8. Stalking

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Juna Pov:

Er blieb noch einen Augenblick so stehen bevor er ohne ein weiteres Wort einfach ging. Keine zwei Minuten später kam Nathaniel wieder. „Ich mag den nicht." maulte er und sah zur Tür.„Ich auch nicht." Er lächelte leicht und kam zu mir. „Spielen wir was?" Er machte große Augen bevor er sich an meine Hand klammerte. „Das ist nicht fair." jammerte ich und wurde schon in sein Zimmer gezogen. Es war seltsam so mit ihm da zu sitzen, mit dem bisschen Spielzeug das es gab zu spielen und so zu tun als wäre alles normal. Das tat wir schon fast die ganze Zeit in der wir hier waren. So tun als wäre alles okay. Das wir freiwillig hier leben würde, das dass unser Zuhause wäre. So war es aber nicht. Dennoch schluckte ich all meinen Ärger runter, es wäre sinnlos und dumm jetzt unvorbereitet einen Aufstand zu machen. Sebastian saß am längeren Hebel. Aber auch für Nathan blieb ich ruhig und tat mein möglichstes damit er sich wie zuhause fühlt. „Glaubst du Daddy sucht nach uns?" Ich war so überrascht das ich kurz überlegen musste ob ich mir das nicht nur eingebildet hatte. „Was?" Er sah mich an. „Glaubst du Daddy kommt uns holen?" Eine einfache frage die man mit nein oder ja beantworten konnte aber ich kannte die Antwort nicht. „Ich denke das er uns sucht." Er sah wieder weg. Ich würde nach Nick suchen hundertprozentig und bis vor einiger Zeit hätte ich gedacht das er mich auch suchen würde aber ich war mir da nicht mehr so sicher. „Er wird dich auf jeden Fall suchen." Ich strich ihm übers Haar. „Dich nicht?" Er klang verunsichert aber ich konnte sie ihm nicht nehmen den ich war auch verunsichert. Mich nicht? Ich stellte mir die Frage noch lange bis spät in die Nacht. Dennoch fand ich keine Antwort zumindest keine die mir gefiel.Ich wälzte mich im Bett hin und her. Mir war übel was nicht allein an dem vielen Essen lag. Die Frage ob Nick mich suchen würde bereitete mir Buchschmerzen.

Als ich trotzdem endlich Schlaf fand hatte ich Albträume wie Nick mich zurück lassen würde. Er würde kommen, Nathan mitnehmen und mich bei Sebastian verrohten lassen. Ich wachte atemlos auf. Ich schloss kurz die Augen. Ein- und ausatmen. Ich brauchte ein paar Sekunden bis ich mich etwas beruhigt hatte. Bevor mir bewusst wurde was ich tat schlich ich mich runter in die Küche. Ich war vorher noch nie dort gewesen, hatte den Raum nur von außen gesehen. Sie war hübsch. Schlichtes schwarz-weiß. Der Mond der durch das große Fenster schien erhellte den Raum spärlich aber es reichte. Ich versuchte so leise wie möglich die Schränke nach Schokolade zu durchwühlen als plötzlich das Licht anging. Ich hielt in meiner Bewegung inne und traute mich nicht auch nur einen Muskelzu rühren. „Was tust du da?" Seine Stimme war rau und verschlafen. Ich hatte ihn vermutlich geweckt. „Ich hab Schokolade gesucht." Ich drehte mich zu ihm um und wartete darauf das er mich anschrie oder sofort zurück in mein Bett schleifte aber er überraschte mich. Er sah mich kurz verständnislos an bevor er an mir vorbei zu einem der Hängeschränke lief die über der Spülewaren. Er öffnete ihn und kam mit einer Tafel Schokolade zurück. Er packte mich an der Hüfte und setzte mich auf die Kücheninsel hinter mir. Sebastian öffnete die Schokolade und gab mir ein Stück bevor er sich nach hinten an die Küchentheke lehnt und selber ein Stück aß. Ich zögerte bevor ich das Stück Schokolade in den Mund nahm. Er bemerkte es und nickte mir zu, das sollte so viel heißen wie „nur zu". So saßen wir schweigend da und aßen Schokolade. „Dankeschön." Ich mochte ihn vielleicht nicht aber der Aufenthalt dort hätte viel schlimmer laufen können. „Kein Problem." Er reichte mir noch ein Stück das ich begierig verschlang. Er schmunzelte leicht. „Was?" schmatzte ich mit vollem Mund. So viel zu meinen Manieren aber hey, meine Mutter war wie sich herausgestellt hatte ne verrückte psycho bitsch also....

„Du hast Schokolade im Gesicht."Ich fuhr mit den Händen um meinen Mund herum. Aber er schüttelte grinsend den Kopf und kam ein Stück auf mich zu. Er hob die Hand und strich mir mit seinem Daumen über die Nasenspitze. Als er sich nicht zurück bewegte gab ich ihm einen kleinen Stoß. Ich wollte nicht das er mir so nah war. Ein trauriger Ausdruck trat in seine Augen. Er räusperte sich „Du hast also immer noch Albträume." Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Ich nickte. „Ich hab nie verstanden wie du soviel Schokolade essen konntest ohne dick zu werden." Sebastian starrte auf die Fliesen am Boden. „Wie meinst du das?" Das er andeutet ich könnte fett sein interessierte mich herzlich wenig aber irgendwie bekam ich ein flaues Gefühl im Magen.Schon wieder. „Na ja, jedes mal wen du einen Albtraum hattest hast du Schokolade gegessen und du hattest früher so gut wie jede Nacht einen Albtraum." „Das nennt man auch Stalking." Ich versuchte einen Witz daraus zu machen obwohl mir ganz und gar nicht zu lachen zu mute war. Das hieß er hatte mich schon seit langem beobachtete. Ich hätte ihn vielleicht schon vor Jahren töten können. Das nagte schon etwas an meinem Ego. So nah und doch so fern. „Du warst also schon länger in meiner Nähe und nicht erst seit Nick." Er sah wieder hoch und seine Blick traf meinen. „Ich war dein ganzes Leben lang bei dir, bevor du überhaupt geboren wurdest." Er klang ernst. Das war verdammt gruselig. Es hörte sich so an als wäre der Kerl krankhaft von mir besessengewesen. „Ich weiß das kling jetzt etwas krank aber-" Ich unterbrach seine vermeintliche Verharmlosung. „Du hast recht das IST krank." Ich lies ihn stehen und machte mich auf den Weg zurück in mein Zimmer. Er war immer dagewesen. Immer. Das war mehr als nur beängstigend. Ich hatte seit ich alt genug war um zu Kämpfen nichts anderes getan als ihn zu jagen und nun erzählte er mir er wäre immer bei mir gewesen?! Ich war von mir selbst enttäuscht. Ich hatte versagt auf ganzer Linie und nur weil ich zu unfähig war saßen mein Sohn und ich jetzt bei diesem Irren fest und würde vermutlich nie wieder nach Hause kommen.

Ich war schuld. Ich ganz allein.

Until it hurts //3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt