Spitalbesuch

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Ich wachte auf und blieb einige Sekunden einfach auf meinem Bett sitzen. Hatte ich gerade wirklich von dem neuen Jungen geträumt? Seltsam. Extrem seltsam. Aus meinen Tagträumen erwacht, zog ich mich schnell an, ging 'runter in die Küche, ass was und war dann startbereit. Fast schon knapp in der Zeit, verliess ich das Haus und fuhr zur Schule. Dort angekommen, kam James auf mich zu. "Hey" sagte er und küsste mich auf die Wange. Einige Sekunden zögerte ich, küsste ihn dann aber zurück. Er lächelte mich an, was wohl so viel wie "Danke" heissen sollte. "Zum Ausgleich, das du mich gestern völlig vergessen hast, gehen wir heute Herrn Meyer besuchen!" sagte er mich breitem Grinsen. "Oli fährt uns hin!" fügte er noch hinzu. Oli, also eigentlich Oliver ist James grosser Bruder. Er ist 21 Jahre alt und studiere an einer Uni. Er sieht James ziemlich ähnlich, blonde Haare und muskulös, aber Oli hatte wunderschöne graue Augen. "Oh cool!" sagte ich und fügte dann noch hinzu "Ähm ist das für meine Eltern ok?" "Ja, alles klar." sagte er mit einem Grinsen. James' und meine Eltern kannte sich schon lange und wir hatte auch schon viel miteinander unternommen. "Und...ähm...wann?" fragte ich, weil mir das zum Glück noch in den Sinn kam. "Ach ja genau, nach der Schule." sagte er mit einem Grinsen. "Okay, ich freu mich schon...!" das Klingeln der Schulglocke unterbrach mich. "Gehen wir rein?" "Ja klar" antwortete ich mit spöttischen Lächeln. "Klar wieso willst du etwa nicht?!" fragt ich und begann zu lachen. "Doch!" sagte er und schlug mich spielerisch auf den Hinterkopf. So ähnlich ging es weiter bis zu Klassenzimmer. "Na, streitet euch schon so früh, ihr zwei?" fragte und Mrs. Black als wir das Klassenzimmer betraten mit einem leicht spöttischen Grinsen. Ich hörte sofort auf, ihn leicht zu schlagen und schaute zu Boden. "Ähm...nein, oder...naja vielleicht." antwortete ich ihr. Sie lachte ihr hübsches Lachen. Oh man, wie mich dieses Lachen verrückt macht. "Okay dann setzt euch endlich, wir wollen anfangen." Ich nickte und wir setzten uns. Ich konnte den Mittag kaum erwarten. Gott sei Dank verlief der Morgen ohne Zwischenfälle. Dann war die Schule endlich fertig und wir fuhren zum Spital. Naja fast. Leider gab es vorher doch noch einen Zwischenfall. Mrs. Black knallte mir aus Versehen ihre Spinttür an die Nase. Und das ging so: ich war mal wieder die letzte. Gerade packte ich meine Sachen zusammen und wollte hinausgehen als mich James von draussen ungeduldig rief. Leider schaute ich nicht nach vorn als ich losrannte und Mrs. Black nicht in meine Richtung als sie ihren Spint schloss. So kam es das ich mit blutüberströmtem Mund und blutender Nase im Klassenzimmer sass und Mrs. Black mir kalte Tücher auf den Nacken legte. Sie machte es sehr zärtlich, was ich etwas unheimlich fand, aber andererseits konnte ich es verstehen denn sie entschuldigte sich die ganze Zeit. "Hör mal, das tut mir wirklich leid! Ich habe dich einfach nicht gesehen! Es tut mir so leid!" Das sagte sie etwa alle paar Minuten. "Es ist ja auch meine Schuld, ich bin hineingerannt..." sagte ich. "Ja, aber ich habe den Spint geschlossen, also ist es meine Schuld." Ich wollte nicht mit ihr streiten und beliess es bei dem. Sie wechselte die Tücher aus und Strich mir zärtlich über den Kopf. Mit lief ein Schauer über den Rücken. "Ach du arme..." murmelte sie. Zum Glück wusste ich nicht wirklich was sie damit meinte. Da erschien James auf der Türschwelle. "Ähm Jane? Kommst du?" fragte er. "Ja, hör mal..." wollte ich ihm erklären aber Mrs. Black unterbrach mich. "...es gab einen kleinen Unfall. Jane sollte noch etwas hierbleiben." "Ich bin ganz ihrer Meinung Mrs. Black aber...wir wollten drum ins Krankenhaus und Herrn Meyer besuchen..." wandte James ein. "Oh ja das verstehe ich aber Jane sollte noch etwas hierbleiben. Ihr könnt ja schon mal dorthin fahren und ich fahre dann mit Jane nach, okay?" fragte sie ihn. "Okay." murmelte James und ging. Sie wechselte die Tücher noch einmal und dann nahm sie sie ganz weg. "Ich werde jetzt deine Nase befühlen. Bitte sag mir wenn sie schmerzt." Ich nickte und sie befühlte vorsichtig meine Nase. Zuerst mit wenig Druck dann mit etwas mehr Druck. Als sie etwas fest zudrückte zuckte ich zusammen. "Aua!" rief ich. "Oh tut mir wirklich leid!" sagte sie und ich war den Tränen nahe. "Komm ich fahre dich jetzt ins Krankenhaus da können sie dich gleich mal untersuchen." Ich nickte nur und folgte ihr hinaus, sah zu wie sie die Tür schloss und folgte ihn schliesslich zu ihrem Auto. Sie öffnete mir die Tür und ich stieg etwas zögerlich hinein. "Nicht so ängstlich, ich beiss schon nicht." sagte sie mit einem leicht spöttischen Lächeln und ich senkte beschämt den Kopf. Sie fuhr los und nach etwa einer viertel Stunde waren wir angekommen. Sie half mir aus dem Auto, auch wenn das eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Als wir im Krankenhaus ankamen bat sie eine Schwester sofort, mich zu unter suchen mit dem Vorwand, es ginge schnell. Die Schwester willigte erstaunlicherweise ein. "Deine Nase ist gebrochen." stellte die Schwester fest "Wie ist das denn passiert?" Noch bevor Mrs. Black hätte antworten können sagte ich: "Im Turnunterricht bin ich in eine Stange hinein gerannt..." "Okay dann pass nächstes Mal lieber auf, wohin du rennst. Ich nickte und die Schwester bedeutete uns zu warten. "Wieso hast du das gesagt?" fragte mich Mrs. Black etwas wütend. "I-ich w-wollte nicht d-das...es wäre komisch g-gewesen wenn ich g-gesagt hätte, dass Sie mir die Spinttür ausversehen an d-die Nase geknallt hätten, o-oder?" stotterte ich leise vor mich hin. Leicht genervt verdrehte sie die Augen. "Aber deshalb musst du ja nicht dir die Schuld in die Schuhe schieben! Ich trage die Verantwortung für dich verstehst du?" Ich nickte stumm und da kam schon die Schwester mit einem komischen Ding in der Hand zurück. Sie "schnallte" es mir um die Nase nachdem sie sie gut gepolstert und mit Pflastern abgedeckt hatte. "So das sollte halten. Wenn nichts schief geht sollte sie in 3 Wochen wieder heil sein. Falls es Probleme geben sollte melden wir uns bei dir oder du dich natürlich bei uns." Ich musste noch meine Handy-und Telefonnummer angeben dann waren wir fertig. "Ich möchte dich nach Hause fahren. Ruf mich an, wenn ihr fertig seid, okay?" sagte sie und gab mir ihre Handynummer. Sie gab mir ihre Handynummer! OMG! Ich hatte das Gefühl nächstens in Ohnmacht zu fallen vor Glück. Ich nickte und machte mich auf, James und Oli zu suchen. Ich hatte sie schnell gefunden. Sie waren in der Cafeteria und tranken eine Limo. "Hey" sagte ich und stezte mich zu ihnen. "Hey Jane! Was ist denn mit deiner Nase passiert?" fragte Oli erschrocken, als er mich sah. "Ach, Mrs. Balck hat ihr ihre Spinttür an die Nase geschlagen." sagte James mit einem Grinsen. "Gar nicht wahr! Ich bin reingerannt, weil du so stressen musstest." erwiderte ich etwas wütend. Ich konnte es nicht haben, wenn er Mrs. Black beschuldigte. "Okay, okay wie auch immer, ist sie denn gebrochen?" fragte Oli mich weiter. Ich nickte. "Oha, dann habt ihr ja eine sehr starke Lehrerin!" sagte Oli anerkennend und stand auf. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Aber was Oli sagte klang logisch denn es war nicht so einfach jemandem die Nase zu brechen, indem man einen Spint schloss. Naja war jetzt ja auch egal. "Kommt, gehen wir endlich Herrn Meyer besuchen." sagte Oli und wir folgten ihm an den Empfang. "Entschuldigen Sie, dürfen wir Herrn Meyer besuchen? Ich bin ein ehemaliger Schüler von ihm und das sind zwei seiner momentanen Schüler." "Lassen Sie mich kurz nachschauen...ja es ist möglich, er steht einfach immer noch sehr unter Schock. Bitte gehen sie nur einzeln hinen, danke! Er ist im 2. Stock im Zimmer 505." "Er leidet unter Schock? Wovon bloss?" fragte ich mich. Oli bedankte sich und wir gingen hoch zum Zimmer 505. "Wer will zuerst rein?" fragte uns Oli. "Du kannst von mir aus." sagte James und ich stimmte ihm zu. "Ganz ehrlich, Mrs. Black hat dir ihre Spinttür an die Nase geknallt, oder? Obs absichtlich war oder nicht ist mir egal! Sie hat es gemacht, oder?" fragte mich James, kaum war Oli im Zimmer verschwunden. "Ja schon, aber..." "...hör auf, sie ständig zu verteidigen! Sie hat es getan, punkt!" "Wenn du's unbedingt so willst, dann eben ist's halt so..." "Gut dann ist es so." sagte James zufrieden und da kam schon Oli raus. "Ich geh." sagte James und bevor ich handeln konnte war er schon im Zimmer verschwunden. "Wie findest du sie eigentlich, diese Mrs. Balck?" fragte mich Oli ganz unerwartet. "Ich?...ähm...naja ganz gut...wieso?" fragte ich. Ich durfte mich nicht verraten! "James hat halt behauptet...naja...das du sie sozusagen vergöttern würdest...stimmt das?" Es war das erste Mal das ich hörte, wie Oli zögerte. "Was?? Nein! Ich finde er übertreibt sehr. Sie ist doch meine Lehrerin!" sagte ich, so gut ich konnte, gespielt entsetzt. Oli schien erleichtert, nickte aber nur. Dann kam endlich James aus dem Zimmer und ich durfte rein. Das Zimmer war lichtdurchflutet. Ich trat an das Bett. Jetzt wurde mir klar, warum Oli und James nur so kurze Zeit hier drinnen gewesen waren: Herr Meyer lag in Kissen gebettet und starrte nur entsetzt und wie erstarrt an die Decke. "Herr Meyer?" sprach ich ihn vorsichtig an. Keine Reaktion. "Herr Meyer, können sie mich hören?" versuchte ich es nochmal. Wieder keine Reaktion. Ich setzte mich auf einen herumstehenden Stuhl und betrachtete ihn von dort aus. Plötzlich setzt er sich kerzgerade und mit starrem Blick auf und schrie verzweifelt. Er fuchtelte mit den Händen und schrie immer wieder: "Lass mich in Ruhe, lass mich in Ruhe!" Ängstlich weiteten sich seine Augen und er schrie dieses Mal: "Bitte töte mich nicht, bitte. Ich gebe dir alles was du willst!" Dann sank er erschöpft wieder auf die Matratze hinunter und murmelte immer noch: "Lass mich in Ruhe, bitte töte mich nicht!" Inzwischen waren Krankenschwestern ins Zimmer gerannt gekommen, auch weil es angefangen hatte, zu piepen. Ich war die ganze Zeit nur wie versteinert ängstlich auf dem Stuhl sitzen geblieben und getraute es mir erst jetzt wieder aufzustehen und die Schwestern bemerkten mich. Eine kam auf mich zu und fragte mich: "Was ist passiert?" Stockend erzählte ich es ihr und dann führte sie mich aus dem Zimmer hinaus. "Was war denn los?" fragten mich Oli und James besorgt. "Herr Meyer ist durchgedreht..." sagte ich und dann wurde plötzlich alles schwarz. Als ich aufwachte wusste ich zuerst nicht, wo ich war. Dann stellte ich zu meinem Schrecken fest, das mir der Raum, indem ich mich befand, nicht bekannt war. Ich lag in einem weichen Bett. Zugedeckt. Ich glitt aus dem Bett und wollte aufstehen als mir schwindelig wurde und ich mich wieder hinsetzen musste. Dann kam zu meiner Überraschung Mrs. Black ins Zimmer. "Wo...wo bin ich?" fragte ich sie verwirrt. "Bei mir Zuhause..." antwortete sie ruhig. Ich war verwirrt. "Wieso?" fragte ich sie. "Du bist ohnmächtig geworden und ich hab dir hierher gebracht. Deine Eltern wissen Bescheid." sagte sie beruhigend. "Jane? Würde es die etwas ausmachen, wenn du mir erzählen würdest, was im Zimmer geschehen ist?" fragte sie mich nach kurzem Zögern, nachdem sie sich neben mich auf das Bett gesetzt hatte. Plötzlich kam mir schlagartig alles wieder in den Sinn und ich begann zu zittern. "Oh, was ist denn los? Soll ich dir einen Tee machen?" fragte sie mich besorgt. Ich konnte nicht antworten, meine Kehle war plötzlich wie ausgetrocknet. "Jane? Geht es dir gut?" fragte sie und schaute mich besorgt an. "Er...er setze sich auf und begann zu schreien...er schien so verängstigt so verrückt...er fuchtelte wild mit den Händen herum...es war schrecklich...als...als hätte ihn etwas bedroht...als hätte ihn etwas töten wollen...was ist nur mit ihm los...?" sagte ich und mir lief eine Träne über die Backe. "Oh der arme! Scheint ja wirklich verrückt geworden zu sein..." sagte sie, doch ihre Stimme kam mir teilnahmslos vor. Sie klang etwas desinteressiert. Irgendwie. "Also komm, ich fahre dich jetzt besser nach Hause." sagte sie und stand auf. Ich nickte und folgte ihr hinaus aus der Wohnung zu ihrem Auto. Ich nahm kaum etwas wahr, stolperte ihr nur nach wie in Trance. Als sie mich bis zu mir nach Hause gefahren hatte stieg sie aus und half mir aus dem Auto. Die langsam untergehende Sonne schien ihr auf ihr Gesicht und umrahmte es. Sie sah wunderschön aus. Sie klingelte bei uns und mein Vater öffnete sofort. "Oh, Jane! Geht es dir gut?" fragte er mich besorgt. Ich nickte nur. "Kommt doch rein!" sagte er und hielt und die Türe auf. Mrs. Black folgte mir und mein Vater wirkte etwas müde. "Komm Jane, mach dich bettfertig, okay?" Ich nickte und schleppte mich in mein Zimmer. "Wieso hat mich Mrs. Black zu ihr nach Hause gefahren? Und wieso schien Mrs. Black so desinteressiert? Und was ist mit Herrn Meyer geschehen?" dachte ich verzweifelt. Ich hatte so viele Fragen doch im Moment konnte die mir Niemand beantworten. Niemand.

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