"Wenn du kommen willst, solltest du lieber reden...", flüsterte er nun sichtlich amüsiert. Seine Wange war jetzt ganz nah an ihrer und Enid spürte seine Bartstoppeln auf ihrer empfindlichen Haut. Dann kam ihr plötzlich ein genialer (oder unglaublich dummer) Gedanke.
Mit voller Kraft biss sie zu und erwischte seine Schulter.
Elijah schrie schmerzerfüllt auf und stieß sie von sich, sodass sie hart gegen das Metall des Autos knallte.
Mit Entsetzen im Blick fasste er sich an die blutende Stelle, während Enid die rote Flüssigkeit ausspuckte.
"Wenn du spielen willst, spiele ich mit. Aber so einfach bin ich dann doch nicht zu knacken, du Ekel."
"Scheiße, bist du wahnsinnig? Hast du sie noch alle?"
Seine Augen waren geweitet und Enid meinte, Panik darin erkennen zu können.
"Du musst damit zum Arzt. Wenn du verrätst, dass ich es war, erzähle ich im Gegenzug, warum. Notwehr bei sexueller Belästigung. Ich hoffe für dich, der Arzt stellt nicht zu viele Fragen."
Mit diesen Worten verschloss sie ihre Hose wieder und richtete ihr Outfit, um sich zum Gehen zu wenden, doch einmal erhob Elijah noch die Stimme.
"Ich werde dich so fertig machen, Enid. Ich werde dich zerstören."
Sie lachte, ohne sich umzudrehen. Es fühlte sich wie ein Sieg an.
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"Du hast nicht wirklich...?"
"Oh doch, genau das habe ich. Schätze, er darf sich jetzt erstmal die Wunde nähen lassen. Mal gucken, ob er sich traut, mich irgendwo zu verpetzen."
"Oh nein, das ist nicht sein Stil. Er wird versuchen, dich bloßzustellen, schätze ich."
Alma nippte an ihrem Kaffee, während sie Enid aufmerksam anblickte.
"Woher weißt du eigentlich so viel über ihn?"
Sie runzelte die Stirn.
"Hab ich das nie erzählt? Er ist quasi Stammgast bei uns in der WG. Zum Vorglühen treffen die sich ständig bei uns mit der gesamten Gruppe. Da fällt mir was ein... die Party dieses Wochenende bei Emily... bist du dabei?"
Sofort versteifte Enid sich.
"Du weißt doch, wie unwohl ich mich meist auf solchen Veranstaltungen fühle..."
"Komm schon, Enid, dich habe ich immer am liebsten dabei. Vanessa ist immer gleich stockbesoffen und diese Zoey ist eine echte Spaßbremse."
Manchmal vergaß Enid, dass Alma auch noch andere Freundinnen in ihrem Studiengang besaß, nicht so wie sie, die durch das jahrelange Mobbing Schwierigkeiten hatte, soziale Kontakte zu knüpfen. Auch mit Alma war sie nur befreundet, weil diese hartnäckig geblieben war und sich an ihre Fersen geklebt hatte wie ein altes Kaugummi. Nur dass es nicht fair war, sie mit einem Kaugummi zu vergleichen.
"Und was unterscheidet mich dann von Zoey?"
"Dass du viel schlauer, hübscher, netter, liebenswerter, freundlicher,-"
"Schon gut, schon gut", unterbrach sie Alma lachend. "Ich komme mit. Aber nur wenn du versprichst, nicht zu viel zu trinken und mich nicht ständig allein irgendwo stehen lässt."
"Nicht zu viel Alkohol, dich nicht alleine lassen, alles klar, das kriege ich hin!" Sie strahlte über ihr ganzes Gesicht, bis ihr wohl ein Gedanke durch den Kopf geschossen war.
"Allerdings trinken wir bei uns vor. Das heißt, Elijah wird wohl auch da sein."
"Meinst du? Mit der Wunde an der Schulter?"
"Mh." Zustimmend nickte Alma mit dem Kopf, ganz sicher schien sie sich aber nicht zu sein.
"Gut möglich, dass er zuhause bleibt. Er ist wohl sowieso nicht besonders begeisterungsfähig für Parties."
Komisch, ich hätte erwartet, dass hemmungslose studentische Saufgelage nach seinem Geschmack sind, so kann er die Mädels eins nach dem anderen abfertigen.
"Du kannst auch bei mir schlafen, wenn du willst. Beatrice ist gerade im Urlaub und so steht ihr Bett frei."
"Mal gucken, aber danke für das Angebot." Enid behagte die Vorstellung nicht, in einem fremden Bett zu schlafen und sie war sich eigentlich sicher, keinen Tropfen Alkohol anzurühren und dann Almas Auto zu nehmen, um zu sich nach Hause zu fahren.
"Wann ist eigentlich dein erstes Training?", wechselte Alma nun das Thema.
"Morgen." Enid lächelte. Mittlerweile freute sie sich darauf. Endlich hatte sie mal die Möglichkeit, die ganze angestaute Wut der letzten Tage rauszulassen.

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Are you my Badboy?
Romance- Für jeden Tag, an dem mich Elija Androwis seit meinem siebten Geburtstag schikaniert, beleidigt oder gedemütigt hat, habe ich einen Euro in mein Sparschwein, welches eigentlich ein dicker brauner Beagle ist, geworfen. Mit achtzehn Jahren hatte ic...