Mittlerweile dröhnte die Musik aus der Stereoanlage und die fünf Kerle waren auf Mixgetränke umgestiegen. Eine große Pfütze aus Orangensaft hatte sich unter dem Tisch angesammelt und Benny versuchte verzweifelt und bereits ein wenig angeheitert, diese aufzuwischen, aber die anderen machten es ihm nicht gerade leicht, sahen sie doch einen Spaß darin, mit den Füßen im Weg zu sein.
Enid hatte mittlerweile aus der nun ebenfalls angetrunkenen Alma die Namen aller Anwesenden herausgequetscht. Der Blonde, welcher anscheinend besonders gut mit Stephano zurecht kam und neben ihm saß, hieß Lukas. Die beiden anderen Jungs waren Joel und Dennis. Sie unterhielten sich über ein paar Mädels aus der Uni, als schließlich irgendwer auf die Idee kam, ein Trinkspiel zu beginnen.
"Es heißt Trinken, Wahrheit oder Pflicht. Es ist ziemlich einfach, zuerst bekommst du die Auswahl zwischen Wahrheit oder Pflicht, wo du dich entscheiden musst. Wenn du deine Aufgabe oder Frage gehört hast, kannst du sie entweder machen oder, wenn es dir zu heftig ist, kannst du Trinken sagen oder einfach so einen Shot trinken. Wenn du die Aufgabe machst, muss der Fragesteller einen trinken. Alles klar?" Es war Dennis, der gesprochen hatte und nun schaute er erwartungsvoll in die Runde. Enid bekam ein flaues Gefühl im Magen
"Ich spiele nicht mit!", sagte sie und sofort lagen alle Blicke auf ihr. Neben ihr kicherte Alma, Enid spürte ihre Hand, die sie spielerisch anstupste.
"Komm schon, das wird bestimmt lustig!" Sie war bereits angetrunken. Shit, was sollte sie jetzt machen? Einfach darauf bestehen, wenn Alma keine Hilfe war? Gehen?
Enid warf ihrer Freundin einen Blick zu und diese lehnte sich zu ihr hinüber.
"Chill, du kannst einfach immer Wahrheit nehmen und lügen", flüsterte sie ihr ins Ohr, welches im nächsten Moment rot anlief.
Gute Idee, auch wenn ich nicht gern lüge, überlegte Enid.
"Okay, ich spiele doch mit."
"Cool." Benny lächelte sie an und schien ehrlich erfreut. "Los geht's", sagte er. Anscheinend nahm er an, dass die anderen sowieso mitspielen wollten.
Sie verteilten Shot-Gläser und Joel schüttete allen Schnaps ein.
"Der Gastgeber fängt an!", verkündete er im Anschluss und blickte zwischen Alma und Benny hin und her.
"Benny, mach du", meinte Alma und lehnte sich wieder an Enid.
"Okay, Alma, Wahrheit oder Pflicht?"
"Wahrheit."
"Stimmt es, dass du letzte Woche Vanessa mit Daniel im Bett erwischt hast, aber bevor es zwischen den beiden zur Sache kam, hast du ihm auf den Bauch gekotzt?"
Die Jungs lachten, doch Alma gab nur ein verächtliches Geräusch von sich.
"Er hat sie abgefüllt und nur seine gerechte Strafe bekommen."
Das Gelächter wurde noch lauter, Benny trank seinen Shot.
"Joel, Wahrheit oder Pflicht?", unterbrach sie die Albernheiten der anderen.
"Pflicht", antwortete der junge Mann mit den kohlrabenschwarzen Locken.
"Küss Benny auf seinen nackten, haarigen Arsch!" Erneut flammte Gelächter auf, doch Joel verzog angewidert den Mund.
"Auf keinen Fall. Ich trinke." Mit diesen Worten hob er sein Glas und stürzte es hinunter.
"Schisser", stichelte Alma und fing sich einen säuerlichen Blick von ihm ein. Nachdem er fertig war, fiel sein Blick auf Enid. Wie ein verschrecktes Tier versteifte sie sich unwillkürlich.
"Na? Wahrheit oder Pflicht, Enid?"
"Wahrheit", antwortete sie. Von Dennis kam ein herablassendes "War ja klar", doch sie ignorierte es.
"Mit wem in diesem Raum könntest du dir am ehesten was vorstellen?"
Na super. Bei so einer Frage brachte selbst lügen nichts, das würde trotzdem peinlich werden.
"Mit keinem!", entgegnete sie heißen Wangen etwas zu energisch und wieder lachten alle Jungs.
"Das gilt nicht. Du musst dich entscheiden. Und Alma geht nicht, es sei denn, du stehst auch auf Frauen."
Enid hatte das Gefühl, verdammt rot anzulaufen, doch zwang sich schließlich zu krächzen: "Dann mit Benny. Er ist der einzige, den ich nicht erst seit heute Abend kenne."
Das klang sogar ganz vernünftig in ihren Ohren, trotzdem war es ihr furchtbar unangenehm und sie warf Besagtem einen unsicheren Blick zu. Der lächelte sie jedoch nur freundlich an. Joel räusperte sich, nachdem er noch einen getrunken hatte.
"Du bist dran, Enid."
"Alma, Wahrheit oder Pflicht?"
"Pflicht."
Shit, sie wusste nicht, was sie ihr für eine Aufgabe stellen sollte.
"Ähm... erzähl einen schmutzigen Witz?", fragte sie mehr als dass sie es anordnete und das Gelächter der anderen folgte prompt.
"Du bist echt genauso brav wie alle immer sagen!", jauchzte Dennis und hielt sich den Bauch.
Enid zog die Schultern ein, sogar Alma schien ein wenig zu schmunzeln, bevor sie irgendeinen Scherz zum Besten gab. Und Enid musste trinken. Mit verzogenem Gesicht kippte sie die brennende Flüssigkeit hinunter.
Als nächstes war Dennis an der Reihe und Alma gab ihm eine besonders gemeine Aufgabe, nachdem sie Enid verschwörerisch zugezwinkert hatte. Er sollte sich bis auf die Boxershorts ausziehen, doch anscheinend gefiel ihm die ganze Sache besser, als Alma erwartet hatte, denn er grinste währenddessen ununterbrochen dreckig.
Beim Anblick seines nackten Oberkörpers wandte Enid ihren Blick voller Scham ab.
Dennis thronte nun halbnackt auf der Couch und hatte als sein nächstes Opfer Lukas auserkoren. Dieser wählte Pflicht.
"Okay, deine Aufgabe wird sein, Enid zwei Minuten lang zu küssen. Ich stoppe die Zeit."
Augenblicklich schlug ihr Herz laut in ihren Ohren und das Blut schoss ihr in den Kopf.
Oh Gott, bitte nicht!
Doch Lukas schien sich zu freuen uns visierte sie entschlossen an wie ein wildes Raubtier.
Fast schon automatisch stand Enid auf und wollte gehen, doch plötzlich packte sie jemand am Handgelenk. Es war Lukas.
"Hey. Es ist doch nur ein Kuss. Komm schon, lass mich nicht wie ein Idiot vor meinen Freunden dastehen."
Enid wusste nicht, was sie sagen sollte, die Situation überforderte sie. Bevor sie den Mund aufmachen konnte, lagen seine Lippen plötzlich auf ihren. Wie ein angeschossenes Reh erstarrte sie. Seine Hände legten sich über ihre Taille und zogen sie an sich.
Im Hintergrund hörte Enid ein Klingeln, irgendwer lief zur Tür. Sie wollte den Kopf abwenden und nachsehen, doch Lukas Hand wanderte zu ihrer Wange und drehte ihren Kopf zurück. Schritte näherten sich.
"Was zum... Das ist ja abartig!"
Enids Blut gefror in ihren Adern. Die Stimme kannte sie...

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Are you my Badboy?
Romance- Für jeden Tag, an dem mich Elija Androwis seit meinem siebten Geburtstag schikaniert, beleidigt oder gedemütigt hat, habe ich einen Euro in mein Sparschwein, welches eigentlich ein dicker brauner Beagle ist, geworfen. Mit achtzehn Jahren hatte ic...