5.Kapitel

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Nicht dein Ernst!!! In allen Filmen und Büchern sind die kitschigsten und, wenn ihr mich fragt, unrealistischsten Momente immer die, in denen "ausgerechnet" die Protagonistin von ihrem Schwarm geküsst wird, oder der "Worst case", der schlussendlich das Liebespaar zusammenbringt, rein "zufällig" eintritt, wie zum Beispiel, dass bei einem Rettungsschwimmerkurs genau die Hauptperson und ihr Schwarm in Partnerarbeit die Mund-zu- Mund- Beatmung üben sollen! Blödes Beispiel, ich weiß. Nicht, dass Liam mein Schwarm wäre, ganz im Gegenteil!! Aber nun stand ich dort, in einer bis auf die letzte Karte ausverkaufte Arena, gefüllt mit lauter kreischenden Mädchen, die mehr als hundertmal lieber in meiner Haut gesteckt wären und würde mich von genau dem Member der Boyband küssen lassen müssen, der mich so sehr an meinen Ex erinnerte, dass ich Baby ihn nicht einmal ansehen konnte.

Liam beugte sich langsam zu mir herüber und ich zuckte verschreckt zurück. Von der Nähe sah man die Unterschiede zwischen ihm und Kevin schon deutlich, aber trotzdem war es verblüffend, wie nah das Braun seiner Augen an das von Kevin herankam. Aber ich wollte definitiv nicht von ihm geküsst werden! Aufgabe hin oder her, da hatte ich schon noch ein Wörtchen mitzureden!

Als sein Gesicht meinem nah genug war, beugte ich mich schnell vor und flüsterte in sein Ohr: " Du musst das nicht tun!" Zu mehr kam ich nicht, denn Louis und mit ihm hunderttausende Fans hatten bei meiner Bewegung angefangen, laut zu johlen.

Liam starrte mich verblüfft an, dann grinste er erleichtert und drückte seine Lippen auf meine Stirn. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinen Armen, aber da war er schon wieder weg. Ich sah noch, wie Harry auf ihn zurannte und verdattert auf seine Stirn und seine Lippen deutete, so als wolle er sagen: " Was war das? Ein Kuss??"

Aber mir war das nur recht. Schon begannen sie, das nächste Lied anzustimmen und ich presste mich mit aller Gewalt nach hinten, was die Mädchen hinter mir natürlich erfreut ausnutzten, um ihren Idolen näher zu kommen.

Bis zum Ende des Konzerts war ich nicht mehr ganz so übermütig, was nicht heißen sollte, dass es mir nicht gefiel. Aber dieser Blick... Liam hatte mich so an Kevin erinnert, als er mich das erste mal hatte küssen wollen. Aber er war nicht Kevin! Nein, er war ein internationaler Star und hatte gerade MICH geküsst! Eigentlich sollte ich über alle Maße begeistert sein. Aber ich war es nicht. Nach dem letzten Song leerte sich die Halle allmählich und ich entdeckte endlich Peer, der grinsend am Kartenhäuschen lehnte.

"Und?", fragte er, als ich in Hörweite war und wackelte mit den Augenbrauen. " Wie wars? Hast du ihm irgendwas versautes ins Ohr geflüstert, oder was war das fürne Aktion?"

Für diesen schlechten Witz erntete er einen Schlag gegen die Schulter und jaulte kurz auf.

" Natürlich nicht, du Schwein! Ich wollte nur nicht, dass er sich zu etwas gezwungen fühlen muss, ich mein, was ist das denn für eine Aufgabe? Küsse einen Fan aus dem Publikum? Sie sind doch kein Preis oder so..."

Peer runzelte die Stirn und meinte nur: "Das ist also der Grund? Ganz sicher?" Hörte sich irgendwie nicht so an, als würde er mir glauben.

" Waas? So ist es, das ist die reine Wahrheit, okay?", verteidigte ich mich und wir begannen, Richtung Auto zu schlendern.

" Egal, du wurdest zwar nur von einem der begehrtesten Teenieidole der Welt auf die Stirn!!", großes Kichern, " -geküsst, aber wie fandest du den Rest so?", fragte Peer mich.

" Ich muss sagen, es war wirklich klasse.", gab ich zu und fügte noch hinzu: "Ich werde das Konzert auf jeden Fall in den Artikel mit einbauen, das ist sicher. Und du? Wie fandest dus? Schließlich bist du da bestimmt der einzige Mann über zwanzig gewesen, wenn man von der Band mal absieht." Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen und Peer boxte mir leicht gegen den Arm.

" Ach, ganz gut, nur nicht so meine Art von Musik. Aber ich kann mir vorstellen, dass du vieles über die Jungs erzählen kannst. Sie scheinen ja ziemlich unterschiedlich zu sein." Nachdenklich sperrte er das Auto auf und ich bejahte, während ich mich auf den Beifahrersitz schwang.

Als wir uns langsam von der Arena entfernten, fing Peer auf einmal einfach so, aus dem Nichts heraus, an, zu lachen. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu und er kicherte: " Schon komisch, dass ausgerechnet du, die doch eigentlich zur reinen Recherche anwesend war, geküsst wirst, während wahrscheinlich ein Viertel des restlichen Publikums schon ihr drittes Konzert in Folge erlebt und nur auf den Moment wartet."  darüber konnte ich, ehrlich gesagt, nicht lachen. Ein wenig ernsthafter fuhr Peer fort: "Weißt du, du hast wirklich großes Glück, Veronika. Dir bietet sich eine einmalige Chance, nutze sie." Ich nickte und bekam einen großen Kloß im Hals. Alles hing jetzt von der Pressekonferenz ab. Und von dem Artikel! Wenn ich das hier richtig machen würde, könnte ich vielleicht endlich den Beruf ausüben, von dem ich immer schon geträumt hatte!! Ich durfte jetzt bloß nichts versemmeln. Außerdem stand ich in der Schuld von einigen Leuten. Einer von ihnen saß gerade neben mir...

Vor meinem Hotel angekommen, stiegen wir beide aus und noch ehe Peer überhaupt zu Wort kommen konnte, umarmte ich ihn stürmisch. " DANKE!!", murmelte ich in seine Jacke. " Danke für das Konzert, danke für den Tag und das du dich so toll um mich kümmerst! Ohne dich wäre ich aufgeschmissen! Oh, und natürlich die Pressekonferenz! Danke, Danke, Danke!" Ich spürte, wie Peer in sich hinein kicherte. Dann strich er mir sanft über den Kopf und ich drückte ihm einen dicken Schmatzer auf die Backe.

" Keine Ursache, wirklich!", meinte er zwinkernd und ich winkte ihm, bevor ich im Hotel verschwand.

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Stirnrunzelnd sah ich aus dem Fenster. Nicht, weil es regnete oder stürmte. Nein, es strahlte die Sonne am Himmel! Seltsames Wetter hier...

Dem Wetter entsprechend schnappte ich mir eine schwarze Leggins, ein langes Top und meine geliebte Jeansjacke, band meine Haare zu einem Dutt zusammen und verließ hastig das Hotel. Um meinen Orientierungssinn ein wenig auf die Probe zu stellen, hatten Peer und ich uns zum Frühstück für dasselbe Cafe, wie am Tag zuvor verabredet. Nur, dass ich diesmal selber hinfinden musste. Hochkonzentriert studierte ich die U-Bahnpläne und steuerte zielsicher auf die nächste Station zu.

Zwar war es die richtige Linie, nur leider in die vollkommen falsche Richtung. Nach einigem hin und her hatte ich es dann schließlich trotzdem geschafft und setzte mich an den kleinen Tisch vor dem Cafe, an dem Peer schon schmunzelnd wartete. "Nicht verfahren?", fragte er neugierig. Zu spät war ich ja immerhin nicht. " Nie!", empörte ich mich und setzte mich neben ihn, das Gesicht der Sonne entgegen. " Schönes Wetter, was?", meinte Peer und ich nickte versonnen.

Er entschuldigte sich kurz, um sich eine Zeitung zu kaufen, während ich unsere Bestellung aufgab. Als Peer zurückkam, entdeckte ich in seiner Hand ungefähr das größte Schmierblatt ganz Englands. " Warum hast du denn DIE Zeitung gekauft?", fragte ich entsetzt.

"Na, deswegen!", entgegnete Peer und zeigte mir die Titelseite.

Oh. Mein. Gott.

I AM ( One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt