brach ich zu meiner Überraschung in Tränen aus. Ich schluchzte in mein Kissen und konnte kaum aufhören. Ich konnte es nicht länger verbergen: ich hatte mich in meine Lehrerin verliebt! Ich weinte und weinte und schlief irgendwann erschöpft ein.

Als ich heute zum zweiten Mal aufwachte hörte ich unten Geräusche. Schnell schlüpfte ich in eine Trainerhose und schlich hinunter. Als ich unten war, stellte ich fest, dass die Geräusche aus der Küche kamen. Ich spähte in die Küche. Mrs. Black briet Pfannkuchen. Warte mal, wie war sie hier reingekommen?!

Ausgerechnet jetzt entdeckte sie mich. "Oh, hallo Jane! Geht es dir besser? Hast du etwa geweint??" begrüsste sie mich. Ich schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln, was mir aber offensichtlich nicht wirklich gelang. "Ich habe dir Pfannkuchen gebacken...mach dich fertig dann isst du was, okay?" fragte sie mich, doch es klang eher wie ein Befehl als wie eine Frage. Ich nickte, ging hoch und machte mich fertig. Ich wusste, dass sie mit mir reden wollte, und wappnete mich innerlich schon dagegen. Als ich hinunterkam legte sie gerade einen Teller mit Pfannkuchen auf den Tisch. "Komm setzt dich." sagte sie sobald sie mich gesehen hatte. Ich setzte mich und begann zu essen. Sie setzte sich mir gegenüber. Jetzt sass ich in der Falle. "Also wegen vorhin...ich will ja nicht drängen aber es wäre gut, wenn du mir erzählen könntest, wieso du geweint hast...ich mein, ich bin ja deine Lehrerin..." Ich hörte den etwas vorwurfsvollen Ton in ihrer Stimme und seufzte. Aber auch wenn sie meine Lehrerin war, hatte sie, meiner Meinung nach, trotzdem kein Recht, mich über mein "Privatleben" auszufragen. "Es ist...wegen Herrn Meyer..." nuschelte ich. "Was? Wegen ihm hast du geweint?" fragte sie etwas erstaunt. "Ähm...naja...auch weil ich mich unglücklich verliebt habe..." nuschelte ich wieder. "Aha..." sagte sie nur. "Wollen sie auch etwas Pfannkuchen?" fragte ich sie, vor allem um das Thema zu wechseln. Sie sah mich etwas komisch an, sagte aber dann: "Ah, nein danke! Ich habe schon gefrühstückt." "Natürlich." antwortete ich. "Welcher normale Mensch lehnt einfach so Pfannkuchen ab?!" fragte ich mich aber. Wir schwiegen beide. Ich ass weiterhin meine Pfannkuchen und sie beobachtete mich dabei. Doch dann passierte etwas sehr Seltsames. Ihr Bauch knurrte laut. "Oh...!" Sie sah mich etwas verlegen an. "Ähm...ich..." ich merkte, dass sie nicht wusste, was sie sagen soll. "Entschuldige mich kurz...!" sagte sie dann, stand auf und eilte förmlich hinaus. Verwirrt schaute ich ihr nach. "Wieso lehnt sie zuerst Pfannkuchen ab und dann knurrt ihr Bauch?" fragte ich mich. Ich seufzte wieder. Sie war mir ein Rätsel. Schnell räumte ich meinen Teller Weg und folgte ihr oder besser gesagt suchte sie. "Ähm Mrs. Black?...Geht es Ihnen gut?..." rief ich. Keine Antwort. "Mrs. Black?" rief ich wieder. Wieder keine Antwort. Ich ging ins Wohnzimmer. Und plötzlich sah ich sie. Sie war auf dem Balkon, in einer seltsamen Haltung als kauere sie über etwas. Langsam ging ich näher. Ich öffnete die Türe. Und was ich sah, verschlug mir die Sprache. Das sass sie, und schlang gerade etwas hinunter! Ich wusste nicht was es war aber ich sah noch wie sein Schwanz in ihrem Mund verschwand. Ich schrie auf und sie zuckte leicht zusammen. "Jane was...?!" doch bevor sie ihren Satz beenden konnte, schrie ich nochmals auf. In den Händen hielt sie eine Ratte. Eine Tote Ratte.

Mein Herz pochte. Mein Kopf dröhnte. Mir war schwindlig. "Hör mal, ich kann das erklären..." doch ich unterbrach sie. "H-habe Sie gerade...eine M-Maus v-verschlungen...?!" fragte ich sie ängstlich. "Nein! Ich...Jane, bitte geh hinein und setzt dich aufs Sofa, ich komme gleich nach, okay?" sagte sie und wirkte etwas müde. Ich nickte. Obwohl ich das Gefühl hatte, nächstens durchzudrehen, machte ich was sie sagte. Nervös sass ich auf dem Sofa und wartete. Dann kam sie endlich hinein. "Okay hör zu: du wirst mir tief in die Augen schauen." Ich machte, wie mir befohlen. Ich sah ihr tief in die wunderschönen grünen Augen. Dann sagte sie beschwörerisch: "Du wirst vergessen, was du gesehen hast! Du wirst vergessen, was du auf der Terrasse gesehen hast!" Ihre Augen leuchteten dabei irgendwie so komisch. Ich war etwas verwirrt. Wieso machte sie so komische Sachen? Ich tat jedenfalls so, als ob ich es jetzt nicht mehr wüsste. Wieso weiss ich auch nicht, nehme an Instinkt. "Oh Jane, ich habe dich gesucht! Wo warst du?" fragte sie plötzlich und ich verstand, sie wollte mir garantiert etwas verheimlichen! "Ähm...ich habe Sie gesucht..." antwortete ich. "Ich habe dich auch gesucht...komm wir gehen hoch." sagte sie, und ging ohne ein weiteres Wort an mir vorbei, hoch in mein Zimmer. Ich konnte ihr nur folgen. Als ich oben ankam sah ich, dass sie auf meinem Bett sass. Sie sah etwas mitgenommen aus. Zögerlich setze ich mich neben sie. Ich versuchte sie unauffällig zu mustern. Sie schaute mich an. "Ich glaube, ich sollte dann mal gehen. Und du solltest ja noch etwas schlafen." sagte sie nach einer Weile und stand auf. "Na dann, man sieht sich, bis Morgen." verabschiedete sie sich und ging. Etwas betrübt schaute ich ihr nach. Jetzt war sie weg. Wieder.

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