18. KAPITEL

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,,Sturm?",fragte Elsa. ,,Oh nein! Wenn ich jetzt wieder das Wort Langweilig höre, bring ich dich um!",sagte Sturm. Sie war sichtlich genervt. ,,Nein, darum geht es diesmal nicht",erwiderte Elsa sofort. ,,Wir sind bald da."  ,,Und wann?"  ,,Spätestens heute Abend",antwortete Elsa. ,,Wenn uns nichts mehr dazwischen kommt."  ,,Hoffentlich."  Sturm schaute in die Ferne. ,,Ich will nicht mehr reisen. Es hängt mir langsam zum Hals raus."  ,,Kann ich verstehen. Ich will auch nach Hause. Ich vermisse meine Familie und meine Freunde."  ,,Sei froh, dass du noch eine Familie hast",meinte Sturm. ,,Ich habe niemanden mehr."  ,,Warum eigentlich nicht? Kannst du mir das sagen?",erkundigte sich die Drachenkönigin. ,,Meine Familie wurde von euch Menschen getötet. Die, die überlebt haben, sind verschwunden und nie wieder aufgetaucht",erzählte sie. ,,Und warum bist du nicht verschwunden?"  Sturm schaute sie traurig an. ,,Ich habe an Frieden geglaubt. Ich habe an die Legende der Drachenkönigin geglaubt. Die anderen Drachen haben mich deswegen ausgelacht. Sie haben gesagt, dass ein Mensch niemals zu den Drachen gehören könnte. Jetzt sehe ich, dass ich recht hatte. Trotzdem hätte ich mit den anderen mitgehen sollen. Jahrelang war ich auf der Suche nach ihnen. Ich habe sie nie gefunden. Doch ich war nicht nur wegen ihnen auf der Suche."  ,,Was hast du denn noch gesucht?"  Elsa konnte irgendwie nicht glauben, dass der Riesenhafte Albtraum noch etwas anderes gesucht hatte. Sturm gab ihr auf diese Frage keine Antwort. Stattdessen redete sie weiter. ,,Damals war ich auch mal kurz auf Berk gewesen, als ihr noch gegen Drachen gekämpft habt. Ich hatte den Frieden zwischen unseren Völkern schon fast abgeschrieben. Ich wurde von einem Katapult getroffen und stürzte zu Boden. Ein Wikinger wollte mit einer Axt mir den Kopf abschlagen. Da kam plötzlich deine Mutter und hat den Wikinger davon abgehalten. Dank ihr konnte ich fliehen. Das hat mir wieder den Glauben an Frieden gebracht."  ,,Meine Mutter hat dich gerettet?"  ,,Ja, dass war an dem Tag, als Wolkenspringer sie entführt hat."  Elsa machte ein nachdenkliches Gesicht.  ,,Kein Wunder, dass ich den Drachen damals nicht töten konnte."  ,,Wenn du einen Drachen getötet hättest, wärst du nicht zur Drachenkönigin geworden."  ,,Liegt bei uns in der Familie",erklärte Elsa. ,,Mein Vater war der einzige, der einzige von uns, der Drachen getötet hat."  Da kniff Sturm aus irgendeinem Grund die Augen zusammen. ,,Was ist das da vorne?"  Elsa schaute ebenfalls nach vorne. Sie war so auf das Gespräch mit Sturm konzentriert gewesen, dass sie nicht mehr auf ihre Umgebung geachtet hatte. Schwarze Wolken zogen über das Meer. In ihnen blitzte und donnerte es. Sie erschrak. ,,Das ist ein Gewitter! Schnell! Wir müssen uns einen Unterschlupf suchen!"  Doch es war weit und breit keine Insel zu sehen. ,,Was machen wir jetzt?"  Sturm geriet in Panik. Aber Elsa wusste es nicht. ,,Keine Ahnung."  ,,Können wir nicht über dem Gewitter fliegen?"  Elsa hatte so ihre Zweifel, ob sie das schaffen würden. ,,Die Wolken sind viel zu hoch. Das Unwetter wird uns erreicht haben bevor wir das Ende der Wolken überquert haben. Wir müssen wohl oder übel hindurchfliegen."  Sie erstarrte. ,,Was? Aber das wäre glatter Selbstmord! Willst du etwa sterben?"  ,,Es bleibt uns keine andere Wahl",entgegnete Elsa. ,,Wir können nicht mehr zurück."  Panisch sah Sturm zu, wie das Unheil näher kam. ,,Sturm, ich habe auch Angst",flüsterte Elsa. ,,Mehr als du. Meine Adoptiveltern Adgar und Idun wären damals in einem Sturm fast ums Leben gekommen."  ,,Ein Grund mehr nicht da durch zu fliegen, Elsa. Ich will länger leben",antwortete Sturm. ,,Hast du ne bessere Idee?",wollte Elsa wissen. Sturm schüttelte den Kopf. ,,Hab ich mir doch gedacht. Also, wir fliegen so schnell wie möglich da durch."  Sturm nickte. ,,Okay."  Beide spannten ihre Muskeln an und schossen nach vorn. Der Sturm kam immer näher. Bald hatten sie die Wolken erreicht. Blitzschnell flogen sie hindurch. Das dunkle Meer schleuderte riesige Wellen zu ihnen hoch. Gehetzt von dem Gewitter wurden sie schneller und schneller. Ab und zu mussten sie Blitzen ausweichen. ,,Wir müssen aufpassen, dass wir nicht getroffen werden!",rief Elsa. ,,Sonst könnten wir vermutlich sterben!"  ,,Wie hoch ist die Chance in einem Gewitter auf dem Meer zu überleben?",fragte der Riesenhafte Albtraum. ,,Nicht sehr hoch!"  Elsa bekam eine Welle ins Gesicht und wurde in die finstere Tiefe gezogen, doch Sturm schnappte sie noch rechtzeitig und brachte sie wieder in die Luft. ,,Danke, Sturm! Das war knapp!"  ,,Ich hab das Gefühl, dass dich das Meer töten will!"  Elsa schaute unsicher zu dem Wasser. ,,Das Gefühl hab ich langsam auch. Ich wäre fast ertrunken!"  Ein Blitz schoss knapp an Sturm vorbei. ,,Das war noch knapper! Ob wir das wohl überleben?"  ,,Natürlich!",schrie Elsa gegen den Wind an. ,,Wenn du schon so denkst, sind wir gleich tot!"  ,,Ach, Quatsch mit Soße!"  ,,Nichts Quatsch mit Soße! Du bist doch hier der Optimist, nicht ich! Also denk gefälligst auch so!"  ,,Halt lieber die Klappe und flieg!",erwiderte Sturm. ,,Was denkst du was ich hier mache!?",fragte Elsa. ,,Hör lieber auf zu Streiten und konzentrier dich auf das Gewitter!"  ,,Konzentrier dich mal lieber auf das Ende da vorne!"  Jetzt erst bemerkte sie, dass es weiter vor ihnen heller wurde. Nochmal beschleunigten die beiden. ,,Wir haben es gleich geschafft, Sturm!"  Doch da passierte etwas schreckliches. Elsa wurde von einem Blitz getroffen. Sofort wurde sie ohnmächtig und stürzte ab. ,,Elsa!", hörte sie Sturm als letztes schreien.

Die Drachenkönigin-Die Reise nach DarkarinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt