16. KAPITEL

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,,Diese Reise ist so langwierig, Sturm",brummte Elsa. ,,Und Darkarin ist immer noch so weit weg. Kann nicht mal was spannendes passieren?"  ,,Bloß nicht",sagte Sturm. ,,Ich brauche keine Abenteuer."  Gelangweilt kratzte Elsa auf dem Felsen herum. ,,Du bist ein richtiger Langweiler. Wieso magst du denn keine Abenteuer?"  ,,Die sind mir zu gefährlich",erwiderte sie. Elsa verdrehte die Augen. ,,Die sind doch jetzt nicht so gefährlich. Ich finde Abenteuer cool. Und wenn ich in der Gestalt eines Nachtschattens welche erlebe, hab ich doppelt so viel Spaß."  ,,Das soll jetzt keine abfällige Bemerkung über deinen Überlebensinstinkt sein, aber sind Nachtschatten nicht schon so gut wie ausgestorben? "  Elsa schüttelte den Kopf. ,,Nachtschatten sind nicht wegen Abenteuern ausgestorben, sondern wegen den Wikingern. Sie wurden ausgerottet. Pass mal auf, dass deine Spezies nicht ausstirbt."  Darauf hatte Sturm keine passende Antwort, weswegen sie auch sofort das Thema wechselte. ,,Wie geht es dir eigentlich? Vermisst du Jack immer noch?"  ,,Es ist nicht mehr so schlimm wie vor ein paar Wochen",antwortete Elsa. ,,Danke der Nachfrage. Netter Versuch, dass Thema zu wechseln, Sturm. Wirklich sehr schlau."  Langsam fühlte sich der Riesenhafte Albtraum genervt. ,,Wollen wir jetzt weiterstreiten oder weiterfliegen?"  ,,Keins von beiden. Wir müssen erstmal was zu fressen finden, sonst sehe ich schwarz."  ,,Okay. Dann gehen wir mal jagen. Wir haben ja schon seit Tagen nichts mehr gefressen."  Sturm setzte sich in Bewegung. Elsa folgte ihr etwas langsamer. Eine ganze Weile kreisten sie über dem Meer, doch es war nicht mal die Schuppe eines Fisches zu sehen. ,,Nichts",knurrte Sturm und schaute zu Elsa. Dieser fielen fast die Augen zu. ,,Was ist denn los mit dir, Elsa? Hast du nicht gut geschlafen?"  Elsa nickte. ,,Da triffst du voll ins schwarze. Ich hatte einen Traum. Am Anfang war es der reinste Horror. Zum Schluss war es viel besser."  Sturm fragte nicht nach, was sie geträumt hatte. ,,Jedenfalls müssen wir eine Insel finden, sonst sind wir bald Fischfutter."  ,,Hier ist irgendwo eine Insel",gähnte Elsa. ,,Sie ist ganz in der Nähe. Das spüre ich."  Der Riesenhafte Albtraum grinste. ,,Schön, dass du wieder deinem Instinkt vertraust."  Elsa knurrte nur und flog in Richtung der fremden Insel. Bald hatten beide sie erreicht. ,,Schau mal. Die Insel ist bewohnt",stellte Elsa überrascht fest. Es war ein kleines Dorf, nicht so groß wie Berk. Zudem waren diese Wikinger keine Drachenreiter, was ja eigentlich logisch war. ,,Alarm!",rief plötzlich eine Stimme. ,,Wir werden von Drachen angegriffen!"  ,,Die haben von dem Frieden zwischen Menschen und Drachen anscheind noch nichts gehört",meinte Sturm. ,,Es kann ja nicht jede Insel so sein wie wir",erwiderte Elsa. ,,Am Besten zeigen wir ihnen, dass wir nicht gefährlich sind."  ,,Wie denn?",wollte Sturm wissen. ,,Wenn wir näher kommen, werden die garantiert auf uns schießen."  Elsa schaute sich die Waffen der fremden Wikinger genauer an. ,,Die haben keine Katapulte, sondern nur Netzwerfer",erwiderte sie. ,,Das sollte für uns kein Problem sein. Du kannst dich ja in Brand setzen, wenn du getroffen wirst und ich kann mich freischießen."  ,,Na gut. Dann wollen wir mal."  Elsa machte einen Sturzflug. Sturm folgte ihrem Beispiel. Doch die Netze trafen sie nicht. ,,Entweder haben die zu viel getrunken oder sie können nicht zielen",meinte Elsa. Es war ein leichtes für die beiden im Dorf zu landen. Doch die Wikinger griffen sie nicht an. Sie hatten auch nicht Schwerter oder Äxte in den Händen. ,,Sie haben keine Waffen",flüsterte Elsa. Die Menschen schnappten sich gewöhnliche Sachen, wie Felsbrocken oder Äste, die sie auf die Schnelle fanden. ,,Hey, wir tun euch nichts",sagte Elsa. ,,Ihr könnt sprechen?",fragte ein Wikinger mit einem blonden Bart. Er sah stärker als die anderen aus und hatte einen Umhang aus Pelz an. Offenbar war es der Häuptling. ,,Ja",antwortete Elsa. ,,Aber nur ich kann sprechen."  ,,Wie heißt ihr?",fragte er weiter. ,,Das ist Sturm und ich bin Elsa, die Tochter von Haudrauf dem Stoischen."  ,,Du bist seine Tochter?" Das Oberhaupt war etwas überrascht. ,,Ich habe schon viel von dir gehört, Elsa. Haudrauf kann echt stolz auf dich sein. Was ist mit seinem Sohn Hicks?"  ,,Hicks? Der hat den roten Tod besiegt und den Frieden zwischen Drachen und Menschen gebracht."  Das Oberhaupt nickte. ,,Dann ist er also der Drachenbezwinger, von dem so viel erzählt wird. Ist er wirklich über drei Meter groß und so stark wie zehn Männer?"  ,,Ähm, da hat wohl einer ziemlich übertrieben. Hicks wird niemals so groß werden und er ist auch nicht der Stärkste, aber der Schlauste."  ,,Aha."  Eine Weile standen alle schweigend da, doch dann brach das Oberhaupt die Stille. ,,Wie unhöflich von mir. Ich stelle euch irgendwelche Fragen und habe mich dabei noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Erwin der Mutige."  Elsa verbeugte sich. Sturm ebenfalls. ,,Schön, dass wir euch kennenlernen. "  ,,Ich muss schon sagen. Du bist sehr höflich, junge Dame. Aber bist du immer in Drachengestalt?"  ,,Nein, aber für diese Reise muss ich es tun. "  ,,Wo wollt ihr denn hin?"  ,,Nach Darkarin",erzählte Elsa. ,,Wir müssen Drachenkristalle holen und dann wieder zurückfliegen. Aber sagt, warum gibt es hier keine Fische?"  ,,Ein Drache treibt hier sein Unwesen",erklärte Erwin. ,,Wir vermuten, dass es ein Glutkessel ist. Er frisst die ganzen Fische oder vertreibt sie. Wir holen uns im Moment Fische aus einem See, der ganz in der Nähe ist. Aber wenn es dort auch keine mehr gibt ist Sense."  Elsa überlegte. ,,Ich könnte mit dem Glutkessel reden. Hoffentlich ist er nicht so störrisch wie ein altes Yak. Sonst wird es schwieriger."  Erwin war voller Hoffnung. ,,Wirklich? Das könntest du tun? Ich verspreche dir, wenn ihr den Drachen verjagt, dass ihr so viel Fisch bekommt wie ihr wollt."  Sturm grinste. ,,Wir kriegen anscheinend doch noch was in den Magen."  ,,Dann wollen wir mal nach dem Drachen gucken."  Elsa breitete die Flügel aus. Gefolgt von Sturm suchte sie das Meer ab. Es dauerte sehr lange. ,,Kann der nicht mal an die Oberfläche kommen?",grummelte Sturm. ,,Ich hab kein Bock auch noch wegen dem schwimmen zu gehen."  ,,Da ist er doch!"  Elsa zeigte mit der Pfote nach unten, wo gerade ein Glutkesselkopf aus dem Wasser ragte.  Sie näherte sich ihm vorsichtig. Der Drache bemerkte die beiden. ,,Hallo",begrüßte er sie. ,,Oh, die Drachenkönigin! Was verschafft mir die Ehre?"  ,,Ich möchte dich was fragen. Darf ich?",erkundigte sich die Königin. Der Glutkessel nickte. ,,Klar doch. Raus mit den Fragen."  ,,Frisst du die ganzen Fische? Es gibt hier kaum noch welche."  ,,Zugegeben, ich habe riesigen Hunger. Ich habe die meisten Fische gefressen. Gibt es ein Problem?"  ,,Die Wikinger auf dieser Insel dort drüben haben kaum noch was zu essen",schilderte Sturm die Lage. Der Glutkessel schaute zu der Insel. ,,Das wusste ich nicht. Okay, dann suche ich mir ein anderes Gewässer, aber vorher will ich den Menschen dort helfen. Ich werde Fische für sie fangen. "  ,,Danke, dass ist sehr nett von dir. Wenn du damit fertig bist, sag ich dir, wo es blauen Oleander gibt. Warum können nicht alle Drachen so sein?"  ,,Das ist super. Ich mach mich mal an die Arbeit."  Er tauchte wieder ab. ,,Bist du sicher, dass er wirklich Fische fängt, Elsa?"  ,,Klar. Glutkessel können blauem Oleander einfach nicht widerstehen."  Schon bald hatte der freundliche Drache einen riesigen Haufen Fische gefangen und brachte ihn zu dem Dorf. Erwin dankte ihm für seine Hilfe und Elsa beschrieb dem Glutkessel den Weg zu der Insel, wo der Oleander wuchs. Dann machte sich der Glutkessel davon. Elsa und Sturm bekamen etwas von den vielen Fischen ab. Als sie fertig gegessen hatten, bedankte sich das Oberhaupt nochmal. ,,Danke, dass ihr uns geholfen habt. Ohne euch wären wir wahrscheinlich verhungert."  ,,Ach, nicht der Rede wert. Wir helfen gern anderen. Aber jetzt müssen wir weiter. "  ,,Viel Glück auf eurer Reise. Ihr seid auf unserer Insel immer willkommen. "  ,,Danke!"  Und so flogen die beiden weiter zur großen Drachenstadt Darkarin.

Die Drachenkönigin-Die Reise nach DarkarinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt