Gespräche

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Nach dem Zwischenfall gestern war ich Mrs. Black aus dem Weg gegangen. Es hatte mich echt verletzt zu wissen, dass sie mich eigentlich gar nicht brauchte. Ich war nur eine Ergänzung, das Dessert, die Belohnung.

Jedenfalls, zu gestern. Als sie die Ampulle geleert hatte, stand sie auf entriss Lukas die andere Ampulle und fauchte die Zwombies an, sie sollen jetzt gefälligst saubermachen. Diese wichen einige Schritte zurück und verschwanden dann so schnell wie möglich aus dem Saal. Taylor und Mike hatte sie beide nur angeschaut und die beiden hatten sich samt Kuchenstücken aus dem Staub gemacht. Dann wandte sie ihren Blick zu mir zu. Und mir gefror beinahe das Blut in den Adern, denn ihre Iris war nicht mehr grün. Nein.
Sie war rot.
Ohne irgendetwas zu sagen war sie langsam auf mich zugekommen. Ich wollte nach hinten ausweichen, doch hinter mir war die Wand. Ängstlich schaute ich sie an. Sie kam noch einen Schritt auf mich zu. Langsam und bedrohlich. "Willst du nicht noch ein bisschen bleiben?" ihre Stimme klang so komisch, so verführerisch. Nein ich musste mich zusammenreissen. Sonst würde ich heute eher als Abendessen, als als Zwischenverpflegung durchgehen. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf. Sie kam noch einen Schritt auf mich zu. Und noch einen. Ruhig betrachtete sie mich. Ich schluckte. "Wieso?" Ihre Stimme klang nicht kalt. Aber irgendwie liess sie mich trotzdem erschaudern. Verlegen schaute ich auf den Boden. Sie hob mit ihrer Hand mein Kinn hoch, so dass ich keine Wahl hatte und in ihre Augen sehen musste. Langsam kam sie näher, und näher. Jetzt war sie so nahe das ich mich nur noch einige Millimeter nach vorne hätte beugen müssen um sie zu küssen. Was? Nein, zusammenreissen! Genau in diesem Moment kamen die Zwombies in dem Saal mit Besen, Lappen, Müllsäcken und anderem ähnlichem Kram. Sie zuckte weder mit der Wimper noch machte sie irgendwelche Anstalten von mir weg zu gehen. "Ich...ich muss noch...etwas machen..." flüsterte ich, löste mich irgendwie mit viel Kraft aus ihrem Griff und verliess schon beinahe fluchtartig den Saal. Als ich die Türe hinter mir schloss klopfte mein Herz etwa dreimal so schnell wie vor der Essenschlacht. Ich schüttelte den Kopf um meine Gedanken etwas zu ordnen. Ich machte mich auf den Weg zu "meinem" Zimmer und zog ein Pyjama an. Danach ging ich Taylor suchen. Ich fand ihn im Wohnzimmer...? Er mampfte gerade wohl das letzte, halbwegs stabilste Kuchenstück das noch in diese ganzen Gebäude übrig war. "Tay?" seit wann nannte ich ihn denn so? Ich verkniff mir ein Lachen und sah in sein kuchenverschmiertes Gesicht. "Hm?" er hatte den Mund immer noch voll. "Kann ich diese Nacht bei dir schlafen?" Seine Augen wurden ein wenig grösser, doch sonst liess er sich nichts anmerken. Er schluckte hinunter und wischte sich den Mund ab. "Ähm...sicher." Ich lächelte. "Danke"

Ich lag immer noch mit geschlossenen Augen bei Taylor auf dem Bett, machte jedoch keine Anstalten, mich zu rühren. "Jane! Jane! Wach endlich auf du Faultier!" rüttelte mich Taylor. Ja, das muss ich zugeben, mir gefiel Mrs. Blacks Art, mich zu wecken schon besser. Ausser gestern, dass war etwas...schräg. "Was'n los...?" murmelte ich verschlafen. "Wach auf!" sagte er nochmal. Ich setzte mich auf und schaute ihn verwirrt an. "Was ist denn los?" fragte ich ihn genervt und jetzt hellwach. "Komm." sagte er nur und nahm sanft meine Hand. "Was...hey was wird das?" fragte ich ihn misstrauisch. "Vertrau mir..." sagte er und zog mich hoch. Ich nickte. Immer noch meine Hand haltend führte er mich aus seinem Zimmer, hinaus zum Hauseingang. Wir gingen Richtung Wald und waren schon bald tief im Schatten der Bäume. "Wo gehen wir hin? " "Ich...glaube, es ist an der Zeit das wir jetzt mal richtig richtig reden." sagte Taylor. "Was...wovon sprichst du...?" fragte ich verwirrt. Mittlerweile waren wir auf einer Lichtung angekommen. Am Ende der Lichtung befand sich ein umgestürzter Baumstamm. Er ging auf diesen zu, bedeutete mir, mich zu setzten und setzte sich neben mich. "Ich meine, was Mrs. Black betrifft." Ich schluckte. "Wieso...?" fragte ich. "Weil du immer noch nicht die ganze Wahrheit kennst." Ich schaute ihn nur verdutzt an. "Was meinst du mit ganze Wahrheit?" Hatte er wieder vor mir Fragen zu beantworten und dann wieder eingeschnappt zu sein? Oder wollte er mich von etwas ablenken? "Und weil...ich hätte da ein paar Tipps für dich was die Liebe betrifft." Verblüfft sah ich ihn an. "W-was meinst du?" "Also, mal ganz an den Anfang. Wenn ich ehrlich bin, mir ist schon recht früh aufgefallen, wie du sie immer beobachtest. Ich weiss, mir vertraust du auch nicht wirklich, aber...ist da etwa mehr als nur Bewunderung im Spiel...?" Taylor sah mich etwas verlegen an, was sich jedoch auf mich zu übertragen schien. "Äh...also...naja...v-vielleicht...?" stotterte ich eine Antwort hervor. Er grinste. "Dann...stehst du also auf sie?" fragte er direkt. Ich war baff. So direkt hatte ich es jetzt doch nicht erwartet. "Wieso hat sie mich hergeholt?" stellte ich ihm nach kurzem Schweigen eine Gegenfrage. "Bitte was? Achso...naja weil...du gehörst halt zu der gleichen Blutlinie wie dein Vater und..." ich verdrehte die Augen. "...deshalb ist mein Blut so schmackhaft und so lecker und was weiss ich..." sagte ich leicht enttäuscht. "Also erstens: schmackhaft und lecker ist eigentlich das gleiche, und zweitens: nein natürlich nicht nur deswegen. Naja sie hat schon davon geschwärmt und gesagt deines schmecke sogar besser als das deines Vaters aber es geht doch nicht darum!" klärte mich Taylor energisch auf. "Und wieso bin ich dann nicht ihre "Hauptquelle"? Wieso haltet sie es nicht für nötig mein "Superblut" jeden Abend zu trinken?" fragte ich jetzt langsam wütend. "Hey, ganz ruhig. Sie hat dir doch schon selbst erklärt, dass wenn sie dein Blut öfter trinken würde, hätte sie ja nach kurzer Zeit nichts mehr davon. Vor allem, da du ein Teene bist brauchst du mehr Zeit um den Verlust wieder zu ersetzten." "Aha." wirklich glauben tat ich das nicht. "Dann, bin ich für sie nur das "Dessert"?" meine Frage klang so komisch, dass ich, wäre ich in besserer Stimmung gewesen, wohl selbst darüber gelacht hätte. "Naja...ich würde dich mehr als eine neue Mitbewohnerin und für sie eher als reichhaltige Erweiterung des Speiseplans betrachten." Obwohl seine Antwort wohl irgendwie ernst gemeint war, musste ich trotzdem lachen. "Aber...du stehst doch jetzt auf sie...oder?" versuchte er es erneut. Und erneut brachte mich diese Frage total aus dem Konzept. Ich schluckte. "Sag du's mir..." sagte ich unsicher. "Also...warst du noch nie in ein Mädchen verliebt?" fragte mich Taylor jetzt. Ich zuckte mit den Schultern. "Schon mal was von Lesben gehört?" Er lachte. Ich verdrehte die Augen. "Nein weisst du..." "Aber...wenn du willst kann ich dir helfen...ich mein...ich bin selber nicht ganz "straight"..." sagte er mit einem verlegenen Lächeln. "Wie meinst du das?" fragte ich ihn verwirrt. "Naja, straight steht im englischen für "hetero". Also du bist sehr wahrscheinlich gay und Mike oder die Zwillinge sind wohl straight. Wenn du willst kann ich dir ja bei deiner Orientierung helfen...?" Freudig nickte ich. Also machte ihn das wohl so sympathisch...
"Aber...wie willst du mir denn helfen...?" fragte ich ihn leicht zaghaft. "Ich hab da so ne Freundin, die is selber lesbisch. Und rauszukriegen ob du auf Mädchen stehst is gar nich so schwierig." Ich hob eine Braue. "Okay...was hast du vor?" fragte ich neugierig. "Ich stelle dir ein paar Fragen." sagte er mit einem süssen Grinsen. Ich nickte. Er schaute auf seine Armbanduhr und sah mich leicht besorgt an. "Ich befürchte wir müssen das auf ein nächstes Mal verschieben..." "Wieso?" fragte ich leicht enttäuscht. "Sonst reisst mir Mrs. Black den Kopf ab..." ich lachte und folgte ihm zurück. Das würde ich ihr absolut zutrauen.

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