1. Kapitel |:NEUANFANG:| ✔️

11.7K 644 212
                                    

Lied: Woman like me - Little Mix ft. Nicki Minaj

Sieben mal.

So oft musste ich in den letzten elf Jahren bereits umziehen.

Mittlerweile bin ich zwanzig und kann nicht unbedingt sagen, dass ich auf ein entspanntes Leben zurückblicken kann. Eher das Gegenteil ist der Fall. Mit neun Jahren verlor ich meine Eltern. Dummerweise dachte sich der Typ, der sie ermordete, mich ebenfalls abknallen zu müssen.

Seit diesem Tag bin ich eine Flüchtige.

Eine Aussätzige, wie ich es so schön nenne.

Im Zeugenschutzprogramm sagten sie mir dann, dass ich eine andere Identität annehmen müsse. Meine Freunde, meine Familie und mein gewohntes Umfeld musste ich zurücklassen. Den Kontakt komplett abbrechen.

Erzähl mal einem 9-jährigen Kind, dass sie eine ungewisse Zukunft vor sich hat. Dass ein durchgeknallter Psycho hinter ihr her ist und nicht eher aufhören wird sie zu suchen, bis sie tot ist.

Die ersten zwei Jahre waren dementsprechend wirklich hart für mich. Ich bekam einen neuen Namen, den ich so schnell nicht wieder vergessen werde.

Ravenna Black.

Selbst für ein 9-jähriges Mädchen war das erstmal ein Schock. Wer bitte nennt sein Kind Ravenna? Man könnte meinen dieser Name gehört einer bösen Königin die vor hat, die Weltherrschaft zu übernehmen. Und dann auch noch Black.

Rundet die ganze Namenssache ja perfekt ab.

Zum Glück musste ich diesen nicht all zu lange behalten. Der Psycho fand mich und eine neue Identität musste her. Nach unzähligen Umzügen, gewechselten Identitäten und sogar Haarfarben, stehe ich hier, vor der Columbia University mitten in New York.

Ja, die Columbia. Ein Gutes hatte diese Veränderung in meinem Leben ja: Ich konzentrierte mich auf das Lernen, da ich ohnehin alleine war. Ich habe es nicht eingesehen mir großartig Freunde zu machen, schließlich hätte ich am nächsten Tag vielleicht schon wieder ganz woanders sein können.

Wer braucht da schon Freunde? Zumal ich diese sogar mitgefährden könnte. Da halte ich mich lieber an meine Bücher.

Auch hier habe ich nicht vor, es anders zu machen. Jede Person wird schön auf Abstand gehalten. Natürlich geht es nicht komplett ohne irgendwelche Interaktionen, aber weiter als 'Bekannte' will ich nicht gehen.

,,Hast du alles?", fragt mich Scott, der für mich schon fast wie ein großer Bruder ist. Seine braunen Augen mustern mich gespannt.

,,Ja, du kannst jetzt gehen. Was sollen denn die Leute denken? Dass ich meinen persönlichen Babysitter habe?", necke ich ihn, während er mir in die Seite stupst.

,,Bin ja schon weg, aber falls etwas sein sollte, rufst du mich bitte sofort an." Mahnend hebt er eine Augenbraue, was mich immer zum lachen bringt. Wenn ich mit ihm zusammen bin, kann ich wenigstens für eine kurze Zeit all das Schlimme vergessen.

,,Ja Dad!", sage ich gespielt theatralisch. Er zieht mich in eine feste Umarmung. Und jedes Mal fühlt es sich so an, als sei es meine Letzte.

,,Und bau keinen Mist."

,,HA-HA, könntest du jetzt bitte...", ich deute auf sein Auto ,,gehen?", sage ich zuckersüß und klimpere mit den Wimpern, was mich jedes mal eine menge Überwindung kostet, jedoch Scott dazu bringt alles zu tun, was ich von ihm verlange.

,,Ja Prinzessin", bekomme ich nur als Antwort. Mit einem Million-Dollar Lächeln auf den Lippen schwingt er sich elegant in seinen neuen schwarzen Mercedes, worauf er seit einigen Jahren hin gespart hat.

Zeugenschutzprogramm [WIRD ÜBERARBEITET]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt