I AM ( One Direction FF)

Ich lief weiter. Total erledigt zwar, aber ich konnte einfach nicht aufhören. Einen Schritt vor den anderen. Jeder war ein Fausthieb in Kevins Gesicht. Und in das von Fr. Tramm. Und mit jedem Meter fühlte ich mich besser. Der Regen, der schon meine Haut unter der Leggins und dem Shirt erreicht hatte, störte mich nicht weiter.

Im Gegenteil, alles im Wald schien durch den Regen erst richtig aufzublühen und der Anblick eines jeden Tropfens, der auf ein Blatt fiel, faszinierte mich. Ganz im Gegenteil zu... HALT! STOPP! Du denkst jetzt NICHT darüber nach, Vero, nein, das tust du nicht!!

Also konzentrierte ich mich weiter auf den Song, der aus meinem I-Pod dröhnte. I am von Bon Jovi. Perfekt zum Abreagieren.

Als das Lied zu Ende war, merkte ich erst, wie heftig ich schnaufte. Wie ein Walross, schmunzelte ich in Gedanken.

Ich hielt  am nächsten Baum und lehnte mich gegen die kühle Rinde. Ein tiefer Atemzug. Dann stieß ich mich ab und joggte in Richtung meines Hauses.

Im Trockenen angekommen merkte ich erst, wie ich zitterte. Oh Gott, wahrscheinlich war es draußen kälter, als ich dachte und morgen wache ich mit Erkältung auf. Das wär echt zu viel!

Stöhnend nahm ich mir ein Handtuch aus dem Bad und wickelte meine Haare zu einem Turban darin ein. Kaum raus aus dem nassen Zeug und in meinem lila Frotteebademantel(soooo weich*-*) ließ ich mich auf die Küchenbank fallen und schaltete den Computer ein.

Auf der Website der Allen- Tageszeitung war mein Artikel natürlich noch nicht erschienen- wer hätte es gedacht?- und deshalb ging ich gleich zur Website der The Independent über.

Ich fraß mich förmlich durch die Artikel. Mein absoluter Traum wäre es, bei dieser Zeitung arbeiten zu dürfen. Dazu müsste ich nur eben den Sprung aus dem kleinsten Kaff der Welt in die Megametropole London schaffen. Sowohl beruflich, als auch wohnungstechnisch.

Obwohl das größere Problem eindeutig ersteres war. Momentan studierte ich Anglistik und Journalismus, also der Wille ist ja da. Aber das kleine Dörfchen Allen, ein unbedeutendes Fleckchen Erde in Deutschland, besaß die bescheidene Anzahl von 700 Einwohnern. Daher gab es eigentlich nie etwas wirklich Tolles zu berichten, aber ich musste  auffallen. Mit einem möglichst außergewöhnlichem Artikel.

Ich zweifelte nur, ob die Vorsitzenden der Independent an einem Artikel über die durchschnittliche Milchleistung der Kühe in Allen interessiert waren. Und  mehr als die Rubrik 'Lokal´  traute mir die verdammte Tramm nicht zu.

Ich hatte sie, glaube ich, schon um die hunderttausendmal angefleht, mir doch bitte mal einen Artikel über Politik oder wenigstens Unterhaltung zuzugestehen. Aber nein, das wollte sie nicht. Abgesehen davon berichteten die Konkurrenzzeitungen- wobei, Konkurrenz ist gut, die haben dreimal so viele Mitarbeiter wie wir- schon über die ganzen Fauxpas der deutschen Stars.

Gelangweilt klickte ich auf einen Link am Ende eines Artikels über irgendeinen Fußballspieler. Und landete auf der totalen Klatschseite. Na toll. Normalerweise lese ich so was rein aus Prinzip nicht, aber ich war einfach zu deprimiert, um auf die Fettnäpfchen irgendwelcher Prominenten verzichten zu können. Vielleicht tröstete mich das jetzt.

Nach drei Artikeln, allesamt über Justin Bieber, schrie ich fast auf vor Frustration. Unser verschlafenes Nest kannte eigentlich nur deutsche VIP´s, aber ich glaube, niemand kam an diesem Bieber vorbei.

Eine vielversprechende Überschrift der neueren Artikel weckte mein Interesse: kein Justin weit und breit. Also öffnete ich die Seite.

Und da waren sie. Fünf Jungs, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Dem Artikel konnte ich entnehmen, dass es sich um eine britische Boyband namens One Direction handelte. Und laut besagtem Artikel war sie die angesagteste Boyband der Welt momentan. Hmm, mich wunderte es kein bisschen, dass ich noch nichts von ihnen gehört hatte. Dieses Dorf war einfach zu abgeschieden. Und seriöse Zeitungen wie die SZ oder die Faz berichteten weder über Justin Bieber, noch über sonstigen Klatsch. Oder ich hatte schlichtweg nicht darauf geachtet.

Was mich an dem Artikel aber am meisten faszinierte und meine Augen zum Leuchten brachte, war die Überschrift:

Seit zwei Wochen unauffindbar

Was verbirgt One Direction??

Herrlich.

Ich hatte einen Plan.